Kapitel 24

"Was soll das Cora?" schrie ich sie an, als sie mit mir auf den Parkplatz der Werkstatt fuhr. Pete erwartete uns schon. Vermutlich hatte sie ihn angerufen, als sie auf dem Weg zu mir war. "Ich will nicht hier sein!"
"Beruhige dich Baby." Pete hatte die Beifahrertür geöffnet, nachdem Cora neben ihm gehalten hatte.
"Fass mich nicht an!" schrie ich ihn an. Immer wieder trafen meine Fäuste seine stählernde Brust.
"Es ist gut!" Er drückte mich fest an sich. "Cora, kannst du ihr nicht irgendwas geben, damit sie sich beruhigt?"
Ich hörte, das Cora nach irgendwas kramte. Dann war sie direkt neben uns. "Halt sie fest!" forderte sie Pete mit ernstem Ton auf.
"Nein!" ich schrie immer noch. Doch Pete war so viel stärker. Ich konnte nichts dran ändern, dass sich die Nadel der Spritze in meinem Arm bohrte. "Ein Beruhigungsmittel." sie schaute mich an, redete aber eigentlich mit Pete. "Ihr wird's gleich besser gehen."
Pete hob mich aus dem Auto und trug mich in seins. Ich konnte mich nicht mehr wehren. Konnte nicht mehr schreien. Aber ich weinte und zitterte am ganzen Körper, als er sich neben mich auf den Fahrersitz setzte. "Chelsea, ich habe nicht gewusst, was passiert ist. Es tut mir so leid." sagte er, bevor er los fuhr. Es war eine Strecke, die ich nicht kannte. Aber sie endete vor einem riesen Haus. " Es sollte uns gehören, nach der Hochzeit." gestand er mir,  als wir rein gingen. "Ich hatte es kurz nach unserer Verlobung gekauft."
"Es tut mir leid Pete."
"Ist schon ok. Komm lass uns ins Wohnzimmer gehen." sagte er und führte mich durch die große,  mit weißem Marmor geflieste, Eingangshalle. Wir betraten ein helles großes Wohnzimmer. Während ich mich auf die schwarze Ledercouch setzte, entfachte Pete das Feuer im Kamin. Zündete danach noch ein paar Kerzen an, bevor er sich zu mir setzte. Vorsichtig nahm er mich in seine Arme. Deckte uns mit einer weißen Flauschdecke zu.
"Möchtest du vielleicht drüber reden?" seine Finger streichelten meinen Kopf. Das erste Mal seit langem, fühlte ich mich wieder sicher.
"Pete, wenn du alles erfährst,  wirst du mich mit anderen Augen sehen."
"Werde ich nicht Baby." Der Zeigefinger seiner linken Hand, drückte mein Kinn ein Stückchen nach oben. Viel zu sanft traf mich ein einziges Küßchen auf die Lippen. "Ich liebe dich, egal was war, ist oder kommt."
"Ich kann nicht drüber reden. Cora hat dir mehr erzählt, als du je wissen solltest."
"Warum sollte ich von der Vergewaltigung nichts wissen? Warum hast du uns dafür aufgegeben?"
Ich hatte meinen Kopf an seine Brust gelegt. "Bleibst du in Berlin?"
"Möchtest du das denn?"
"Ja Pete."
"Gut,  dann bleibe ich. Zumindest, wenn mich mein Club hier wieder aufnimmt."
Ich war hoch geschreckt. "Wie, wenn dich der Club wieder aufnimmt?"
"Ich habe abstimmen lassen, ob ich als Nomade leben darf und genauso muss ich abstimmen lassen, ob ich hier bleiben darf."
Ich war aufgestanden. War an das riesige Panoramafenster gegangen. Viel sah ich nicht, da es draußen dunkel war, aber ich vermutete einen Garten. "Dieser scheiß Club muss dich zurück nehmen Pete. Nur wegen ihm ist doch das alles passiert." purzelten die hysterischen Worte aus meinem Mund. "Pete sollte seine Geschäfte noch mal überdenken, hat einer von denen zu mir gesagt..." bei diesen Worten hatte ich mich wieder zu ihm gedreht. Sah sein verwirrtes, schockiertes Gesicht.
"Baby..."
"Nee, nicht Baby. Sascha, er hat gesagt, dass dir was auf deiner Fahrt passiert, wenn ich mich nicht ruhig verhalte. Ich hatte schreckliche Angst um dich Pete. Dann hat er mich in einen Transporter gesteckt und ist irgendwo mit mir hingefahren." meine Stimme war wieder ruhiger. Er wusste eh schon zu viel, sollte er den Rest auch noch erfahren. "Als er die  Ladefläche wieder aufgemacht hatte, standen da zwei Kerle.  Ich hab versucht mich zu wehren Pete, aber Sascha hat so lang auf mich eingeschlagen, bis ich fast bewusstlos war." Pete standen Tränen des Hasses in den Augen. Die Hände waren wieder zu Fäusten geballt. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt.
"Chelsea, hör' auf..." flehte er.
"Dann hat er mir die Klamotten vom Körper gerissen. Hat zugeguckt, wie mich einer nach dem anderen vergewaltigt hat. Und als ob das noch nicht genug war, hat er mich auch noch vergewaltigt, als die weg waren." ich stockte kurz. Schaute Pete direkt an. "Wie ein Stück Dreck hat er mich in nem Park raus geworfen. Ich lag nackt im Dreck, mit ner Decke und meiner Handtasche.  Und du erzählst mir,  dass dieser scheiß Club zu entscheiden hat, ob du in Berlin bleiben darfst oder nicht?!" erst jetzt, jetzt wo alles gesagt war, hörte ich auf mit reden. Immer noch schaute ich ihn an. Sah, dass die Tränen überschwappten. Wusste, dass ich Recht gehabt hatte, als ich mich für die Trennung und gegen die Wahrheit entschieden hatte.
"Komm her Baby." seine Worte tränenerstickt. Ich ging zu ihm. Setzte mich neben ihn. "Ich werde den Club verlassen, wenn ich nicht bleiben darf, aber erst, wenn ich mich an denen, die dir das angetan haben, gerecht habe."
"Rache ist die Lösung Pete?" fragte ich ihn ganz ruhig.
"Nicht?"
"Es bringt mir nicht meine Ehre zurück. Es bringt mir nicht mein altes,  unbeschwertes Leben mit dir zurück." diesmal war ich es, die ihm Tränen aus dem Gesicht wischte. "Ich war glücklich mit dir."
"Und ich mit dir. Ich... Ich kann all das, was die dir angetan haben,  nicht ungeschehen machen. Aber ich kann sie auch nicht so davon kommen lassen. Verstehst du?" Ich zuckte mit den Schultern. "Chelsea, ich will nicht, dass du uns aufgibst. Ich will, dass wir das zusammen durchstehen. Du und ich, bis in alle Ewigkeit." Ich hatte keine Worte, auf das was er gesagt hatte. Ließ aber zu, dass er mich wieder in seine Arme schloss. Mein Gesicht hatte ich an seine Brust gedrückt. Hatte die Augen geschlossen.  Hörte sein Herz, welches viel zu schnell schlug.  Dieses leise Knistern  des Feuers im Kamin. Fühlte seine Hand auf meinem Kopf, wie sie sanft mein Haar streichelte.  Mit der anderen hielt er mich im Arm. Es war genau diese Geborgenheit, die ich in den letzten Monaten so sehr vermisst hatte. Es war alles, was ich wollte. Und doch wusste ich im Moment nicht, wie es weiter gehen sollte.

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