Kapitel 41

Leise war ich in sein Schlafzimmer geschlichen. "Pete?" er stellte die Nachttischlampe an. "Darf ich bei dir schlafen?"
"Komm her!" er hob die Decke ein Stückchen  an, damit ich drunter krabbeln konnte. "Ich werde dich nicht mehr weg lassen Kleines."
"Wie meinst du das?"
"So, wie ich es sage. So wie wir es versucht haben, mit auf Abstand gehen und so, kommen wir nicht weiter. Es treibt uns in die Arme von Anderen." zärtlich küsste er jede einzelne Fingerspitze meiner linken Hand. "Es macht dich kaputt. Vielleicht wird alles einfacher, wenn wir uns doch wieder aufeinander einlassen."
"Vielleicht..."
"Du ritzt dich nicht mehr?"
Ich musste nicht fragen, woher er es wusste. Wusste ich doch nur zu gut, dass er mich gerade eben mit seinen Augen verschlungen hatte, als ich nur mit T-Shirt bekleidet, vor ihm gestanden hatte. "Nein!" antwortete ich trotzdem.
"Warum die ganzen Typen?"
"Woher..."
"Edward!"
"Ja, wer auch sonst." bockig war meine Stimme.
"Er macht sich nun mal Sorgen um dich. Naja und als Basti mich dann vorhin auch noch angerufen..."
"Dachtest du, du müsstest den Helden spielen?! "
Er lachte. "Nein Chelsea. Weißt du, wenn du einen Anderen kennen gelernt hättest und ihr fest zusammen gewesen wärt, dann hätte mich das übelst verletzt, aber ich hätte es akzeptiert, so lange du glücklich bei gewesen wärst."
"Vielleicht war ich glücklich bei."
"Nein warst du nicht. Ich kenn dich."
"Ich hab mich verändert."
"Das weiß ich Baby. Warum hast du es gemacht?"
"Weißt du noch, an dem Abend beim Osterfeuer? Da wo wir ins Krankenhaus mussten?" er nickte. "An dem Abend hab ich nur so tief geschnitten, weil ich dabei nichts mehr gefühlt habe. Ich kam durch das Ritzen nicht mehr aus diesem tiefen schwarzen Loch. In der Nacht hab ich das erste Mal mit einem Anderen geschlafen."
"Und das hat dir Spaß gemacht?"
"Nein Pete!" ich heulte schon wieder. "Es hat tierisch weh getan. Und ich hab mich so geekelt. Aber da war dieses Gefühl, welches ich sonst nur vom Ritzen kannte." Er hatte mich ganz fest an sich gedrückt. Mein Kopf lag auf seiner nackten Brust. Er ließ mich weinen. Stellte keine Fragen mehr. Seine Wut hatte sich gelegt. Jetzt war er einfach wieder der Pete, den ich kannte. Lieb, verständnisvoll und warmherzig. Ich verstand all die Wut, die vorhin bei ihm am überlaufen war. Mal wieder hatte ich es geschafft ihn zu reizen. Mal wieder hatte er sich für mich geschlagen. Mal wieder brachte er Verständnis für mich auf. Hielt mich im Arm, bis all meine Tränen getrocknet waren. Es ging immer nur um mich. Ich wollte, dass es ihm gut ging. Wollte, dass seine ständige Sorge um mich, ein Ende hatte.
Wieder dachte ich an die Pistole an meiner Schläfe. Wünschte mich zurück auf diese dunkle Landstraße, die nur erhellt wurde vom Mondschein, den Scheinwerfern von Pete's Auto und diesem nervigen orangen Warnblinklicht. Ich hätte den Abzug, der den Schuss auslöst, schneller drücken sollen. Hätte nicht in seine azurblauen Augen gucken sollen, die mich voller Entsetzen anschauten. Ohne mich würde er es besser haben. Ohne mich konnte er wieder richtig leben und glücklich sein. "Nein Baby, ohne dich wäre ich nicht mehr komplett." hörte ich seine Stimme.
"Woher...?" ich hatte diesmal meine Gedanken wirklich nicht laut ausgesprochen, wie ich das öfter mal tat.
"Ich weiß nicht, woher ich weiß, was du gerade gedacht hast. Vielleicht weil ich auch grad an die Landstraße gedacht habe." versuchte er etwas zu erklären, was Niemand hätte erklären können. Das war diese Magie zwischen uns. "Wenn du stirbst Chelsea - an dem Tag werde ich auch gehen."
"Pete nein! So was will ich nicht hören."
"Das ist mir egal." er hauchte mir ein Küßchen auf's Haar. "Vielleicht ist das der Einzige Weg, dich gerade am Leben zu halten, wenn ich dir sage, dass du für mich leben musst." er hatte sich über mich gebeugt. Sanft und vertraut trafen seine Lippen auf meine. Zärtlich glitt seine Hand unter das T-Shirt,  welches ich trug. Aber sie stopte auf meinem Bauch. Er spürte sofort, dass mehr Berührungen heute nicht erlaubt waren. Er war ja auch mein Prinz und nicht einer dieser beschissenen Kerle, aus irgendeinem Club. Ich war sein Mädchen. Seine Frau, für die er alles menschenmögliche tat. Und auch wenn ich mir manchmal wünschte,  dass er nicht zu diesem Club gehörte, liebte ich es trotzdem zu wissen, dass da so etwas wie eine Familie war. Menschen, die hinter einem standen, wenn man sie brauchte.

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