Kapitel 45
Pete hatte es in der Mittagspause nicht geschafft vorbei zu kommen. Sich unzählige Male dafür über Handy entschuldigt. Aber es war ok für mich. Er musste halt auch arbeiten. Und die Vorfreude auf den Feierabend war ins unermessliche gestiegen. Ungeduldig hatte ich auf die Uhr geschaut. Den Eingang im Auge behalten, um seine Ankunft ja nicht zu verpassen. Ich hatte mehr von meiner Arbeit geschafft, als ich am Morgen erwartet hatte. Die Stunden waren wie im Flug vergangen. Aber die letzten Minuten bis Feierabend zogen sich wie Kaugummi. "Bist du schon unterwegs?" schrieb ich Pete. Bekam aber keine Antwort. Man was war los? Vor knapp drei Stunden war er das letzte Mal online gewesen. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Hatten sie heute mal wieder irgendein Geschäft abzuwickeln? Hatte er irgendwas darüber gesagt? Ich grübelte. Nein, eigentlich nicht. Oder hatte er nur nichts gesagt, um mein Glück nicht zu zerstören? Wollte er nicht, dass ich mir Sorgen machte?
"Pete!" er war durch die Glastür des Ladens getreten und ich viel zu schnell von meinem Stuhl aufgesprungen. "Endlich!"
"Wow Baby..." weiter kam er nicht, denn ich war auf seine Arme gesprungen. Meine Beine umschlangen seinen Körper, während ich ihn leidenschaftlich küsste. "Ich hab dich auch vermisst." flüsterte er nach diesem Kuss. Vorsichtig stellte er mich wieder auf den Boden. Dann verabschiedeten wir uns von Edward.
Pete hatte mich auf dem Weg zu seiner Maschine gefragt, auf was ich Lust hätte. Auf den kleinen See im Wald, lautete meine Antwort. Ja, genau da wollte ich hin. Wollte wieder mit ihm träumen, wie ein Jahr zuvor. Wollte mich dabei von ihm halten lassen und nur schönen Dingen in meinem Kopf Platz machen. Also erfüllte er mir diesen Wunsch. Fuhr uns direkt an diesen kleinen See. Alles wirkte so traumhaft schön. Die Sonne spiegelte sich glitzernd im Wasser. Pete hatte nach einem Stein gegriffen. Sein Finger rieb an der vom Wasser abgespülten Kante. "Es ist schön, dass du endlich wieder glücklich bist." hatte er gesagt. Dann ließ er den Stein über das Wasser hüpfen.
"Bist du es nicht?"
Er war einen Schritt auf mich zugekommen. Hatte seine Hände um mich gelegt. "Was is'n das für ne Frage?"
"Das Einzige, was ich will, ist das du glücklich bist." plötzlich drängte sich in mir die Sorge auf, er wäre nur aus Mitleid mit mir zusammen. "Du liebst mich doch. Oder?"
"Chelsea, klar liebe ich dich noch. Und soll ich dir mal was verraten?" er blinzelte, da ihn die Sonne blendete. "Ich liebe dich mehr, als je zuvor."
"Also bist du nicht aus Mitleid mit mir zusammen?" Er lachte. Glaubte er wirklich meine Frage war ein Scherz oder was? "Die Frage war ernst gemeint."
"Oh sorry Baby. Nein, ich bin nicht aus Mitleid mit dir zusammen, sondern weil ich dich über alles liebe."
Wir hatten uns in den Sand am Ufer des Sees gesetzt. Pete saß hinter mir, während ich an seine Brust gelehnt, in seinen Armen lag. Der Himmel wieder blau, mit nur wenigen Schäfchenwolken. Die Vögel, die über uns hinweg flogen, sich aber nicht freier fühlen konnten, als ich in genau diesem Augenblick. Der Wind raschelte leise in den Blättern der Baumkronen. Es roch nach Frühling, der schon fast wieder vorbei war.
"Hattest du viele Frauen in der Zeit?" unterbrach ich die Stille.
"Spielt das eine Rolle?"
"Ein wenig."
"Zu viele Chelsea!" gestand er die Wahrheit. "Aber mit Keiner war es wie mit dir."
"Nicht?"
