Zehntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Ein Verstand von (n-1) mal d
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Das erste, das ich sehe, als ich aufwache, ist blau. Blau über blau. Während ich mich aufrapple, durchbohrt ein stechender Schmerz meinen Kopf. Ich stöhnte leise schmerzverzerrt auf und lasse mich zurück auf den Untergrund plumpsen. Entsetzt stelle ich fest, dass ich im Gras liege - es ist feucht unter mir. Ich schließe einige Momente die Augen. Ich versuche einfach nur den Schmerz auszublenden und still und gerade liegen zu bleiben.
Ich atme tief durch, dann stehe ich doch auf. Der Schmerz pocht in meinem Kopf und ich habe das Gefühl, dass mein Schädel zerspringt, doch ich versuche zuerst, mich zu orientieren. Ich stelle fest, dass ich mich in Merles Garten aufhalte, der plötzlich gar nicht mehr so luxuriös aussieht, wie sonst.
Überall liegen rote Pappbecher herum, Luftschlangen und Strohhalme. Zerquetschte Zitronen sind über den Rasen drapiert, genau wie Orangen und Sternfrüchte. Als ich um das Haus herum gehe und das Poolwasser sehe, spüre ich blankes Entsetzen: Das Wasser ist gräulich verfärbt. Überall schwimmen Gläser, Strohhalme, Früchte und farbige Fahnen.
Ich gehe zum Haus, wo ich sehe, dass die Gartentüre eingeschlagen wurde. Das Fenster, das einst Garten und Wohnzimmer trennte, liegt in tausenden Scherben zu meinen Füßen und ist buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Eine dumpfe Erinnerung von Jules, der sich mit einem Typen prügelt, schleicht sich zurück in mein Bewusstsein.
Als ich ins Wohnzimmer komme, muss ich erstmal die Luft anhalten. Es stinkt fürchterlich nach Alkohol und verbrauchter, stickiger Luft. An der Decke hängt eine Discokugel. Jemand hat sich über den teuren Perserteppich übergeben, was zu der ekeligen Luft beiträgt. Ich steige zwischen einigen Pappbechern, umgekippten Gläsern und Essensreste hindurch, bis ich zur Küche gelange. Ich höre jemanden summen, weshalb ich neugierig nähertrete.
Erstaunt stelle ich fest, dass das... Levin ist, der am Herd steht und ohne T-Shirt Spiegeleier brät. Er summt ein Lied aus dem Radio mit. Ich sehe ihm einige Sekunden stumm zu und beobachte seinen nackten Rücken. Ich weiß nicht genau wieso, aber irgendwie fasziniert es mich, wie er sein Hemd an den Gürtel gebunden hat und nun Frühstück zubereitet.
»Guten Morgen«, reißt mich seine Stimme aus den Gedanken. Überrascht stelle ich fest, dass Levin sich umgedreht hat und mich jetzt mit verschränkten Armen mustert. »Wie lang willst du noch da stehen und mir zu sehen?«, fragt er grinsend. »Wenn du ein Autogramm haben willst, dann frag einfach.«
Er dreht sich wieder weg und lädt die Spiegeleier auf einen Teller.
»Äh...«, stoße ich etwas perplex aus. »Woher weißt du, dass ich hier bin?«
Er deutet auf die Mikrowelle schräg über ihm, in der ich mich, wie ich am Türrahmen stehe, spiegele.
»Oh«, murmle ich etwas verwundert und setze mich auf den Tresen. Die Kopfschmerzen verwandeln sich in ein regelrechtes Hämmern. Wie ein Presslufthammer. Es ist unerträglich.
»Na?«, lacht Levin und dreht sich wieder zu mir um, nachdem er die Herdplatten ausgeschaltet hat. »War es gestern vielleicht ein bisschen zu viel Alkohol?«
Genervt sehe ich weg, weil ich weiß, dass Levin recht hat. Blöde Kopfschmerzen und blöde Kommentare ergeben einen bitteren Cocktail, an dem ich auch noch selbst schuld bin.
Mit geschlossenen Augen lehne ich mich an das Küchenregal hinter mir. Ich habe das Gefühl, dass ich unfassbar nach Zigarettenrauch, Chlor, Alkohol und Schweiß rieche, aber ich ignoriere es. Ich will einfach nur, dass diese Kopfschmerzen aufhören.
