#5

Dakota war langweilig.

Mit leerem Blick saß sie an einem der Tische im Drei Besen und hörte Feli dabei zu, wie sie von Mars Carrow erzählte.

Carrow war Felis neuer Freund und es war überhaupt nicht außergewöhnlich für Feli, mit jemanden zusammen zu sein. Eigentlich war es eher ein Wunder, wenn sie eine Woche lang single war.

Mit Carrow hatte sie jetzt schon seit ungefähr zwei Jahren eine On-Off-Beziehung mit gelegentlichen anderen Kandidaten dazwischen, aber es – wie Feli es selbst ausgedrückt hatte – zog sie wohl immer wieder zu ihm zurück.

Dakota wettete innerlich mit sich selbst, wie lange Feli und Carrow wohl dieses Mal zusammen bleiben würden und irgendwie wünschte sie sich, sie hätte jemanden, mit dem sie wirklich wetten könnte.

Aber alle anderen ihrer Bekannten waren Langweiler und Xavier war ein Idiot, also blieb wohl – wie so häufig – nur sie selbst übrig. Wie traurig war ihr Leben, wenn sie die einzige erträgliche Person in ihrem Leben war?

Ihr war so langweilig, sie erwischte sich mehrmals dabei, wie sie zum Tisch von Weasley und ihren Freunden blickte.

Sie saßen in der Nähe und unterhielten sich laut und ausgelassen, lachten und scherzten, während sie ihre Butterbiere genossen.

Dakota gab es nicht gerne zu, aber ihr Blick wurde beinahe magnetisch von Minerva Weasley angezogen und viel zu häufig blickte sie in ihre Richtung, statt sich auf Feli zu konzentrieren.

Bis sich Weasleys und ihr Blick sich plötzlich trafen und Dakota sich zwang, auf ihre Hände zu starren, statt zu Weasley, damit das nicht noch einmal passierte.

Zum Schluss glaubte Weasley auch noch, dass Dakota sie mochte!

Es war Madam Abbott, die Besitzerin des Drei Besen seit ungefähr einem Jahr, nachdem Madam Rosmerta beschlossen hatte, mit einem kolumbischen Quidditch-Spieler durchzubrennen, die Dakota aus ihren Gedanken riss und Felis Schwall an Geschwärme über Carrow unterbrach.

„Eine heiße Schokolade mit einer Spur Ingwer für die Lady", verkündete sie heiter und stellte das heiße Getränk vor Dakota ab, die überrascht davon zurückwich, als würde sie sich physisch davon abgrenzen wollen.

„Das habe ich nicht bestellt", bemerkte Dakota kühl – wenn sie etwas nicht leiden konnte, dann war das Inkompetenz, besonders bei Angestellten.

„Nein, das war die junge Minerva Weasley", sagte Madam Abbott fröhlich und lächelte Dakota vielsagend an, „Sie hat darauf bestanden, dir einen Kakao auszugeben – so, wie sie ihn am liebsten trinkt."

Dakotas Blick huschte an Madam Abbott vorbei zum Tisch von Weasley. Weasley blickte schon in ihre Richtung und lächelte – dieses Lächeln, nach dem Dakota beinahe süchtig war – und winkte ihr leicht zu, bevor sie weiter Louis zuhörte, der wohl gerade eine lustige Geschichte erzählte. Als wäre nichts passiert. Als hätte Weasley nicht gerade etwas für Dakota bezahlt, als würde sie... als würde sie sie mögen. Als wären sie auf einem Date.

„Vielen Dank, Madam Abbott", sagte Dakota steif, weil sie trotz allem nicht ihre Manieren vergaß, „Wären Sie so freundlich und würden der jungen Minerva Weasley einen Grüntee mit Zimt bringen – so, wie ich ihn gerne trinke? Auf meine Rechnung."

Madam Abbott grinste auf eine Weise, dass Dakota ihre Worte beinahe zurückgenommen hätte oder sich erklärt hätte, aber Madam Abbott nickte nur eilig und ging zur Theke zurück, um diese Bestellung vorzubereiten.

„Was war das?", fragte Feli abwertend und warf Madam Abbott einen abschätzigen Blick zu, „Was will Weasley jetzt schon wieder?"

„Wahrscheinlich will sie mich nur ärgern", schnaubte Dakota, während sie die heiße Schokolade zu sich herzog – es war schon lange her, seit sie einen Kakao wie diesen getrunken hatte. Kakao war etwas für kleine Kinder, hatte ihre Mutter ihr einmal gesagt, als sie zu Hause danach gefragt hatte. Danach hatte sie keinen mehr getrunken.

