Train me

Ohne mich zu bewegen sah ich ihn an und betrachtete seine Brust, die sich auf und ab bewegte. Jeder seiner Atemzüge schien mir kostbar zu sein. Sein Gesicht sah so friedlich aus während er schlief.

Sand klebte in seinen Haaren, genauso wie auch in meinen. Ich wusste nicht wie es dazu gekommen war, dass Jack neben mir auf dem Strand eingeschlafen war, aber dieser Moment war wunderschön.

Die strenge Falte zwischen seinen Augenbrauen war weg. Seine langen Wimpern warfen Schatten auf seine Wangen und zeichneten Muster auf sein Gesicht.

Ich war nicht mehr sauer auf ihn. Zwar stieg Wut in mir auf, wenn ich daran dachte, dass er und Bryan mich ohne meine Erlaubnis gekidnappped hatten, aber ich versuchte einfach nicht mehr daran zu denken. Abgesehen davon gefiel es mir hier sehr. Ich konnte hier Ruhe finden. Vielleicht war ich ja auch deshalb nicht mehr so wütend?

Ich lächelte ihn an obwohl ich wusste, dass er mich gar nicht sah. Was er wohl gerade träumt? , fragte ich mich.

Leise änderte ich meine Sitzposition, sodass er ja nicht aufwachte. Komischerweise fühlte ich mich überhaupt nicht müde. Ganz im Gegenteil. Ich war hellwach und beobachtete jeden der an uns vorbeilief. Ich kam mir wie eine Löwin vor, die ihre Kinder vor Angreifern beschützte. Denn genauso achtete ich darauf, dass niemand der an uns vorbei lief, auf dumme Gedanken kam und Jack angriff während er schlief. Auch wenn dies eher unwahrscheinlich war, aber in unserem Fall konnte man ja nie wissen.

Erst vor ein paar Stunden hatte ich bemerkt, dass sich nun auch mein Geruchssinn verstärkt hatte.
Zuerst hatte ich mich gefragt wo es wohl in der Nähe einen Imbissstand gab, sodass der Wind den Geruch von leckerem Essen hertrug, da ich nichts dergleichen in der Nähe sah.

Erst als ich aufgestanden und mich ein wenig umgeschaut hatte, hatte ich bemerkte dass der Imbissstand viel weiter weg von uns war. Ich hatte ihn nur durch seine Leuchtschrift erkannt, die riesig aus der Dunkelheit hervorragte.

Und jetzt...roch ich sogar den Sand in meinen Händen. Ich roch das Meer und die Menschen, die an uns vorbei gingen. Doch das Beste war Jack. Ich roch seine Haut und fand seinen Geruch unwiderstehlich. Aber ich wusste, dass ich es ihm nicht sagen würde. Ich würde ihm ganz sicher nicht mitteilen, was für einen wunderschönen Duft er besaß.

Man konnte es nicht in Worte fassen, da ich noch nie so etwas Wunderschönes gerochen hatte. Sein Duft trug Hitze mit sich. Es war irgendwie so als würde man das Feuer riechen und zugleich spüren. Dazu mischte sich der Geruch von trockenem Sand und Natur. Den Rest konnte ich nicht beschreiben, da ich keinen Vergleich dazu fand.

Ich betrachtete Jacks Gesicht und bemerkte, dass sein Mund kurz zuckte und sich dann wieder entspannte.
Als er sich nach links, also zu mir, umdrehte, berührte seine Hand mein Knie. Erst wieder nach langer Zeit, schoss mir ein Stromschlag durch den Körper, sodass ich kurz zusammenzuckte und dann mein Knie rieb.

Jack schlug sofort die Augen auf und starrte mich verblüfft mit seinen großen Augen an. Dann setzte er sich auf und sah sich schnell um. Erst als er begriff wo er war, entspannte Jack sich wieder und wandte sich mir zu.

>> Bin ich eingeschlafen? <<, fragte er dann verwundert und kratzte sich am Kopf. Sand fiel auf den Boden und er sah ungläubig darauf hinab. >> Habe ich etwa Sand in meinen Haaren? <<

>> Naja, du bist am Strand eingeschlafen, also sollte man davon ausgehen, dass sich Sand in deinen Haaren befindet. <<, antwortete ich lächelnd. Er sah wie ein verlorengegangener süßer kleiner Junge aus, der nicht recht wusste was er tun sollte.
Jack beugte sich etwas vor und versuchte den ganzen Sand von seinem Kopf zu klopfen. Ich betrachtete ihn eine Weile grinsend.

>> Wie konnte ich bloß einschlafen? <<, fragte Jack. Doch es kam mir eher so vor als würde er sich selbst fragen.

>> Wann hast du denn zuletzt geschlafen Jack? <<, fragte ich ihn schließlich und sah ihm dabei in die Augen, als er seinen Blick hob und mich anschaute.

>> Ist schon 'ne Weile her. <<, gab er zu und überlegte dann. >> Ich glaube, so um die acht Monate. <<

Ungläubig sah ich ihn an. Wie konnte das bloß sein? Okay, ich wusste zwar, dass Ilfrryaes und Frangwrrs die voll ausgereift waren, maximal ein Jahr ohne Schlaf aushielten, aber ich konnte es trotzdem nicht fassen. Für mich war das einfach unmöglich.

>> Dann wurde es aber mal wieder Zeit zu schlafen. <<, erwiderte ich lächelnd.

Jack schien langsam wieder zu sich zu kommen und wirklich wahrzunehmen, dass wir uns unterhielten.

>> Ja, scheint so. <<, entgegnete er und lächelte mich an. >> Hast du etwa nicht geschlafen? <<, fragte er mich dann.

>> Nope. <<, antwortete ich. >> Ich weiß nicht wieso, aber ich bin hellwach. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich die ganze Zeit über, bis wir hier waren, mit Schlafen verbracht habe. <<, sagte ich mit einem gespielt vorwurfsvollen Ton.

Jack grinste mich schief an und rieb sich die Augen.
>> Gut möglich. <<, meinte er und betrachtete seine Umgebung.
>> Hast du denn gesehen wie ich eingeschlafen bin? <<, fragte er dann.

>> Nein. <<, antwortete ich. >> Wir hatten geredet und die Sterne beobachtet. Und irgendwann, als ich mich zu dir umgedreht habe, warst du bereits eingeschlafen. <<

>> Komisch. <<, sagte er bloß und kratzte sich am Kinn. Plötzlich ging mir etwas durch den Kopf.

>> Sag mal, hast du eigentlich gar keinen Bartwuchs? <<, fragte ich ihn neugierig.

Er lachte heiser auf und hustete dann ein wenig. >> Willst du das wirklich wissen? <<

>> Ja. <<

>> Also...ich hoffe du stehst nicht auf bärtige Männer, denn wir haben keinen Bartwuchs. <<, erklärte er grinsend und sah mir dabei in die Augen.

Mir entging dabei nicht, dass Jack also hoffte ich würde auf ihn stehen. Oder intepretierte ich da etwas hinein? Konnte ja sein, dass er auch allgemein alle Ilfrryaes meinte...oder?
Bewusst sprach ich ihn nicht darauf an, sondern fuhr stattdessen mit unserem Gespräch fort.
>> Ein Mann ohne Bart, ist wie Fußball ohne Ball. <<, erwiderte ich bloß grinsend und lachte mir anschließend einen ab, als ich sah wie er daraufhin reagierte.

Ein Strich-Punkt-Strich-Smiley, den man in SMS' versendete, beschrieb seinen Gesichtsausdruck perfekt.

>> Tut mir leid, aber...ich bin nun mal unter Menschen aufgewachsen und ich bin es gewohnt, dass Männer Bärte bekommen wenn sie älter werden. <<, erklärte ich grinsend.

