Kapitel 5
Kapitel 5
Mit vollen Tüten hatte ich einige Stunden später mein kleines Reich betreten. Schmiss achtlos meine Errungenschaften auf meine ausgeklappte Schlafcouch, während ich mit meinem Handy in der Hand auf meinen Balkon trat. Erschöpft ließ ich mich auf einen der beiden Plastestühle fallen. Die warme Frühlingssonne schien mir zaghaft ins Gesicht. Zwei Nachrichten. Eine von Cora, eine von Pete. Die von Cora las ich zuerst. "Matt, mein Freund und ich wollen heute noch etwas feiern gehen. Würde mich freuen, wenn du mitkommst."
"Ja klar, komme mit. Wann und wo treffen wir uns?" schickte ich meine Nachricht ab, bevor ich den Chat schloss, um den von Pete zu öffnen. "Von Cora. Ähm, ich würd' dich gern treffen."
"Sorry, bin heut schon verabredet." tippte ich, ohne groß nachzudenken.
"Holen dich 19.00 Uhr ab." las ich die Nachricht von Cora, nachdem ich den anderen Chat geschlossen hatte. Oh je, 19.00 Uhr schon. Ich hatte also nur eine knappe Stunde, um mich fertig zu machen. Eilig rannte ich ins Bad. Sprang unter die Dusche. Schon beim duschen überlegte ich, was ich anziehen sollte. Entschied mich dann für die neue schwarze Leggins, Stiefel, eine beige Bluse und meine schwarze Lederjacke, dazu einen Kuschelloop im Leopardenmuster. Meine blonden Locken band ich zu einem lockeren Pferdeschwanz hoch. Mein sonst dezentes Make up, wich heute einem eher auffälligem, mit Smokey Eyes. Ich glaubte perfekt gestylt zu sein. Für jeden Anlass gewappnet, als ich mein Handy und meine Handtasche schnappte, da es an der Tür geklingelt hatte. Ich stürmte die Treppen hinunter. Begrüßte Cora und ihren Freund Matt, als ich zu ihnen ins Taxi gestiegen war. Erst hier schaute ich wieder auf mein Handy. "Vielleicht morgen auf'n Kaffee?" eine Nachricht von dem Mann für nur eine Nacht. Ohne ihm zu antworten landete mein Handy in der Handtasche. "Wo fahren wir hin?" unterbrach ich die unangenehme Stille.
"Ins Vereinsheim." Matt's tiefe Stimme.
"Vereinsheim?"
Cora hielt mir ihre Sektflasche hin, aus der ich einen großen Schluck nahm, während sie mir antwortete. "Von dem Motorradclub in dem Matt ist."
Motorradclub? Was bitte erwartete mich? Saufende, alte, dicke, langhaarige, bärtige und ungepflegte Männer? Gut, wenn ich mir diesen Matt anguckte, passte meine Vorstellung nicht wirklich. Denn er sah sehr gepflegt und sportlich aus. Also versuchte ich meine Vorurteile zur Seite zu schieben, als das Taxi vor einem Grundstück hielt. Eine Werkstatt für Autos und Motorräder, erkannte ich an den leuchtenden Neonschildern. Cora hatte sich bei mir eingehakt, nachdem wir ausgestiegen waren und Matt die Rechnung bezahlt hatte. Durch ein riesiges Eisentor gelangten wir auf eine Art Parkplatz. Harleys parkten in einer Reihe, an der wir vorbei gingen, um am hinteren Ende ein riesiges Haus zu erreichen. Weiß gestrichen, mit rotem Dach. Noch einmal atmete ich die kühle abendliche Luft in meine Lungen, bevor Cora mich hinter sich her in dieses Haus zog.