»Wieso wurdest du noch nicht von den Monstern unter deinem Bett gefressen?«, frage ich, während ich schmerzvoll stöhne.
Levin beugt sich zur mir und antwortet, während er mit den Augenbrauen wackelt: »Weil sie in mir wohnen.«
Dann dreht er sich um und holt ein Glas aus dem Regal, in das er Wasser füllt. Aus seiner Hosentasche kramt er eine Tablette. Er kommt zu mir und stellt mir das Glas samt Tablette hin.
»Aspirin«, erklärt er auf meinen fragenden Blick hinweg. »Hab immer eins dabei. Du kannst nie wissen, wann du mit Alkohol in Berührung kommst. Und du scheinst ja regelrecht alles gegeben zu haben, gestern.«
Ich stöhne nur und greife nach dem Wasser. »Danke«, nuschle ich, ehe ich mit einer Hand die Tablette aus der Verpackung drücke, was sich alles andere als einfach herausstellt, und nehme die Tablette schließlich ein.
Gerade, als ich das Glas Wasser leere, schlurft Merle verschlafen in die Küche. Ihre Locken sind verlegt und sehen aus, as hätte der El Niño darüber gewütet, ihre Schminke ist verlaufen, weil sie gestern wohl einfach nur noch ins Bett gefallen ist, anstatt sich abzuschminken.
Ich frage mich, ob ihr eigentlich bewusst ist, was sie gestern getan hat. Ich meine - jeder andere hätte sich wahrscheinlich sehr gefreut, wenn zu Ehren des eigenen Geburtstags eine Feier geschmissen wird. Aber ich bin nicht wie jeder andere. Ich hasse Geburtstage - und von allen Menschen sollte Merle das am Besten wissen!
Ich schüttle den Kopf. Ich muss mir genau überlegen, wie ich sie darauf anspreche. Mich überrollt eine Welle an Schmerz, als sie mich ansieht. Und... dann wäre da noch die Sache mit Oliver. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich immer noch, wie Merle auf seinem Schoß sitzt und ihn küsst.
Mir wird schlecht. Nichts als pure Enttäuschung erfüllt mein Herz, meine Brust fühlt sich an, als würde ich ersticken. Als wäre die Luft einfach nicht genug.
»Mila?«, höre ich dumpf Levins Stimme. »Alles okay?« Er kommt auf mich zu und schnippt ein paar Mal vor meinen Augen herum, bis die Trance, in die ich gefallen bin, beendet ist und ich ihn wahrnehme.
»Wir müssen dieses ganze Chaos aufräumen«, stöhnt Merle, deren Kopf wohl immer noch hämmert.
»Den oberen Stock habe ich schon aufgeräumt«, sagt Levin und wirft das Geschirrtuch zur Seite. Er zieht sein T-Shirt aus der Gürtelschlaufe und wirft es sich über. Es fällt locker über seinen schmalen Oberkörper. »Ich muss aber in ein paar Minuten los. Teilt euch doch die Arbeit auf, dann gehts ganz schnell«, schlägt Levin vor. Wieso zum Teufel ist er so... fit? Und seit wann ist er wach?
Merle angelt sich ein Spiegelei von Levins Teller. Levin setzt sich zu uns an die Theke und beginnt zu essen. Mir wird übel, weil mein Magen rebelliert, als ich das Essen rieche. So schnell ich kann, springe ich auf und renne zur Toilette, wo ich mich meinem Schicksal ergebe und den ganzen Alkohol loswerde.
Nachdem ich meinen Mageninhalt vollständig entleert habe, spüle ich mir den Mund auf und krame in meiner Hosentasche nach Kaugummis. Tatsächlich finde ich welche, aber sie sind weich und durchnässt und fühlen sich komisch an. Nichtsdestotrotz stecke ich mir einen Kaugummi in den Mund. Ich sehe mich um, wobei mein Blick in den Eckspiegel fällt - und im selben Moment wünsche ich mir, es nicht getan zu haben. Ich sehe aus, als hätte ich drei Jahre nicht mehr geduscht. Die Haare hängen mir in fettigen Strähnen ins Gesicht. Meine Augen werden von starken, violetten Ringen umrahmt.
Und so bin ich Levin unter die Augen getreten? Ich stutze. Wieso denke ich denn jetzt darüber nach?