Sie konnte sich nicht einmal mehr an den Geschmack erinnern, so lange war es schon her. Ein Teil von ihr freute sich darauf, ihn zu trinken, aber ein anderer Teil fragte sich, ob sie nicht enttäuscht werden würde. Viele Dinge, die sie in ihrer Kindheit geliebt hatte, waren nun grau und langweilig – was war, wenn das bei Kakao auch so wäre?

Madam Abbott brachte Minerva Weasley ihr Getränk. Weasley wirkte überrascht und wechselte ein paar Worte mit Madam Abbott. Ihre Freunde lachten und Louis Weasley klopfte Minerva kräftig auf die Schulter. Weasley wurde knallrot, aber sie blickte in Dakotas Richtung und hob den Chai-Tee etwas in die Höhe, als würde sie Dakota zuprosten.

Dakota schnaubte und hob die Tasse Kakao an ihre Lippen.

Einen Schluck – er war winzig, aber doch änderte er alles.

Der Kakao schmeckte süß und einfach nur wunderbar.

Keineswegs war er grau und langweilig, sondern etwas, das Dakota vermisst hatte, ohne es zu wissen. Einen Moment lang war der Kakao das einzige in der Welt, das nicht grau und langweilig war und Dakota fragte sich, ob Minervas Lippen auch so schmeckten.

Eilig stellte sie die Tasse auf den Tisch, so eilig, sie verschüttete ein wenig von dem köstlichen Getränk.

Feli hatte wohl gerade wieder über Carrow gesprochen – jedenfalls unterbrach sie ihre Erzählung und sah Dakota verwirrt an.

„Alles in Ordnung? Hat Weasley dich jetzt vergiftet?", fragte Feli teils belustigt und ein kleines bisschen besorgt.

Dakota sah den Kakao an, als wären ihm Arme und Beine gewachsen und würde nun einen kecken Cha-Cha-Cha auf dem Tisch hinlegen.

„Gehen wir", beschloss Dakota, warf ein paar Münzen auf den Tisch und stand ruckartig auf, ohne den Kakao zu Ende zu trinken.

Feli blickte ihr einen Moment lang verwirrt hinterher, bevor sie ebenfalls das Geld für ihr Getränk auf den Tisch zurückließ und ihrer besten Freundin folgte.

„Du benimmst dich wirklich seltsam", beschwerte Feli sich, „Wenn du dich nicht gut fühlst, hättest du nicht gleich so einen Aufstand machen müssen! Alle werden darüber reden!"

„Die Leute machen ja nicht viel anderes", schnaubte Dakota verächtlich.

Feli starrte sie empört an. „Was ist los mit dir?"

Absolut alles! Dakota erinnerte sich selbst daran, dass sie Feli vermutlich noch als beste Freundin brauchte. Sie lächelte also dünnlippig und antwortete mit sanfterer und ruhigerer Stimme: „Tut mir leid, Feli. Ich bin nur gestresst – mit der Schule und meinen Eltern und Xavier –"

„Läuft es bei euch nicht gut?" Wenn es um Beziehungen ging, war Feli immer bereit für ein ausführliches Gespräch, darauf konnte man sich verlassen.

„Doch", versprach – log – Dakota schnell, „Alles super, das ist ja das Problem!"

„Du bist doch nicht jemand, der nur darauf wartet, dass etwas im Leben schiefläuft, oder?", fragte Feli misstrauisch mit einem leicht abfälligen Blick, „Bei dir im Leben läuft nämlich alles perfekt – kein Grund zur Sorge!"

Dakota war sich sicher, dass es für einen Außenstehenden wirklich so wirken konnte. „Meine Mutter hat geschrieben, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Xavier mir einen Antrag macht – nachdem er schon nächste Woche siebzehn wird und ich Ende November..."

Feli kreischte auf und Dakota zuckte erschrocken zusammen und versuchte herauszufinden, ob ihre beste Freundin schreckliche Schmerzen hatte oder sich freute. Letzteres stimmte wohl.

„Oh, das wäre wundervoll!", freute Feli sich laut und klatschte wie eine Robbe in die Hände, „Oh, eine Hochzeit!"

„Ich bin sechzehn!", warf Dakota entsetzt ein.

„Dann siebzehn!"

