Kapitel 8

Er hatte mein Auto zu mir nach Hause gefahren. Schon komisch, dass der Rückweg nur kurze 15 Minuten gedauert hatte, während ich für den Hinweg gute 35 Minuten gebraucht hatte. Pete fuhr sowieso eine ganz andere Strecke als ich,  stellte ich verblüfft fest.
Wir hatten uns in mein Bett gekuschelt. Pete hatte irgendeinen Film angestellt. "Warum ist es dir so schwer gefallen, mir eine Chance zu geben?"
"Hm, na ich habe grad erst ne Trennung hinter mir." Ich hatte meine Enttäuschung in meiner Stimme nicht verstecken können.
"So schlimm?"
"War es. Ja!" gab ich ehrlich zu. "Aber jetzt ist alles gut, denn jetzt hab ich dich."
"Ich werde dir dein Herz nicht brechen." versprach er. Zog mich näher an sich. Oh ja, genau das hoffte ich so sehr. Denn immerhin hatte ich meinen guten Vorsatz, mich nie wieder auf eine Beziehung einzulassen , schon nach drei Tagen Berlin über Bord geworfen.  Aber im Moment war mir das auch komplett egal. Ich genoss es einfach nur in seinen Armen zu liegen. Ihn zu riechen! Seine Wärme zu spüren! Einfach zu wissen, dass er da war. Das er, zumindest für mich, nicht der Mann für nur eine Nacht war. Und egal was auch die Zukunft brachte, ich würde immer seine erste feste Freundin bleiben. Für immer war ich die, an die er sich erinnern würde, denn ich war was besonderes. Ein wirklich unbeschreiblich schöner Gedanke, über den ich hinweg einschlief.
Irgendwann, mitten in der Nacht wurde ich wach. Er war noch da. Schlief wie ein Engel neben mir. Das alles war also nicht nur ein schöner Traum, stellte ich zu meiner Erleichterung fest. Leise stand ich auf. Stapfte verschlafen in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu nehmen. Während ich trank, schaute ich auf die gelbe, runde Küchenuhr,  die direkt über der Tür hing. 6.53 Uhr, zeigten ihre schwarzen Zeiger. Es lohnte sich nicht mehr wirklich sich noch mal schlafen zu legen. Kochte ich halt Kaffee und während er durch die Maschine tropfte, ging ich ins Bad um mich fertig zu machen. War schon toll dafür auch mal vor der Arbeit Zeit zu haben. Ich sah glücklich aus, stellte ich fest, als ich perfekt gestylt  in den Spiegel schaute. Fröhlich ging ich zurück in die Küche. Hätte vermutlich ein Lied gepfiffen. Ließ es aber, da ich Pete nicht wecken wollte. Schnell stellte ich die Kaffeemaschine aus. Schraubte den Deckel auf die Thermoskanne. Dann schnappte ich mein Portmonee und schlich mich aus der Wohnung.
Normalerweise litt ich ja an schrecklicher Orientierungslosigkeit. Den Bäcker an der Ecke meiner Straße, fand ich jedoch ohne Zwischenfälle. War ja auch ganz einfach. Einfach nach links, wenn ich unten aus meiner Tür kam. Ein Stückchen gerade aus und da war er auch schon. Mit vier Brötchen und zwei Croissants, aufgeteilt in zwei Papiertüten machte ich mich auf den Rückweg. Erst unten vor meiner Tür fiel mir auf, dass ich keinen Schlüssel bei hatte. Schon zum zweiten Mal griff ich in meine Hosentaschen. So, als könnte der Schlüssel plötzlich doch durch einen magischen Zauber,  dort zu finden sein. "Hex, hex..." lachte ich in Gedanken, als ich mich entschied zu klingeln.
Verschlafen öffnete mir ein verdutzer Pete. "Hä, hab ich was verpasst?" er war mir in die Küche gefolgt. "Hast du keinen Schlüssel für deine Wohnung?"
So ein Dummerchen. Er wusste genau, dass ich eigentlich einen hatte. "Hab ich vergessen. Tut mir leid, dass ich dich wecken musste."