Mich erwarteten keine ungepflegten Männer. Nein, es war eine Mischung aus alt und jung, dick und dünn. Einige von ihnen hatten Frauen auf dem Schoß. Die meisten von ihnen wirkten billig und gekauft. Von Cora hatte ich mich an die Bar ziehen lassen. Hörte nur so nebenbei, dass sie drei Bier bestellte, denn ich sah sie plötzlich. Sah diese azurblauen Augen, die mich anstrahlten. Sah sein überraschtes Gesicht, als er auf mich zu kam. Am liebsten wäre ich geflüchtet, doch ich spürte seine gepflegten Hände schon auf meiner Taille. Fühlte schon einen sanften Kuss auf meinen Lippen. "Dann halt kein Kaffee, sondern ein Bier." lächelte Pete mich schelmisch an, als er zwei Bier von Cora entgegen nahm. Eins reichte er mir. Ich hörte das Cora noch ein Bier nachbestellte. Am liebsten hätte ich mit ihr geschimpft, dass sie mich mit hier her geschleppt hatte, obwohl sie wusste, dass Pete hier war. Doch genau dieser drängte mich schon an einen freien Tisch. Also setzte ich mich zu ihm. Stieß mit ihm an, bevor wir einen Schluck tranken.
"Wie war dein Tag Kleines?"
"Boah Pete ey, ich bin nicht dein Kleines?"
"Ok, wie war dein Tag Chelsea?"
"War in Ordnung. Mein erster Tag auf Arbeit hat Spaß gemacht."
"Was arbeitest du?"
"Bei Edward im Studio." entgegnete ich ihm. Trank erneut einen Schluck aus meiner Flasche. "Aber glaub nicht, dass du jetzt jeden Tag im Studio auftauchen musst."
"Hm, vielleicht will ich mich ja aber jeden Tag tätowieren lassen und hab' schon längst feste Termine."
"Hast du nicht." Ich klang selbstbewusst. Duldete keine Widerrede. Schließlich hatte ich den Terminplaner heute einige Male vor Augen gehabt. Sein Name wäre mir aufgefallen.
Ein Mädel, sie hatte schulterlange rote Haare und grüne Augen, mit denen sie mich böse anfunkelte, gesellte sich zu uns an den Tisch. Sofort legte sie Pete ihre Hand auf den Oberschenkel. Forderte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. "Olivia, verschwinde! Ich bin beschäftigt." ertönte seine genervte Stimme. Und obwohl ihre Hand noch auf seinem Oberschenkel lag, drehte er sich zu mir. "Komm mit!" forderte er mich auf. Und wie schon den Tag zuvor folgte ich ihm, als hätte ich keinen eigenen Willen. Kurz guckte ich noch mal zu Cora, die mir viel zu frech zu zwinkerte. Sie schien mehr zu wissen als ich, stellte ich fest, als ich mit Pete einen langen, dunklen Flur betrat. Wir gingen durch eine der unzähligen Türen und gelangten in ein gemütlich eingerichtetes Zimmer. "Es gehört mir." sagte er. Er musste wohl meinen fragenden Blick gesehen haben. Die Tür hatte er hinter uns geschlossen. Erst jetzt zog er mich in seine Arme.
"Pete..."
"Du kannst mir eh nicht widerstehen." dieses freche, schiefe Grinsen. Dann dieser gierige Kuss. Er hob mich auf seine starken Arme, während ich meine Beine um ihn schlang. Ließ zu, dass er mich auf sein Bett trug. Rücklings fiel ich in die Kissen. Ließ mich fallen. Verführen von dem Mann für nur eine Nacht. Und ja, das alles war noch genauso aufregend wie nur wenige Stunden zuvor. Er zog mich magisch an. Wohl der Grund, weshalb ich mich auf ein zweites Mal mit ihm einließ. Es verlor ja nicht diese Leichtigkeit, nur weil man es öfter als einmal miteinander tat. Beruhigte ich mein Gewissen, als wir glücklich nebeneinander lagen. Mein Kopf lag auf seiner nackten Brust. Ich hörte sein Herz schlagen. Fühlte, wie er atmete. Wahrscheinlich hätte ich mich genau jetzt anziehen und gehen müssen. Aber ich blieb liegen. Ließ mich von ihm halten, bis ich eingeschlafen war.
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