What if dreams come true?

Seine hellblonden Haare hingen ihm ins Gesicht. Er sah verschwitzt und dreckig aus. Ich sah ihn nur von weitem, aber ich war mir sicher, dass er hier gefoltert wurde. Die Frage war nur von wem? Der Grund war egal. Ich musste ihn von hier wegbringen, er vertraute mir und ich hatte nicht vor ihn zu enttäuschen.

>> Jetzt erzähl mal was du weißt, du Verräter. <<, flüsterte der kräftige Mann vor ihm bedrohlich.

Als er nicht antwortete packte er ihn an den Haaren und drückte seinen Kopf nach hinten.

Er lächelte und fing an zu lachen. So laut es ging. Er lachte und lachte, was den Mann verwirrte.

>> Halt' s Maul! <<, schrie er wütend und schlug mit seiner Faust gegen Bryans Mund. Abrupt wurde es still. Nur das Blut, das leise aus seinem Mund, tropfte war zu hören.

>> Sag uns was du weißt! <<, schrie er wieder und haute ihm wieder ins Gesicht. Ich schrie.

>> Lass ihn in Ruhe! Er ist ohnmächtig! Lass ihn! << Ich ging auf den Mann zu und wollte ihn gerade packen als mir klar wurde, dass ich durch ihn hindurch griff. Er sieht mich überhaupt nicht, stellte ich fest und ging einen Schritt zurück. Was ging hier bloß vor sich?

Ich sah ihn an. Er lag auf dem Boden. Seine Hände waren an die Wand gefesselt und hingen schlaff herunter. Seine Haare bedeckten sein hübsches Gesicht. Der kräftige Mann holte aus um noch einmal zuzuschlagen, als ich mich abrupt schützend vor Bryan stellte.

Ich spürte den Schlag als er mit seiner Faust meinen Magen traf und war verwirrt. Wieso konnte ich ihn nicht anfassen, aber spürte es wenn er es tat? Ich krümmte mich vor Schmerzen zusammen und sah den großgewachsenen Mann wütend an. Auch wenn ich wusste, dass er mich nicht sehen konnte.

Ich sah zu wie der Mann Bryan verwirrt anstarrte. Er holte nochmals aus und lies seine Hand herunter sausen. Doch ich packte ihn rechtzeitig am Handgelenk und verdrehte es.

Der Mann schrie auf. Ich hörte wie sein Knochen knackte als er brach. >> Was zur Hölle... <<, murmelte er dann mit einem Keuchen und sah von seinem Handgelenk auf Bryan. Es war unglaublich. Ich war für ihn unsichtbar.

>> Wie kannst du Magie anwenden wo wir es dir doch genommen haben? <<, fragte der Mann Bryan, obwohl er wahrscheinlich bereits wusste, dass er keine Antwort kriegen würde.

Er bückte sich vor um Bryans Gesicht genauer zu betrachten, doch ich hatte mich direkt vor ihn gesetzt. Konnte er ihn dann noch sehen? Der Mann sah wütend und verunsichert zugleich aus. Narben zierten sein Gesicht. Er hatte eine Glatze, wahrscheinlich selbst rasiert, da man seine Haarwurzeln sah.

Schnaubend stellte er sich wieder gerade hin. >> Das werde ich wohl Kirz berichten müssen. <<, sagte er. >> Dass wir deine Magie immer noch nicht brechen konnten. <<

Was? Kirz?! Hielt Kirz Bryan hier etwa gefangen? Aber warum? Hatte er...

Schlagartig wurde mir alles klar. Ich bemerkte wie mein Atem stockte, während ich dem kräftigen Mann hinterher sah, als er den kerkerähnlichen Raum verließ.

Abrupt drehte ich mich zu Bryan um und sah ihn an. >> Bryan. <<, flüsterte ich hektisch. >> Bryan bitte wach auf! << Aber er bewegte sich nicht.

Ich strich ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht und stellte entsetzt fest, dass er überall Platzwunden hatte. Abgesehen davon steckte eine Nadel mitten in seiner Stirn.

What the..., ging es mir durch den Kopf. Was haben sie bloß mit dir gemacht?

Vorsichtig zog ich die Nadel aus seiner Stirn. Plötzlich öffnete er die Augen und atmete laut auf.

Er atmete hektisch und unregelmäßig. >> Shh...shh..Bryan ich bin hier. Ich bin hier...alles wird gut. <<, versuchte ich ihn zu beruhigen. >> Alles wird gut. <<

>> Kim... <<, hörte ich ihn erschöpft sagen. >> Hilf mir. <<

Konnte er mich sehen? Warum konnte er mich sehen, aber der glatzköpfige Mann nicht?

>> Bryan ich bin hier. Alles wird gut. Alles wird gut, hörst du? <<

>> Er wird kommen, verschwinde von hier. <<, sagte er panisch und sah sich schwach um.

>> Wer? <<

>> Kirz...er wird jeden Moment kommen. Verschwinde von hier. <<, warnte er mich.

>> Er kann mich doch gar nicht sehen. <<, wandte ich ein.

>> Er wird dich spüren. <<, erklärte er kraftlos. >> Kim bitte geh. Geh hier weg. << Als er das sagte, wandte er sein Gesicht mir zu und sah mir dabei direkt in die Augen.

>> Kannst du mich sehen? <<, fragte ich ihn.

Er nickte schwach und schloss dann die Augen. >> Was ist mit dir passiert? Was haben sie dir angetan? <<, fragte ich ihn.

>> Er hat es herausgefunden und mir meine Magie genommen. <<, flüsterte er.

>> Hat er dich im Gedankenkampf besiegt und hat jetzt die Kontrolle über dich? <<

>> Nein..nein... <<, murmelte er. >> Er hat mich vergiftet durch die Nadel... mich untauglich gemacht, meine Magie vergiftet. Solange sie drin ist... <<, er keuchte kurz vor Schmerzen und verzog das Gesicht. >> ...kann ich keine Magie anwenden. <<, beendete er seinen Satz.

>> Aber jetzt ist sie draußen. Jetzt kannst du hier verschwinden! <<, flüsterte ich hektisch.

>> Nein...zu schwach. <<, flüsterte er. >> Wasser hab ich auch keins. <<

Ohne groß darüber nachzudenken ließ ich aus meiner Hand Wasser aufsteigen und formte meine Hand so, dass Bryan daraus trinken konnte. Ich hielt ihm meine Hand vor den Mund und er trank langsam und schwach.

Als er alles ausgetrunken hatte, füllte ich meine Hand nochmals mit Wasser und wiederholte es immer weiter, bis ich ungefähr zehn Mal meine Hand mit Wasser füllte und er mir sagte, dass es reichte.

Bryan sah jetzt schon etwas gestärkter aus, doch war trotzdem immer noch sehr geschwächt. Was zur Hölle war das für ein Gift der seine Magie vergiftete?