>> Schon gut, schon gut. << erwiderte er mit einem gespielt beleidigten Ton. >> Dafür sind menschliche Männer schwächer als wir, das gleicht sich aus. <<

>> Wie du meinst. <<

Jack sah mich ebenfalls grinsend an und lachte dann. >> Naja, was soll man machen. Liegt eben in unserer Natur, dass wir keinen Bart haben. Wir haben auch sonst keine Körperbehaarung, wenn du es genauer wissen willst. Deshalb stinken wir auch nie nach Schweiß, wie die Menschen. <<, erklärte er.

>> Okay, ja...zugegeben, das ist echt gut. Ist es bei den Frauen genauso? <<

>> Ja, ist es. Wir sind ein unbehaartes Volk! <<, rief er lachend. Seine Augen strahlten dabei.

>> Na dann haben wir ja Glück. Und ich habe mich immer gefragt warum ich nie Armhärchen oder sowas hatte. <<
Langsam wurde mir das Thema peinlich. >> Naja, egal jetzt. Genug über Körperbehaarung geredet. <<, meinte ich grinsend und stand dann auf. >> Willst du spazieren oder lieber weiterschlafen? <<, fragte ich Jack, während ich mir den Sand von der Hose klopfte. Ich musste hier dringend neue Kleidung kaufen.

>> Lass uns spazieren gehen, ich fühle mich nicht mehr so müde. <<

>> Du kannst ja dann zu Hause weiterschlafen. <<, schlug ich vor und wartete bis er sich ebenfalls aufrichtete.

>> Ja, zu Hause. <<, wiederholte er mit einem seltsamen Unterton.

Wir liefen gemütlich den Strand entlang, so als hätten wir keine Sorgen und keine Probleme. Doch innerlich wussten wir beide, woran wir permanent dachten.

An den Tod.

Was wenn ich scheiterte? Dieser Kirz war doch bestimmt nicht so dumm, dass er mich nur in Deutschland suchte, oder? Wenn er mich doch so gerne tot sehen wollte, dann würde er sicherlich eine Jagd nach mir auf der ganzen Welt eröffnen.
Er würde bestimmt auch Bryan ausquetschen und ihm Fragen stellen, die er bestimmt nicht beantworten würde.

Moment mal..., ging es mir durch den Kopf. Wo ist Bryan überhaupt?!

>> Jack, was ist eigentlich mit Bryan? Wo ist er? <<, sprach ich meine Gedanken laut aus.

>> Er ist bald wieder in München. <<, antwortete er und sah nach vorne.

>> Wieso? Wieso geht er zurück zu Kirz? Er wird ihn dort umbringen wenn er erfährt, dass er mir geholfen hat! <<

>> Ja, aber Kirz weiß es nicht und er ahnt auch nichts. <<

>> Woher willst du das wissen?! <<, fragte ich ihn herausfordernd und blieb stehen. Ich würde den Gedanken niemals ertragen wenn Bryan etwas wegen mir zustoßen würde.
Jack blieb ebenfalls stehen und musterte mich mit einem ernsten Blick.

>> Bryan hat den Auftrag bekommen nach dir zu suchen, Kim. Damit er dich sofort zu Kirz bringen und dieser dich somit dort ermorden kann, aber statt dich gleich in deinem Haus vorzufinden wird Bryan Kirz vortäuschen, dass du nicht dort warst und er dich in der Zeit, in der er eigentlich hier war, gesucht hat. <<, erklärte Jack. >> Kirz wird keinen Verdacht schöpfen. <<, versicherte er mir.

>> Was ist aber wenn Kirz Bryans Gedanken liest? Was dann?! Bryan wird sich nicht wehren können! <<, rief ich besorgt und konnte die Vorstellung nicht ertragen wie Bryan von Kirz bestraft oder gefoltert wurde, wenn er die Wahrheit erfuhr.

>> Bryan kann auf sich selbst aufpassen. <<, erwiderte er kalt. Wie konnte er bloß so kaltblütig sein?
Oh stimmt...ich hatte vergessen, dass die beiden eigentlich verfeindet waren.

>> Wie kannst du dir da so sicher sein? <<, hakte ich wütend nach.

>> Bryan ist weit mächtiger als du glaubst, Kim. <<, antwortete er.
>> Sogar weit mächtiger als du oder ich es gerne hätten. <<

Ich sah ihn verwundert an. >> Wenn er so mächtig ist wie du sagst, wieso kann er Kirz dann nicht einfach ausschalten? <<

>> Kirz wird immer bewacht und unter Schutz gehalten. Selbst wenn so jemand mit einer hohen Clanposition wie Bryan sich mit ihm trifft, wird er niemals alleine gelassen. Und wenn Bryan Kirz gedanklich angreift, würde er offen Kirz gegenüber treten. In einem Gedankenkampf kannst du deine Identität nicht verbergen. Kirz würde also nicht alleine sein wenn Bryan ihn telepathisch angreift. Er würde sofort Verstärkung holen und gegen vier oder fünf mächtige Leute gleichzeitig, würde Bryan nicht ankommen. <<, erklärte er mit gerunzelter Stirn.

Ich betrachtete Jacks Gesicht für eine Weile, bis ich wieder geradeaus schaute und überlegte. Alles schien ausweglos zu sein. Hatten sie deshalb als letzte Option die Flucht gewählt? Sie waren zusammen bestimmt schon alle Möglichkeiten durchgegangen.

Plötzlich fiel mir meine Mutter ein. Was dachte sie eigentlich wo ich war?!

>> Jack, was ist mit meinen Eltern? Denken sie ich bin abgehauen? Die werden doch die Polizei rufen und ... <<

>> Auch daran haben wir gedacht. <<, unterbrach er mein hektisches Gerede und machte dann eine Geste, dass wir weiterlaufen sollten.

>> Wie meinst du das? <<, fragte ich ihn.

>> Menschen haben einen sehr, sehr wenig ausgeprägten Sinn für Telepathie. Sie können uns zwar hören, wenn wir uns mit ihnen telepathisch unterhalten und uns auch antworten, aber sie selbst können niemanden telepathisch erreichen. <<, erklärte Jack. >> Die Telepathie an sich kann man ausweiten und in viele verschiedene Unterpunkte kategorisieren. Wie zum Beispiel Manipulation. <<

Ich musterte ihn skeptisch. Was wollte er mir damit sagen? Etwa das woran ich gerade dachte?

>> Ich denke du hast bereits verstanden was ich meine. Bryan und ich haben jeden den du kennst, manipuliert und sie in dem Glauben gelassen du wärst wieder nach Amerika gezogen. Und deinem Dad haben wir eingebläut, weder in München bei deiner Mutter anzurufen oder ihr zu schreiben, noch sonst irgendwie Kontakt aufzunehmen um nach dir zu fragen. Er weiß innerlich, dass es dir super geht und er dich nicht kontaktieren muss. Das wird er auch nicht. <<

Ich sah ihn ungläubig an und wusste nicht was ich fühlen sollte. Wut darüber, dass sie einfach meine Eltern manipuliert hatten oder Freude, weil sie so viel auf sich nahmen um mich zu beschützen?

>> Und weißt du was witzig ist? <<, fragte Jack mich dann. >> Dass, als Bryan sich deinem Dad vorgestellt hat, dein Dad ihn einen kanadischen Bieber genannt und sich daraufhin  einen abgelacht hat. Und zwar sehr lange. <<

Belustigt und ungläubig zugleich starrte ich ihn an. >> Das hat er wirklich gesagt? <<

>> Ja, sieht ganz so aus. <<

Ich grinste und erinnerte mich daran wie mein Dad, als ich ihm von Bryan erzählt hatte, gelacht hatte.
>> Typisch Dad. <<, meinte ich kopfschüttelnd und lächelte dabei.

>> Aber wieso hat sich Bryan eigentlich vorgestellt? <<, fragte ich Jack dann. >> Er hätte ihn doch auch einfach so manipulieren können. <<

>> Tja, so ist Bryan eben. Will immer der Gentleman sein. <<

>> Und du nicht? <<, fragte ich ihn mit einer gehobenen Augenbraue.

