Kapitel 19
Er hatte irgendwo in Berlin gehalten. Mich rausgeschmissen aus dem Transporter. "Hier hast du noch ne Decke!" gesagt, die er auf mich geworfen hatte, genauso wie meine Handtasche. Oh, wie nett von ihm. Echt! "Von hier aus wirst de dich ja wohl nach Hause finden." Dann war er davon gefahren. Hatte mich liegen lassen in der Dunkelheit. In der Kälte der frühherbstlichen Nacht. Ich wusste nicht genau wo ich war. Sah Bäume und einen See vor mir. Alles schmerzte. Alles fühlte sich dreckig und beschmutzt an. Ich war in den letzten Stunden gestorben. Es existierte nur noch mein Körper. Meine Seele war tot. Ich kann nicht sagen, wie lange ich da im Dreck gelegen hatte, bis ich in meiner Tasche nach meinem Handy kramte. Als ich es gefunden hatte, sah ich den Bildschirm hell leuchten. Ein Anruf von Pete. Ich wartete ab, bis er aufgelegt hatte. Er war der Letzte, mit dem ich jetzt reden wollte. Wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. Wusste ich doch nur zu gut, dass er mir aus der Ferne nicht helfen konnte.
"Cora?" schluchzte ich. Ich hatte ihre Nummer gewählt und sofort gesprochen, als sie abgenommen hatte.
"Chelsea! Was ist mit dir?"
"Du musst mich abholen."
"Wo bist du?"
"Ich... Ich weiß es nicht genau." gab ich zu. Hoffte womöglich, dass sie was sagte. Tat sie aber nicht. "Es ist ein Park. Und hier ist ein See. Und...Und es ist in der Nähe von meiner Wohnung."
"Ich bin gleich da!" Sie hatte aufgelegt. Ich hoffte, flehte, dass ich mit meiner Beschreibung richtig lag. Das sich dieser beschissene Park, in dem ich nackt unter einer Decke lag, wirklich in der Nähe meiner Wohnung befand. Sascha hatte es mir ja nicht direkt gesagt. Ich schlussfolgerte das nur aus den Worten, die er mir an den Kopf geknallt hatte, bevor er gefahren war.
"Chelsea!" Von weitem hörte ich Cora. "Chelsea!"
"Hier!" meine Stimme krächzte. Hatte sie sie überhaupt gehört? Doch die Schritte kamen näher.
"Oh Gott Chelsea! Was ist passiert?" sie hatte mich in den Arm genommen. "Du musst zu einem Arzt."
"Nein!"
"Nimmst du die Pille?" ich schüttelte den Kopf. "Was ist wenn du jetzt schwanger wirst, von dem, der dir das angetan hat?" ich zuckte mit den Schultern. "Was ist, wenn er krank war und dich mit irgendwas angesteckt hat?"
"Aber..." sie verstand mich auch ohne Worte. Wusste was passiert war, ohne das ich was sagen musste.
"Du weißt, dass ich Medizin studiere? Ich kenn da eine ganz liebe Ärztin." Ich nickte nur leicht mit dem Kopf. Dann half sie mir auf und brachte mich zu ihrem Auto.
Die Fahrt verlief wortlos. Genauso, wie die Untersuchung, die ich über mich ergehen ließ. Ich bekam die Pille danach und ein Antibiotikum gegen ansteckende Krankheiten. Dazu noch den für mich unnötigen Ratschlag den Täter anzuzeigen. Ja - den Täter! Die hatten ja keine Ahnung.
Cora hatte mich nach Hause gefahren. War geblieben, bis ich frisch geduscht aus dem Bad kam. "Kann ich noch irgendwas für dich tun?"
"Nein! - Ich...Ich möchte jetzt allein sein."
"Ok. Wenn was ist, ruf mich an." sie war auf dem Weg zur Tür.
"Cora?" dieses Hoffen in ihren Augen, dass sie doch noch was tun könnte, als ich sie noch mal gerufen hatte. "Sag' Niemanden was davon."
"Chelsea, wenigstens Pe..."
"Nein Niemandem - auch nicht Pete!"
"Ok." ihre Stimme klang verloren.
"Versprochen?"
"Ja Chelsea versprochen. Es ist dein Körper. Es ist dir passiert. Es ist deine Entscheidung ob und mit wem du da drüber reden willst."
"Danke!"
"Ok Maus. Ich gebe Edward dann deinen Krankenschein." sagte sie noch, bevor sie meine Wohnung verließ.
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