"Schon ok. Aber wo warst du denn?"
Fröhlich wackelte ich mit den Brötchentüten vor seiner Nase herum. "Beim Bäcker. Magst du einen Kaffee?"
Klar wollte er einen, also stellte ich ihn einen an den Platz, wo er sich hingesetzt hatte. Zum Tisch decken kam ich aber erst mal nicht. Pete hatte nämlich beschlossen mich auf seinen Schoß zu ziehen und den langersehnten Kuss einzufordern. Kurz schielte ich auf die Küchenuhr. 8.30 Uhr. "Pete..." ich löste mich von diesem Kuss, der mich mal wieder in einen zeitlosen Raum gezogen hatte. "Ich muss bald los."
Er hatte mich aufstehen lassen. Mir beim Tisch decken geholfen. Nachdem ich von meinem Brötchen abgebissen hatte, nahm ich einen Schluck von meinem Kaffee. Er war nur noch lauwarm, stellte ich fest. Sah, dass Pete mich beobachtete. Deshalb griff ich über den Tisch nach seiner Hand. Gleich musste ich los zur Arbeit, obwohl ich doch so gern den ganzen Tag mit ihm verbracht hätte. "Sehen wir uns heute Abend?" ich kaute auf meinem Brötchen herum.
"Ich weiß noch nicht. Wenn dann wird es spät." meine Enttäuschung konnte ich nur schwer geheim halten. " Ist ne Clubsache, da muss ich hin. Aber wenn du magst, könntest du ja in der Wg auf mich warten."
"Ich überleg's mir." schnell hauchte ich ihm noch einen Kuss auf die Lippen. Schnappte mir meine Handtasche und eilte zur Tür. "Zieh nachher einfach zu, wenn du gehst." dann eilte ich auch schon die Treppen hinunter. Schaffte den Weg zur Arbeit heute in Rekordzeit. Und stand schon vor Edward's Ankunft vor dem Laden. Ohne mir Gedanken drüber gemacht zu haben, zündete ich mir eine Zigarette an. Zog ihren Qualm in meine Lungen. "Es ist schön,  dass du uns eine Chance gegeben hast. Ich hab dich lieb." eine Nachricht von Pete auf meinem Handy. So zuckersüß, dass es mich einfach nur glücklich machte. "Ich hoffe du enttäuscht mich nicht. Ich hab dich auch lieb." Gerade als ich das Handy zurück in die Tasche gelegt hatte, begrüßte mich Edward so herzlich wie immer.
Ich dachte an die Worte,  die er mir den Abend zuvor gesagt hatte. Schon immer war er der Mensch gewesen, dem ich am meisten vertraut hatte. Er war immer wie ein großer Bruder für mich gewesen. Ohne ihn hätte ich Pete gestern weg geschickt. Hätte mich nicht von ihm nach Hause fahren lassen.
"Chelsea!" Edward hatte schon zum dritten mal meinen Namen gesagt. "Wo bist du denn mit deinen Gedanken?"
"Bei Pete..."
"Hab ich was verpasst?"
"Naja, ich vertrau dir einfach." zwinkerte ich meinem besten Freund zu. "Ja man, wir sind jetzt halt zusammen."
"Das ist die richtige Entscheidung. Er wird dir dein Herz nicht brechen."
"Ich hoffe es."
"Er ist nicht Sascha." wütend hatte ich ihn angeschaut. "Sorry Chelsea! - Ähm los, jetzt wird tätowieren geübt." Oh, wie ich mich darauf freute. Endlich durfte ich den Stift gegen die Nadel tauschen, wenn auch erst mal nur auf Übungshaut. Ich musste mich konzentrieren. Für Pete war gerade kein Platz in meinem Kopf. Interessiert hörte ich Edward zu, der mir genau erklärte, was ich zu tun hatte. Haut straff ziehen. Hand locker halten und... Mein erster Strich, den ich mit einer Nadel gezogen hatte. Nicht perfekt, aber immerhin.

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