Jack grinste mich leicht an und fuhr sich dann mit der Hand durch die Haare. Die Anspannung seiner Armmuskeln entging mir dabei nicht.
>> Das kann nicht ich sondern nur du beurteilen. <<, antwortete er und sah mich erwartungsvoll an.

>> Du bist auch ein Gentleman. <<, meinte ich und musste dabei lächeln. >> Aber auf eine andere Art und Weise. <<

>> Hm. Damit sollte ich mich wohl zufrieden geben. <<, erwiderte Jack und sah dann grinsend nach vorne.

>> Ja, solltest du wohl. <<, meinte ich ebenfalls grinsend. >> Ich hoffe nur, dass Bryan wirklich nichts zustößt. <<, sprach ich meine Gedanken dann laut aus und wechselte damit abrupt das Thema.

Jacks Gesicht wurde wieder ein wenig ernster. Seine Lippen verhärteten sich zu einem Strich und sein Gang war nicht mehr so locker.

>> Ja. <<, presste er nur heraus.

Ich betrachtete sein Gesicht und fragte mich warum die beiden wirklich verfeindet waren. Denn ich konnte irgendwie nicht daran glauben, dass es nur an ihrer Natur und in ihrem Wesen lag. Auch, dass Frangwrrs seine Eltern umgebracht hatten konnte nicht Grund genug für den Hass, den Jack gegenüber Bryan hegte, sein. Auch nicht andersherum.

Jack konnte Bryans Namen nicht einmal aussprechen, ohne dabei eine ernste Miene zu machen. Und Bryan konnte Jacks Namen überhaupt nicht aussprechen, wie es aussah. Denn jedes Mal, wenn es um Jack ging, vermied er es seinen Namen auszusprechen.

Ich hatte Jacks Gesichtszüge beobachtet, wenn er über Kirz sprach. Und siehe da! Sein Gesichtsausdruck war immer sachlich, fast schon neutral geblieben. Schon allein wegen dieser Tatsache konnte er von mir nicht wirklich erwarten, dass ich ihm die Geschichte mit der Feindschaft wegen der Natur willen glaubte.

>> Jack. <<, sagte ich schließlich.
>> Wirst du mir jemals den wahren Grund für eure Feindschaft erzählen? <<

Jack sah mir direkt in die Augen. Ich wusste, dass er gerade an etwas Bedeutsames dachte, denn jedes Mal veränderte sich etwas in seinen Augen, das mir verriet wie es ihm ging. Die flüssige Lava in seinen Augen bewegte sich jedes Mal völlig anders wenn sich plötzlich seine Stimmung oder seine Gedanken veränderten.

Und auch wenn seine Augen schwarz waren, veränderte sich sein Blick, auch wenn er versuchte es zu verbergen. Wusste er denn eigentlich, dass ich seine wahren Gefühle jedes Mal erkannte?
Ich fragte mich, ob auch andere durch seine Augen erkannten wie es ihm wirklich ging.

>> Ich weiß es nicht. <<, antwortete er mir schließlich und wandte sich dann wieder nach vorne.

Ich nickte und betrachtete unsere nackten Füße, die bei jedem Schritt leicht im Sand versanken. Meine Stiefel hielt ich in der Hand.

Einige Minuten lang schwiegen wir vor uns hin, sodass nur das Rauschen des Meeres zu hören war. So friedlich auch die Gegenwart schien, war ich mir sicher, dass in uns beiden ein Tornado herrschte. Immer wieder ertappte ich mich dabei wie ich daran dachte, dass Kirz uns fand und uns jagte bis wir erschöpft und kraftlos vor ihm zusammenbrachen.
Wenn er wirklich so mächtig und stark war wie Bryan und Jack es meinten, warum suchte er dann nach so einer schwachen und machtlosen Person wie mir? Auf der einen Seite meinte Jack ich hätte große Kräfte, aber auf der anderen Seite hieß es ich wäre zu schwach um gegen Kirz anzutreten.

Hatte ich denn überhaupt eine Chance gegen ihn? Nein, ging es mir durch den Kopf. Sonst würde ich mich nicht hier verstecken müssen.

Ich hörte wie Jack neben mir leise schnaufte, woraufhin ich ihn ansah und meinen Gedankengang unterbrach.

>> Was ist los? <<, fragte ich ihn und betrachtete sein Gesicht. Er sah müde aus.

>> Nichts, ich fühle mich nur so...schlapp irgendwie. <<, antwortete er.

>> Dann lass uns zurücklaufen. <<, schlug ich vor. >> Wir können ja auch mit übernatürlicher Geschwindigkeit laufen wenn du willst. Dann sind wir schneller im Haus. <<

>> Ja, du hast recht. <<, stimmte Jack mir zu. >> Bist du bereit? <<, fragte er mich dann mit einem müden Lächeln auf den Lippen.

>> Ja. <<, erwiderte ich leicht grinsend.

Ohne abzuwarten schoss er nach vorne, sodass ich ihn überhaupt nicht verfolgen konnte. Erst als ich ebenfalls losrannte, konnte ich ausmachen wo er war und folgte ihm dann.

Ich versuchte mein Tempo zu erhöhen, um ihn einzuholen und schaffte es sogar. Grinsend rannte ich schließlich neben ihm her.

In weniger als einer Sekunde hatten wir das Haus erreicht und traten ein. >> Leg dich lieber schlafen, du siehst so müde aus. <<, schlug ich vor und flüsterte in Gedanken Finintis, sodass sich meine Augen verfärbten und es mir ermöglichten im Dunklen alles zu erkennen und zu sehen.

>> Wirklich? <<, fragte Jack mich.
>> Sehe ich wirklich müde aus? <<

>> Ja und wie. <<, antwortete ich wahrheitsgemäß.

>> Dann sollte ich mich wohl hinlegen. <<, murmelte er und lief in das Zimmer, in dem er auch zuvor gelegen hatte.
Ich blieb vor der Tür stehen da ich nicht wusste ob es ihm etwas ausmachte, wenn ich das Zimmer ebenfalls betrat. Ich sah ihm dabei zu wie er sich regelrecht auf das Bett schmiss und sofort die Augen schloss.

>>Keine Angst, du darfst rein. <<, flüsterte er mir zu, so als hätte er meine Gedanken gelesen. Immer noch unsicher betrat ich das Zimmer und setzte mich dann auf die Bettkante.

>> Gute Nacht. <<, flüsterte ich und betrachtete dabei sein wunderschönes Gesicht.

>> Danke, dir auch. <<, murmelte er müde. Nach einigen Sekunden bemerkte ich wie sein Körper sich entspannte.
Seine Atmung wurde langsamer und gleichmäßiger. So schnell konnte er also einschlafen? Ob es wohl bei allen Ilfrryaes so war?

Plötzlich, unerwartet, erschrak ich als etwas Orangerotes unter seiner Haut aufglühte, sodass es so schien als würde sein Körper von innen heraus leuchten. Es schien wie glühendes Blut zu sein, das durch seine Adern floss. Was ist das bloß?, fragte ich mich verwundert.

Fasziniert und erschrocken zugleich, beugte ich mich etwas weiter zu ihm vor und beobachtete wie dieses Etwas sich einen Weg von unten nach oben bahnte und sich schließlich an der Stelle an dem sein Herz war, versammelte. Unterbewusst streckte ich meine Hand danach aus um es anzufassen und vergaß dabei völlig, dass es Jacks Herz war das ich dabei berührte.

Als ich meine Hand an sein Herz legte bemerkte ich, dass sie ganz heiß war. Ich zog meine Hand zurück und beobachtete dann wie das Glühen immer weniger wurde, bis es schließlich ganz verschwand.

Ich wusste zwar nicht was es war, aber es war etwas Unglaubliches. Das stand fest.

So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. So als würde sich die ganze Körperenergie im Herzen versammeln und den Körper dadurch zum Leuchten bringen während man schlief.

Hatte mich vorhin Jack etwa deshalb gefragt ob ich am Strand gesehen hatte wie er eingeschlafen war?
Gut möglich, dachte ich mir.

