Kapitel 79
Der Infusionsständer polterte gegen den Türramen. So eine Scheiße hier! Als ob es nicht reichte, dass ich mich schrecklich wackelig auf den Beinen fühlte.
"Chelsea!" Matt war sofort zu mir gekommen, als er mich von der Bar aus gesehen hatte. "Du solltest lieber noch liegen bleiben."
"Pete! Ich will zu Pete!"
"Gib ihm Zeit Chelsea."
Joe kam angerannt. Fühlte meinen Puls, während Matt mich im Arm hielt. "Bring sie zurück ins Bett!" forderte er ihn auf.
"Nein, ich will nicht ins Bett! Ich will zu Pete!" protestierte ich. Wurde aber ignoriert. Matt schob mich einfach, als wäre ich leicht wie eine Feder, ins Zimmer. Hin bis zum Bett.
"Ich hol ihn her. Ok?" er drückte mich in die Kissen und deckte mich zu. "Aber du bleibst liegen!"
Ich nickte nur mit dem Kopf. Durch einen Schleier aus Tränen sah ich, dass Matt das Zimmer verließ und Ben herein kam. Joe hantierte an der Infusionsnadel in meiner linken Hand herum. Es drückte. "Den Tropf brauchst du nicht mehr." hörte ich ihn sagen. "Aber du solltest schon noch bis morgen hier bleiben und vor allem liegen bleiben."
"Hm."
"Ok, ich lass euch mal allein." dann verließ Joe den Raum wieder. Ben hatte sich den Stuhl, den Pete vorhin in die Ecke neben den Schrank gestellt hatte, ran geholt. Er saß jetzt genau da, wo Pete gesessen hatte, als ich aufgewacht war. Ich sah, dass er was sagen wollte, ihm aber wohl die richtigen Worte fehlten. Das war mir ganz Recht. Ich genoss gerade die Ruhe. Das Einzige was ich wollte war mit Pete reden. Sonst nichts! Und doch fühlte es sich schön an zu wissen, dass ich nicht ganz allein war. Gerade dann, wenn ich mich vielleicht zu sehr in meine Gedanken rein steigerte und von selbst nicht mehr heraus kam. Ich wusste im Augenblick mal wieder nicht wo hinten und wo vorne war. Der Club und alles was mit ihm zusammen hing, hatte mein Leben mal wieder ins totale Chaos gestürzt. Hatte mir mein Baby genommen. Und wohl auch Pete. Weshalb sonst saß nicht er an meinem Bett, sondern Ben? Das erste Mal, seit ich Pete kannte, schien er uns aufgegeben zu haben. Die Ungewissheit machte mich wahnsinnig. Warum kam er nicht zu mir? Warum redete er nicht mit mir?
"Möchtest du was trinken?" Ben's graublaue Augen musterten mich besorgt. Aber ich schüttelte nur den Kopf. Griff stattdessen nach meinem Handy, welches auf dem Nachtschrank lag. Keine Nachricht von Pete, also wählte ich seine Nummer. Dieses blöde Freizeichen, aber er ging nicht ran. Was hätte ich nicht alles gegeben, um wenigstens seine Stimme hören zu dürfen. Ich schluchzte, als ich auflegte.
"Kannst du zum Club fahren und mir aus Pete's Zimmer Sachen holen? Die Seite, rechts vom Schrank, gehört mir."
Ben nickte. "Kann ich dich hier allein lassen?" eine Antwort wartete er nicht ab. "Möchtest du was bestimmtes haben?"
"Nein! Hauptsache ne Hose, nen Pullover, Schuhe und Unterwäsche." Das Ben gleich in meiner Unterwäsche wühlen sollte, verunsicherte mich schon etwas. Aber egal, ich brauchte Klamotten. Immerhin hatte er mich schon in Unterwäsche und auch komplett nackt gesehen.
"Ok, ich beeile mich." hatte er noch gesagt, dann verließ er das Zimmer. Erst jetzt ließ ich die Tränen zu, die sich schon die ganze Zeit in mir angestaut hatten. Ich schrie, denn es war das Einzige, was mir grad Luft machte. Ich wollte mein Baby zurück. Wollte nicht, dass es ein Stern in den Unendlichkeiten des Universums war. Dafür war ich nicht bereit. Für alles, aber nicht dafür. Ich wollte doch eine Familie mit Pete. Wollte ihn heiraten. Wollte sehen, mit welchem Stolz er unserer Prinzessin die große, bunte, weite Welt zeigte. Wollte in ihre Augen sehen und in ihnen Pete erkennen. Wollte ihr erstes Lachen für immer in meinem Herzen tragen. Sie halten, wenn sie ihre ersten Schritte lief. Fotos von ihr machen, wenn sie stolz und mit Zahnlücke ihre Schultüte hielt. Sie trösten, wenn sie ihren ersten Liebeskummer hatte. Das alles wurde mir genommen. Kein Kind der Welt konnte sie ersetzen.
"Chelsea!" Jemand berührte meine Schulter. "Ich spritze dir jetzt ein Beruhigungsmittel. Ok?"
"Ich will mein Baby zurück!" schrie ich Joe an.
"Ich weiß." er zog die Spritze aus meinem Arm. "Aber das geht leider nicht. Du bist noch so jung, du kannst noch viele andere Babys bekommen." seine Worte konnten nicht ernst gemeint sein.
"Ich will kein anderes Baby!" wollte ich schreien, aber es waren nur noch müde Wortfetzen, die über meine Lippen kamen.
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