Kapitel 2
Kapitel 2
"Chelsea!" Edward begrüßte mich stürmisch, nachdem ich sein Tattoostudio betreten hatte. "Was machst du denn hier?"
"Ich wohn' jetzt in Berlin..."
"Wow, wusste gar nicht, dass Edward so wunderschöne junge Frauen kennt." hörte ich eine wohlig warme, männliche Stimme neben mir, als wir am Emfangsthresen des Studios ankamen.
"Chelsea - Pete! Pete - Chelsea!" wurden wir einander vorgestellt. "Chelsea, meine beste Freundin aus der alten Heimat. Tja und Pete ist einer meiner Mitbewohner aus der Wg."
Ich lächelte diesen Pete nur an, bevor ich mich wieder an Edward wante. "Ähm, ich wollte fragen ob du vielleicht Zeit hast, mir Berlin etwas zu zeigen."
"Sorry Chelsea..." er blätterte in seinem Terminplaner. "Heute wird das leider nichts."
"Hm schade."
"Wenn du magst, ich hätte Zeit."
"Chelsea, lass lieber die Finger von Pete."
"Warum?"
"Er ist ein Mann für eine Nacht. Mehr nicht..."
Oh ein Mann für eine Nacht also. Eine sehr reizvolle Vorstellung. Schließlich wollte ich nicht mehr, als nur mal unverbindlichen Sex. Und wenn er der Erste in meiner Sammlung, als männerverzehrender Vamp sein sollte, dann war das so. Schließlich sah er aus wie ein Unterwäschemodel. Groß, schlank, durchtrainiert. Seine azurblauen Augen funkelten wie klares, reines Wasser, während ihm seine schulterlangen blonden Haare, in sein dreitagebärtiges Gesicht fielen.
"Also, wollen wir?" schmunzelte er mich jungenhaft an.
Oh ja, ich wollte! Wollte mit ihm den Tag verbringen und meinetwegen auch die Nacht. Also drehte ich mich um, nachdem ich mich von dem skeptisch blickenden Edward verabschiedet hatte. Verließ mit Pete zusammen das Studio, um in die warme Frühlingsluft zu treten.
Er hatte gefragt, was ich gerne sehen wollte. Aber das war mir egal. Ich wollte einfach Zeit mit ihm verbringen. Wollte den ersten Tag in Berlin einfach nicht allein sein. Spazierte neben ihm her. Hörte ihm zu, als er mir Dinge über den Fernsehturm oder das Brandenburgertor erzählte. Hoffte, dass er nicht bemerkte, dass mich das alles nicht wirklich interessierte. Schaute ihn ab und zu verlegen an.
Wäre Sascha nicht gewesen, wäre dieser Pete wohl genau der Mann gewesen, in den ich mich Hals über Kopf verliebt hätte. Ich durfte das noch, schließlich war ich gerade mal süße achtzehn Jahre. Die Zeit, in der eine Schwärmerei schnell mal mit Liebe verwechselt wurde. Das Alter, in der Jeder der Mann für's Leben ist.
"Hey, was ist?" wurde ich von Pete aus meinen Gedanken gerissen. "Hörst du mir überhaupt zu?"
"Ähm sorry?"
"Ok, wollen wir irgendwo was trinken gehen?" er wartete meine Antwort nicht ab. Griff stattdessen nach meiner Hand und zog mich in eine Cocktailbar. Dort bestellte er direkt zwei "Sex on the beach" , bevor er mich an einen Tisch in der ruhigsten Ecke drängte.
"Warum bist du hier?"
"Wollte halt was Neues."
"Und wo wohnst du?" Bei der Frage stellte uns die Bedienung unsere Cocktails auf den Tisch. "Danke!" sagten wir zeitgleich, bevor die Kellnerin ihrer Arbeit wieder nachging und ich mich an Pete wante. "Ich hab' mir so eine kleine Einzimmerwohnung angemietet. Für den Anfang reicht es."
"Schade das zur Zeit kein Zimmer in der Wg frei ist." er sah wohl meinen fragenden Blick. "Na, ich würde es schön finden, wenn du bei uns wohnen würdest."