Je länger ich Jacks schlafenden Körper ansah, desto mehr fielen mir selbst die Augen zu. Mit schweren Beinen stand ich auf und suchte mir ein anderes Zimmer zum Schlafen.

Als ich eins fand schmiss ich mich erschöpft darauf und schloss sofort die Augen. Ohne, dass ich noch einen weiteren Gedanken an etwas verschwendete, fiel ich in einen tiefen Schlaf.

>> Sie ist nicht hier Meister. Ich habe sie überall gesucht wo es nur ging. Doch sie ist nicht aufzufinden. <<

>> Ist sie denn außer Land? <<

>> So scheint es, Meister. <<

>> Sie hätte nichts ahnen können. <<

>> Ja, deshalb habe ich ihre Mutter befragt. <<

>> Und was hat sie gesagt? <<

>> Sie meinte, dass sie wieder nach Amerika umgezogen wäre, weil sie es hier nicht weiter ausgehalten hätte. Sie hat mir ebenfalls verraten, dass sie sich mit ihr nie gut verstanden hat. <<

Der alte Mann auf dem Thron lehnte sich zurück und sah den hellblonden Jungen durchdringend an.

>> Was ist mit dem Ilfrryae? Soweit ich weiß ist das Mädchen mit ihm befreundet. <<

>> Ich weiß es nicht, Meister. Ihr wisst wie sie sind. Man bekommt sie kaum zu Gesicht. Auch in der Schule taucht der Ilfrryae nicht oft auf. <<

Nachdenklich schürzte der alte Mann die Lippen. >> Und niemand weiß wo diese Kreaturen sich verstecken. <<

>> So ist es, Meister. <<

Der alte Mann haute mit aller Kraft auf den kleinen Tisch neben ihm, sodass er auseinanderbrach und auf den Boden krachte.
Der Junge mit den hellblonden Haaren versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Kraft seines Meisters beunruhigte. Auch wenn er schon so alt war.

>> Wir müssen sie finden! <<, schrie er wütend und stand auf. Die zwei Wächter neben ihm wollten ihm dabei helfen, doch der Meister riss sich von ihnen los und kam auf den hellblonden Jungen zu.

>> Du wirst sie finden und zu mir bringen. Es wird leicht für dich sein, wenn sie wieder bei ihrem Menschenvater ist. <<

>> Jawohl, Meister. <<

>> Ich gebe dir zwei Tage. <<

>> Das wird nicht ausreichen, Meister. <<

Der alte Mann starrte ihn durchdringend an. >> Eine Woche. Und keine Widerrede. <<

>>Ja, Meister. <<, erwiderte der hellblonde Junge und nickte dann. Als sein Meister ihm schließlich das Zeichen dafür gab den Raum zu verlassen, ging er rückwärts aus dem Saal.

Du hast nur noch eine Woche Kim, ging es ihm durch den Kopf, als er das Versteck der Frangwrrs verließ.

***

Es kann nicht mehr so weit sein, dachte sich Xa als sie am Meer entlang ging. Ich muss nur noch hinüber schwimmen und mich dann an den Palast heranschleichen.

>> Das musst du. <<, flüsterte ihr die gruselige Stimme wieder zu. Die eingesperrten Seelen hatten sie nur für einen kurzen Moment alleine gelassen und waren dann wieder zurückgekehrt.

>>Das weiß ich. <<, erwiderte Xa ein wenig gereizt.

>> Du hast nur noch ein paar Stunden bis die Sonne untergeht. Dann beginnt der Krieg. <<

>> Der Krieg gegen eure beiden Völker. Sie werden alle untergehen, wenn die Sonne am Horizont verschwindet und eine schwarze alles verschlingende Sonne sie ersetzt. <<, sagte eine Frauenstimme.

>> Ich weiß. <<, erwiderte Xa. >> Die Prophezeiung naht. <<

>> So ist es. <<

>> Und du bist ein Teil dieser Prophezeiung. Du siehst doch selbst wie diese habgierigen Frangwrrs alle Macht haben wollen und deshalb alles zerstören. Du erkennst doch selbst wie die Sonne seit Monaten immer dunkler wird und nicht mehr so hell und kraftvoll scheint. <<, erinnerte sie eine Männerstimme daran.

>> Ja, aber nicht nur ich. Auch andere haben es bemerkt. Sie wissen was das bedeutet und haben Angst. <<, sagte Xa.

>> Sie haben Angst, weil sie nicht wissen wer du wirklich bist. Sie wissen nicht, dass du die Auserwählte bist, weil du es ihnen nie erzählt hast. <<

>> Um sie zu schützen. <<, wandte Xa ein.

>> Nein, um dich selbst zu schützen. Denn du wolltest nicht, dass sie dich versuchen zu stürzen. <<

>> Auch wenn du eine Seele bist die alles sieht, bist du für die Gründe meiner Entscheidungen blind. <<, entgegnete Xa und setzte einen Fuß ins Wasser.

>> Wie kannst du es wagen! <<, schrie die gruselige Stimme, doch sie kam Xa gar nicht mehr so gruselig vor.

>> Sie wissen, dass ich das prophezeite Kind bin aber nicht, dass ich auch gleichzeitig die Auserwählte bin. Ja, ich bin die Auserwählte. Und das nicht nur für meine Völker, sondern auch für euch falls ihr das vergessen habt. Ich habe meine wahre Identität deshalb niemanden verraten, weil ich sie davor bewahren wollte, dass sie gefühlsvoll handeln wenn sie erfahren wer ich wirklich bin. Sie würden für mich sterben, das weiß ich ganz genau und deshalb sollten sie auch nicht wissen, was ich dafür tun muss um sie zu retten. Denn wenn sie es wüssten, würden sie versuchen mich aufzuhalten nur um meinen Untergang zu verhindern. <<

>> Sie hat recht. <<, sagte die nette Frauenstimme. >> Lass sie also in Ruhe, du alter Griesgram. <<

Belustigt das zu hören, tauchte Xa ihren anderen Fuß ebenfalls ins Meer.

>> Na gut. <<, murmelte die gruselige Stimme wütend.

>> Sie weiß weit mehr als ihr alle denkt. <<, flüsterte plötzlich eine Stimme die Xa noch gar nie gehört hatte. Es war eine schöne Männerstimme, die sehr...weise klang.
Xa bemerkte wie alle anderen verstummten, sodass die Stimme des Mannes, wie in einem großen leeren Raum, in ihrem Kopf widerhallte.

>> Lasst Xa tun was sie tun muss, um ihre Geliebten zu retten. Ihr alle zusammen wäret nicht einmal so geduldig und stark wie sie. Sie hat schon genug zu erledigen als sich zusätzlich mit euch herumzuschlagen. <<, redete er weiter. >> Ich verbiete es euch sie je wieder anzusprechen, solange sie noch dabei ist die Prophezeiung zu erfüllen. <<

>> Jawohl. <<, hörte Xa die anderen Stimmen einheitlich sagen.

>> Wer seid Ihr? <<, fragte Xa überrascht.

>> Jemand den Ihr wiedersehen werdet. <<, antwortete der Mann und Xa bemerkte, wie eine angenehme Ruhe ihre Gedanken und ihren Kopf erfüllte.

Hallo? , fragte sie in Gedanken, doch bekam keine Antwort. Erleichtert, seufzte sie und lächelte dann müde.

Die Seelen hatten sich endlich zurückgezogen.

Als ich aufwachte dachte ich für einen kleinen Moment, dass ich noch schlief. Erst als ich meine Augen öffnete und Jack an meiner Bettkante sitzen sah, realisierte ich wo ich war und richtete mich dann auf.

>> Guten Morgen. <<, begrüßte mich Jack. Ich konnte nicht richtig beurteilen ob er mich anlächelte oder mich mit seiner bekannten Ernsthaftigkeit fixierte. Warum war er überhaupt hier?

>> Morgen. <<, erwiderte ich kurz und starrte ihm in seine dunklen Augen. Ging es ihm nicht gut oder was war das Problem?

