Kapitel 64
Eigentlich hatten wir das ganze restliche Wochenende allein zu Hause verbringen wollen. Aber Pete hatte, Sonntag gegen Mittag einen Anruf von Sam bekommen. Sie hätten das perfekte Studio gefunden, für den Dreh der Filmchen. Pete sollte mit Matt und Basti los fahren, sich das Gebäude ansehen. Es unter Vertrag nehmen, falls er es für gut befand. Er war genervt aus dem Bett gestiegen. War in eins der Bäder gegangen, um sich zu duschen.
Während er sich fertig machte, war ich in die Küche gegangen. Kochte ihm einen Kaffee und schmierte ihm Nutella Brötchen. Das aß er immer zum Frühstück. Nur ganz selten mal was anderes.
"Du bist süß." schmunzelte er, als er eine der Brötchenhälften nahm, nachdem er in die Küche gekommen war und die Herzchen sah, die ich mit dem Messer in die Nutella geritzt hatte. "Tut mir leid, dass ich noch mal weg muss."
"Schon ok."
"Aber wir wollten das Wochenende..."
"Wir haben noch genug Zeit." versuchte ich ihm sein schlechtes Gewissen auszureden. Ich stand hinter dem Stuhl, auf dem er saß. Massierte seine Schultern, die unglaublich verspannt waren. "Es ist also alles gut."
"Wirklich?" ein Hauch von einem Kuss auf meine Hand, nach der er gegriffen hatte.
"Ja Pete. Konzentriere dich auf deine Geschäfte. Das ist wichtig." ich nahm den leeren Teller, der vor ihm stand, um ihn in den Spüler zu räumen. "Nur wenn ihr genug Geld habt, um mit dem Waffenhandel weiter zu machen, wird Ruhe zwischen den Clubs herrschen. Richtig?"
Er war aufgestanden. Hatte sich zu mir gedreht und genickt. Ich versuchte zu lächeln, als er mit seinem Zeigefinger mein Kinn ein Stückchen nach oben drückte, um mich zu küssen. "Bis nachher Baby." verabschiedete er sich von mir. Dann war ich allein in dem großen Haus. Eine Kälte breitete sich in mir aus, die ich sonst nicht kannte. Ich musste mich mit irgendwas ablenken, wenn ich nicht wollte, dass ich gleich durch drehte. Schweißperlen traten auf meine Stirn und Übelkeit stieg in mir auf. Ich rannte in das Gästebad, welches direkt unten neben der Eingangshalle war und von der aus sich die Treppe zu der oberen Etage befand. Ich würgte über der weißen Keramikschüssel.
Nachdem der Würgereiz vorbei war, ich das Erbrochene im Klo runtergespült und mir die Zähne geputzt hatte, legte ich mich im Wohnzimmer auf die Couch. Deckte mich mit der flauschigen Decke zu und stellte den Fernseh an, der jetzt vor sich hindudelte. Was da lief interessierte mich nicht wirklich. Aber es verdrängte ein wenig das Gefühl allein in diesem großen Haus zu sein. Allein, obwohl wir das Wochenende zusammen verbringen wollten. Ich war sauer, auch wenn ich mir das vor ihm nicht anmerken lassen hatte. Der Club nahm einen Großteil seiner Zeit in Anspruch. Ich verstand die Frauen der anderen Bro's, dass sie zu Hause Theater machten, wenn ihre Männer mal wieder los mussten, um gefährlichen Geschäften nachzugehen. Aber ich wollte Pete nicht unter Druck setzen. Wollte, dass er sich konzentrierte, wenn es gefährlich wurde. In solchen Momenten sollte er keinen Gedanken an mich verschwenden, der ihn vielleicht unachtsam werden ließ. Und egal wie sehr ich um ihn Angst hatte, konnte ich mir ein anderes Leben für uns nicht vorstellen. Ein so langweiliges, welches Millionen von Menschen lebten. Er auf dem Bau und ich in einem Büro. Unsere Freizeit, die wir mit Essen gehen, Theater oder spazieren gehen vergeudeten. Boah ne, genau das wäre mir viel zu langweilig und spießig. Sicher würden wir vor lauter Langeweile bald nur noch streiten und uns dann vermutlich trennen. Schrecklicher Gedanke! Vielleicht war ich wirklich nicht normal, aber ich liebte die Gefahr. Das Risiko, nie zu wissen, was als nächstes passierte.
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