"Würde ich denn da überhaupt wohnen wollen?"
Pete kicherte. "Klar würdest du, denn schließlich wohne ich da."
Irgendwie machte mich seine selbstbewusste Art etwas verlegen. Selten war ich sprachlos, aber er hatte es in diesem Moment geschafft. Das er offensiv mit mir flirtete, verunsicherte mich total. Edward hatte mich nur ein paar Stunden zuvor vor diesem Frauenschwarm gewarnt. Aber da war ich auch noch fest davon überzeugt, dass ich diesem Kerl irgendwie stand halten konnte. War überzeugt davon, dass ich mit ihm eine Nacht verbringen würde und dann wäre er Geschichte.
Wir hatten die Bar wieder verlassen. Ich mit wirren Gedanken. Er mit siegessicherem Grinsen im Gesicht. Ich lief einfach neben ihm her durch die Abenddämmerung. Wohin? Ich wusste es nicht! Klar hätte ich ihn fragen können, aber wozu? Es interessierte mich nicht wirklich. Eigentlich wollte ich nur nach Hause. Wusste jedoch nicht, wie ich mich von ihm verabschieden sollte.
Irgendwann blieb er einfach stehen. Die Spree lag vor uns. Der Himmel hing dunkel über uns und war sternenklar. Vorsichtig legte er mir seine schwarze Lederjacke über die Schultern. Vermutlich war ihm nicht entgangen, dass ich fror.
"Danke!" flüsterte ich, nicht in der Lage ihn dabei anzusehen, während ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte.
"Hast du Lust noch mit zur Wg zu kommen?" Ich zuckte nur mit den Schultern. " Was'n los mit dir?"
"Nichts!"
"Hab' ich irgendwas falsch gemacht?" Auf diese Frage schaute ich ihn nun doch an. Diese blauen Augen, die mich fragend musterten. Ich schüttelte nur den Kopf. Fühlte seine Hände, die zärtlich mein Gesicht umschlossen, bevor seine Lippen sanft auf meine trafen. Kein langer oder intensiver Kuss. Nur ein kurzer, flüchtiger, der aber unglaublich voller Leidenschaft steckte. Der mein Herz für einen winzigen Moment zum tanzen brachte. Der mich lächeln ließ, als ich meine Augen wieder geöffnet hatte und ihn anschaute.
"Du bist keine Frau für eine Nacht!"
"Kannst du bitte damit aufhören?!"
"Womit?"
"So was zu sagen und vor allem mich zu verwirren."
Wieder sein schiefes Lächeln. "Ich verwirre dich also?"
"Ja! Und du bringst mich in Verlegenheit." war meine etwas trotzige Antwort. Wieder schmunzelte er nur. Nahm meine Hand und führte mich zur nächsten U-Bahn Station. Ich lief mit ihm mit, als hätte ich in seiner Gegenwart keinen eigenen Willen. Stieg in die Bahn. Setzte mich auf den Platz neben ihn. Ließ zu, dass er immer noch meine Hand hielt. Vergaß alles um mich herum. Es gab nur ihn und mich. Uns Zwei, die unter den Straßen von Berlin fuhren. Alle anderen Menschen, die auch die Reise durch diese Dunkelheit mit uns angetreten waren, existierten für mich nicht. Nur ER und ICH!!! Eine Fahrt in die Unendlichkeit. Oh je, ich erwischte mich bei Gedanken, die ich nicht zulassen durfte und wollte. Ich wollte ihn nicht! Ich wollte Niemanden mehr! Ihn, den Mann für eine Nacht! Pff, nicht mal dafür wollte ich ihn. Oder doch?
"Wir müssen aussteigen." riss er mich aus meinen Gedanken. Also stand ich auf und verließ mit ihm zusammen diese viel zu stickige U-Bahn. Erklomm mit ihm die Stufen zur Oberwelt. Es war noch kälter geworden. Ein leichter Regen prasselte auf uns nieder. Kühlte mein hitziges Gemüt ab.
"Wir sind gleich da."
"Du Pete? "
"Ja!"