Leise stand ich vom Bett auf und hoffte, dass ich nicht allzu schrecklich aussah. Als ich in Richtung Badezimmer lief, spürte ich Jacks Blicke in meinem Rücken. Sie brannten regelrecht und ließen mich langsamer laufen als ich es gewöhnt war.
Ich sah aus dem Augenwinkel wie sich Jack erhob, als ich im Flur nach links abbog. Was war nur los mit ihm?

>> Kim. <<, rief er schließlich. Ich blieb stehen und wartete. Ich spürte wie er hinter mich trat.
>> Es gibt ein Problem. <<, sagte er schließlich und wartete auf meine Reaktion.

>> Was für ein Problem? <<, fragte ich ihn und drehte mich erst dann zu ihm um. Mein Magen begann sich zusammenzukrampfen.

>> Kirz schickt jetzt nicht nur Bryan nach dir, sondern auch andere mächtige Krieger. <<

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Es kam mir so vor als würde ich seine Worte gedämpft hören. So als wäre ich in Watte eingehüllt. War es wirklich real oder träumte ich noch? Ich spürte wie die Nervosität sich in meinem Körper ausbreitete.

>> Krieger? <<, wiederholte ich und hob dabei die Augenbrauen.

>> Ja, damals und heute noch. Es sind insgesamt zehn die nach dir suchen sollen. Sieben von ihnen sind nur physische Kämpfer, drei von ihnen sind sowohl körperliche als auch mentale. Bryan ausgeschlossen. <<

>> Das heißt also es sind insgesamt elf mächtige Krieger die nach mir suchen? <<, versicherte ich mich.

>> Ja, aber Bryan wird ja sowieso... <<

>> Und was machen wir jetzt? <<, unterbrach ich ihn. >> Gegen so viele Leute kommen wir nicht an! Und wie es scheint lässt dieser Arsch von Kirz auch nicht locker! Ich kann mich doch nicht ewig vor ihm verstecken! <<

Jack musterte mich mit einem ernsten Blick. Er trat ein wenig näher an mich heran und strich dann eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Überrascht über diese Geste, verflog mit einem Mal mein Zorn.

>> Du musst dich nicht auf ewig verstecken, Kim. <<, flüsterte er und berührte mit seinen Fingerspitzen meine Wange, als er seine Hand zurückzog.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte und blieb deshalb still.

>>Du musst dich nur solange verstecken bis die Zeit gekommen ist dich wieder zu zeigen. <<, sagte er leise.

>> Was genau meinst du damit? <<

>> Das wirst du erfahren wenn es passiert. <<, antwortete er wie immer sehr vage und blickte mir dabei direkt in die Augen. Es sah so aus als würde er etwas in ihnen finden wollen.

Schließlich entfernte er sich ein wenig von mir und betrachtete mein Gesicht, bevor er das Haus verließ. Ich spürte immer noch seine sanften Finger auf meiner Wange.
Ich hasste es zwar, wenn er mir immer mit seiner Geheimniskrämerei kam, aber diesmal musste ich in mich hinein lächeln und empfand keinen Funken Wut in mir.

So ist Jack eben, ging es mir durch den Kopf und ich musste lächeln.

Ein paar Stunden vergingen indem ich mich draußen nach neuen Klamotten umsah. Zwar schien das momentan total belanglos zu sein, doch auch wenn ich auf den Tod warten musste, wollte ich darauf nicht verschwitzt und müde warten müssen.

Ich zog mich in einer kleinen kabinenähnlichen Hütte um, von denen es am Strand haufenweise gab.
Ich setzte meine neue Sonnenbrille auf, nachdem ich mich umgezogen hatte und ging den Strand entlang. Zum Glück hatte Jack daran gedacht und Geld auf meinen Nachttisch gelegt. Naja, ob ich den Nachttisch als den meinen bezeichnen konnte war eine andere Frage.
Ich wusste zwar nicht wo Jack momentan steckte, aber ich war mir sicher, dass er vor Sonnenuntergang wieder auftauchen würde.
Jack sagte mir ja meistens nie was er tat oder wohin er ging. Natürlich war er mir keine Rechenschaft schuldig, aber es war auch nicht so, dass ich kein Interesse dafür hegte was er gerade tat.
Jedoch um ihm nichts anmerken zu lassen, fragte ich ihn meistens nicht nach solchen Dingen.
Vielleicht würde er hoffentlich irgendwann selber mal darauf kommen mir auch mal etwas über sich zu erzählen, ohne dass ich danach fragte.

Wieso beschäftigst du dich mit so belanglosen Fragen, obwohl du doch ganz genau weißt, dass du eigentlich total nervös und paranoid bist wegen Kirz? , fragte mich meine innere Stimme und ich gab ihr recht.
Was tat ich hier eigentlich? Miesgelaunt setzte ich mich an den Strand und ließ meine Füße durch die sanften Wellen nass werden.

Was soll ich denn machen? , fragte ich mich. Soll ich mich auf Ewig vor diesem Scheißkerl verstecken und so tun als wäre nichts?
Eigentlich war es nicht meine Art aufzugeben, aber was sollte ich denn denken wenn mir Bryan und Jack versicherten, dass Kirz sehr mächtig war und ich gegen ihn sowieso keine Chance hatte?

Ich hielt meine Hand ins Wasser als eine kleine Welle auf mich zukam und meine Beine nass wurden. Als die Welle sich wieder zurückzog und ich meine Waden kratzen wollte, fiel mir etwas auf.

Ich wusste nicht recht, ob ich halluzinierte oder ob es wahr war, weshalb ich meine Hand näher betrachtete. Kleine runde Wasserbällchen befanden sich jeweils an all meinen Fingerspitzen. Als ich sie berührte gingen sie weder kaputt, noch veränderten sie sich. Sie bewegten sich nur, wackelten kurz und blieben dann wieder dort wo sie waren.
Ich schüttelte leicht den Kopf, weil ich mir immer noch nicht klar war, ob ich mir das alles nur einbildete.
Ich versuchte die Wassertropfen, die an meinen Fingerspitzen klebten, an meiner kurzen Hose wegzuwischen, aber als ich meine Hand danach wieder ansah, waren sie immer noch dort.
Ich versuchte sie abzuschütteln, aber sie ließen nicht locker.

>> What the... <<, murmelte ich und hielt sie direkt vor meine Augen.

>> Stimmt was nicht? <<, hörte ich plötzlich Jacks Stimme neben mir ertönen und schreckte ein wenig auf. Genau in dem Moment, fielen die Tropfen von meinen Fingerspitzen und verschwanden im Sand.

Ich sah zuerst Jack, dann den Sand an. >> I-ich, ja...alles okay. <<, beantwortete ich seine Frage, aber sah irritiert auf das Meer.

>> So siehst du aber nicht aus. <<, meinte er und reichte mir dann eine kleine Tüte.

>> Was ist das? <<, fragte ich ihn und sah in die Tüte hinein. Es war Gebäck.

>> Ich habe mir gedacht du hast bestimmt Hunger und habe uns deshalb was zu essen geholt. <<

>> Danke, aber...du musst doch gar nicht essen. <<, erinnerte ich ihn.

>> Ich weiß, aber das bedeutet nicht, dass es mir nicht schmeckt. <<, erwiderte er leicht grinsend.

Ich holte das Gebäck heraus und biss hinein. Es schmeckte ziemlich gut, auch wenn es etwas war, dass ich so nicht kannte.

>> Kim, ich wollte noch was loswerden. <<, sagte Jack plötzlich und seine Miene wurde wieder ernster. Er sah ein wenig traurig aus und sah auf das Meer.

>> Okay,...sag' s ruhig. <<

>> Gestern...da...der Moment als... <<, stotterte er und starrte auf den Boden.

Ich wusste gleich was Jack meinte und sah deshalb peinlich berührt weg.

>> Es tut mir leid, ich wollte dich nicht...i-ich...versteh mich nicht falsch. Ich mache sowas nicht. <<, versuchte er verzweifelt zu erklären.