>> Bryan, hör zu. Ich bring dich hier raus verstanden? Sag mir nur die magischen Wörter dafür und ich regel das. Ich weiß nur nicht wie es geht. <<

>> Nein, Kim verschwinde von hier. Ich muss hier bleiben. <<, sagte er.

>> Nein, warum? Wieso solltest du hier bleiben? Sie foltern dich hier doch nur! <<

>> Um dich zu retten Kim. <<

>> Jetzt spiel hier nicht den Helden, Bryan! Du bist in Todesgefahr. Wenn ich dich hier rausbringe dann kann Kirz uns beiden nichts anhaben! <<

Bryan öffnete langsam wieder seine Augen und sah mich an.

>> Du bist so schön. <<, flüsterte er und versuchte dabei zu lächeln. Ich sah ihn irritiert an und wusste nicht was ich sagen sollte.

Plötzlich veränderte sich sein Blick. >> Er kommt. <<, sagte er mit angstvollen Augen.

>> Hab keine Angst ich werde dich retten! Ich verspreche es dir. <<, versicherte ich ihm.

>> Ich habe keine Angst um mich, sondern um dich, Kim. Bitte geh jetzt und steck die Nadel wieder in meine Stirn. <<, sagte er.

>> Ich soll was? Nein, Bryan ich werde nicht... <<

>> Sonst wird er merken, dass jemand hier war. <<, unterbrach er mich.

Ich sah ihn an. >> Bitte Kim, wenn du mir helfen willst, dann geh jetzt und lass das hier nicht umsonst gewesen sein. <<

Traurig und besorgt sah ich ihn an. >> Nichts was du tust ist umsonst. <<, erwiderte ich und hob die Nadel von dem Boden auf.

Bryan lächelte mich schwach an. >> Kim, ich würde dich niemals ohne einen guten Grund verlassen, falls du das dachtest, als ihr mich in Puerto Rico nicht mehr gefunden habt. Du solltest hierdurch nur erfahren, was wirklich passiert ist. <<, erklärte er schnell. >> Und jetzt geh. <<, sagte er. >> Geh. <<

Ich hörte wie sich Schritte näherten und schließlich vor dem Kerker stehen blieben. >> Ich werde dich hier rausholen. <<, versprach ich ihm und steckte dann die Nadel langsam wieder in seine Stirn, während er mich lächelnd ansah. Ein Ruck ging durch seinen Körper und seine Lider flatterten. Ich sah wie die Türklinke herunter gedrückt wurde und jemand das Zimmer betrat.

Seine kalten grauen Augen starrten mich an.

Mit einem Schreckensschrei wachte ich auf. Zundr stand über mir und sah mich besorgt an.

>> Was ist passiert? <<, fragte er mich sofort als er bemerkte, dass ich ihn wahrnahm.

>> Kirz. <<, flüsterte ich und erinnerte mich sofort wieder an seinen Blick. >> Ich habe von ihm geträumt. <<

>> Was hat er gesagt? <<, fragte er mich jetzt ein wenig beunruhigt.

>> Nichts... er hat nichts gesagt. <<, antwortete ich. >> Er hat mich nur kurz angestarrt...dann war es zu Ende. <<

>> Mehr ist nicht passiert? <<

Bryan, dachte ich mir. Er hat Bryan gefoltert.

>> Er hat Bryan gefoltert. <<, sagte ich schließlich. >> Bryan war in einem Kerker gefangen und wurde gefoltert. <<

Zundr sah mich diesmal noch besorgter an. >> Hat Bryan etwas gesagt? Hat er den Grund dafür genannt? <<

>> Nein, nein...ich... <<, setzte ich an, aber verstummte dann. Zundr sah mich an. Wahrscheinlich wollte er mir damit zeigen, dass er mir so viel Zeit ließ wie ich benötigte, aber ich wusste, dass er es eigentlich jetzt sofort wissen wollte.

>> Es war nur ein Traum. <<, sagte ich schließlich. >> Ich habe mir gestern viele Gedanken um ihn gemacht und habe deshalb nur schlecht geträumt. <<

Ja...es war bloß ein Traum. Nichts weiter. Ich wusste es...

Zundr wirkte jetzt zwar ein wenig entspannter, aber sein besorgter Blick blieb. Ich setzte mich aufrecht hin und lehnte mich an die Wand. Erst da bemerkte ich, dass noch andere im Zimmer waren. Unter anderem auch Orena. Sie sah mich ebenfalls besorgt an. Was war mit allen los? Hatten sie noch nie jemanden gesehen der wegen Albträumen schrie?
>> Ist etwas passiert? <<, fragte ich schließlich verunsichert. Wieso sahen sie mich alle so komisch an?

Zundr wandte sich kurz zu den anderen, woraufhin sie das Zimmer plötzlich verließen und mich mit Zundr alleine ließen. Erst als die Tür ins Schloss fiel wandte er sich wieder mir zu.

>> Habt Ihr etwas gespürt in Eurem Traum? <<, fragte er mich.

>> Wie meinen Sie das? <<

>> Habt Ihr vielleicht eine große Menge an Kraft und Energie verspürt in Eurem Traum? <<

>> Nein... <<, antwortete ich wahrheitsgemäß. >> Nicht, dass ich wüsste. <<

Er sah mich immer noch besorgt an.

>> Zundr was ist passiert? <<, fragte ich ihn schließlich.

>> Ihr habt unsere Magie angezapft. <<, antwortete er.

Ich sah ihn verwirrt an. >> Ich habe was? <<

>> Ihr habt die Magie von uns allen benutzt. <<, erklärte er. >> Unbewusst, wie ich mir schon gedacht hatte. <<

>> Was? Wie soll das gehen? <<, fragte ich schockiert. >> Ich weiß ja noch nicht einmal wie das geht! <<

>> Ich weiß, ich glaube Euch und die anderen auch. <<, versicherte er mir.

Diesmal war ich die, mit dem besorgten Blick.

>> Befürchtet nichts. <<, sagte er. >> Ich werde Euch trainieren und ihr werdet schon nur in wenigen Tagen mehr lernen als ihr für Euer jetziges Wissen gebraucht habt. Jetzt schlaft wieder. Ich werde Euch morgen früh wecken. <<

>> Ich...ähm...okay... <<, erwiderte ich bloß verwirrt und sah ihm zu wie er das Zimmer verließ.

Jetzt war es also schon so weit, dass ich außer Kontrolle geriet. Auch noch im Schlaf. Was war bloß los mit mir?

Ohne es zu wollen dachte ich wieder an Kirzs graue Augen, die mich mit einer tiefen Kälte anstarrten, um dann doch bloß über mich hinwegzusehen und Bryan anzustarren. Ihm seinen Messer in die Schulter zu rammen und ihn anzuspucken, bis Bryan wieder anfing wie ein Verrückter zu lachen und Kirz ihn mit seinen Männern zum Schweigen brachte.