"Ich kann doch nicht einfach mit in eure Wg kommen." Sein fragender Blick entging mir nicht. "Naja, ich meine, ich kenn' doch da Keinen, außer Edward und dich."
"Ja und? Du bist mein Gast und die Leutchen da lernst du kennen." er klang überzeugend, als er mich auf einen dunklen Hinterhof führte. Etwas unheimlich war das schon. Doch zum Glück erreichten wir bald einen Eingang. Gekonnt schloss er die große dunkle Holztür auf. Gemeinsam erklommen wir noch zwei Treppen. "Bereit?" Das ich den Kopf schüttelte, ignorierte er einfach. Schloss stattdessen einfach auf. Neugierige Blicke empfingen mich. Ich hasste solche Situationen. Pete stellte mich allen vor. Ich glaube meinen Namen merkten sich alle sofort, während ich leicht überfordert war, mir überhaupt auch nur einen zu merken. Verzweifelt suchte ich Edward. Er schien jedoch nicht da zu sein. Und obwohl ich den ganzen Tag mit diesem Pete verbracht hatte, kam er mir hier total fremd vor.
"Hey, setz' dich." Cora's glockenähnliche Stimme. "Leland hat gekocht."
"Aber..."
"Es ist genug da." unterbrach sie mich, ohne zu wissen, was ich eigentlich sagen wollte. Irritiert schaute ich zu Pete, der mich nur angrinste. Mit einer leichten Kopfbewegung deutete er Richtung Esstisch, der neben der offenen Küche stand, die durch eine Art Thresen, vom eigentlichen Wohnbereich abgetrennt war. Mir schien, als hätte ich keine Wahl. Deshalb folgte ich diesem Pete zum Esstisch. Nahm auf dem Stuhl neben ihm Platz und hoffte, dass dieser nicht eigentlich schon vergeben war. Cora und Leland deckten den Tisch, während sich die anderen zu uns gesellten. Nur von Edward war immer noch nichts zu sehen.
"Du hast sicher Hunger." stellte Pete fest.
"Geht!"
"Also ich hab' riesen Hunger, nach unserem Tag heute. Und Leland kocht die besten Nudeln mit Gulasch in ganz Berlin." erklärte er, während er meinen Teller füllte. "Lass' dir schmecken."
Erleichtert stellte ich fest, dass ich nicht im Mittelpunkt stand. Das ich nicht neugierig begafft wurde, obwohl ich die Neue war. Eher fühlte es sich so an, als hätte ich schon immer dazu gehört.
Als wir fast fertig waren mit essen, betrat auch Edward endlich die Wg. Freudig schauten mich seine bernsteinfarbenen braunen Augen an. "Tut mir leid, dass ich zu spät bin."
"Bist du doch immer." scherzte Jonas. Edward setzte sich zu uns an den Tisch, während die Anderen schon aufstanden, da sie fertig waren.
"Und, war Pete nett zu dir?"
"Ja, war er."
"Dann bin ich ja beruhigt." er schob sich ein paar Nudeln in den Mund. "Soll ich dich dann nach Hause fahren, wenn ich fertig bin?"
Pete ließ mich nicht antworten, sondern plapperte drauf los. "Nee, brauchst du nicht. Ich mach' das schon."
"Ohne Hintergedanken?"
"Ja Edward, ohne Hintergedanken." Pete's Stimme klang ehrlich. "Sie ist keine Frau für eine Nacht."
"Hallo?! Ihr wisst schon, dass ich hier auch noch am Tisch sitze?" mischte ich mich nun ein.
"Ist es ok für dich, wenn Pete dich bringt?" auf Edward's Frage konnte ich nur nicken. Klar, weshalb sollte es nicht in Ordnung sein? Schließlich hatten wir den ganzen Tag zusammen verbracht. Er beflügelte mich ein wenig mit seiner Art, mit mir zu reden. Es gefiel mir, wie er mit mir flirtete. Leise seufzte ich, als ich an diesen Hauch von einem Kuss dachte. Fühlte im selben Moment seine Hand auf meiner. Oh Gott, wusste er, an was ich gedacht hatte? Schnell schaute ich zu ihm. Hoffte irgendwas in seinem Blick lesen zu können. Aber mehr als ein freches Grinsen war da nicht. "Wollen wir?" Ja, ich wollte los. Wollte noch einige wenige Minuten mit ihm allein verbringen. Also verabschiedete ich mich von den anderen Wg-lern. Bedankte mich für das Essen, bevor ich meine Jacke und Schuhe anzog, um mit ihm zusammen die Wohnung zu verlassen. Er führte mich zu seinem Auto. Ich hatte ihm den Straßennamen gesagt, wo ich hin musste. Zum Glück wusste er wo es war, denn ich hätte ihm den Weg nicht erklären können. "Danke, dass du mich fährst."
