Kapitel 19

Jade

Die zwei Tage Ruhe waren schön. Nach einer Nacht ohne Symptome im Krankenhaus, wurde ich entlassen. Die freien Tage habe ich dann mit Fiona verbracht und sehr genossen. Es ist gefühlt lange her, dass wir so viel Zeit am Stück verbracht haben.

Umso mehr zieht es an meinen Nerven, jetzt bei Lilly zu klingeln. Eine abgehetzte Lilly öffnet die Tür und verschwindet auch wieder. Verwundert trete ich ein. „Lilly, alles in Ordnung?"
„Ja, ich habe nur total vergessen, dass ich heute persönlich zum Verlag muss. Da werde ich den ganzen Tag weg sein." Antwortet sie mir aus einem Zimmer.

„Dann kannst du wahrscheinlich heute nicht auf Fiona aufpassen, oder?" frage ich sie und gehe schon gedanklich durch, wie ich Fiona mitnehme zur Wache. „Paul kann ich auch nicht mitnehmen, deshalb kommt heute mein Alp.. äh Mathias und passt auf ihn auf. Wenn du noch Zeit hast, kannst du auf ihn warten und fragen, ob er auch auf Fiona aufpasst. Dann könnte ich auch schon los?" Beim letzten Satz kommt Lilly wieder in den Eingangsbereich und schaut mich flehend an.

„Na gut, fahr schon. Ich werde warten." sage ich dann. Lilly strahlt mich dankbar an. „Danke, du bist ein Schatz. Bis morgen." Und schon ist sie aus dem Haus hinaus. Na das ging ja schnell. Schmunzelnd gehe ich ins Wohnzimmer, wo ich Paul entdecke, der dort scheinbar wieder schläft.

„Möchtest du auch zu Paul und noch etwas schlafen?" frage ich Fiona, die sich gerade müde die Augen reibt. Doch fast sofort krallt sie sich wieder in mein Hemd.

Ein Klopfen an der Terrassentür lässt mich verwundert dorthin gehen. Als ich die Tür öffne, sehe ich einen Mann, der sich gerade ein T-Shirt überzieht. Wow, das ist mal ein Oberkörper, denke ich mir, ehe ich den Kopf schüttle und somit den Gedanken vertreibe.

„Wieso klopft man an die Terrassentür?" frage ich den Mann, der daraufhin mit dem T-Shirt übern Kopf erstarrt. „Nun?" harke ich nach. Der Mann zieht sich das T-Shirt nun ganz an und ich erkenne Mathias, der mich verdutzt anschaut. „Was machst du denn hier?"

„Auf dich warten. Lilly musste weg und ich wollte dich fragen, ob du auch auf Fiona aufpassen könntest?" frage ich ihn. Mathias beginnt zu strahlen. „Aber natürlich. Komm her Kleine." Und schon hat er mir mein Kind abgenommen, die sich gähnend an ihn schmiegt und kurz darauf tatsächlich eingeschlafen ist.

Mit großen Augen schaue ich zu Fiona. Was ist da gerade passiert? „Muss du nicht auch los?" holt mich Mathias aus meinen Gedanken. „Was? Äh, ja, ich muss auch los. Hier, das ist meine Nummer. Falls etwas ist, kannst du mich immer anrufen." Damit reiche ich ihm mein Handy. Mathias nimmt mein Handy und geht dann in die Küche.

Ich folge ihm und sehe, dass er auch keine Schuhe trägt. „Was hast du eigentlich auf der Terrasse gemacht?" frage ich ihn erneut, während er sich meine Nummer auf einem Zettel notiert. „Nun, ähm also ich war heute Morgen auch zu spät dran. Geht man gerade durch den Wald kommt man direkt zur Siedlung. Der Weg ist kürzer, also bin ich da längst gejoggt." antwortet mir Mathias und reicht mir mein Handy zurück.

„Ohne Schuhe?" Verwundert schaut nun Mathias auf seine Füße. Ein verlegenes Lachen entkommt ihm „Ja, also weißt du, es kann auch mal sehr entspannt sein, barfuß zu laufen." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Kann ich mir nicht im Wald vorstellen mit den ganzen Ästen, Steinen und Wurzeln. Aber gut, du bist derjenige der laufen musste und nicht ich."

Damit winke ich es ab und gehe auf Mathias zu. Dieser schluckt schwer. Ich beuge mich zu Fiona hin und küsse sie auf die Stirn „Machs gut Krümmel." Als ich mich aufrichte, sehe ich Mathias verträumten Blick. „Bis nachher." verabschiede ich mich von ihm und gehe dann hinaus.

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„Ich mache das nicht. Das ist total langweilig. Bisher musste immer ich es machen, ich habe keinen Bock mehr." sagt Cruz total ernst. „Worum geht es denn?" frage ich und fülle mir vom Essen auf, ehe ich mich dann auch hinsetze.

„Wir sind diesen Monat mit dem Theater dran. Das heißt dreimal die Woche von Mittags bis spät Nachts Dienst im Theater. Total langweilig." erklärt Kai. „Ich habe es früher immer geliebt, in New York ins Theater zu gehen." erkläre ich. „Dann mach du es doch Cap?" fragt Cruz hoffnungsvoll. „Würde ich, aber wer passt dann auf Fiona auf? Lilly kann ich das nicht auch noch zumuten." überlege ich laut.

Sofort gehen Hände hoch „Babysitten ist so viel besser als ins Theater zu gehen." spricht Cruz und die anderen Nicken zustimmend. „Ihr seid Theaterbanausen." spreche ich Kopf schüttelnd.

Nach dem Mittagessen, gehe ich wieder ins Büro. Der riesige Geschenkkorb lacht mich immer noch an. Lächelnd gehe ich an ihm vorbei und muss wieder an heute Morgen denken. Alle waren da und freuten sich sichtlich, dass es mir wieder besser geht und es nichts ernstes war. Selbst der Feuerwehrchief war da und überreichte mir den Korb. Er entschuldigte sich für das Geschehene und beteuert, dass die Brandermittler genau untersuchen, wie es dazu kam. Zum Schluss erinnerte er mich nochmal an das gemeinsame Essen bei seiner Familie und das sie es auf nächste Woche verschieben.

Ich muss sagen, ich bin unglaublich froh, her gezogen zu sein. Hier kann ich endlich Frieden schließen. Hier habe Freunde gefunden und die Arbeit macht auch Spaß.Und so langsam verblassen die Erinnerungen an John. Sie werden für immer in meinem Herzen bleiben, aber sie werden mit jedem weiteren Tag weniger schmerzfhaft.

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