„Das ist nicht wirklich besser", bemerkte Dakota steif, „Warum sollte wir schon so früh heiraten? Warum erwarten das alle? Warum freust du dich?"

„Weil das zwischen dir und Xavier wahre Liebe ist", hauchte Feli und nahm Dakotas Hände in die ihren, „Er hat so seine Macken, du hast die deinen und trotzdem – irgendwie schafft ihr es immer, zusammen zu bleiben und um diese Macken herum zu arbeiten! Das ist wundervoll, Dakota, und das ist auch wahre Liebe."

Dakota fand nicht wirklich, dass Xavier und sie um irgendwelche Macken herumarbeiteten. Eigentlich war es eher so, dass Xavier ihre Wünsche ignorierte und Dakota unterdrückte jegliche Gefühle, die ihr sagten, dass sie Xavier erwürgen sollte.

Wenn das „wahre Liebe" war, wie Feli es ausgedrückt hatte, was stand Dakota dann noch bevor?

„Ich hoffe, Mars macht mir noch diesen Sommer einen Antrag", seufzte Feli verträumt, „Stell es dir vor, Daki: Felicity Carrow. Feli Carrow! Klingt das nicht einfach nur wundervoll?"

Dakota verstand, dass viele Wortzusammensetzungen wirklich besser klangen als andere, aber in diesem Fall sah sie es nicht.

Sie lächelt trotzdem gequält und nickte.

Vielleicht war es auch nur eine Gewöhnungssache und wenn man sich erst einmal an einen neuen Namen gewöhnt hatte, klang er nicht mehr so holprig.

Aber Dakota konnte sich schlichtweg einfach nicht vorstellen, Dakota Montague zu werden. Das klang überhaupt nicht gut – in keiner Weise.

Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, Dakota Montague zu werden.



Dakota fiel erst nach ein paar Wochen auf, dass sie eine Art Phobie gegen diesen Gedanken entwickelt hatte.

Zuerst war es noch nicht so auffällig – besonders nicht für einen Außenstehenden – aber mit der Zeit bemerkte Dakota an sich selbst, dass ihr Herz jedes Mal unangenehm zu rasen begann, wenn Xavier sich in ihrer Nähe räusperte, als würde er ein ernstes Thema ansprechen wollen. Jedes Mal, wenn sie irgendwie allein waren und er irgendwie Andeutungen machte, einen Antrag zu machen, setzte bei Dakota der Fluchtinstinkt ein und unterbewusst hatte sie sich schon hunderte Ausreden einfallen lassen, für den Fall, dass Xavier versuchen sollte, vor einer größeren Menge auf die Knie zu sinken, um einen Antrag zu machen.

Als Dakota auffiel, wie sehr sie sich gegen diesen Gedanken sträubte, versuchte sie gedanklich dagegen anzukämpfen. Xavier war ihr Freund und – wie ihre Eltern ihr versichert hatten – eine gute Partie, warum sollte sie ihn nicht heiraten? Und wenn sie sowieso zusammenblieben, dann konnten sie ja auch gleich heiraten, nichts sprach dagegen.

Aber trotzdem... Dakotas siebzehnter Geburtstag rückte immer näher und wo sie sich bisher darüber gefreut hatte, fürchtete sie sich nun geradezu davor.

Mit diesem Geburtstag würde sie auch erwachsen werden und es wäre simpel für Xavier, ihr an diesem Tag einen Antrag zu machen.

Es wäre eigentlich ziemlich romantisch, an einem so besonderen Tag einen Antrag zu bekommen, wie Dakota fand. Es wäre eine einfache Lösung – beinahe schon gegeben.

Ihr Geburtstag kam und Dakota war vor Nervosität etwas früher wach als sonst, nutzte diese Zeit aber, um sich ihre Haare wirklich hübsch hochzustecken und sie schminkte sich mit ihren Lieblingsfarben.

Ihre Laune besserte sich eindeutig, als sie zum ersten Mal seit langem wieder einmal ihr Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste in ihre Tasche tun konnte. Sie war nun erwachsen, ihre Eltern konnten ihr nicht mehr vorschreiben, was sie zu tun hatte.

Natürlich mussten die beiden trotzdem nicht erfahren, dass sie nun wieder die Stunden bei Professor Lupin und Fuego besuchen würde, aber dieser kleine Akt der geheimen Rebellion ließ Dakota schon beinahe etwas hibbelig werden – nicht, dass man es ihr nach außen angesehen hätte.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihre Eltern es herausfinden würden, aber was sollten sie dann schon dagegen tun?