Du wirst büßen, hatte ich mir in dem Moment gedacht und ich dachte es immer noch.

Du wirst büßen wie ein Monster das auf die Knie fällt, weil ihm die Kehle durchgeschnitten wird.

An dem Morgen wachte ich auf und dachte ununterbrochen an Bryan. Wo steckte er? Was machte er? Einerseits gab ich mir ein wenig die Schuld, auch weil ich ihn aus meinen Gedanken verbannt hatte, sodass er keinen telepathischen Kontakt zu mir aufbauen konnte.

Mein Traum verwirrte mich nur noch mehr. Hatte ich es wirklich nur geträumt oder war es die Realität gewesen? Ich hoffte, dass es nur ein schrecklicher Albtraum gewesen war.

Ich sah aus dem Fenster und fragte mich wie viel Uhr es wohl war, denn draußen war es noch dunkel. Und warum war ich überhaupt so früh aufgewacht? Ich fühlte mich eigentlich noch müde.

Ohne zu wissen was ich da tat, stieg ich aus dem Bett, wusch mir das Gesicht und verließ das Zimmer. Die Gänge waren so dunkel, dass man nichts sehen konnte. Naja, ein normaler Mensch hätte nichts sehen können, ich dahingegen schon. Finintis, dachte ich mir um meine Sehkraft im Dunkeln noch mehr zu fördern und spürte sofort, dass sich etwas in meinen Augen änderte. Ich fragte mich bloß welche Farbe sie jetzt wohl angenommen hatten.

Ich kannte mich in den Gängen immer noch nicht aus, aber trotzdem lief ich komischerweise gezielt auf eine Tür zu, obwohl ich nicht einmal wusste wessen Zimmer das war.

Ich sah wie ich meine Hand ausstreckte und die Türklinke einfach herunter drückte. Ich betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter mir.

Erst als die Tür zu war, fiel so etwas wie eine Last von mir. Eine Last die ich vorhin nicht wahrgenommen hatte.

>> En vra den. <<, begrüßte mich jemand ohne, dass ich diejenige Person sehen konnte.

>> Warum bin ich hier? <<, fragte ich laut. Ich war irritiert. Wieso war ich überhaupt hier her gekommen? Das hatte ich doch gar nicht gewollt!

>> Weil ich Euch geweckt habe, wie versprochen. <<, sagte die Person und ließ plötzlich ein Feuer in seiner Handfläche entfachen, das das Zimmer erhellte.

>> Zundr? <<, sagte ich. >> Ist das etwa Ihr Zimmer? <<

>> So ist es. <<, antwortete er ruhig. >> Ich habe Euch aus Eurem Schlaf geweckt und Euch hier her gebracht ohne, dass Ihr bemerkt habt, dass Euch jemand kontrolliert. <<

Ich sah ihn ein wenig schockiert an. Wieso hatte ich kein Summen in meinem Hinterkopf gehört? Oder lag das daran, weil er nicht meine Gedanken gelesen, sondern mich nur zu sich gerufen hatte?

>> Wie haben Sie das gemacht? <<, fragte ich ihn fasziniert.

>> Ich werde es Euch zeigen. <<, sagte er und bat mich dann mich auf den Boden zu setzen. Ich tat wie geheißen und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden. Zundr tat es mir gleich.

>> Schließt Eure Augen und konzentriert Euch auf Eure Sinne. Konzentriert Euch auf meine Energieschwingungen die Ihr mit Euren Sinnen spüren könnt. <<

Ich tat wie geheißen und konzentrierte mich darauf. Meine Sinne erstreckten sich wie lange Tastarme und fanden sofort den Weg zu Zundr. Sie ordneten ihn sozusagen als bekannt ein.

>> Jetzt konzentriert Euch auf meine Gedanken. Könnt Ihr sie spüren? <<, hörte ich ihn fragen. Ich antwortete nicht, weil das nicht der Sinn der Sache war.

Ich versuchte mich wie damals bei Jack, auf etwas Bestimmtes an ihm zu konzentrieren, sodass ich so etwas wie einen Faden fand der mich zu seinen Gedanken führte.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, während ich da saß und nach Zundrs Gedanken suchte. Wieso fand ich sie nicht so schnell? Hatte er sie etwa vor mir verborgen?

Wir saßen eine Weile schweigend da, während ich weiter nach seinen Gedanken suchte. Ich seufzte leise und wollte schon aufgeben, als plötzlich so etwas wie ein kleiner Blitz vor meinem inneren Auge auftauchte. Etwas was nicht dahin gehörte. Ich verfolgte die Spur einige Minuten lang, doch sie endete nie. War es ein Trick gewesen um mich abzulenken? Ich verfolgte die Spur noch eine Weile, bis ich mir sicher war, dass sie zu nichts führte und ließ es deshalb bleiben.

>> Öffnet Eure Augen wieder. <<, hörte ich Zundr sagen und tat es. Er saß mit einem ruhigen Lächeln vor mir und sah mich an.

>> Nun sagt mir, was habt Ihr falsch gemacht? <<, fragte er mich.

>> Dass ich mich durch diesen komischen Blitz ablenken lassen habe? <<, antwortete ich in einem fragenden Ton.

>> Nein. <<, sagte er. Ich sah ihn verwirrt an. Was war es dann gewesen?

>> Dass ich vielleicht zu ungeduldig war? <<, fragte ich.

Doch Zundr schüttelte den Kopf. Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte.

>> Ich weiß es nicht. <<, sagte ich schließlich. >> Mir fällt sonst nichts ein was ich falsch gemacht haben könnte. <<

Zundr sah mich an. >> Ihr habt Euch nur auf einen einzigen Weg konzentriert, obwohl es mehrere gibt. <<, erklärte er schließlich. Ich sah ihn fragend an.

Zundr murmelte etwas, das ich nicht verstand und plötzlich erschien eine Art Stadtkarte zwischen uns. Es sah aus wie ein 3D Hologramm. Fasziniert betrachtete ich es.

Zundr lächelte mich an und zeigte auf ein Haus.

>> Ihr wollt nun dieses Haus erreichen. Welchen Weg nimmt Ihr? <<, fragte er mich.

Ich sah die Stadtkarte genauer an bevor ich antwortete. Es gab so viele verschiedene Möglichkeiten zu diesem Haus zu gelangen.

>> Ich würde mich für den kürzesten Weg entscheiden. <<, sagte ich schließlich.

>> Warum? <<

>> Naja, dann wäre ich schneller da. <<

>> Und was ist mit den anderen Wegen? <<

>> Nichts...die sind halt... da. <<, erwiderte ich ruhig.

>> Sie sind noch da. <<, wiederholte er und lächelte mich an. >> Sie sind nicht verschwunden, bloß weil Ihr nach dem kürzesten Weg sucht. <<

Ich sah ihn nur an, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Er hatte recht.

