Kapitel 6

Kapitel 6

"Scheiße!" ich sprang  aus dem Bett. Es war um 9.00 Uhr. In einer Stunde musste ich im Studio sein, wenn ich nicht wieder zu spät kommen wollte. Ich sprang in meine Hose.
"Bleib ruhig Chelsea."
"Nee Pete! Ich kann heute nicht schon wieder zu spät kommen." erklärte ich, während ich mich weiter anzog.
"Ich fahr' dich, ok?"
"Das wäre super." strahlte ich ihn an. Sah das auch er aufgestanden war und auf mich zu kam. Vorsichtig nahm er mich in den Arm. Hauchte mir ein Küsschen auf die Stirn. Aber egal wie toll ich diese Nähe grad fand, ich löste mich aus dieser Umarmung,  um im angrenzenden Bad zu verschwinden. Zum duschen blieb keine Zeit. Stattdessen wusch ich mich mit Wasser ein wenig am Waschbecken. Verteilte mit dem Finger die Zahnpasta in meinem Mund. Band meine Haare zu einem Dutt zusammen. Dann stürmte ich zurück in das angrenzende Zimmer. Kramte Puder, Eyeliner und Mascara aus meiner Handtasche. Mehr war heute nicht möglich. Schnell schaute ich noch mal in den Spiegel. "Du siehst perfekt aus." sagte Pete,  der gerade aus dem Bad kam. Gut, wenn er meinte, dann war das so. Ich fühlte mich schrecklich. Schnell schnappte ich meine Tasche. Zog hüpfend meine Stiefel an die Füße. Dann griff ich nach Pete's Hand. "Los komm' jetzt. Ich hab' echt keine Zeit." Er lachte kopfschüttelnd,  als wir gemeinsam sein Zimmer verließen. Raus in den dunklen Flur. Rein in den Raum,  der am Abend noch gefüllt mit feiernden Menschen war. Jetzt war da nur eine ältere Frau, mit dunklen langen Haaren, die aufräumte.
"Hi Mom." begrüßte Pete diese Frau mit einem Küsschen auf die Wange. "Darf ich vorstellen - Chelsea."
Die Mutter von Pete wischte sich an einem Tuch die Hand ab, bevor sie sie mir reichte. "Hi!" sagte sie nur kurz, bevor sie  sich an ihren Sohn wante. "Seit wann stellst du mir deine Betthäschen vor?"
Pete schaute seine Mutter böse an. Legte einen Arm um meine Taille und verließ mit mir das Haus, ohne noch etwas zu ihr gesagt zu haben. Auf dem Parkplatz,  auf dem am Abend zuvor noch die Reihe der Harleys stand, standen jetzt nur noch einige vereinzelte. Der Werkstattbetrieb war schon in vollem Gange.
"Hier!" Pete reichte mir einen schwarzen Helm, den ich schon etwas verwundert aufsetzte. Wieder sein schelmisches Grinsen. Dann setzte er sich auf eine der Harleys. Oh Gott, mit so einem Ding wollte er mich zur Arbeit fahren? Ich schaute auf meine Uhr.  Da ich nur noch zwanzig Minuten hatte, stieg ich letztendlich auf. Legte meine Arme um ihn herum, um wenigstens etwas Halt zu haben. Pete fuhr los. Und- ja und es fühlte sich toll an. Ich fühlte mich frei!  So frei wie noch nie! Stunden hätte ich so an Pete geklammert, noch durch die Gegend fahren können. Aber er hielt vor Edward's Studio. Also stieg ich ab. Überreichte ihm den Helm, den er an seinen Lenker hängte. "Danke!"entgegnete ich ihm. Wollte nun eigentlich gehen, aber Pete hielt mich am Handgelenk fest. Auch er hatte seinen Helm zuvor abgesetzt. "Pete, was ist? Ich muss echt rein."
"Ein Kuss noch!" ich wollte widerstehen,  war ihm und seinen Augen jedoch schon längst verfallen. Also schenkte ich ihm diesen Kuss. Zaghaft, fast so als wäre es der Erste. "Darf ich dir schreiben?"
