Kapitel 51

Als wir das Vereinsheim betraten, sah ich Cora am Thresen stehen. Da wir spät dran waren, schenkte Pete mir nur ein winziges Küsschen. "Bis gleich Baby!" verabschiedete er sich von mir, bevor er wie so oft zuvor, hinter dieser großen Holztür verschwand. Zum Teil konnte ich mir denken, was dort besprochen wurde. Klar war ich neugierig auf mehr, hatte aber auch Angst vor der kompletten Wahrheit. Schnell verwarf ich deshalb die Neugierde. Begrüßte stattdessen Ben mit einem Küßchen auf die Wange, während ich Cora ignorierte. "Na, morgen ist dein großer Tag, hm?"
"Ja, endlich bekomme ich meinen Rückenpatch." strahlte er. "Kaffee?" ich nickte nur.
"Das werden wir noch sehen, ob der morgen seinen Patch bekommt." zischte Cora.
Was war eigentlich ihr Problem? "Halt dich doch einfach aus Dingen raus, die dich nichts angehen!"
"Du bist das Mädchen vom Vizepräsidenten und lässt dich von nem Anwärter vögeln."
"Und, geht's dich was an?" ich griff nach meinem Kaffee.
"Du bist so'ne geisteskranke..." was sie mir noch an den Kopf warf, hörte ich jedoch nicht mehr, da ich das Haus schon verlassen hatte. Setzte mich auf die Bank davor. Die drückende Hitze erschlug mich fast. Aber alles war besser, als neben Cora auf Pete zu warten. Ich bereute,  ihr erzählt zu haben, was passiert war. Bereute die Nacht mit Ben. Er hatte hart dafür arbeiten müssen, um am nächsten Tag den Patch zu bekommen. Ich hoffte, dass Cora ihren Hass auf mich, den ich nicht verstand, irgendwie unter Kontrolle bekam. Sie wusste doch, dass Pete wusste, dass ich mit anderen Kerlen geschlafen hatte. Spielte es da wirklich eine Rolle, dass Ben auch einer von ihnen war? Eigentlich ja wohl nicht. Zumindest für mich nicht. Er war einer von Vielen. Genauso unbedeutend, wie die Anderen. Die Schmerzen hatten gezählt. Das er ein Ersatz für die Klinge war, das war damals wichtig. Nicht mehr und nicht weniger. Ich hatte es Cora doch versucht zu erklären. Weshalb verstand sie es nicht? War sie eifersüchtig auf mich, weil Pete immer noch hinter mir stand? Das er mich trotz allem immer noch bedingungslos liebte? Hatte sie sich eine Chance bei ihm erhofft,  als wir getrennt waren? Hm, aber sie hatte doch Matt. Wenn meine Vermutung stimmte, dann betrog sie ihren Freund auf gewisse Art und Weise. War sie vielleicht nur mit ihm zusammen, weil sie so meinem Pete nah sein konnte? Alles Fragen, auf die es keine Antworten gab. Die es nicht wert waren, sich da drüber den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte keine Chance bei ihm. War für ihn nur eine von vielen Schlampen. Eine für eine Nacht. Mehr nicht? Und selbst diese Nacht war schon über ein Jahr her.
Ich sah Evelyna am Ende des Parkplatzes. Sie unterhielt sich mit einem Kunden, der gerade sein Auto abholte. Bewunderte ihre selbstbewusste Art, mit der sie auftrat. Sie zog ihr Ding durch, egal was Andere davon hielten. "Genauso wie Pete!" dachte ich. Waren sie Beide solch starke Persönlichkeiten oder hatte dieser Club sie zu dem gemacht, was sie waren.
"Na Schätzchen!" sie hatte sich von dem Autobesitzer verabschiedet. War zu mir gekommen und hatte sich neben mich gesetzt. "Wie geht's dir?"
Meinte die wirklich mich? "Gut danke!"
"Das mit Pete und dir ist was Besonderes."
"Ich weiß!"
Sie griff nach meiner Hand. "Verletze ihn nie wieder. Ok?"
"Hab ich nicht vor Evelyna. Das damals, das war eigentlich mehr, um ihn zu schützen."