>> Manchmal braucht man länger für etwas, das man als die einfachste Wahl wählt, obwohl man durch einen anderen Weg schneller an sein Ziel gelangt, als den ursprünglich als einfachsten Weg bezeichneten Weg. <<

Ich musste ihn leicht angrinsen, weil er es so kompliziert ausgedrückt hatte, aber ich verstand was er meinte.

>> Ihr habt zu viel Zeit darauf verschwendet Euch nur auf den kürzesten Weg zu konzentrieren, und zwar eine Art Faden zu finden, der Euch zu meinen Gedanken führt. Jedoch habt Ihr dafür länger gebraucht als gedacht, denn stattdessen hättet Ihr von Anfang an einen etwas längeren Weg nehmen können und wäret trotzdem schneller an Eurem Ziel angelangt. <<, erklärte er schließlich.

>> Das heißt also ich soll mich auf alle Wege gleichzeitig konzentrieren? <<, fragte ich ihn.

>> So ist es. <<, antwortete er. >> Und den Weg raussuchen der Euch ohne Umstände zu mir leiten kann, statt Euch darauf zu konzentrieren wo der Weg versteckt wurde, um zu mir zu gelangen. <<

Ich nickte bloß, weil ich wieder nicht wusste was ich sagen sollte. Er hatte ja recht und ich musste mich nun mal danach richten, weil es die beste Möglichkeit war mich zu verbessern.

>> Nun, versuchen wir es noch einmal. <<, schlug er vor. >> Schließt wieder Eure Augen und versucht meine Gedanken aufzuspüren. << Er beendete das Hologramm, sodass nur noch das kleine Feuer das Zimmer erhellte.

Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Diesmal wollte ich es schaffen.

Zuerst fand ich wieder nichts, alles war schwarz. Wie immer wenn man die Augen schloss. Doch dann fiel mir etwas ein. Wenn Zundr mich durch Magie zu sich gerufen hatte, dann hatte er auch ungewollt eine Spur in meinem Kopf hinterlassen. Ich konzentrierte mich darauf und fand schon in wenigen Sekunden eine etwas gelblich leuchtende Spur, der wieder wie ein Faden aussah.

Ich folgte in Gedanken der Spur, während ich mich fragte wie Zundrs Gedankenfestung wohl aussah.

Ich zog die Augenbrauen zusammen als ich bemerkte, dass der Faden an einem bestimmten Punkt aufhörte, ohne mich an mein Ziel gebracht zu haben.

Wie konnte man denn seine Spuren verwischen? Seufzend sah ich, wie ich in Gedanken neben dem Faden stand und mich umsah. Alles schwarz. Keine Landschaft oder Aussicht. Nichts! Nichts was auf Zundrs Gedanken hindeutete.

>> Was war nun Euer Fehler? <<, hörte ich Zundr plötzlich fragen. Ich ließ meine Augen geschlossen, während ich immer noch nach einer Spur Ausschau hielt.

>> Ich weiß es nicht. Ich habe die richtige Spur gefunden, aber sie endet hier ohne mich zu Ihnen zu führen. <<, erklärte ich.

>> Und wie gedenkt Ihr weiterzumachen? <<, fragte er mich ruhig.

>> Ich weiß es nicht. Auch wenn ich eine neue Fährte aufnehmen würde, würde sie wieder mittendrin enden. <<

>> Und wie kann man mit Magie verwischte Fährten aufdecken? <<

Ich überlegte kurz. >> Mit Magie? <<, antwortete ich dann ein wenig unsicher.

Zundr sagte nichts, woraus ich schloss, dass ich richtig geantwortet hatte. >> Und was muss ich da dann sagen? <<, fragte ich ihn. >> Ich kenne nicht viele magische Wörter. <<

>> Öffnet Eure Augen wieder. <<, bat er mich. Eigentlich wollte ich nicht, weil ich schon so weit gekommen war und nicht aufgeben wollte. Aber es ging nun mal nicht anders, also öffnete ich meine Augen wieder und bemerkte, dass diesmal alles völlig dunkel war. Finintis, dachte ich mir wieder um besser sehen zu können aber bemerkte, dass das Licht in meinen Augen eigentlich immer noch aktiv war. Ich hatte sie überhaupt nicht rückgängig gemacht.

>> Zundr? <<, flüsterte ich, doch ich sah ihn nirgends. Die Dunkelheit machte mir nichts aus, da ich alles einigermaßen gut erkennen konnte, nur was ich mich fragte war, wohin Zundr plötzlich verschwunden war?

>> Bevor Ihr lernt wie man Magie in Wörter umwandelt, müsst Ihr die Quelle der Magie in Euch entdecken. Nimmt Euch so viel Zeit wie Ihr benötigt. Und wenn Ihr sie gefunden habt, dann versucht mich wieder aufzuspüren. <<, hörte ich Zundr sagen und bemerkte, dass seine Stimme so seltsam widerhallte. Ich fragte mich wo er war. >> Meins ist Euers, bleibt hier im Dunkeln und nimmt Euch Zeit. <<, war das Letzte was er sagte bevor er ganz verschwand. Ich rief noch ein paar Mal nach ihm, aber es kam keine Antwort.

Wieso muss ich im Dunkeln bleiben? , fragte ich mich und dachte kurz darüber nach. Wahrscheinlich lass ich mich ablenken wenn die Sonne herein scheint und ich aus dem Fenster gucke, dachte ich mir und stand langsam auf.

Mein Hinterteil tat mir vom langen Herumsitzen auf dem harten Boden weh, weshalb ich ein wenig im Zimmer herumlief und mich dann schließlich auf Zundrs Bett setzte.

Wie sollte ich die Magie in mir finden? Hatte ich sie denn nicht schon längst gefunden? Denn wie sonst, konnte ich mich verwandeln oder Feuer und Wasser aus meinen Händen strömen lassen? War das nicht auch Magie?

Ich seufzte und legte mich schließlich hin. Ich erinnerte mich an unseren ersten „Trainingstag" mit Jack, als er mir beigebracht hatte wie ich mich vor fremden Eindringlingen in meinen Gedanken zu schützen hatte. Es kam mir so vor, als wäre eine Ewigkeit seitdem vergangen. Doch was mich am meisten erfreute war, dass ich diese komischen Hormonschwankungen endlich losgeworden war. Ich spürte förmlich, dass ich wenigsten wieder ein wenig ich sein konnte, ohne von seltsamen Gefühlen gelenkt zu werden oder bei jeder Kleinigkeit auszuflippen, was sonst nie meine Art gewesen war. Vielleicht hatte das ja etwas mit dem Heranreifen zu tun, wie es Jack immer nannte.

