XIX

In den nächsten Tagen kühlte es gewaltig ab, sodass ich meine Pullover aus dem Schrank holte. Man spürte, dass der Sommer langsam vorbei war und der Herbst Einzug hielt. Die Blätter an den Bäumen färbten sich bereits langsam in ein helles gelborange und die Außenanlagen waren immer öfter verwaist. Am Sonntag bevor wir unsere Präsentation halten mussten, setzten Mila, Leela und ich uns endlich zusammen und stellten unser Referat fertig.

Es war eine ganz schöne Arbeit, vor allen Dingen, weil meine Gedanken unaufhörlich um den vergangenen Freitag kreisten. Ich machte mir einfach Sorgen, ob alles glatt gelaufen ist. Mrs. Walsh konnte mir auch auf Nachfrage nicht zu hundert Prozent garantieren, dass die Person in mir nicht jemand andere angefallen hat. Und die Tatsache, dass die Direktorin meinte, dass es dann vermutlich sofort zu dem Durchbruch kommen würde, beruhigte mich auch nicht gerade.

,,Okay, dann sind wir jetzt wohl fertig." Stellte Mila fest und klappte ihre Mappe zu. ,,Ich mache dann das Handout und die Powerpoint erledigen wir morgen."
Sie stand auf und ich tat es ihr gleich.
,,Lass uns essen gehen, es ist schon spät." Schlug Leela vor und hopste vor zur Tür.

Ich folgte ihr, stellte jedoch unterwegs noch die Bücher zurück ins Regal. Unser Referat war eigentlich ganz gut geworden, aber die Tatsache, dass eine von drei Personen so gut in gar nichts wusste, hatte die Arbeit nicht gerade erleichtert. Im Klartext hieß das, dass ich so gut wie nichts beigetragen hatte, denn nach dem Tag, an dem ich das Buch mit all den Informationen gefunden hatte, dass, aus dem man einen Teil herausgetrennt hatte, hatte ich keine weiteren Dinge beitragen können.

Die Zeit zum Abendessen ist schon fast vorbei, weshalb es mich nicht überrascht, dass außer uns niemand in der Kantine ist. Es ist leicht abgedunkelt und die Schatten kriechen aus alle Ecken.
Ich fühlte mich sehr unwohl, als ich mich mit einem Teller kalter Nudeln an einen der noch halbwegs im Licht stehenden Tische setzte. Wir aßen komplett schweigend und trennten uns anschließend sofort. In unserem Zimmer rief ich noch einmal meine Mutter an.

,,Hallo Schätzchen!" Rief sie so laut, dass Amy losprustete und versehentlich ihren Lippenstift verschmierte. Warum sie sich um halb acht Uhr abends schminkte, war mir schleierhaft.
,,Hallo." Murmelte ich. ,,Wie geht's euch?"
,,Gut und dir?"
,,Auch gut."

Ich verschwieg, dass ich vor einer Woche noch fast gestorben wäre, nicht zuletzt, weil Amy mit im Raum war. Sie sollte nicht hören, was passiert war. Meiner Mutter alleine hätte ich es vermutlich sogar noch erzählt, aber nicht Amy, so gern ich sie auch hatte. Sie war zwar hier meine beste Freundin, aber trotzdem wo,Late ich sie nicht mit so etwas belasten.

Ich musste kurz an Maddy denken, aber dann verdrängte ich sie schnell wieder aus meinem Kopf. Maddy war Geschichte. Es tat weh, sich das einzugestehen, aber unsere Freundschaft konnte anscheinend nicht bestehen. Zu vieles war in letzter Zeit geschehen, was Maddy mir nicht verzeihen würde. Auch nicht, wenn sie es verstehen würde, dafür waren wir zu eng befreundet gewesen.

,,Bist du noch da, Schätzchen?" Mom's Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
,,Ja." Flüsterte ich, immer noch halb in Gedanken. ,,Sorry, muss auflegen."
Und das war es dann. So endete das Gespräch zwischen meiner Mutter und mir. Es war irgendwie ein wenig so, wie das letzte Gespräch mit Maddy. Oh mein Gott, ich musste aufhören, so sentimental zu sein.
Ich grinste Amy frech an und fragte:
,,Und? Hat Sam dir schon von ihrem neuen Freund erzählt?"
,,Neuer Freund?" Amy sah mich im Spiegel kurz an und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Mascara.
,,Nein."

Ich grinste erneut und verkündete:
,,Sie ist jetzt mit Noah zusammen."
,,Nein!" Amy starrte mich entsetzt an.
,,Doch."
,,Oh!" Wir beginnen gleichzeitig zu lachen und Amy ließ sich neben mich sinken.

