Kapitel 15
Die Wochen waren vergangen. Pete war vortrefflich im führen einer Beziehung. Jeden Morgen brachte er mich zur Arbeit. Jeden Nachmittag holte er mich ab. Wenn das Wetter schön war, und das war es meist, denn der Sommer ließ Berlin und seine Menschen schwitzen, fuhren wir auf seiner Harley baden. Tobten uns aus im kühlen Nass. Alberten rum, wie Kinder und vergaßen dabei alles um uns herum. Die Leichtigkeit, mit der ich mit ihm durch's Leben schritt, war einfach unglaublich schön. Er hatte das Talent mir jeden noch so kleinen Wunsch von den Augen abzulesen. Genau zu wissen, was ich gerade fühlte. Wir brauchten nicht der vielen Worte, um uns zu verstehen. Es war einfach umwerfend schön mit ihm. Er ein Teil von mir! Ich ein Teil von ihm! Und zusammen ein WIR! Um so schlimmer waren dann die Tage, an denen er weg musste. An denen ihn die Pflichten des Clubs riefen. So unendlich lange Stunden der Einsamkeit, die mit endlosen Telefonaten und unzähligen Nachrichten, so gut wie möglich überbrückt wurden. An solchen Tagen unternahm ich dann viel mit Cora. Sie war die Einzige, die genau verstand, wie ich mich fühlte. Ihr Matt war schließlich auch oft genug wegen dem Club unterwegs. Nie wusste man vorher, ob sie unversehrt nach Hause kamen. Pete erzählte mir nie über die Geschehnisse von solchen Touren. Aber von Cora hatte ich einige wenige Details erfahren. Mehr wollte ich auch nicht wissen, wenn ich nicht vor Sorge um ihn sterben wollte. Ich wusste, dass er mir treu war. Das da nie eine Andere war.
"Los komm jetzt Baby." Pete zog mich hinter sich her aus meiner Wohnung. Heute sollte es eine Feier beim Vereinsheim geben. Der Sommer sollte verabschiedet und der Herbst begrüßt werden. Pete hatte diesem Ereignis schon eine Weile ungeduldig entgegen gefiebert. Raste deshalb auch zur Werkstatt. Und ja, dort erwarteten uns um die einhundert Menschen. Alles Bro's, wie Pete sie nannte, aus anderen Chaptern. Sie kannten ihn alle. Begrüßten sich herzlich, bevor Pete mich ihnen vorstelle. "Wow Pete, da hast du dir ja ne heiße Braut gesucht." sagte einer dieser Männer. Mir stieg die Röte ins Gesicht. Auch wenn ich durch Pete viel selbstbewusster geworden war, gab es Dinge, die mich verlegen machten. Pete strahlte hingegen wie ein Honigkuchenpferd. Zog mich fester an sich, um mich zu küssen. Jeder sollte sehen, wie glücklich wir miteinander waren. Viele neidische Blicke von anderen Frauen trafen mich. Einige von ihnen hatten sicher schon eine Nacht mit ihm verbracht und sich vielleicht mehr erhofft. Obwohl ich wusste, dass er schon im Vorfeld immer für klare Verhältnisse gesorgt hatte, taten sie mir ein wenig leid.
"Ich hab noch was zu erledigen Baby." ein Hauch von einem Kuss auf meiner Stirn, dann war er verschwunden. Gemeinsam mit Cora ging ich an den Tisch, an dem es Essen gab. Nahmen uns jeder einen Pappteller, auf den wir uns Nudelsalat taten.
"Chelsea?" Pete's Mutter stand direkt neben mir. "Es tut mir leid, dass ich am Anfang nicht grad fair zu dir war."
"Schon gut Evelyna."
"Nein Chelsea, es tut mir wirklich leid. Du bist perfekt für Pete."
"Ähm danke." während ich zu Cora schaute, die nur mit den Schultern zuckte, drückte Evelyna mich mütterlich an sich. Ihr nach Jasmin duftendes Parfum stieg mir in die Nase. Die gesamte Situation überforderte mich schon ein wenig, weshalb ich froh war, als sie von mir abließ und sich den anderen Gästen widmete.
"Was war das denn?" fragte Cora mich. Diesmal war ich die Jenige, die mit den Schultern zuckte.
Wir hatten uns an einen Biertisch gesetzt. Gedankenverloren aß ich den Nudelsalat. In den letzten Monaten hatte Evelyna noch nie ein nettes Wort für mich über gehabt. Hatte mich nur mit Missachtung gestraft. In ihrer Nähe hatte ich mich nie wohl gefühlt.
"Chelsea!" Pete's Stimme. Aber nicht vor oder neben mir. Ich schaute mich irritiert um. "Chelsea, könntest du mal hier rauf kommen?"
Ich? Wo sollte ich rauf kommen? Ich hustete, da ich mich an einer Nudel verschluckt hatte.
"Auf die Bühne!" flüsterte Cora mir zu, die meinen verwirrten Blick richtig gedeutet hatte. Erst jetzt schaute ich auf die Bühne, auf der eben noch eine Band gespielt hatte. Wie in Trance stand ich auf. Ging zur Bühne, durch einen Gang von Menschen, die mir den Weg zu Pete bahnten. Wie in Zeitlupe erklomm ich die drei Stufen, die mich im Mittelpunkt stehen ließen.
"Baby!" Pete griff nach meiner schweißnassen Hand. "Du bist die erste Frau, die ich je geliebt habe. Die mir gezeigt hat, wie schön Treue, Vertrauen und Zuneigung sein können."
"Pete..." Alles um uns herum war ruhig.
"Du bist die Frau, auf die ich mich nach einem anstrengenden Tag freue. Die mich auffängt, wenn es mir mal schlecht geht und bei der ich mich unendlich geborgen fühle. Ich liebe dich!" eine kurze Pause. Langsam ging er auf die Knie. Schaute mir aber immer noch in die Augen. "Willst du... Willst du mich heiraten?"
"Ja!" schluchzte ich mit Tränen in den Augen. Die Massen um uns herum applaudierten. Pete war wieder aufgestanden. Leidenschaftlich küsste er mich und ich spürte die Erleichterung in ihm. Glücklich strahlte er mich an, als er mir einen Verlobungsring auf meinen linken Ringfinger setzte. Ein kleiner Diamant funkelte.
"Danke Kleines!"
"Du bist verrückt!"
Der Rest des Abends verlief wie ein Traum für mich. Nichts schien mehr real. Viel zu glücklich war ich mit dem, was gerade passiert war. Ich erträumte mir eine wundervolle Zukunft mit ihm. Von einem Häuschen und Kindern. Träumte von unserer kleinen, perfekten Familie. Wunderbare Vorstellung. Schließlich wusste ich da noch nicht, dass alles ganz anders kommen sollte.
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