Ich spritze mir noch etwas Wasser ins Gesicht und verlasse dann das Klo. Levin ist bereits im Vorzimmer, drauf und dran, die Villa zu verlassen, genau wie Jules und Oliver, die offenbar auch hier geschlafen haben. War ja klar. Sobald es nach Arbeit riecht, verpissen sich Jules und Oliver.
Ich reibe mir die Hände. Ich fühle mich wirklich ekelhaft und freue mich schon auf meine Dusche zu Hause. Bis dahin dauert es allerdings noch.
Levin sieht auf, als ich gerade in der Türe zum Flur stehe, und kommt auf mich zu. Ich schlucke hart. Er sieht wirklich gut aus, während ich hier wie ein Monster rumrenne.
»Gehts dir besser?«, fragt er leise. Seine Stimme ist rau, aber trotzdem könnte ich ihr stundenlang zuhören.
»Ja, danke«, murmle ich.
»Alles Gute zum Geburtstag, Tiger«, flüstert er in mein Ohr und zieht mich in eine feste Umarmung. Ich bin etwas perplex, dann erwidere ich die Umarmung.
»Danke«, murmle ich leise. »Wir sehen uns dann...«
Levin nickt und löst sich von mir.
Ich sehe ihm kurz hinterher, doch dann, als Oliver auf mich zukommt, drehe ich mich so schnell ich kann um und gehe in die Küche, wo Merle noch immer sitzt und ihr Frühstück kaut.
»Ich räume den Garten auf«, sage ich emotionslos und hole einen schwarzen Müllsack, ehe ich rausgehe. Es ist traurig, dass ich mich so gut in Merles Villa auskenne - und sie sich so schlecht auskennt, was mich angeht. Nicht nur die Party, sondern auch diese Küsse mit Oli.
Von Merle kommt nur ein Stöhnen, sodass ich schaue, dass ich so schnell wie möglich davon komme. Zuerst sammle ich alle Becher und jeden Müll vom Rasen auf und werfe alles in den Müllsack. Auch zerbrochene Gläser und die, die Sprünge haben. Merle wird wahrscheinlich viele neue Gläser brauchen.
Am Ende ist das Poolwasser zwar immer noch ekelig grün-braun, aber immerhin schwimmt nicht mehr eine Tonne Müll darin herum. Ich beschließe, das Wasser auszulassen, um die Wände zu putzen, allerdings dauert es zu lange. Stattdessen putze ich einfach den ganzen restlichen Gartenteil. Die Polsterbezüge sollten in die Wäsche.
Als ich das nächste Mal auf die Uhr sehe, stelle ich fest, dass es halb zwölf ist.
Ich gehe zurück ins Wohnzimmer. Merle sitzt auf dem Fußboden und putzt irgendwas weg. Das halbe Wohnzimmer ist tatsächlich so sauber, dass man gar nicht glauben könnte, dass es bis vor Kurzem noch ausgesehen hat, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Und... auch wenn Merle wie ein Häufchen Elend da sitzt, wird mir klar, dass sie diesmal den ersten Schritt machen muss. Sie hat mich verletzt, und das gleich zweimal, indem sie meinen Wunsch nicht respektiert hat und stattdessen eine Party mit ihren Freunden geschmissen hat.
»Ich habe den Garten fertig gemacht«, sage ich spitz.
Merle dreht sich überrascht um und japst: »Äh... Okay, ja, super, danke für deine Hilfe. Den Rest schaffe ich schon alleine...«
Wie konnte ich mich nur so täuschen? Wieso hat sie nicht einfach ›Nein‹ zu der Aufgabe gesagt? Wie würde sie sich fühlen, wenn ich mit Jules rummachen würde?
Ich fühle mich wie in einem schlechten Film. Seitdem Levin in mein Leben getreten ist, hat sich irgendwie alles verändert.
Wortlos ziehe ich meine Schuhe an, schultere meinen Jutebeutel und drehe mich noch einmal um. Merle steht im Flur und sieht mich an.
Das letzte, was sie sagt, bevor ich den Türknauf tätige und gehe, ist: »Es... es tut mir leid, Mila.«
Zuhause dusche ich und verbringe den restlichen Tag im Bett.