,,Ich will ja nichts schlechtes über Sam sagen, sie ist ja schließlich deine Freundin," begann Amy ,,Aber irgendwie kann Noah ja nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, wenn er freiwillig mit der zusammen ist."
,,Genau meine Meinung." Stimmte ich zu. Amy lehnte ihren Kopf an meine Schulter und flüsterte:
,,Stell dir mal vor, sie würde jetzt vor der Tür stehen."
Ich begann, hysterisch zu kichern und Amy stimmte mit ein.

,,Warum schminkst du dich eigentlich noch um die Uhrzeit?" Fragte ich, als ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte.
,,Ich habe noch eine Verabredung." Erwiderte Amy kurz angebunden, stand auf und fuhr fort, sich Zeug ins Gesicht zu schmieren.
,,Uh, mit wem denn? Hast du einen Freund?" Hakte ich nach, aber Amy warf mir nur einen undefinierbaren Blick zu.
,,Sorry Faye, aber das geht dich nichts an."

,,Ach. Okay." Ich senkte beschämt den Blick, packte meine Duschsachen und ging schnell ins Bad. Eigentlich war es nicht meine Art, so aufdringlich zu sein, aber bei Amy hatte ich das Gefühl gehabt, sie würde das okay finden. Bevor ich unter die Dusche ging, beäugte ich noch einmal skeptisch mein Gesicht. Meine Augen waren immer noch stechend türkis, was mir dezent Sorgen bereitete. Mrs. Walsh hatte gesagt, sie würden wahrscheinlich wieder ihre ursprüngliche Farbe annehmen, aber bisher hatten sie das noch nicht getan. Ich beeilte mich mit dem Duschen, da ich von draußen plötzlich Sam's Stimme hörte.

Als ich das Bad wieder verließ, saß sie im Schneidersitz auf meinem Bett und erwartete mich bereits sehnsüchtig.
,,Hallo!" Rief das quirlige Mädchen enthusiastisch und zog mich in eine innige Umarmung.
,,Hi." Ich machte mich möglichst schnell wieder von Sam los und versuchte, einen Blick mit Amy zu wechseln, aber die Schwarzhaarige wich meinen Blicken aus. Naja, von mir aus.
,,Was willst du hier?" Fragte ich ein wenig ruppiger, als es gemeint war. Sam bemerkte meinen Unterton jedoch gar nicht.

,,Ich muss jemandem von Noah erzählen, und Sara hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen, als ich sie in der Bibliothek gefunden habe!"
Ich musste unwillkürlich grinsen. So sehr ich Sara auch hasste, in diesem Punkt hatte sie meine volle Zustimmung. Sam konnte einem so dermaßen auf die Nerven gehen.
,,Na dann, leg los." Ich gab mich schweren Herzens geschlagen und spielte unauffällig auf meinem Handy herum, während Sam mich vollquasselte. Ab und zu rang ich mir ein leises ,,Hm" ab um Interesse zu bekunden, passte aber im Großen und Ganzen überhaupt gar nicht auf.

Endlich um halb neun verschwand Sam wieder und ließ mich allein zurück. Amy war schon seit einer guten halben Stunde nicht mehr da und Sara und Trish hatte ich den ganzen Tag noch nicht gesehen. Und wenn ich sage, den ganzen Tag, dann meine ich damit, dass sie beide schon weg waren, als ich aufgewacht war und sich bisher auch nicht blicken lassen hatten. Es war mir völlig schleierhaft, wie die beiden es schafften, sich immer und überall praktisch unsichtbar zu machen, obwohl sie doch beide keine Luftbändiger waren.

Gegen halb elf, als weder Amy noch eine von meinen anderen beiden ach so liebenswerten Mitbewohnerinnen zurückgekommen waren, ging ich schließlich ins Bett. Morgen hatte ich mal wieder praktische Übungen. In der letzten Woche hatte ich ich am praktischen Unterricht teilgenommen, sondern hatte mit der Direktorin zusammen Privatstunden. Es hatte bisher ganz gut geklappt, wir hatten allerdings fast nur Übungen mit der Vorstellungskraft geübt. Trotzdem war ich danach völlig ausgelaugt. Ich lag noch relativ lange wach, aber es kam niemand mehr in unser Zimmer, was mir auch ganz recht war, so war es wenigstens komplett leise.

___
(1227)
Sorry, dass im Moment alle Kapitel so kurz und langweilig sind, aber jetzt Wird es Zeit, dass mal was richtiges passiert.
Im nächsten Kapitel versuche ich, mal wieder etwas Action unterzubringen.

🖤MissWriter13

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top