>> Schon okay. <<, sagte ich.

>> Ich will nur nicht, dass du dich mies deswegen fühlst. <<

>> Tue ich nicht. Ich würde mich nur dann mies fühlen, wenn ich wüsste, dass ich dich mit meinem gestrigen Verhalten gekränkt habe. <<

>> Hast du nicht. <<, erwiderte Jack. >> Wirklich nicht. <<

>> Okay, dann bin ich froh darüber. <<

Er nickte bloß und legte die kleine Tüte dann weg. >> Es hätte nicht so weit kommen dürfen. Es gehört sich nicht. <<, sagte er dann.

Ich wusste nicht genau was er meinte. Etwa, dass es sich nicht gehörte sich zu küssen?

Ich blickte ihn ein wenig fragend an, was ihm nicht entging. Auch wenn er mich nur aus dem Augenwinkel sah.

>> Du wirst es nach einer gewissen Zeit besser verstehen. <<, meinte Jack und starrte dann in den Himmel.

>> Wie du meinst. <<, entgegnete ich und betrachtete dabei sein Gesicht. Er bemerkte es natürlich sofort und wandte sich deshalb mir zu.

>> Was willst du jetzt machen? <<, fragte er mich dann.

>> Wie meinst du das? <<

>> Na, was du heute machen willst? Ist dir nicht langweilig? <<

>> Naja, mit den Todesgedanken die ich schon seit zwei Tagen mit mir herumschleppe ist mir ganz und gar nicht langweilig. <<, antwortete ich.

Er lächelte bitter und sah wieder in den Himmel. >> Geht mir genauso. <<

>> Ich will, dass wir weiter trainieren. <<, meinte ich dann und wartete auf seine Reaktion. Einige Sekunden vergingen bevor er mir antwortete.

>> Bist du dir sicher? <<

>> Natürlich bin ich das. <<, antwortete ich. >> Auch wenn ihr meint, dass ich keine Chance gegen Kirz habe, will ich nicht kampflos aufgeben. << Erst als ich diese Worte wirklich aussprach, wurde mir bewusst, dass ich auf keinen Fall kampflos aufgeben würde. Niemand hatte das Recht mir mein Leben einfach so zu nehmen, nur weil ich ihm aus irgendeinem Grund nicht in den Kram passte.
Dieser Kirz konnte mich mal. Auch wenn er mich aufspüren und finden würde, würde ich mich nicht wie ein Weichei weiterhin verstecken.
Ich würde rausgehen und um mein Leben kämpfen. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein wer er war? Gott? Mal sehen was Gott aus dir macht du mieser alter Sack! , dachte ich mir wütend und stand auf.

>> Lass uns kämpfen. <<, forderte ich Jack auf, woraufhin er mich verwirrt anstarrte.

>> Kämpfen? <<, wiederholte er, so als hätte er nicht richtig gehört.

>> Ja, kämpfen. <<, erwiderte ich.
>> Ich will, dass du mir beibringst wie man auf eurem Planeten mit Händen und Füßen kämpft. Zeig' es mir. <<

>> Na gut, wie du willst. <<, sagte er grinsend und stand auf. >> Dann lass uns kämpfen. <<

***

Keuchend lag ich auf dem Boden als mich Jack schon zum fünften Mal zu Boden rang. Der Junge war ein echter Krieger, das musste man ihm lassen.
Keine Ahnung wie lange er für all das gebraucht hatte, aber es waren bestimmt nicht nur ein zwei Jahre gewesen.

>> Okay...lass...mich wieder...hoch. <<, keuchte ich und rang nach Luft. Jack stand auf und half mir hoch.

>> Dachtest du das wäre alles so einfach? <<, fragte er mich dann.

>> Nein und das habe ich auch nie behauptet. <<, erwiderte ich. >> Aber ich habe auch noch gar nicht Vollgas gegeben. <<

Jack hob eine Augenbraue. >> Würde sich denn so großartig etwas ändern, wenn du Vollgas geben würdest? <<

>> Nicht so überheblich, Jack. <<, sagte ich grinsend. >> Du wirst es im nächsten Kampf schon sehen. <<

Er grinste mich schief an und ich lachte innerlich, weil er noch gar nicht wusste, dass ich eine Kampfsportlerin war. Bis jetzt hatte ich mich nur deshalb von ihm fertig machen lassen, weil ich erst einmal sehen wollte wie er kämpfte und was für Tricks er auf Lager hatte.

Lass dich überraschen Jack, meinte ich telepathisch und grinste ihn dabei an.

Oh, ich warte nur darauf, antwortete er ebenfalls grinsend. Willst du aber nicht lieber doch eine Pause einlegen?, fragte er mich dann. Diesmal ohne gespielte Arroganz. Echte Besorgnis spiegelte sich in seinen Augen wider.

Ja okay, nahm ich seinen Vorschlag an und setzte mich auf die Treppe vor der Tür. Wir kämpften jetzt schon seit zwei Stunden im Hintergarten des Hauses. Ich nahm die Flasche Wasser, die neben mir stand, in die Hand und trank bis mein Durst gestillt war.

>> Sag mal, wem gehört dieses Haus eigentlich? <<, fragte ich Jack und sah ihm dabei zu wie er verdorrtes Gras zwischen seinen Fingern rieb.

>> Mir. <<, antwortete er und sah mich dabei nicht an.

>> Dir? <<, fragte ich noch mal nach. >> Wie meinst du das? <<

>> Na ganz einfach, dieses Haus gehört mir. Ich habe es selbst gekauft als ich hier gelebt habe. <<

Ich sah ihn überrascht an. >> Das heißt also es stimmt wirklich, dass du mal hier gelebt hast? <<

>> Wer es dir auch erzählt hat, hat die Wahrheit gesagt. << Jack sah mich an und lächelte dabei freundlich.

>> Wie lange hast du denn hier gelebt? <<

Er antwortete nicht gleich. Jack betrachtete zuerst noch das Gras in seinen Händen und ließ es dann in Flammen aufgehen. Ein wenig erschrocken sah ich ihm dabei zu wie er mit dem Feuer, das aus seinen Fingerspitzen kam, spielte. Schließlich drehte er sich wieder mir zu und sah mir in die Augen.

>> Dreizehn Jahre. <<, antwortete er und stand dann auf.

>> So lange? Dann kannst du bestimmt fließend Spanisch. <<

>> Kann man so sagen. <<, erwiderte er und sah dann auf das Meer, das circa zweihundert Meter von uns entfernt lag.

>> Wie viele Sprachen kannst du eigentlich? <<, fragte ich ihn interessiert und stand ebenfalls auf. Ich stellte mich neben ihn und folgte seinem Blick.

>> Willst du das wirklich wissen? <<, fragte er mich.

>> Ja. <<

>> Ich hoffe du glaubst mir. <<

>> Warum auch nicht. <<, erwiderte ich lächelnd und genoss es, wie der sanfte Wind meine Wange streichelte.

>> Siebzehn. <<, sagte Jack schließlich.

>> Siebzehn was? <<

>> Sprachen. <<, erklärte er. >> Ich kann siebzehn Sprachen sprechen. <<

Ich starrte Jack ungläubig an. >> Was für Sprachen kannst du denn alles? <<, fragte ich ihn neugierig. Wie viel Zeit er wohl gebraucht hatte um sie alle zu erlernen?

>> Willst du wirklich, dass ich alle aufzähle? <<, fragte er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

>> Ja! <<, antwortete ich und wartete gespannt auf seine Antwort.

>> Als ich auf der Erde...landete, oder wie man es auch ausdrücken mag, lernte ich in aller erster Linie Spanisch. Daraufhin folgten ähnliche Sprachen wie Französisch, Italienisch, Portugiesisch. Es war einfach für mich diese Sprachen zu lernen, da sie gemeinsame Wurzeln haben. <<, erzählte er.