Ich musste irgendwie darüber lachen. Wo bin ich hier bloß gelandet, dachte ich mir grinsend. Ein Teil in mir konnte sich nicht vorstellen, dass das alles wahr sein sollte. Aber ein anderer Teil in mir, wusste ganz sicher dass es die Realität war. Wer kam schon darauf, dass sowas hier wirklich existierte? Wie oft im Leben ließ man schon Feuer oder Wasser aus seinen Händen strömen oder Telepathie mit anderen aufbauen? Ich fühlte mich wie in einem Phantasyfilm gefangen, dem ich nicht entwischen konnte. Ich hoffte bloß auf ein Happy End, wie es in fast jedem Film der Fall war. Aber in der Realität war es eine Utopie. So etwas gab es hier nicht. Immer wiederkehrende Happy Ends.

Ich seufzte wieder und drehte mich auf die rechte Seite. Ich strich mit meinen Fingern über die Wand während ich über viele verschiedene Dinge nachdachte.

Aber die Frage wie ich denn die Quelle der Magie in mir finden sollte, beschäftigte mich am meisten.

Wie ging sowas denn überhaupt? Sollte ich wieder meine Augen schließen und nur an Magie denken, sodass sie plötzlich vor mir auftauchte? Nein, ganz sicher nicht.

Nicht umsonst hatte Zundr mir so viel Zeit gegeben wie ich brauchte. Das würde bestimmt lange genug dauern. Und damit ich nicht wahrnahm wie viel Zeit verging, sollte ich wahrscheinlich im Dunkeln bleiben. Ja, das war wahrscheinlich der wahre Grund dafür.

Ich war müde und ein wenig verzweifelt. Wie bei einer schwierigen mathematischen Textaufgabe die ich nicht lösen konnte. Aber ich war glücklich, dass es wenigstens nichts mit Zahlen zu tun hatte.

Oh wie ich Mathe hasste!

Wieso sind wir eigentlich hier gelandet? , fragte ich mich plötzlich. Es war ganz sicher kein Zufall, dass wir genau in dem Wald gelandet sind, in dem sich die Ilfrryaes befinden. Zundr kann mir die Frage ja vielleicht beantworten. Oder Jack... wenn er bald wieder gesund wird.

Ich dachte über vieles nach und spürte dabei, dass ich immer müder wurde, weshalb ich letztendlich meine Augen schloss und irgendwann einschlief.

Ich sah den gleichen Kerker den ich schon gestern Nacht besucht hatte. Was tat ich wieder hier? War es bloß ein Zufall, dass ich zwei Tage hintereinander von diesem Ort träumte?

Es war diesmal noch dunkler hier drin. Man konnte fast nichts erkennen, weshalb ich >> Finintis<< dachte und meine Augen sich der Dunkelheit sofort anpassten. Wieder fragte ich mich welche Farbe sie diesmal wohl angenommen hatten. Das feurige Rot der Ilfrryaes oder das eisige Weiß der Frangwrrs?

Ich hörte wie irgendwo ununterbrochen Wasser tropfte und...jemand keuchte? Jemand holte angestrengt Luft, weshalb ich in die Richtung sah aus der das Geräusch kam.

>> Bryan. <<, flüsterte ich entsetzt als ich sein Gesicht sah. Blutüberströmt und angeschwollen. Ein Auge konnte er wahrscheinlich überhaupt nicht öffnen, als ich auf ihn zuging und mich vor ihn setzte. Diese grässliche Nadel steckte wieder in seiner Stirn drin.

>> Verfluchtes Scheißding! <<, murmelte ich energisch vor mich hin und holte die Nadel aus seiner Stirn. Bryan atmete sofort tief ein. Er klang erschrocken und öffnete seine Augen. Er sah sich hektisch um, aber als er bemerkte, dass ich es war beruhigte er sich ein wenig.

>> Kim. <<, flüsterte er angestrengt.

>> Sh..sh... du musst nichts sagen. Streng dich nicht an. <<, sagte ich und betrachtete sein Gesicht genauer. Die linke Hälfte seines Gesichts hatte wulstige narbenähnliche lange Kratzer, die immer noch bluteten. Es sah so aus, als hätte jemand heiße Metallstäbe an sein Gesicht gelegt. So lange bis es sich in sein Gesicht gebrannt hatte.

Bryans Lippen sahen ziemlich ausgetrocknet aus, obwohl ich ihm schon gestern Wasser zum Trinken gegeben hatte. Was hat dieser Bastard von Kirz mit ihm bloß angestellt? , ging es mir durch den Kopf.

Ich hatte plötzlich das starke Verlangen danach Bryan zu umarmen und ihm einfach nur Sicherheit zu geben. Ihn zu beschützen.

>> Kim. <<, flüsterte Bryan wieder keuchend und musste dann husten. Sofort ließ ich wieder Wasser in meiner Handfläche aufsteigen und gab es Bryan zum Trinken.

Er trank langsam und vorsichtig und musste zwischendurch einige Male husten. Ich fühlte mich so schlecht, weil ich wusste, dass all das bloß wegen mir passierte. Wie sollte ich das je wieder gutmachen? Ich fühlte einen tiefen Schmerz in mir. Mein Herz brach in zwei Hälften, jedes Mal wenn ich sein Gesicht ansah.

Erst als er wieder hustete und das Wasser in seinem Mund wieder ausspucken musste, bemerkte ich dass er obenrum nichts anhatte. Doch was mich wirklich schockierte war, dass sein Oberkörper voller Narben und Wunden verseht war. Und ich war mir sicher, dass diese Narben nicht von gestern oder heute waren. Denn sie waren schon alt und zugewachsen. Doch einige frische Wunden gab es auch. Er war an der rechten Seite wahrscheinlich mit einem Messer angestochen worden, sodass er durchgehend blutete. >> Was haben sie bloß mit dir gemacht? <<, fragte ich eher an mich selbst gerichtet als ihn.

>> Nichts was nicht aushaltbar wäre. <<, antwortete er und versuchte dabei zu lächeln. Dabei platzte seine obere Lippe auf und fing an zu bluten.

Wie konnte er selbst in dieser Situation noch so stark sein? Wie konnte er selbst jetzt noch lächeln?

>> Bryan... du musst hier raus. Ich will dich hier rausholen. <<

>> Nein! <<, sagte er sofort und schnitt mir das Wort ab.

>> Aber wieso? Sie werden dich solange foltern, bis du stirbst! <<

>> Und wenn schon. <<, sagte er gelassen. Ich sah ihn entsetzt an.

>> Was heißt hier und wenn schon! Es geht um dein Leben! <<

>> Ich habe schon lange genug gelebt. Vielleicht ist es jetzt endlich Zeit zu sterben. <<, sagte er mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Ich sah ihn immer noch entsetzt an.

>> Und wenn ich dem Tod nur deshalb begegne, weil ich dich beschützen wollte, dann ist es ein ehrenvoller Tod. <<, fügte er noch lächelnd hinzu. Als er wieder husten musste, sah ich wie er Blut spuckte.

>> Bryan. Ich will aber nicht, dass du stirbst. <<, flüsterte ich und berührte mit meinen Fingern sanft sein Gesicht.