Dieses kurze Hoch am Morgen verschwand aber beim Frühstück wieder ganz schnell.

Dakota war niemand, der schnell beleidigt mit jemanden war. Ihr Normalzustand war eigentlich, dass sie die Leute grundsätzlich nicht leiden konnte, also konnten diese sie auch nicht beleidigen, aber trotzdem schafften sie es immer wieder, dass Dakota hinterfragte, ob ihre sogenannten „Freunde" überhaupt ihre Freunde waren.

Sie war nun siebzehn, es machte ihr nichts aus, dass jemand ihren Geburtstag vergaß, aber sie bemerkte, dass es sie dann doch nicht vollkommen kaltließ, dass sich augenscheinlich niemand daran erinnert hatte.

Am Tisch der Slytherins war scheinbar alles ganz normal. Niemand sprach sie auf ihren Geburtstag an, niemand gratulierte ihr, sie bekam nicht einmal Geschenke. Sie hatte sich natürlich keine Geschenke erwartet – obwohl sie sich bemühte, in ihrem Freundeskreis jedem zumindest ein Höflichkeitsgeschenk zu geben – aber sie hatte sich einfach ein wenig mehr... Aufmerksamkeit gewünscht.

Es war ihr siebzehnter Geburtstag – dieser war besonders.

Sie erinnerte sich noch daran, wie Xavier seinen Geburtstag gefeiert hatte. Man hatte ihm am ganzen Tisch gratuliert, hatte ihm Karten und Geschenke gegeben, hatte ihm die Hand geschüttelt und selbst quer durch die Halle die Glückwünsche zugeschrien.

Aber das alles passierte bei Dakota nicht und sie fühlte regelrecht, wie ihre gute Laune versickerte.

Feli setzte sich zu ihr und fragte sie als erstes nach ihren Verwandlungsaufsatz, den sie an diesem Tag abgeben mussten. Dakota gab ihn ihr wortlos.

Als Xavier kam, küsste er sie wie jeden Tag, wandte sich dann aber lieber seinen anderen Freunden zu und unterhielt sich laut mit ihnen.

Wenigstens darin sah Dakota etwas Gutes: Wenn Xavier ihren Geburtstag vergessen hatte, dann konnte er ihr an ihrem Geburtstag auch keinen Antrag machen. Sie versuchte, sich an diesen einen positiven Gedanken zu klammern und wünschte sich, er würde alle anderen Gedanken verdrängen.

Als die Eulen kamen, erwartete Dakota Briefe oder sogar ein Päckchen von ihren Eltern und tatsächlich flog eine Eule direkt auf sie zu.

Dakota lächelte leicht – wenigstens ihre Eltern hatten sie nicht vergessen.

Die Eule trug ein winziges Päckchen in den Krallen und als sie direkt vor Dakota landete, zog das die Neugierde von Feli auf sich.

„Was ist das?", fragte Feli sofort.

„Ich habe keine Ahnung", meinte Dakota nur mit einem falschen Lächeln und zusammengebissenen Zähnen, „Wie du siehst, habe ich es noch nicht geöffnet, oder?"

Dakota nahm das Päckchen an sich – es war mit wunderschönem, silbernem Papier eingepackt und Dakota riss es vorsichtig auf. In einer kleinen Schatulle im Inneren befand sich eine Haarspange. Sie war mit blauen und fliederfarbenen Steinchen verziert in floralen Ornamenten und Dakota betrachtete diese Schönheit einen Moment lang voller Ehrfurcht und zugegeben auch Überraschung.

Diese Haarspange war perfekt – es war eindeutig etwas, das Dakota tragen würde und deswegen konnte sie nicht glauben, dass ihre Eltern sie ihr zum Geburtstag geschickt hatten.

Stellte sich heraus, dass Dakota dabei nicht Unrecht hatte. Auf einem Pergamentstück in der Schatulle unter der Haarspange stand in einer ordentlichen Schrift geschrieben: Diese hier passt auch zu deinen Augen. Alles Gute zum Geburtstag!

Erschrocken klappte Dakota die Schatulle zu, bevor Feli hineinsehen konnte und sah alarmiert auf. Ihr Blick wurde zum Ravenclawtisch gezogen und dort saß Minerva Weasley mit ihren roten Locken und sie sah Dakota an, als wäre das alles gerade nicht passiert.