>> Ich habe dieses Haus erst seit neun Jahren, davor habe ich vier Jahre lang teilweise auf der Straße oder in Motels gelebt. Nicht weil ich zuerst Geld brauchte oder so, sondern weil ich mich noch nicht an etwas festbinden wollte...wenn du verstehst was ich meine. Während diesen vier Jahren bin ich oft hin und her gereist und habe auch teilweise dadurch die Sprachen gelernt, die ich vorhin aufgezählt habe. Dann kam ich wieder hier her zurück und war der Meinung, dass ich ein Haus brauchte, sowas wie einen Zufluchtsort, sodass ich kommen und gehen konnte wann ich wollte. <<, redete er weiter.
>> Während mein Haus hier blieb, habe ich ein Jahr in Griechenland verbracht und ein halbes Jahr in der Türkei. Danach war ich wieder hier. << Jack sah nachdenklich auf das Meer und legte dabei seine Stirn in Falten.

>> Und wie hast du das alles bezahlt? <<, fragte ich ihn leise, da ich nicht wusste ob ihn meine Frage beleidigen würde.

>> Ich gebe es zwar nicht gerne zu, aber...durch Manipulation. <<, antwortete er. Ich nickte und starrte dann auf den Boden.

>> Nicht gerade ehrenvoll. <<, meinte ich.

Ich spürte wie Jack mich von der Seite musterte und sich dann zu mir drehte.

>> Ich weiß. <<, stimmte er mir zu und versuchte mir ins Gesicht zu schauen, doch ich starrte immer noch auf den Boden. >> Und ich...schäme mich auch dafür, aber damals war ich so frustriert gewesen schon so viel verloren zu haben, wodurch ich gar nicht darüber nachdachte was ich tat. Ich verlange von dir nicht es zu verstehen, aber meine Wunden waren noch so frisch und ich habe alles getan, um mich von ihnen ablenken zu können. <<

Ich hob meinen Blick und sah ihn ernst, aber auch ein wenig sanft an. >> Ich verstehe. <<, sagte ich und senkte dann wieder meinen Blick. Ich verstand tatsächlich was er meinte. Es war so als könnte ich gerade alles fühlen was er fühlte. Wortwörtlich.

Jack betrachtete mich ein paar weitere Sekunden, bevor er seinen Blick wieder gen Meer richtete und weiter redete.

>> Als ich hier her zurückkam sah ich, dass man mein Haus beschädigt hatte. Bestimmt hatten ein paar Obdachlose in meiner Abwesenheit dieses Haus bewohnt. <<, sagte er. >> Ich fand es schade, doch startete keinen Versuch das alles wieder in Ordnung zu bringen oder zu reparieren. Ich nahm es hin wie es war und fing an hier in der Gegend zu arbeiten. Ein halbes Jahr lang arbeitete ich als Kellner in einem Restaurant, ein wenig entfernt von hier, aber es machte mir Spaß. <<, erzählte er und ich sah aus dem Augenwinkel wie er selig vor sich hin lächelte. >> Danach nahm ich mir vor nach Amerika zu ziehen und lebte dort eine ganze Weile, bevor ich mich entschloss nach Arabien zu gehen. Ich verbrachte drei Jahre in den arabischen Ländern, wie Sudan, Ägypten, Iran und so weiter. Danach zog ich weiter nach Afrika. <<

Ich hörte ihm gebannt zu. So viele Länder hatte er bereist, aber leider nicht mit Verdienst. Ich war zwar kein Hinterwäldler, aber mir waren Normen wie Ehre und Ehrlichkeit sehr wichtig.

>> Zehn Monate später reiste ich nach Russland. Dort lebte ich ein Jahr lang und danach noch für eine ganze Weile in China. Währenddessen bereiste ich natürlich auch Japan und Korea. Auf den Philippinen blieb ich ungefähr fünf Monate, danach ging' s weiter nach Australien. Dann war ich wieder hier und arbeitete wieder eine Zeit lang, aber diesmal als Krankenpfleger. Und danach bin ich nach Österreich gereist, von dort aus in die Schweiz, Dänemark, Norwegen und vorletztes Jahr schließlich nach Deutschland. <<
Als Jack seinen Satz beendete, atmete er tief ein und verschränkte dann seine Arme.

>> Du bist viel...wirklich sehr viel gereist. <<, sprach ich das Offensichtliche aus und sah ihn dabei an.

Jack bemerkte es aus dem Augenwinkel und wandte sein Gesicht deshalb mir zu. >> Ja, das bin ich. <<, sagte er und blickte mich traurig an. >> Aber immer nur allein. <<

Ein Schmerz durchzuckte seine Augen. Er dachte wahrscheinlich es würde mir nicht auffallen. Ich sah ihm lange in die Augen, bis er schließlich seinen Blick abwandte und dann tief ausatmete.

>> Naja, also. Sollen wir weiter machen? <<, fragte er mich und stellte sich in die Mitte des Gartens. Es kam mir so vor als hätte er mich von einer komplett anderen Welt herausgerissen und wieder in die Realität zurückgebracht.

Ich sah ihm kurz nach, bevor ich antwortete. >> Okay. <<

>> Dann zeig mal deine Hundert Prozent. Ich bin gespannt. <<, sagte er.

Ich grinste ihn mit gespielter Bedrohlichkeit an und ging auf ihn zu. >> Dann nimm lieber mal deine Kampfhaltung ein. <<, erwiderte ich bedrohlich lächelnd und mit gefährlich funkelnden Augen.

Jack ahmte meine Mimik nach und nahm seine Kampfposition ein. Er nickte mir zu und ich griff an.

***

>> Ich wusste gar nicht, dass du Teak Wan Do kannst. <<, keuchte Jack nach geschlagenen drei Stunden und zwölf Kampftechniken. Er lag zwar noch kein einziges Mal auf dem Boden, so wie ich, aber ich hoffte das würde sich bald ändern.

>> Prima! <<, rief ich. >> Wenigstens etwas das du über mich nicht wusstest. << Ich lächelte ihn verschmitzt an.

>> Eins gegen hunderttausend andere Dinge die ich über dich weiß. <<, erwiderte er grinsend.

>> Hättest du wohl gern. <<, konterte ich und rannte wieder auf ihn zu. Gerade als ich ihn am Genick packen und mich somit mit einem Luftsprung hinter ihn befördern wollte, packte er mein rechtes Handgelenk mit zwei Händen und schleuderte mich von sich weg, sodass ich hart auf dem Boden landete.

>> Du kämpfst wie ein Tier. <<, warf ich ihm schließlich keuchend vor und stand wieder auf. Ich grinste.

>> Und du wie...wie ein... <<

>> Wie ein was? <<, wollte ich wissen.

>> Keine Ahnung, aber du kämpfst. <<, sagte er lachend und kam auf mich zu. >> Sollen wir es für heute gut sein lassen? <<, schlug er dann vor.

>> Ja, keine schlechte Idee. <<

>> Okay, dann lass uns reingehen. <<

>> Nein. <<, meinte ich. >> Lass uns an den Strand gehen. <<

>> Wolltest du keine Dusche nehmen? <<, fragte er überrascht.

>> Hast du etwa wieder in meinem Kopf herum gelauscht? <<

>> Gut möglich...? <<, antwortete er grinsend.

>> Ich will zwar duschen, aber wozu Wasser verschwenden wenn das Meer direkt vor meinen Füßen liegt? <<, fragte ich ihn grinsend und ging schon mal voraus, mit meiner Wasserflasche in der Hand.

>> O-okay. <<, hörte ich Jack sagen, während er mir folgte. >> Hast du wenigstens dein Shampoo noch mitgenommen? <<

>> Ich geh doch nicht wirklich duschen, Jack. <<, antwortete ich grinsend. Als er mich irritiert ansah, lachte ich kurz und wartete dann bis er neben mir herlief.

Als wir am Meer ankamen ging ich zuerst ein wenig hinein und dann immer weiter, bis mir das Wasser bis zur Hüfte stand. Meine Hose wurde natürlich völlig nass, aber mein Oberteil blieb bis jetzt noch trocken.