Er zuckte kurz zusammen, doch ließ sich dann von mir berühren. >> Du sollst weder jetzt noch später sterben. Ich will nicht, dass du stirbst. <<

Bryan sah mich aus müden und angestrengten Augen an. Das eine Auge war so angeschwollen, dass er mich wahrscheinlich mit dem Auge gar nicht sehen konnte. Aber sein anderes Auge leuchtete in der Dunkelheit heraus.

>> Ich muss dich heilen. <<, sagte ich plötzlich und hielt meine Hände über seine Wunde am Oberkörper.

>> Weißt du denn wie das geht? <<, fragte er mich ein wenig überrascht.

>> Ja. <<, sagte ich und war mir ganz sicher, dass ich es konnte. Ich wusste selbst nicht, was ich da tat als ich meine Hände weiter ausstreckte und sie über seine Wunde legte und anfing etwas zu flüstern. Worte die ich nicht kannte sprudelten aus mir heraus, so als hätte ich sie schon immer benutzt. Als wären sie nichts Fremdes für mich.

Überrascht und fasziniert zugleich, sah ich wie die Wunde sich immer weiter schloss und schließlich einer glatten und reinen Haut wich. Es sah so aus, als hätte es die Wunde nie gegeben.

>> Wie hast du das gemacht? <<, hörte ich Bryan fragen, aber ich ging nicht darauf ein, sondern machte weiter mit der Heilprozedur.

Ich betrachtete sein Gesicht und berührte einige Stellen mit meinen Fingern, während ich etwas flüsterte. Immer mehr unbekannte Worte gingen über meine Lippen und umso mehr staunte ich über das, was ich vollbrachte. Bryans Wunden verschwanden unter meinen Berührungen, als hätte es sie nie gegeben. Doch ich spürte, dass ich nicht nur die Oberfläche der Wunden heilte, sondern die Blutungen stoppte und zerrissene Nerven wieder zusammenschweißte.

Es dauerte eine Weile bis jede kleinste Verletzung an seinem Körper geheilt war. Als ich fertig war, sah Bryan kreidebleich aus. Hatte ihn das etwa angestrengt?

Ich setzte mich ihm gegenüber auf den harten kalten Boden und betrachtete Bryan. Hatte wirklich ich das gemacht? Wie war das möglich, wo ich doch noch nicht einmal wusste wo die Quelle der Magie in mir schlummerte?

>> Hat es wehgetan? <<, fragte ich Bryan schließlich.

>> Ein wenig. <<, antwortete er keuchend. >> Aber jetzt geht es mir besser. Viel besser. <<

Ich lächelte ihn an. >> Es freut mich, dass ich dir helfen konnte. <<, sagte ich.

>> Wie hast du das eigentlich gemacht? <<, fragte er mich jetzt schon zum Zweiten Mal. >> Ich meine...woher konntest du das alles? Das waren Worte die selbst ich nicht konnte. <<

Ich sah ihn ein wenig verunsichert an. >> Ist das gut oder schlecht? <<

>> Das ist ausgezeichnet Kim! <<, sagte er ein wenig grinsend. Ich merkte, dass er ein wenig mehr Farbe im Gesicht hatte. Aber die Blutflecken in seinem Gesicht störten mich immer noch.

>> Ich weiß selbst nicht, woher ich das kann. <<, gab ich schließlich zu. >> Diese Worte sind einfach aus mir heraus gesprudelt ohne dass ich es wollte. <<

Bryan sagte nichts sondern sah mich nur an. >> Hier. <<, sagte ich und ließ wieder Wasser aus meinen Fingern aufsteigen. >> Putz dein Gesicht. <<

Ich hielt ihm das Wasser hin, während er damit sein Gesicht vom Blut reinigte. Doch kein einziges Mal ließ er mich währenddessen aus seinen Augen.

Da ich nicht wusste, was ich tun oder sagen sollte wandte ich mein Gesicht ab, aber ich spürte seine Blicke immer noch auf mir.

>> Danke. <<, flüsterte er schließlich nach einigen Minuten und ich spürte wie er plötzlich meine Hand sanft umfasste. Unbewusst stellte ich das Wasser in meiner Hand ein, während Bryan meine Hand in seine Hände schloss.

Ich sah ihn an. Wusste nicht was ich sagen sollte. Ich spürte wieder das Kribbeln in meinem Unterbauch und versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Bryan sah mir direkt in die Augen. Ich ließ mich von seinem intensiven Blick nicht einschüchtern und erwiderte ihn. Das Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und ließ mich leicht erzittern.

Ich spürte wie er mit seinem Daumen über meinen Handrücken strich. Er sah mich nicht mehr an, sondern betrachtete nur unsere Hände die ineinander lagen.

Einige Minuten der Stille vergingen, indem keiner von uns Beiden etwas sagte, bis Bryan seufzte.

>> Was ist los? <<, fragte ich ihn und sah ihm dabei in die Augen.

>> Es ist nichts. <<, antwortete er und erwiderte dabei meinen Blick. Wie immer kam es mir so vor, als würde ich mich in seinen Augen verlieren.

>> Sag es mir. <<, bat ich ihn leise und beobachtete ob sich etwas in seinen Augen regte. Und ja, da war etwas. Trauer, Glück, Hoffnung und Kummer.

Es war als könnte ich seine Gefühle aus seinen Augen herauslesen und sie in mir spüren. Ja, ich spürte seine Gefühle in mir drin. Und ich fühlte mich schlecht. Ein komisches Gefühl, das mich nervös machte, stieg in mir hoch. Die Hoffnung...kurz davor aufzugeben. Ich war mir sicher, es waren seine Gefühle, aber es fühlte sich so an, als wären sie meine. Aber wie konnte ich tatsächlich das fühlen was er fühlte?

>> Es ist schön Euch wiederzusehen. <<, sagte er plötzlich und sah mir dabei ernst, doch auch liebevoll zugleich in die Augen. Ich fragte mich bloß warum er plötzlich so formell sprach?
>> Danke, ich finde es auch schön dich wiederzusehen. <<, erwiderte ich lächelnd.

>> Kim... es...es tut mir leid... <<, sagte er dann und senkte seinen Blick.

>> Was tut dir leid? <<

>> Dass ich dich an dem Tag versucht habe zu küssen. Beziehungsweise versucht habe den Kuss der Seelen anzuwenden. <<

>> Ich weiß, dass es dir leid tut. <<, sagte ich. >> Aber ich würde gerne wollen, dass du zuerst nachdenkst bevor du etwas tust. <<

>> Schon vergessen? Ich bin der Impulsive. Der temperamentvolle Junge. <<, erinnerte er mich. >> Ich bin nicht Jack. <<

>> Ich weiß, dass du nicht Jack bist. <<, erwiderte ich. >> Aber auch ich habe dich in einer Zeit gesehen, in der du anders warst. Respektvoller. << Nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, fragte ich mich ob wirklich ich das gesagt hatte. Weil es für mich keinen Sinn ergab so etwas zu Bryan zu sagen. War wirklich ich das gewesen? Oder halluzinierte ich bloß?