* * *
Das Frühstück am Montag fällt mager aus, weil Ma bereits früh wegmuss und Flo erst später Uni hat. Ich freue mich schon aufs Studieren. Da ist irgendwie alles anders.
Sobald ich in die Septemberkälte nach draußen trete, fallen die ersten Tropfen des Nieselregens von oben auf mich herab. Der Himmel ist hellgrau und verzogen. Merle hat sich nicht mehr bei mir gemeldet. Schlecht gelaunt stiefle ich los und ziehe meinen Regenmantel enger an mich.
Als ich im Wartehäuschen endlich ankomme und mich unterstelle, bin ich bereits pitschnass. Der Regen hat an Stärke gewonnen, weshalb meine Haare nass in meiner Stirn kleben und meine Schuhe nass von den Pfützen und Wasserlachen sind, die sich in Windeseile gebildet haben.
Ich stöpsle meine Kopfhörer in meine Ohren und schalte meine Musik ein, um meine Nerven zu beruhigen. Obwohl sie natürlich allen Grund haben, angespannt zu sein. Es ist Montag, es regnet, es ist kalt, es ist eng, es ist stickig, die Luft hängt wie eine Staubwolke über Hamburg und obendrauf sehe ich aus wie ein Wischmopp, weil sich meine Haare durch die Nässe kräuseln.
Als der Bus endlich vorfährt, spritzt das ekelige Schmutzwasser von der Pfütze auf der Straße in alle Richtungen und gibt dem Kunstwerk namens »Mila an einem Septembermorgen« den letzten Touch.
Missmutig steige ich in den überfüllten Bus und muss feststellen, dass ziemlich viele meiner Schule sich hinein gequetscht haben.
Ich greife nach der Plastiklasche, die zum Anhalten von der Decke hängt, und werde trotzdem in der nächsten Sekunde nach hinten gewirbelt und an ein Mädchen gepresst, das daraufhin irgendwas keift. Ich verstehe sie zum Glück nicht, weil ich immer noch laut Musik höre, was wahrscheinlich aber auch besser für mich und meine strapazierten Nerven ist. Ich murmle eine leise Entschuldigung und sehe weg.
Einige Stationen später trete ich endlich an die frische Luft. Zu meinem Glück hat es endlich aufgehört zu regnen. Ich stiefle über die Pfützen und über immer noch feuchten Gehsteige. Ich komme mir so komisch vor. Ohne Merle habe ich irgendwie niemanden, an den ich mich wenden kann, der mich versteht. Und jetzt, wo Merle mich verletzt hat...
Als ich bei dem Heinrich-Heine-Gymnasium, dem imposanten Komplex aus alter Baukunst und in den Boden verewigter Kaugummis, ankomme, steigt mir sofort der Geruch nach Zigaretten in die Nase.
Ich erkenne Merle schon von Weitem, weil sie ihren purpurfarbenen Filzwintermantel trägt. Sie sieht manchmal aus wie eine richtige Diva; das blonde Haar glänzt und hat Volumen, trotz des Regens, ihr Gesicht ist makellos, ihre schlanken Beine stecken in engen Jeans.
Und dann gebe ich mir einen Ruck. Ich gehe auf Merle zu und begrüße sie. »Hey.«
Merles Augen beginnen zu leuchten, als sie mich sieht. »Hey! Na, wie hat dir die Party gefallen? Ich war ja skeptisch, aber es war doch mega lustig, oder?« Sie betont jede Silbe ihrer Worte.
Ich stutze. Leidet Merle jetzt etwa an Gedächtnisschwund oder wieso verhält sie sich so... komsich?
»Du weißt, dass ich Partys hasse«, sage ich ruhig.
»Ich weiß«, seufzt Merle, »aber man wird doch nur einmal achtzehn!«
Ich will schon antworten, dass man auch nur einmal fünfundvierzig, dreißig, vierzig und neunundneunzig wird, verkneife es mir dann aber doch. Ich will nicht streiten. Außerdem geht schon genug Tratsch über Levin und mich um, da will ich dem Ganzen nicht auch noch einen weiteren Paragraph anhängen, in dem es um Merle und meinen Disput geht.