"Kein Problem! Ich verbringe gern Zeit mit dir."
"Tust du?"
Die Ampel war auf rot gesprungen, weshalb wir anhalten mussten und er zu mir sehen konnte. " Ja Chelsea."
"Bis du mit mir geschlafen hast?"
"Ich will nicht mit dir schlafen." Er fuhr weiter.
"Willst du nicht?"
"Nein! - Naja doch, aber ich will nicht nur mit dir schlafen." er hielt vor meiner Tür.
"Was willst du dann?"
Er schmunzelte. Stieg aus, ohne mir eine Antwort gegeben zu haben. Nachdem er um das Auto gelaufen war, öffnete er mir die Tür. "Dich kennen lernen Kleines."
"Der Mann für eine Nacht will mich kennen lernen?"
"Jep." Ich lehnte mit dem Rücken gegen die Beifahrertür. Links und rechts neben mir stützen seine Hände auf dem Autodach. "Du bist halt anders, als die Anderen. Etwas besonderes!"
"Das will ich aber nicht sein Pete."
Er schaute mich ernst an. Duldete meine Widerworte nicht. " Was du für mich bist und was nicht, entscheide immer noch ich."
"Ok und ich entscheide jetzt für mich, dass ich dich mit hoch nehme und meine erste Nacht in Berlin mit dir verbringe." Boah war ich plötzlich selbstsicher. Ich riskierte alles. Hoffte keine Abfuhr zu bekommen. Wie hätte ich ihm je wieder in die Augen blicken sollen? Zum Glück griff er mal wieder nach meiner Hand. Schüttelte lachend den Kopf, bevor wir gemeinsam meine Wohnung betraten.
Es war schon eigenartig mit ihm auf meinem Bett zu sitzen, aber eine Couch besaß ich nun mal nicht. Oder zumindest war diese Couch bereits als Bett ausgezogen. Er schmunzelte. Wusste wahrscheinlich genauso wenig wie ich, wie diese Nacht enden sollte. Für ihn war ich also was besonderes. Zu wievielen Frauen hatte er das wohl schon gesagt, um sie ins Bett zu bekommen? Ich wusste es nicht. Viel mehr fragte ich mich jedoch, ob ich überhaupt wirklich bereit dazu war mit ihm zu schlafen. Schließlich hatte ich so was zuvor noch nie gemacht. Ich hatte mit Sascha Sex. Klar, aber mit ihm war ich auch eine Weile zusammen. Einen One Night Stand hatte ich noch nie. Pete hatte den Fernseh angestellt. Hatte meine Unsicherheit vermutlich bemerkt, denn er zog mich in seine Arme. Streichelte vorsichtig über mein Haar. Küsste sanft meine Stirn. "Wenn du heute Nacht mit mir schlafen willst, dann tun wir es. Wenn du dir unsicher bist, lassen wir es."
"Ich..."
"Wir haben alle Zeit der Welt Baby." erklärte er so sanft, dass mir fast die Luft zum atmen weg blieb.
"Nein haben wir nicht, denn ich hab' gar kein Interesse dran dich näher kennenzulernen." protestierte ich. "Es wird diese eine Nacht geben und danach geht jeder wieder seine eigenen Wege."
Er nickte. Schaute mich stirnrunzelnd an. "Ok, dann komm her!" Ein Kuss! Nicht mehr nur ein Hauch von einem Kuss. Nein, dieser war fordernd! Leidenschaftlich! Stürmisch! Er war der Beginn einer heißen, wilden Nacht.
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