Bryan sah mich mit ein wenig geweiteten Augen an. Ich zog langsam meine Hand aus seiner und betrachtete die Tiefe seiner Augen.

>> Ich würde Euch ja retten, aber Ihr lässt mich nicht. <<, hörte ich mich sagen.

Plötzlich versuchte Bryan sich aufrechter hinzusetzen und lief ein wenig rot an. Er senkte seinen Blick.

>> Es geht nicht. <<, sagte er schließlich. >> Wenn Ihr mich hier raus schafft, wird Kirz mir folgen können. Er kennt meinen Geruch und meine Fährte. Er weiß, dass Ihr mich retten wollt. Ich bin der Köder. Ihr würdet nur in seine Falle tappen wenn Ihr mich befreit. <<, erklärte er.

>> Ich bin mächtiger als er. Ich kann Euch retten ohne, dass er es merkt. <<

>> Ich kann es nicht riskieren Euch noch einmal zu verlieren. <<, sagte Bryan immer noch mit gesenktem Blick.

>> Das werdet Ihr nicht. <<, versprach ich ihm. >> Kirz wird so oder so merken, dass ich hier war. <<, sagte ich und stand auf. >> Immerhin habe ich Eure Wunden geheilt. <<

Erst da blickte Bryan auf und sah mich an. >> Ich weiß, aber lieber lass ich mich von ihm deswegen foltern, als dass er mir folgen kann. <<

>> Wie will er Euch folgen wenn ich eure Fährte lösche? Wenn ich Euch praktisch unsichtbar für ihn mache? <<

>> Er hat eine Magie angewandt, die mich umbringt wenn ich diesen Kerker ohne seinen Befehl verlasse. <<, erklärte Bryan.

>> Ich kann es rückgängig machen. <<, schlug ich vor.

>> Ich weiß. <<, sagte er aber schüttelte dann den Kopf. >> Aber Ihr wart einmal mächtig genug. Jetzt nicht mehr. <<

Ich sah ihn an. Ich wusste was er damit meinte und er hatte recht. Ich war noch nicht bereit. Ich würde bloß wieder die Magie anderer anzapfen, um hier zu sein...

Moment, ich war doch hier? Hieß das, dass ich gerade genau das tat? Jedoch ohne es zu wollen?

>> Ich muss wieder gehen. <<, sagte ich zu Bryan.

>> Danke für Eure Hilfe. <<, erwiderte er und lächelte mich an. >> Vergisst bitte die Nadel nicht. <<

Er zeigte mit seinen Augen auf die Nadel die neben mir lag. Ich lächelte ihn an und nahm die Nadel in meine Hand.

Ich hörte wie ich etwas flüsterte und schließlich die Nadel anhauchte.

>> Schlaft schön. <<, sagte ich zu Bryan und steckte die Nadel sanft wieder in seine Stirn. Überrascht schloss er seine Augen und schlief ein.

>> Ich werde Euch retten. <<, flüsterte ich ihm nochmals zu, obwohl ich wusste, dass er mich nicht mehr hören konnte und wandte mich dann zum Gehen.

Ich hörte wie mein Herz hektisch und ungleichmäßig schlug als ich die Augen aufmachte und die Decke anstarrte. Es hatte sich so echt angefühlt, dass ich wirklich nicht mehr wusste ob es nur ein Traum gewesen war.

Wie lange hatte ich überhaupt geschlafen? Welcher Tag war heute?

Ich lag immer noch im Dunkeln. Kein einziger Sonnenstrahl war zu sehen. Langsam fiel mir wieder ein, dass ich in Zundrs Zimmer war. Hatte er mich nicht deshalb hier gelassen, damit ich herausfand woher meine Magie kam? Wo ich meine Magie in mir finden und benutzen konnte?

Und ich war einfach eingeschlafen. Das gab' s doch nicht!

Langsam stand ich auf und lief zum Bad. Finintis, dachte ich mir, sodass ich alles deutlicher sehen konnte. Als ich meine Hände wusch sah ich mich im Spiegel an.

Meine langen schwarzen Haare hingen mir über die Schultern, fast bis hin zu meinem Becken. Meine Augen leuchteten rot in der Dunkelheit. Ich betrachtete mein Gesicht genauer. Ich sah irgendwie erwachsener aus, so kam es mir vor. Meine Wangenknochen stachen noch mehr heraus und meine Lippen sahen weiblicher aus.

Ich stand eine Weile einfach nur so da und starrte mich an. Wer bin ich? , dachte ich mir und kämmte dabei durch meine Haare.

Plötzlich änderte sich etwas in meinem Gesicht. Mein linkes Auge fing an komisch zu zucken, ohne dass ich es wollte. Das Rot in meiner Iris verblasste langsam und nahm eine hellblaue weiße Farbe an. Erschrocken betrachtete ich mein linkes Auge. Wie hatte ich das gemacht?

Ich schrie auf, als mich mein Spiegelbild plötzlich anlächelte, wobei ich selbst das ganz sicher nicht tat. Ich stolperte ein wenig nach hinten und hielt mich an der Wand hinter mir fest.

>> Kim. <<, sprach der Spiegel zu mir. Drehte ich jetzt komplett durch?! >> Es steckt in deinen Gefühlen, in deinen Sinnen und in deinem Herzen. <<, redete mein Spiegelbild weiter. >> Deine Magie spürst du jedes Mal wenn du dich verwandelst, also konzentriere dich und du wirst es in dir entdecken. Alles wird besser werden. <<

>> Was zur Hölle...wie kannst du mit mir überhaupt reden? <<, schrie ich mein Spiegelbild an. >> Was soll das? Bin ich grad in einem Film? Was...was... <<, stammelte ich die ganze Zeit und wollte hier nur noch raus. Was geschah hier? Ich wollte das alles nicht mehr.

Ich fühlte mich eingeengt und öffnete deshalb die Tür. Ich rang nach Luft und stützte mich dabei an der Wand ab. Was ging hier bloß vor sich.

Als ich meinen Blick hob, sah ich mich selbst auf dem Bett liegen. Erschrocken taumelte ich zurück. Wie soll das gehen während ich doch hier stehe? Mit Fleisch und Blut! Ich! Ich stand hier!

>> Wacht auf. <<, hörte ich dauernd eine Stimme in meinem Kopf.

>> Verschwinde! <<, schrie ich verzweifelt und schüttelte den Kopf. Ich spürte wie Hitze in mir aufstieg. Ich krallte meine Finger in meine Haare und schüttelte immer wieder den Kopf, wie eine Verrückte. Ich wollte das alles nicht.

>> Wacht auf! Wacht auf! <<, hörte ich die Stimme wieder rufen und sah wie das Zimmer plötzlich anfing zu zittern und zu beben.

>> Lass mich in Ruhe! <<, schrie ich. Plötzlich sah ich mich selbst neben mir stehen. Ich lächelte mich selbst an. Wer war ich?