"Nein! Du müsstest wissen, dass es anders ist, wenn man jemanden liebt." Oh ja, damit hatte er Recht. Ich konnte ihm aber nicht antworten, da sein Handy geklingelt hatte und er ran gegangen war. Ich verstand nur Wortfetzen, denn ich hing meinen Gedanken nach. Ja, ich wusste das es ein Unterschied war, ob man mit Jemanden schlief, weil man ihn liebte oder ob man es einfach so tat. Aber für Pete war das ja nichts Neues. Anders als für mich. Für ihn hatte es vor uns ja zum Leben dazu gehört. Langsam glitt der kühle, feine Sand durch meine Finger, nachdem ich ihn aufgehoben hatte. Ich musste aufhören, ständig alles in Frage zu stellen. Es gab schließlich nicht auf alles eine Antwort. Ich hätte über dieses Thema gern mehr von ihm gewusst, aber ich wollte auch nicht mit ihm streiten. Also schob ich dieses Wirrwarr in meinem eh schon durchgeknallten Kopf einfach zur Seite. Drehte mich zu dem Mann meiner Träume. Sein Telefonat hatte er beendet und wollte gerade was zu mir sagen, aber ich verschluckte seine Worte bei einem gierigen Kuss. Wusste, dass ich ihn mit meiner Gier nach ihm manchmal etwas überforderte. Gerade, weil ich nicht wirklich viel zu ließ. Aber damit musste er Leben. "Chelsea..."
"Boah Pete..." unterbrach ich ihn. "Nicht quatschen - küssen." schimpfte ich lächelnd, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen. Einige Minuten konnte ich ihn damit hin halten. Und wahrscheinlich wäre es auch noch länger gewesen, wenn er mir nicht meine Hand in seinen Schritt gelegt hätte. "Du bist nen böses Mädchen." lächelte er verschmitzt.
"Ich weiß." zwinkerte ich zurück. "Was wolltest du mir eigentlich sagen?"
"Meine Mom hat uns heute Abend zum Essen eingeladen." ich war aufgestanden. "Ich weiß, dass sie nicht fair zu dir war, aber..."
"Schon ok. Immerhin ist sie deine Mom."
"Also kommst du mit?" er war ebenfalls aufgestanden.
"Ja na klar. So schnell wirst du mich nicht los."
"Will ich auch nicht." lieb streichelte er über meine Wange. "Es wird auch nicht so spießig, wie du denkst."
Ich musste auf diesen Satz so schrecklich lachen, dass Pete mitlachte, obwohl er gar nicht wusste warum. "Als könne es bei deiner Mutter spießig sein." erklärte ich, als ich mich beruhigt hatte.
Erst jetzt begriff er. "Du bist heute ganz schön frech." prustete er los. Zog mich an sich, aber nicht für einen Kuss, wie ich dachte. Nee, dieser Mistkerl begann mich auszukitzeln. Immer wieder in die Seiten, links und rechts von meinem Bauch. Ich musste so schrecklich lachen, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er über mir, da ich ihn mit nach unten gezogen hatte. Aus seinem Kitzeln war ein streicheln geworden. Seine linke Hand, die sich vorsichtig unter mein Top schob. Die rechte Hand, die sich in meinen Haaren vergrub. Sein Gesicht, welches meinem so nah kam. Diese Augen, die voller Hoffnung in die Zukunft steckten und die er gerade schloss, bevor er mich so zärtlich wie noch nie zuvor küsste. "Ich... Ich... Schlaf mit mir." forderte ich.
Aber er schüttelte den Kopf. "Nicht jetzt und nicht hier Baby." noch ein kleines Küsschen. "Erst wenn alles perfekt ist. Erst wenn ich spüre, dass es dir so gut geht, dass kein Schleier mehr auf deiner Seele liegt."
"Du bist..."
Er hatte seine Hand, die vorher noch unter meinem Top war, hervor gezogen und meine in seine genommen. "Nein, bin ich nicht."
"Doch, du bist perfekt."
"Ich will keiner der Arschlöcher sein, die dir weh getan haben. Von daher wird es erst passieren, wenn ich merke, dass du wirklich bereit dazu bist." seine Worte, eine süße Melodie. Er mein Prinz. Ich seine Prinzessin. Seine Harley, das Pferd, auf welchem wir zum Essen zu seiner Mutter ritten.
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