Kapitel 23

Es war mittlerweile Mitte Januar. Ich konnte nicht mehr. Das Einzige was ich nach endlosen vier Monaten der Einsamkeit wollte, war eine winzige Umarmung von Pete. Also war ich zur Werkstatt gefahren. War mit zittrigen Beinen über den dunklen Parkplatz gelaufen, bis ich vor'm Vereinsheim stand. Wie würde er auf mich reagieren, wenn ich gleich plötzlich vor ihm stand? Ich wusste es nicht! Vielleicht würde er sagen, dass ich gehen sollte. Das hätte ich dann getan. Hätte es verstanden und gewusst, wie er sich immer gefühlt hatte. Aber ich würde seine Reaktion nie erfahren,  wenn ich weiter in der Kälte stehen blieb und drüber nach dachte, was wäre wenn. Also drückte ich die Klinke nach unten. Öffnete langsam die Tür und trat herein.
"Pete..." Matt hatte ihn am Arm angestupst. "Guck mal wer da ist."
Pete hatte  sich zu mir gedreht. Ich sah seine roten, verweinten Augen, in denen grad ein Fünkchen Hoffnung blitzte. Er war von dem Barhocker gerutscht, bevor er auf mich zu kam und mich einfach in den Arm nahm. Seine Hände vergruben sich in meinem Haaren, während er meinen Kopf fest an seine Brust drückte. Unzählige Tränen liefen über mein Gesicht. Es tat so gut von ihm gehalten zu werden. "Es ist schön, dass du da bist." flüstere er. Drängte mich dann an einen Tisch. "Du siehst schlecht aus Baby. Willst du reden?" Ich schüttelte nur den Kopf. Was sollte ich ihm auch sagen? Die Wahrheit? Niemals! "Es tut mir alles so leid Pete."
"Ist ok. Aber ich verstehe es nicht." die ganze Zeit über hielt er meine Hände. Schaute mir in die Augen, als könne er was in ihnen lesen.
"Es sind Dinge passiert, die... die." neue Tränen flossen.
"So schlimm?" ich nickte mal wieder nur. Ließ zu, dass er mich wieder in die Arme nahm.
"Was will die denn hier?" Evelynas garstige Stimme. "Willst du dir noch mal dein Herz brechen lassen?"
"Oh Mom, kannst du dich einmal aus meinen Angelegenheiten raus halten?" böse hatte er sie angesehen. Dann nach meiner Hand gegriffen und mich in sein Zimmer gezogen. "Erzähl' mir was los ist!"
"Das geht nicht." sanft strich ich über seine Wange. " Ich hätte nicht her kommen dürfen."
"Chelsea bitte..."
"Ich werde jetzt gehen." bei diesen Worten hatte ich mich schon auf den Weg zu seiner Tür gemacht. Doch er hielt mich fest. Zog mich an sich und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss. Zumindest kurz. "Pete..." Doch er hob mich auf seine Arme. Setzte sich mit mir auf's Bett. Sanft streichelten seine Hände meinen Rücken, während seine Küsse fordernder wurden. "Baby, schlaf mit mir." Eine Bitte, die ich ihm gern erfüllen wollte, aber nicht konnte.
"Ich kann nicht." ich war aufgestanden. "Das mit uns ist vorbei Pete!"
"Ok Chelsea, dann werde ich ab morgen als Nomade leben." hatte er noch gesagt, bevor ich gegangen war.
Was war ein Nomade? Was hatte das alles zu bedeuten? Ich wusste es nicht. Also fuhr ich mit meinem Auto durch die kalte, dunkle Winternacht, bis ich zu Hause war. Dann rief ich Cora an. "Chelsea, ein Nomade ist Jemand, der keinem festen Chapter mehr angehört. Er wird weg sein aus Berlin." ich konnte nur noch lauter schluchzen, ihr aber nicht antworten. "Du musst ihm die Wahrheit sagen."
"Das geht nicht."
"Ok, deine Entscheidung. Aber ich entscheide jetzt, dass ich dich abhole und du heute in der Wg schläfst."
"Aber..."
"Kein aber Chelsea. Dir geht's noch beschissener als die letzten Monate." ihre Stimme klang echt besorgt. "Ich will nicht, dass du allein bist." hatte  sie noch gesagt, bevor sie einfach aufgelegt hatte. Vermutlich hatte sie Recht,  mit dem was sie gesagt hatte, also packte ich einige Sachen in meine weiße Reisetasche. Setzte mich in die Küche um eine zu rauchen, während ich auf Cora wartete. Die Tränen flossen in Strömen über meine viel zu heißen Wangen. Ab morgen wäre mein Pete nicht mehr in Berlin. Klar, in den letzten vier Monaten hatten wir uns, bis auf heute, auch nicht gesehen. Also welchen Unterschied machte es, ob er hier oder wo anders war? Spielte es wirklich eine Rolle? Ja, verfluchter Mist! Hier in Berlin war er greifbar für mich. Wenn er in dieser Stadt war, konnte ich zu ihm, wenn mir danach war.
"Hast du alles?" hatte Cora mich gefragt, nachdem ich ihr geöffnet hatte, da sie geklingelt hatte.
"Ja!"
"Ok, dann komm!" Sie hatte das Licht ausgestellt, die Tür hinter uns zugezogen und abgeschlossen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top