Kapitel 49

An den Tagen, die Pete mit dem Club unterwegs war, hatte ich in der Wg geschlafen. Hielt es allein in dem großen Haus einfach nicht aus. Mit Cora hatte ich seit dem Abend bei Evelyna nicht mehr geredet. Und sie ignorierte mich auch völlig, als ich die Tage in der Wg verbrachte. Gut, sollte sie. Wenn es sie nicht interessierte, weshalb ich damals so gehandelt hatte, dann war das so. Wenn sie sich nicht mal die Mühe machte, es halbwegs zu verstehen, war sie wohl doch nicht die beste Freundin, für die ich sie gehalten hatte. Ich brauchte sie nicht. Ich war eh lieber allein. Hatte gelernt, dass nur Pete mich wirklich verstand oder es zumindest versuchte. Er war alles, was ich noch hatte. Er der Grund, für den es sich lohnte zu leben. Deshalb fiel es mir auch so schwer zu akzeptieren, wenn er für einige Tage nicht da war. Edward sagte nichts dazu, dass ich an solchen Tagen einfach zu Hause im Bett blieb. Er wusste genau, dass ich meine Arbeit nachholte, an Tagen, an denen er da war. Er wusste, dass wenn ich traurig war, eh nicht vernünftig zeichnen konnte und die Skizzen nach Feierabend im Müll landeten.
"Na Baby! Was machst du schönes?" ein Anruf von Pete.
"Im Bett liegen."
Er lachte. "Um die Uhrzeit?"
"Den ganzen Tag."
"Bist du krank?"
"Nein!" ich hatte mich aufgesetzt. "Mach dir keine Sorgen."
"Okay. Aber warum stehst du nicht auf?"
"Weil es sich nicht lohnt, wenn du nicht da bist." mir kullerten einige Tränen über's Gesicht. Ich unterdrückte mir aber ein Schluchzen.
"Ich vermiss dich auch Kleines. Nur noch drei Mal schlafen, dann bin ich wieder da. Ok?"
"Ja, ich weiß. Pete...?"
"Ja?"
"Ich liebe dich!" ich hörte, dass er was sagen wollte, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Du sollst wissen, dass du mein Leben bist."
"Du bist süß. Ich liebe dich auch."
Ich schloss meine Augen. So fühlte es sich zumindest ein wenig so an, als wäre er mir ganz nah. "Pass auf dich auf. Ja?"
"Versprochen! Baby, ich muss jetzt auflegen." Nein Pete, nicht auflegen! Nicht aufhören mit mir zu reden. Ich brauch doch deine Stimme zum träumen. Wirre Gedanken, die ich aber nicht aussprach. Ich verabschiedete mich mit einem leisen. "Ich liebe dich!" und einem Kuss durch das Telefon. Empfing das Selbe von ihm, durch die Leitung des Mobilfunknetzes. Er legte auf und ich schaute auf mein Display. Ein Foto von uns. Eins, auf welchem er mich im Arm hielt und wir glücklich in die Kamera lächelten. Es war erst ein paar Tage alt. Zeigte mir, dass ich wirklich in der Gegenwart war und mich nicht in der Vergangenheit verlor. Ich kuschelte mich ganz tief unter meine Decke. Genoss die Wärme, die sie mir schenkte. Irgendwann schlief ich ein. Träumte von Pete. Davon, wie wir am Strand entlang liefen. Hand in Hand. Der Sonnenuntergang in feurigem Rot am Horizont. Die leichten Wellen, die an den Felsen der Brandung brachen. Das kreischen der Möwen über uns. Eine perfekte Welt. Eine Seifenblase, die jederzeit drohte zu zerplatzen. Nämlich dann, wenn sich da plötzlich der Transporter ins Bild drängte. Drei höhnisch grinsende Männerköpfe. Alle durch löchert von den Kugeln, die sie getroffen hatten, in ihrem Todeskampf. Ich wollte aufwachen. Wollte nicht weiter träumen.  Wollte schreien, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich wälzte mich hin und her. Erst der dumpfe Aufprall auf den Fußboden, beförderte mich in die Realität.  Ich blieb liegen. Hatte anscheinend nicht kapiert, was passiert war. Aber ich war wach. Immerhin war das eine recht positive Tatsache.
"Chelsea, alles ok bei dir?" die Stimme von Jonas, der herein gekommen war und das Licht angestellt hatte.
Ich blinzelte vom Boden hinauf zu ihm. "Ähm, ich denk schon." langsam richtete ich mich auf. "Ich muss wohl aus dem Bett gefallen sein."
"Hab ich gehört." lachte er laut. "Du machst Sachen."
Er hatte mein Zimmer wieder verlassen, während ich meinen schmerzenden Kopf rieb, der wohl mit dem Boden härter in Kontakt gekommen war, als es mir lieb war.  Langsam stand ich auf. Ich musste lange geschlafen haben, denn draußen war es bereits dunkel. Vor meiner Zimmertür war es ruhig. Deshalb schlich ich mich leise hinaus. In der Küche nahm ich mir ein Glas Wasser. Also entweder es war keiner da, außer Jonas oder alle schliefen schon. Es interessierte mich nicht wirklich. Darum ging ich mit meinem Glas Wasser zurück in mein Zimmer. Trank einen Schluck und stellte es dann auf meinen Nachtschrank.