Ich zuckte nur mit den Schultern. Dann drehte ich mich um. Ließ ihn  einfach stehen. Fünf Minuten vor Arbeitsbeginn betrat ich das Studio. "Morgen Edward!"
"Morgen!"
"Ähm was steht heute an?" fragte ich meinen besten Freund. Hörte  ihn sagen, dass er mir heute die Sterilisationsarbeiten zeigen wollte. Oh man, sicher keine meiner Lieblingsaufgaben. Aber gut, es gehörte dazu. Vermutlich hatte er an meinem Blick gesehen,  dass ich nicht wirklich Lust zu dieser Aufgabe hatte. "Du darfst danach wieder malen." schmunzelte er mich an. Damit war ich natürlich einverstanden. Ging deshalb voller Elan an meine neue Aufgabe. Und tatsächlich,  so lang dauerte das alles gar nicht. Glücklich nahm ich das Skizzenbuch und setzte mich mit diesem an den Thresen. Vertieft in meine Arbeit bemerkte ich gar nicht, dass Pete vor mir stand. Denn um die Kundschaft hatte sich Edward heute größtenteils gekümmert. So das ich irgendwann gar nicht mehr aufgeschaut hatte.
"Kleines?!"
"Pete!" ich strahlte über's ganze Gesicht, als ich ihn sah.
"Heute gar kein Gezicke wegen Kleines?" fragte er, als er mir einen Kaffee und eine Bäckertüte auf den Tisch legte.
"Danke! Boah, du bist nen Schatz." Was tat ich hier eigentlich? Klar ich trank diesen Kaffee und ließ mir das Brötchen,  welches mit Käse belegt war, schmecken. Aber musste ich mit ihm flirten?
"Ich weiß!"
"Hi Pete! Hm,  hast du mir auch was mitgebracht?" lachte Edward.
"Hm tut mir leid! Aber ich denke mal, dass du heute schon gefrühstückt hast."
"Und Chelsea nicht?" Pete und ich schmunzelten nur auf diese Frage. Das war Edward wohl Antwort genug, denn er ließ uns wieder allein.
"Und was machst du heute Abend?"
"Kein Plan!"
"Darf ich die schönste Frau der Welt zum Essen einladen?"
"Pete,  das ist eigentlich eine schöne Idee. Aber das alles wird mir echt zu viel." gestand ich, was ich dachte.
"Vor was hast du Angst?"
"Vor nichts!" Er musterte mich und sein Blick zeigte mir, dass ihm das nicht reichte. " Ich will mich im Moment auf nichts einlassen."
"Du bist enttäuscht wurden?"
Ich hatte den letzten Schluck Kaffee ausgetrunken, an dem ich mich fast verschluckt hätte. "Spielst du jetzt Hobbypsychologe?"
"Das mit uns tut dir gut." Ich wollte was sagen, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen. "Lass dich drauf ein, ohne dich verpflichtet zu fühlen."
"Ich bin erst den dritten Tag in Berlin. Hab' dich  vorgestern als den Mann für eine Nacht vorgestellt bekommen." Ich war aufgestanden. Hatte den leeren Becher und die Tüte in den Müll geworfen. "Warum sollte ich mich also auf dich einlassen und das, obwohl es das letzte ist, wo drauf ich Bock habe?"
"Weil das mit uns was besonderes werden könnte. Ich fühle bei dir was, was ich noch nie bei einem Mädchen gefühlt habe."
"Ich störe nur ungern." Edward war wieder bei uns. "Aber könntet ihr euer Gespräch auf heute Nachmittag verschieben?"
"Ich denke es ist eh alles gesagt."
Leider hatte Edward uns schon wieder allein gelassen. "Chelsea bitte, darf ich dich nachher abholen?"
Ich hielt ihm die Tür des Ladens auf. "Ich muss jetzt arbeiten." war das Einzige was ich ihm noch sagte. Meine Hand zog ich weg,  als er nach ihr griff.

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