"Du wolltest nicht, dass er die Wahrheit erfährt?"
"Ganz genau!" ich schaute ihr direkt in die Augen. "Ich hab auch nicht damit gerechnet, dass ihn die Trennung so quälen würde."
"Hm ok. Ich habe ihn noch nie zuvor so gesehen. Für ihn waren Frauen immer nur Bettgeschichten."
"Ich weiß!"
Sie rutschte ein Stück näher an mich. Nahm mich in den Arm. "Mach ihn glücklich!"
"Genau das habe ich vor."
"Na ihr Zwei!" Pete strahlte uns an. Ich löste mich aus Evelynas Umarmung. Stand auf, griff nach seiner Hand und forderte meinen ersehnten Kuss. "Wollen wir?"
"Ja Baby!" wir verabschiedeten uns noch von seiner Mutter, bevor wir mit seiner Harley den Hof verließen.
Pete hatte mich in ein schnuckeliges Restaurant geführt. Es war eingerichtet wie die Wohnung aus Urgroßmutters Zeiten. Weshalb wir uns dazu entschieden hatten, uns in die sogenannte Waschküche zu setzen, weiß ich auch nicht mehr. Vielleicht weil wir von hier aus einen herrlichen Blick auf die Spree hatten. Die Bedienung kam. Reichte uns Jedem eine Speisekarte, zündete die Kerze auf dem Tisch an und fragte, ob sie uns schon was zu trinken bringen konnte. Nachdem sie unsere Wünsche, bezüglich der Getränke aufgeschrieben hatte, ging sie ihrer gewohnten Arbeit nach. Wortlos studierten Pete und ich, unter Wäscheleinen, behangen mit Unterhemden und zwischen Waschbrettern und Tigeln, die angebotenen Speisen. Schnell hatte ich mich für das Bauernfrühstück entschieden. Legte deshalb auch die Karte zur Seite. Beobachtete Pete, der mich kurze Zeit später anlächelte.
"Eine Cola für die Dame." die Kellnerin stellte das Glas vor mich und obwohl sie mit mir sprach, schaute sie zu Pete. So eine blöde Kuh.  Ein Danke bekam sie nicht. "Und ein Bier für den Herren." sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.
"Danke!" lächelte Pete zurück.
"Ähm, wir würden dann jetzt gern bestellen." forderte ich meinen Wunsch schon recht zickig. Also nahm sie unsere Bestellung auf. Lächelte Pete noch mal an, bevor sie den Tisch verließ.
"Du bist süß, wenn du eifersüchtig bist." lachte Pete.
"Pff, ich und eifersüchtig, auf die oder was?"
Er war aufgestanden. Setzte sich jetzt auf den Stuhl neben mir. Sanft nahm er mein Gesicht in seine tollen Hände, mit den langen Fingern. "Ich weiß, dass du Angst hast, ich könnte wieder mit einer Anderen, aber..."
"Ich hätte sogar Verständnis für."
"Hä wieso?"
"Weil wir seit der Sache nicht haben."
Er küsste mich sanft. "Ich habe dir alle Zeit der Welt versprochen. Ich war dir immer treu, wenn wir zusammen waren und genau so wird es bleiben."
Wieder trafen sich unsere Lippen. Seine rechte Hand rutschte unter meine Haare, bis zu meinem Nacken. Mit der anderen umschloss er immer noch mein Gesicht. Er verzauberte mich mit diesem Kuss. All seine Liebe steckte in ihm.  Nichts, aber auch wirklich nichts, ließ mich an seinen gesagten Worten zweifeln.
"Ich liebe dich!" hauchte ich meine Worte nach diesem Kuss, als meine Stirn an seiner lehnte.
"Ich liebe dich Baby!"
Diese Kellnerin räusperte sich. "Hier, ihr Essen!" sagte sie, stellte die Teller hin, bevor sie wieder verschwand. Pete hatte Schnitzel, überbacken mit Käse und Pommes dazu.
"Was wollte meine Mom eigentlich von dir?" fragte er mit vollem Mund.
"Mir nur sagen, dass ich dich glücklich machen soll."

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