Eine Nachricht von Pete. "Es war so schön, deine Stimme zu hören. Miss u." las ich. Wenn er wüsste, wie sehr ich ihn vermisste. Ich schloss den Chat. 2.43 Uhr, zeigte die Uhr rechts oben auf dem Display. Pete würde sicher schon schlafen. Entschied mich deshalb ihm erst in ein paar Stunden zu antworten. Ich stand am Fenster. Die Welt draußen dunkel und schlaftrunken, lag sie vor mir. Und doch schlief Berlin nie wirklich. Immer gab es irgendwo Gewusel.
Ich hörte, dass Jemand hinter mir die Zimmertür öffnete. Vermutete, dass es Jonas war, der noch mal nachsehen wollte, ob es mir nach meinem unsanften Sturz wirklich gut ging. "Was willst du denn noch?" fragte ich deshalb leicht genervt.
"Ich kann auch wieder gehen, aber ich dachte du hättest mich vermisst." ruckartig drehte ich mich um. Es war mein Pete, der im Türramen stand und lachte. Viel zu stürmisch rannte ich zu ihm. Küsste ihn voller Sehnsucht.
"Was machst du denn hier?" wir standen mittlerweile in meinem Zimmer, die Tür war geschlossen. 
"Ich kann doch nicht zulassen, dass du traurig bist. Also hab ich nach dem Telefonat mit Sam geredet und er war mit einverstanden,  dass ich zu dir fahre."
"Und dann bist du die ganze Nacht gefahren, nur um zu mir zu kommen?"
Er legte seinen Kopf schief. "Ja Baby, denn mir geht es ohne dich genauso scheiße, wie dir ohne mich."
"Du bist der süßeste Typ auf der ganzen weiten Welt." strahlte ich ihn glücklich an. "Wie bist du rein gekommen?"
Er lachte. "Ich hab noch nen Schlüssel." dann küsste er mich. Seine Finger in meinen Haaren. "Wen hast du denn eigentlich erwartet?"
"Ach..." ich griff nach seiner Hand und drängte ihn auf mein Bett. "Jonas."
"Jonas? Sollte ich was wissen?" eine kurze Pause, in der ihm wohl tausende Gedanken durch den Kopf schossen. "Ging's dir so schlecht, dass du wieder..."
Sanft legte ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen, während ich auf seinem Schoß Platz nahm. Er sollte das, was er dachte einfach nicht aussprechen. "Nein! Ich bin nur aus dem Bett gefallen, weil ich schlecht geträumt hatte und er kam kurz danach rein um zu sehen, was passiert war."
"Dich kann man keine fünf Minuten allein lassen." lachte er. Oh ja, eine sehr witzige Vorstellung, wie ich mitten im Schlaf aus dem Bett fiel. Zumindest für ihn, denn mir schmerzte die Beule am Kopf, die ich mir zugezogen hatte, schon noch.
"Mir fehlen halt deine starken Arme, die Nachts auf mich aufpassen." nur gehauchte Worte, denn ich war schon wieder dabei ihn zu küssen. Ihm die Klamotten vom Oberkörper zu streifen und ihn einfach zu streicheln. Langsam hob er mich von seinem Schoß. Legte mich sanft in die Kissen. Vorsichtig legte er sich auf mich. Forderte mich mehr zuzulassen als sonst. Aber nur so weit, dass es mich nicht komplett aus der Bahn warf. Zärtlich küssten seine Lippen meine Brüste. Sein warmer Atem auf meiner Haut, der mich leicht zittern ließ. Seine Hand, die sich zwischen meine Beine schob.
"Pete..."
"Vertrau mir Baby." flüsterte er. Heute war er es, der sich von mir nicht berühren ließ. Der verlangte, dass ich einfach nur genoss. Mich ein Stück weit fallen ließ. Mich in seinen Berührungen verlor, bis ich alles um mich herum vergaß und meinen Höhepunkt erreichte. Die ganze Zeit hatte er mich in seinem freien Arm gehalten. Mir meine Angst einfach weg geküsst, wenn ich glaubte, dass alles nur ein Traum war. "Ich liebe dich Baby." seine Worte so warm, so vertraut. Seine Hand lag auf meinem Bauch,  in dem tausende Schmetterlinge tanzten. "Danke, dass du mir ein wenig Vertrauen geschenkt hast."
Erst jetzt öffnete ich meine Augen wieder. "Danke, dass du mir nicht weh getan hast." schluchzte ich, obwohl ich unendlich glücklich war. "Wenn... Wenn wir miteinander schlafen..."
"Dann wird es auch nicht weh tun. Versprochen!" er drückte mich fest an sich.  " Und wenn, hören wir auf. Ok?"

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