Kapitel 82

Das erste Mal seit zwei Monaten saßen wir gemeinsam in unserem Haus auf der Couch. Pete hatte den Kamin angezündet. Kerzen erhellten den Raum in schummrigen, warmen Licht. Unbeholfen zog Pete mich an sich. Fast schüchtern zog er mir meinen Pullover aus, als ich auf seinem Schoß saß. Ich spürte Angst in ihm. Mein Pete, wirkte plötzlich so schrecklich verletzlich. Er mein Held, war gebrochen. Hatte einsehen müssen, dass er mehr Gefühle zulassen konnte, als er ertragen konnte. Das nicht alles mit einem Mord vergessen gemacht werden konnte.
"Ich liebe dich!" nur gehaucht Worte von mir, während sanfte Küsse seinen nackten Oberkörper trafen. Ich wollte ihn verführen. Wusste aber nicht, ob er bereit dafür war. Wollte ihm Liebe und Zärtlichkeiten schenken, damit sein Herz heilen konnte. Diesmal war ich die Stärkere von uns Beiden. War die, die an uns geglaubt hatte. Wollte ihm helfen, wieder in seine Welt, raus aus dem schwarzen Loch, zu finden. Kapierte erst jetzt, dass seine abweisende Art in den letzten Wochen gar keine böse Absicht gewesen war. Das es ihm gar nicht bewusst war, wie scheiße er mich behandelt hatte.
Pete war aufgestanden, da es an der Tür geklingelt hatte. Also zog ich mir meinen Pullover wieder an. Wer störte uns denn an dem Abend, an dem alles wieder normal zu werden schien?
"Sorry Chelsea." Sam kam gefolgt von Pete ins Wohnzimmer. "Ich wollte euch nicht stören."
"Schon ok."
Sein graues, lichtes Haar wirkte fast weiß im Schein des Kerzenlichts, als er einen Schritt auf mich zu machte, weshalb ich aufstand.
"Möchtest du was trinken?"
"Danke nein Pete. Eigentlich bin ich hier, weil ich euch was geben wollte." er zog einen dicken, weißen Briefumschlag aus der Innentasche seiner Jacke, über der er seine Kutte trug.
"Was ist das?"
"Chelsea, das soll eine kleine Entschuldigung vom Club sein..."
"Nein..." ich hatte meine Hand auf den Mund gepresst. Pete fragend angeschaut, der aber auch nur die Schultern zuckte.
"Das sind zehntausend Euro... Ihr sollt..."
"Mir scheiß egal, was wir damit sollen Sam! Ich... ich will das Geld nicht!" plötzlich fühlte ich mich nicht mehr stark. "Es bringt uns nicht unser Kind zurück."
"Chelsea..."
Ich rannte an Pete und Sam vorbei. War froh, dass keiner von Beiden versuchte mich aufzuhalten. In der Eingangshalle schnappte ich mir meinen Autoschlüssel. Ich musste weg. Einfach raus. Irgendwo einen Kaffee trinken. Ein oder zwei Zigaretten rauchen. Also fuhr ich los. Diesmal aber nur an eine Tankstelle in der Nähe und nicht bis nach Hamburg. Das hätte ich Pete nicht antun können. Er brauche mich, auch wenn ich gerade einen schwachen Moment zugelassen hatte. "Pete?" ich hatte ihn sofort angerufen, nachdem ich auf dem Parkplatz der Tankstelle gehalten hatte.
"Baby! Ist alles..."
"Ja, alles gut. Sorry, aber ich musste kurz raus."
"Schon ok. Wo steckst du?"
"Tankstelle." er wusste welche ich meinte, denn wir fuhren immer zu der Selben. "Ich wollt nen Kaffee trinken."
"Hättest du Bock auf nen süßen Typen an deiner Seite, mit dem du quatschen kannst beim Kaffee trinken?"
Ich lächelte. "Ja hab ich." gestand ich, bevor wir auflegten. Blieb im Auto sitzen. Wollte warten mit dem Kaffee holen, bis Pete da war. Er wollte quatschen. Ich war gespannt über was. Hoffte, dass er mich noch weiter in seine Gefühlswelt eintauchen ließ. Das er mir die Chance gab, ihn zu verstehen.
Es dauerte nicht lange, bis eine Harley auf den Parkplatz bog. Ich war ausgestiegen. Sah Pete, der hinter Sam auf der Maschine saß. Lächelte, als er abstieg und auf mich zu kam. Nur ein winziger Kuss, dann legte er einen Arm um mich.
"Chelsea?" Sam stand vor mir. Hielt seinen Helm in den Händen, während er verlegen auf den Boden schaute.  "Ich... also der Club, wollte dich mit dem Geld nicht verletzten. Es... es sollte mehr dafür gedacht sein, dass Pete und du für eine Weile weg fahren könnt. Das ihr Zeit habt, gemeinsam etwas Abstand von allem zu bekommen."
Ich legte meine rechte Hand auf seine linke Wange. Versuchte ein echtes Lächeln zu lächeln, als ich ihn anschaute. "Ja Sam, ich glaube das könnte uns gut tun. Es tut mir leid, wie ich reagiert habe."
"Ist schon ok." er reichte mir den Umschlag. "Nimmst du ihn an?"
Unsicher schaute ich zu Pete. Er lächelte, zog mich etwas näher an sich. Nickte, bevor er mir ein Küsschen auf die Haare hauchte. Also griff ich nach dem Umschlag. "Danke Sam!"
"Es ist das Wenigste, was wir tun können." hatte er noch gesagt. Sich dann umgedreht  und war mit seiner Maschine davon gedüst. Ich stand da, mit dem Umschlag in der Hand. Starrte Pete an, der schmunzelte. "Danke, dass du es angenommen hast. Sam wäre sonst wohl sehr enttäuscht gewesen."
Ich verstaute den Umschlag im Handschuhfach. Schloss mein Auto ab und griff nach Pete's Hand. Gemeinsam liefen wir über den sonst leeren Parkplatz. Holten uns Kaffee, bevor wir uns ins Auto setzten. Er auf den Fahrersitz, ich daneben. Ohne das er was sagte, fuhr er los. Lächelte ab und zu zu mir rüber. Und obwohl sich alles schon etwas einfacher anfühlte, war da immer noch eine gewisse Anspannung. Es gab immer noch Worte, die nicht gesagt waren, aber zwischen uns standen. Die uns nicht Eins sein ließen, sondern zwei Seelen. Nicht mehr zwei Herzen, mit ein und dem selben Rhythmus.

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