Kapitel 37
"Wo kommt ihr denn her?" Edward stand nur mit Boxershort bekleidet in der Küche und hielt ein Glas Wasser in der Hand.
"Mc Donalds." log Pete. "Wir hatten Hunger." Danach waren wir in mein Zimmer gegangen. Pete hatte mich, wie schon so oft zuvor in den Arm genommen. Wir saßen auf meinem Bett und obwohl ich müde war, musste ich ihm noch was sagen.
"Weißt du weshalb ich es mache?"
"Nein! Und wenn du nicht drüber reden willst, dann akzeptiere ich das."
Diesen Satz ignorierte ich. "Manchmal Pete, da baut sich so ein innerer Druck auf. Das fühlt sich ganz komisch an und ist kaum zu beschreiben. Wie so ein schwarzes Loch, welches dich von innen auffrisst." wieder lehnte mein Kopf an seiner Brust. "Der Kopf ist voll, dass ich kaum noch denken kann. Und... und wenn ich mich dann ritze - naja, dann löst sich dieser Druck. Das ist in etwa so, als könntest du plötzlich wieder atmen, nachdem dir Jemand die Kehle zugedrückt hat. Verstehst du?"
Er nickte. "Ich glaub schon, auch wenn es schwer ist."
"Ich möchte nicht, dass du dir deswegen Sorgen machst."
"Kannst du es nicht einfach lassen?" er wusste, dass die Frage überflüssig war.
"Kannst du das mit dem Club lassen?" Es war kein lustiges Thema, aber trotzdem mussten wir lachen.
"Ok, macht jeder in der Sache sein Ding. Wird schon schief gehen."
Er war aufgestanden und ins Bad gegangen, um sich bettfertig zu machen. Erst dann kam er zu mir zurück. Kuschelte sich zu mir ins Bett. Nahm mich wie selbstverständlich in die Arme. Ich ließ seine so vertrauten Küsse zu. Zärtlich, sanft, voller Hoffnung und Sehnsucht. Ich wollte nicht schlafen. Wollte viel lieber all das genießen. Nur noch ein wenig knutschen, aber mir fielen bald die Augen zu. Ich war müde und fühlte mich sicher.
Und mit genau diesem Gefühl von Sicherheit wachte ich am nächsten Morgen auf. Er lächelte mich verschlafen an. Sagte aber nichts, sondern hielt mich einfach nur weiter fest. Nie sollte dieser Moment, in dem ich mir einreden durfte alles wäre gut, enden. Ich wollte nicht mehr an die Vergewaltigung denken. Wollte vergessen, dass drei Menschen wegen mir sterben mussten. Wollte aus meinem Kopf streichen, dass Pete andere Frauen gehabt hatte und auch, dass ich am Abend zuvor was mit Ben hatte. Dachte an den Ekel und die Schmerzen, die ich empfunden hatte. Erinnerte mich an das befreiende Gefühl, dass ich sonst nur vom Ritzen kannte. Die Sehnsucht danach, genau das wieder zu fühlen. Leise seufzte ich. "Wie geht's jetzt weiter Pete?"
"Was möchtest du denn, wie es weiter geht?"
"Ich... ich will dich zurück, so wie früher."
"Aber dafür bist du noch nicht bereit!?" beendete er die Worte, die ich nicht aussprechen konnte. "Versuch nicht immer alles zu überstürzen Kleines."
"Ich hab aber das Gefühl, dass wir uns immer mehr verlieren."
"Wir gehören zusammen." er hauchte mir ein Küsschen auf die blonden Locken. "Aber es ist zu viel passiert in so kurzer Zeit. Die Wunden müssen heilen. Alle Verletzungen, die wir uns auch gegenseitig angetan haben, brauchen Zeit."
"Hm, vielleicht hast du Recht." das er das hatte, wusste ich. Aber es fiel mir schwer zu wissen, dass wir zur Zeit kein Paar sein konnten. Nicht zu wissen, ob es überhaupt noch eine gemeinsame Zukunft in dem Sinne für uns geben konnte. Mir war klar, dass mein Verhalten ihn viel zu oft verwirrte. Auf der einen Seite suchte ich verzweifelt seine Nähe. Ließ mich von ihm halten, wie jetzt gerade. Auf der anderen Seite stieß ich ihn weg. Trampelte auf seinen Gefühlen rum, als wären sie ein Stück Dreck. Er hatte mir gesagt, dass er Verständnis für all das hatte. Aber hatte er das wirklich? Und wenn ja, wie lange noch? Das waren Fragen die mir Keiner beantworten konnte, außer die Zeit. Ich hätte nur zu gern einmal kurz in die Zukunft geblickt. Nur um zu wissen, wo wir in einem Jahr vielleicht waren oder auch nicht.
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