»Übrigens«, wirft dann Merle ein, die die ganze Zeit geredet hat, ich ihr aber nicht zugehört habe, »weißt du schon das Neueste?«
Ich hebe die Augenbraue. Wahrscheinlich erzählt sie mir jetzt irgendeinen Klatsch und Tratsch von Kiki und Kathi oder sonst irgendwem, was mich eigentlich so und so nicht interessiert, also-
»Die Schottenbrünn-Schule ist zu einem großen Teil in unsere Schule ausgewichen!«, platzt Merle grinsend heraus. »Ist das nicht der reinste Wahnsinn?«
Ich verschlucke mich fast an meiner eigenen Spucke.
»Bitte was?«, krächze ich zwischen zwei Hustern, während ich glaube, zu verrecken. »Was soll das denn heißen? Ausgewichen? Wieso denn?«
»Ja, totaler Zufall, vor allem, weil du ja seit Neuestem mit dem Macho Nummer Eins so dicke bist. Apropos, erklär mir mal bitte, was da geht!«
»Wir sind ...«, beginne ich, lasse es dann aber in der Luft hängen. Ja, was sind wir eigentlich? Ich habe nie vorgehabt, Levin zu meinem Bekanntenkreis zu zählen, aber er hat doch irgendwie eine Rolle in meinem Leben eingenommen. Aber ich schüttle den Kopf. Ich will mich nicht von Merle von den eigentlich wichtigen Dingen abbringen lassen! »Wir sind Bekannte«, räume ich rasch ein und wechsle das Thema. »Also was ist jetzt mit der Schottenbrünn Schule?«
»Ihr Chemielabor wurde in die Luft gejagt. Lustigerweise von einem Lehrer! Jedenfalls ist jetzt der oberste Stock gesperrt und die Schüler wurden auf die Schulen im Umkreis aufgeteilt, weil die Kapazitäten der Schottenbrünn-Schule sonst koordinativ nicht damit zurecht kommen. Und wegen der giftigen Gase, die in der Luft hängen, ist jetzt auch ein Teil der Schottis bei uns. Und wir alle wissen, dass die Schottenbrünn Schule wie ein Haufen Scheiße aussieht, der im nächsten Moment zusammenkracht und alle unter sich begräbt, weshalb der Direktor das wohl aus Auftakt zur Generalsanierung genommen hat. Wobei ich mich frage, wieso dafür extra ein Lehrer das Labor in die Luft sprengen muss.« Merle zuckt mit den Schultern. »Die Unterstufe ist zum Teil noch bei sich zuhause. Keine Ahnung, aber weil die Heine-Heinis und die Schottenbrünn-Lehrersaft ja sehr dicke ist, kam eins zum anderen.«
Kam eins zum anderen?!
Was sie damit meint, wird mir klar, als mir im nächsten Moment jemand kräftig auf die Schulter klopft. Ich zucke zusammen.
»Guten Morgen, Tigerchen«, raunt mir jemand ins Ohr.
Levin.
Ich stöhne auf. Das ist eindeutig zu viel für einen unschuldigen Montag!
»Stalkst du mich jetzt schon, oder wieso treffen sich unsere Wege so oft?«, frage ich trocken.
»Ich will doch nur ein Autogramm!«, mault Levin gespielt. Er hat seinen Arm auf meiner Schulter abgelegt. An seiner Stimmlage merke ich, dass er grinst, und irgendwie muss auch ich grinsen.
»Hmm...«, murmle ich. »Wäre ein Tritt in die Kronjuwelen Autogramm genug?«, frage ich sarkastisch. Natürlich würde ich ihn nie treten. Aber der Gedanke, dass Levin das denken würde, gefällt mir. Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Levins Gesichtsausdruck einen Moment lang verrutscht. Dann fängt er sich wieder.
»Willst du etwa Klein-Levin nicht-reproduzierbar machen?«, fragt er entsetzt.
Ich kann nicht anders, als zu grinsen. »Tut mir leid, ich vergaß. Bitte setze ganz viele kleine Schreihälser in die Welt. Wenn dein Verstand n mal d ist, dann wäre der dieser kleinen Babys (n-1) mal d.«
Levin lacht rau. »Du hast einen Vogel, Mila«, murmelt er. Dann zieht er mich in Richtung Schule. Keine Ahnung, ob das Teil unserer Abmachung ist und er sich jetzt doch wieder dran hält, oder nicht. Ein komisches Gefühl, dass Levin jetzt an unserer Schule unterrichtet wird.
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