Nein – das stimmte so nicht. Weasley blickte schon in ihre Richtung – erwartungsvoll – als hätte sie nur darauf gewartet, dass Dakota das Päckchen öffnete, und das hatte sie getan.

Weasley wurde rot und lächelte leicht, bevor sie ihren Blick senkte, offenbar beschäftigt mit ihrem Frühstück.

Dakota wusste, dass es Weasley gewesen war, die dieses Geschenk geschickt hatte, aber sie konnte sich schlichtweg nicht erklären, warum.

Ihre Freunde hatten scheinbar ihren Geburtstag vergessen, aber nicht Minerva Weasley – da war doch etwas faul. Irgendetwas plante Weasley doch, das wusste Dakota und sie musste herausfinden, was es war.

Dakota war immer vorbereitet und hatte alles im Blick und dieses Mal würde keine Ausnahme sein. Weasley dachte vielleicht, dass sie Dakota überrascht hatte und sie nun die Überhand hatte, aber ganz. sicher. nicht!

„Entschuldigt mich", murmelte Dakota und nahm ihre Sachen. Sie ging zum Ravenclaw-Tisch und Weasley unterhielt sich gerade mit Louis, der aber verstummte, als er sah, wie sich Dakota von hinten an Weasley näherte und Weasley blickte zurück.

Als sie Dakota erblickte, wurde sie schon wieder rot und sah wieder zu Louis, der laut auflachte – vielleicht hatte Weasley etwas Lustiges gesagt – vielleicht sogar über Dakota.

Aber Dakota kümmerte das gerade nicht und mit sicheren Schritten ging sie direkt zu Weasley.

„Weasley", sagte sie schlicht als Begrüßung.

„Dakota!", rief Weasley aus, als wäre ihr noch gar nicht aufgefallen, dass Dakota eindeutig zu ihr wollte, „Hey! Guten Morgen!"

Dakota sah sie unbeeindruckt an. „Wir müssen reden. Wollen wir ein Stück miteinander gehen?"

Wie um ihr Desinteresse zu zeigen, blickte Weasley wieder zu Louis, der wieder laut lachte und sich kaum noch auf der Bank halten konnte.

„Halt doch die Klappe", murmelte Weasley und nahm eilig ihre Kuriertasche, bevor sie sich an Dakota wandte und lächelte, „Klar! Sowieso! Immer! Also... nicht immer, ich bin nicht so... du weißt schon... erbärmlich und absolut abhängig von dir und niemals würde ich sofort losspringen, weil du zu mir kommst und mich darum bittest –"

Dakota wartete nicht einmal auf Weasley, sondern ging schon vor – aus der Großen Halle hinaus. Weasley redete inzwischen nervös weiter und obwohl Dakota zuhörte, verstand sie es nicht wirklich, so zusammenhangslos war das, was sie sagte.

„– außer natürlich, du würdest es wollen, dann würde ich... also... ich würde es mir überlegen, aber natürlich –"

Dakota erbarmte sich schließlich und unterbrach Weasley, als sie aus der Großen Halle draußen waren. Sie hielt Weasley die Schatulle hin und fragte gereizt: „Was ist das?"

Weasley musterte das Päckchen, blickte dann kurz zu Dakota, wurde knallrot und sah dann auf ihre Schuhe, dann wieder auf das Päckchen und dann wieder auf ihre Schuhe, auf die sie auch blickte, als sie leise und murmelnd antwortete: „Ein... Geburtstags...geschenk?"

„Wie bitte?", fragte Dakota kühl nach – und Weasley wurde noch roter, „Ich kann dich nicht verstehen, wenn du so murmelst."

„Es ist ein Geburtstagsgeschenk", wiederholte Weasley etwas lauter, aber ihre Stimme klang höher als sonst, „für... für dich."

Dakota öffnete den Mund, um etwas darauf zu sagen, aber dann schloss sie ihn wieder. Nichts an Weasley sprach dafür, dass dieses Geschenk als ein Witz gedacht war – meinte sie das ernst?

Ihr Vater hatte einen Scherzartikelladen – vermutlich war diese Haarspange daraus und würde irgendwie Dakotas Haare färben oder sonst einen Zauber auf sie legen, sobald sie sie trug.

Dakota versuchte Weasley zu durchschauen, aber sie schaffte es nicht. Nichts an ihr verriet Dakota ihre wahren Motive, aber die Motive, die sie Dakota gerade eröffnet hatte, waren lächerlich. Warum sollte ausgerechnet Weasley ihr ein Geschenk geben?