>> Wer bin ich?! <<, schrie ich verzweifelt, doch mein anderes Ich lächelte mich weiterhin seelenruhig an.

>> Kim! <<, hörte ich plötzlich Jacks Stimme nach mir rufen. Das Beben hörte auf und mein anderes Ich sah nach oben. >>Wach auf! Wach auf, Kim! Shh, öffne deine Augen! <<, hörte ich wieder Jacks Stimme sagen.

>> Jack? <<, flüsterte ich verunsichert und sah oben an die Wanddecke.

>> Er ist da oben. <<, sagte mein anderes Ich, das gegenüber mir stand.

>> Wer bist du? <<, fragte ich sie schließlich.

>> Ich bin du. <<, antwortete sie. >> Und jetzt öffne deine Augen. <<

Sie kam lächelnd auf mich zu und streckte ihre Hand nach mir aus. >> Nein! <<, schrie ich voller Angst und stolperte nach hinten. Ich spürte die harte Wand hinter mir die mir sagte, dass es keinen Ausweg mehr gab.

>> Fürchte dich nicht vor dir selbst. Du bist viel stärker als all das. <<, hörte ich mein anderes Ich sagen.

Und als sie mich berührte erfüllte mich eine Leichtigkeit, die ich zuvor nie gespürt hatte. Ich fühlte mich plötzlich so frei und so stark. Auf einmal kam es mir so absurd vor, dass ich vor mir selbst Angst gehabt hatte. Wieso hatte ich überhaupt Angst gehabt?

>> Kim, wach auf. <<, hörte ich Jack wieder sagen und ich schloss fest meine Augen.

Als ich meine Augen öffnete stand Jack über mir. Besorgt und ernst zugleich. Seine braune Haut schimmerte im Sonnenlicht, das ins Zimmer drang. Seine dunklen Augen ließen mich nicht los.

>> Kim? <<, hörte ich ihn sagen und sah dabei wie sich seine Lippen bewegten. Zuerst kam es mir so vor als würde sich alles in Zeitlupe abspielen, aber dann kehrte meine normale Zeitwahrnehmung wieder zurück.

>> Jack? <<, flüsterte ich mit einem fragenden Ton. Ich war verwirrt. Träumte ich wieder bloß oder war es wirklich Jack? Wie war das möglich? Noch gestern hatte er verletzt in seinem Zimmer gelegen. >> Gott sei Dank, du kannst mich hören! <<, sagte Jack und grinste mich erleichtert an.

Erst als ich zurückgrinste spürte ich, dass seine Hand an meiner Wange lag. Ohne groß zu überlegen, legte ich meine rechte Hand auf seine. >> Du bist wieder gesund. <<, stellte ich erleichtert fest und drückte dabei leicht seine Hand. Ich betrachtete sein Gesicht. Keine Wunden, keine Kratzer, keine Verletzungen mehr.

>> Du wachst erst neu von deinem viertägigen Komaschlaf auf und denkst nur daran, ob ich wieder gesund bin oder nicht? <<, fragte er mich grinsend.

Ich grinste zurück. Erst nach ein paar Sekunden realisierte ich wirklich was er gesagt hatte.

>> Hast du grad viertägiger Schlaf gesagt? <<, fragte ich ihn schockiert.

>> In der Tat. <<, antwortete er. >> Du hast vier Tage durchgeschlafen. <<

>> Was...wie? Das.. <<

>> Es war eine Art Komaschlaf wie wir es nennen. Jedoch im Sinne von Magie. Ihr seid während Ihr in Euch gegangen seid, eingeschlafen was dazu geführt hat, dass Ihr einige Tage durchgeschlafen habt. Das Resultat jedoch sollte Euch erfreuen. <<, hörte ich Zundr sagen.

Jetzt erst sah ich, dass noch ein paar andere im Zimmer waren. Ich errötete ein wenig, was Jack nicht entging, weshalb er seine Hand langsam zurückzog.

>> Kennen Sie das Resultat denn schon? <<, fragte ich ihn und warf dabei einen kurzen Blick auf Jack.

Ich setzte mich auf und strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

>> Nein. <<, antwortete Zundr. >> Aber ich sehe, dass es etwas gebracht hat. <<

>> Wie meinen Sie das, dass Sie es sehen? <<, fragte ich ihn verwirrt.

>> Seht selbst. <<, erwiderte er und hielt mir einen Spiegel hin. Ich nahm ihn entgegen und als ich hineinsah hätte ich vor Schock fast den Spiegel herunterfallen lassen.

Jack spürte sofort, dass es mir nicht gut ging. >> Lassen wir sie doch einen Moment alleine. <<, schlug er vor und sah Zundr dabei bedeutungsvoll an.

Er nickte bloß und lächelte mich ein letztes Mal an, bevor er das Zimmer verließ.

Als Jack auch Richtung Tür ging, hielt ich ihn am Handgelenk fest.
>> Bitte bleib hier. <<, bat ich ihn.

>> Ich wollte nur die Tür zu machen. <<, erklärte er ruhig. >> Ich gehe nirgendwohin. <<

Ich nickte kurz und ließ den Spiegel sinken.

>> Was ist los? <<, fragte er mich schließlich als er sich zu mir setzte.

Ich sagte nichts sondern sah einfach nur irgendwohin. Hauptsache nicht in den Spiegel.

Einige Sekunden der Stille vergingen, bis Jack mir dieselbe Frage nochmal stellte.

Ich spürte, dass er sich um mich sorgte. Ich machte mir ja sogar selbst Sorgen um mich. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es stimmte etwas mit mir nicht. Und das wusste ich schon seit langem, aber wollte es nicht zugeben.

>> Kim, ich möchte dass es dir besser geht. Erzähl mir was in dir vorgeht. <<

Erst da wandte ich mich zu ihm und sah ihm direkt in seine wunderschönen, pechschwarzen Augen.

>> Jetzt sehe ich genauso aus wie sie. <<, sagte ich und merkte, wie er versuchte seine wahren Gefühle vor mir zu verbergen. Aber das konnte er nicht, denn alles was er spürte, spürte auch ich. Ich wusste nicht wie das funktionierte, aber ich war mir schon seit einer Weile ziemlich sicher, dass ich alles spüren konnte, was in anderen vorging. Wortwörtlich. Jetzt hatte das Wort Mitfühlen eine ganz andere Bedeutung für mich.

Jack sah mich erwartungsvoll an und ich seufzte.

>>Ein Auge weiß, das andere rot. <<, sagte ich mit einer monotonen Stimme.>> Jetzt sehe ich genauso aus wie Xa. <<

PS: Ich freue mich immer wieder auf Votes und Kommis. Sagt mir wie es euch gefällt, und wenn's euch gefällt dann klickt auf den kleinen Stern da unten ihr Lieben! <3 :D Viel Spaß beim Lesen :*

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