„Wozu?", fragte Dakota also.

Weasley sah sich unsicher um, als würde sie erwarten, dass jederzeit jemand aus einer Ecke hervorsprang und sie erschreckte. „Ich... wozu bekommen Leute Geburtstagsgeschenke? Zum Geburtstag natürlich!"

„Was wird passieren, wenn ich sie aufsetze?", fragte Dakota misstrauisch und geradeheraus – ihr war klar, dass sie damit eine gewisse Kapitulation in Kauf nahm, aber sie durchschaute Weasley einfach nicht.

„Ist... ist das eine Fangfrage?", fragte Weasley verunsichert, „Also... was wird passieren... du wirst... noch hübscher aussehen?"

„Mach dich nicht lächerlich", schnaubte Dakota, „Was passiert sonst noch? Dein Vater ist einer der Besitzer für diesen Scherzartikelladen in der Winkelgasse – was passiert, wenn ich diese Haarspange aufsetze."

Nun endlich schien Weasley zu verstehen, dass Dakota sie durchschaut hatte und ihre Augen hellten sich auf. „Oh!", machte sie voller Erkenntnis und lachte leise und schüttelte den Kopf. „Überhaupt nichts wird passieren – sie ist nicht verhext. Ich... habe sie nur gesehen und habe an dich gedacht und habe mir gedacht, dass du mit dieser Haarspange bestimmt eine so wunderschöne Frisur machen kannst, dass du eine zehn-Komma-fünf-von-zehn sein wirst."

Die Erkenntnis traf Dakota wie eine riesige Welle und vorsichtig und beinahe schon voller Ehrfurcht öffnete sie wieder die Schatulle.

Die Haarspange darin war wunderschön. Vorsichtig holte Dakota sie heraus und musterte sie – tatsächlich schien sie absolut sicher zu sein.

„Oh", machte dieses Mal Dakota leise – so leise, dass es beinahe nur die Mundbewegung war zusammen mit einem sanft gehauchten „Oh". „Danke..."

Weasley schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte und nickte nur dünnlippig und wurde wieder rot. „Ich... glaubst du, sie passt in deine Frisur?"

Dakota war sich sicher, dass Weasley nur sehen wollte, wie ihr Scherz Dakota traf und vermutlich sollte sie zuerst die Haarspange selbst auf verschiedene Zauber untersuchen, aber gleichzeitig hatte sie einfach das Bedürfnis, diese wundervolle Spange zu tragen und so, wie Weasley es sagte, war sie wohl wirklich sicher.

Dakota antwortete Weasley nicht, sondern zückte nur ihren Zauberstab und ging damit zur nächsten steinernen Wand, tippte einmal mit ihrem Zauberstab dagegen und der Stein verwandelte sich in einen Spiegel, den Dakota benutzen konnte, um die Spange in ihrer Frisur zu inkludieren.

Weasley hatte einen wirklich ausgezeichneten Geschmack – die Spange passte wirklich ausgezeichnet zu Dakotas Augen. Das traute man jemanden mit dem Kleidungsgeschmack von Weasley eigentlich gar nicht zu.

Durch den Spiegel sah Dakota auf Weasley hinter sich – sie trug für sie übliche Kleidung in erdfarben, aber dazu noch einen wirklich niedlichen Schal in einem warmen rostrot.

Dakota drehte sich nicht einmal um, als sie sagte: „Ich mag deinen Schal. Ich bin überrascht, dass er zu deinen Haaren passt – das denkt man im ersten Moment gar nicht, aber... er tut es."

Weasley wurde rot und griff nach ihrem Schal. „Oh... danke!"

Dakota tippte mit ihrem Zauberstab wieder gegen die Wand und der Spiegel verschwand wieder, wurde wieder zu Stein.

„Ich sollte zurück zu meinen Freunden", sagte Dakota und Weasley nickte steif.

Dakota stand noch einen Moment länger vor Weasley – einen Moment zu lang. Irgendetwas hielt sie fest. Irgendetwas fühlte sich noch so... unfertig an.

„Danke, noch einmal", sagte sie schließlich, schulterte ihre Tasche und eilte davon.

Röte schlich sich in Dakotas Gesicht – sie spürte die Wärme. Und – oh – wie froh sie doch war, dass Weasley ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte!

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