>> Bist du schon mal mit Kleidung schwimmen gegangen? <<, fragte ich ihn grinsend.

>> Nein, aber wie es aussieht hast du Erfahrung darin. <<, erwiderte er.

>> Ach ja? <<

>> Sieht ganz so aus. <<

>> Okay, zugegeben, ich bin wirklich schon mal mit Kleidung schwimmen gegangen. Das war in England. <<, erzählte ich.

>>Hat' s Spaß gemacht? <<, fragte er nach.

>> Ja, ziemlich sogar. Ich finde das ist etwas das man im Leben wenigstens schon ein Mal gemacht haben sollte. <<, meinte ich und ging noch tiefer ins Wasser.

Ich bemerkte wie Jack immer noch am Strand stand und mich beobachtete.

>> Schwächt es dich wenn du dich unter Wasser oder in Wasser befindest? <<, fragte ich neugierig.

>> Nein. <<, antwortete er. >> Denn, ich nehme es ja nicht zu mir. Okay, zwar meine Haut nimmt es in wenigen Mengen zu sich, aber das macht nicht viel aus. <<, erklärte er. >> Abgesehen davon sind wir Ilffryaes aber natürlich schwächer unter Wasser im Gegensatz zu Frangwrrs. Ist immerhin nicht unser Element. <<

>> Aber da ich keine Frangwrr bin und nicht gegen dich kämpfen werde, warum stehst du dann noch am Strand herum? <<

>> Weil ich nicht mit Kleidung rein will. <<, antwortete er grinsend.
>> Das heißt jetzt aber nicht, dass ich mich ausziehe. <<

>> Bin nicht scharf drauf. <<, erwiderte ich mit einem gespielt arroganten Blick.

Jack grinste mich an und setzte einen Fuß ins Wasser.

>> Wie gesagt. <<, rief ich. >> Es ist etwas das man wenigstens ein Mal in seinem Leben gemacht haben sollte. <<
Ich schwamm rückwärts immer weiter, während ich ihn angrinste und ihn herausfordernd anschaute.
Schließlich seufzte er lächelnd und ging ins Meer. Wie ich feststellte, konnte er sehr schnell schwimmen und war in wenigen Sekunden bei mir.

>> Soll ich dir mal was zeigen? <<, fragte er mich dann.

>> Und was? <<

Jack grinste mich an und tauchte unter Wasser. Erst mal verstand ich nicht warum er untergetaucht war. Doch als ich plötzlich etwas Rotes aufglühen sah, das das Wasser an der Stelle zum Blubbern brachte, schrak ich zurück und entfernte mich ein wenig von der Stelle.

Als Jack grinsend wieder auftauchte, starrte ich ihn fragend an. >> Warst du das? <<, fragte ich ungläubig.

>> Natürlich. <<, sagte er. >> Wie sah es aus? <<

>> Es war...wie als würde man ein Feuer unter Wasser entfachen. <<, beschrieb ich und sah ihn immer noch verwundert an. >> Wie hast du das gemacht? <<

>> Ganz einfach, ich zeig' s dir. <<, sagte er und nahm mich bei der Hand. Ich spürte wieder wie mein Bauch anfing zu kribbeln. Ob er jedes Mal auch das Gleiche empfand wie ich?

>> Du weißt mittlerweile wie du das Feuer in deinem Körper entfachen und sie dann durch deine Hände nach draußen befördern kannst. Und da deine Hände nicht die einzigen Körperteile sind die Feuer hinaustragen können, musst du während du das Feuer in deinem Körper sammelst, dich auf ein anderes Körperteil konzentrieren. Und wenn du merkst, dass es geklappt hat dann...hast du es eben geschafft. <<, erkläre er.

>> Geht das nur unter Wasser? <<, fragte ich.

>> Nein, aber unter Wasser sieht es am Coolsten aus. <<, antwortete er grinsend. Ich grinste zurück und tauchte dann unter.

Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf das Feuer, das in mir brannte. Es war als würde man ein wildes Tier, das in einem Käfig saß, herauslassen sodass es sich austoben konnte. Ich spürte wie sich das Adrenalin in meinem Körper sammelte und dem Feuer in mir einen Schub gab sich zu entfachen. Es war als würde das Feuer in meiner Brust brüllen als ich es freiließ und es durch meine Adern fließen spürte. Ich konnte jede Faser in meinem Körper spüren...wie sie sich in rotes Feuer verwandelten und das Blut in meinem Körper fließende Lava wurde. Ich konzentrierte mich auf meinen gesamten Körper da ich wollte, dass er von innen heraus leuchtete.
Ich spürte wie ich meine Beine an meinen Körper heranzog und meine Arme um sie legte. Ich wusste nicht wie viel Zeit schon vergangen war, doch die Luft die mir noch übrig blieb war ausreichend.

Als ich fühlte wie das Feuer in jede meiner Faser drang und sich den Weg nach außen bahnte, spürte ich wie das Wasser um mich herum wärmer und wärmer wurde.

Ich schrie laut auf als das Feuer in mir nach draußen drang und ich meine Arme und Beine von mir abstieß. Ich öffnete meine Augen und sah wie meine Arme von innen heraus leuchteten. Fasziniert betrachtete ich mich selbst und sah wie das Wasser um mich herum vor Hitze blubberte.

Ich grinste und bemerkte erst da, dass ich wieder an die Oberfläche musste.
Als ich auftauchte grinste ich Jack an, der mich seltsamerweise ein wenig erschrocken ansah.

>> Wie sah es aus? <<, fragte ich ihn dann und schwamm näher zu ihm heran.

>> Es war...toll, du hast es geschafft. <<, antwortete er mit einem seltsamen Unterton.

>> Was ist los? Hab ich was falsch gemacht? <<

>> Nein...aber, Kim...dein Körper... <<, flüsterte er und erst da sah ich an mir herunter.

>> Was zur Hölle... <<, flüsterte ich erschrocken und betrachtete meine Arme und meinen Bauch.

Mein Körper glühte zwar von innen heraus, aber bestand aus einer Hülle die aussah wie... Wasser. Wasser?!

Ich konnte praktisch hindurchsehen und berührte meinen Arm. Er wackelte, als würde ich Wasser berühren aber es zerfiel nicht.

>> Jack, was ist mit mir passiert? <<, fragte ich ein wenig panisch und betrachtete mein Spiegelbild im Meer. >> Was ist passiert...ich...ich hab doch nur... <<

>> Okay, Kim. Lass uns lieber rausgehen, vielleicht sehen wir dann ob sich was verändert. <<

Ich konnte nicht fassen, dass sich mein Körper zu einer Art Wasserhülle verwandelt hatte, obwohl ich doch nichts falsch gemacht hatte! Zum Glück spürte ich wenigstens meinen ganzen Körper noch und konnte zurück zum Strand schwimmen. Als ich meine Arme ins Wasser tauchte um zu kraulen, vereinten sie sich mit dem Meer und erleichterten es mir schneller vorwärts zu kommen. Es war als wäre ich das Meer. Immer noch verängstigt und erschrocken, fühlte ich trotzdem etwas in mir das das hier mochte.

Verwirrt was ich von alldem halten sollte, schwamm ich so schnell ich konnte weiter, bis ich endlich ankam.

Als ich mit meinem Fuß den Sand berührte sah ich wie sich mein Körper in sehr hoher Geschwindigkeit zurückverwandelte und nicht mal ein Tropfen Wasser an meinem Körper zurückblieb.
Verständnislos sah ich an mir herunter um sicherzugehen, dass ich wieder meinen alten Körper besaß und sah mich dann nach Jack um.
Er sah mich erschrocken und fasziniert zugleich an, während er zu mir kam und mich betrachtete.

>> Wie ist das möglich? <<, fragte er eher sich selbst.

>> Ich weiß es nicht. Ich dachte du hättest eine logische Erklärung dafür. <<

Jack schüttelte leicht den Kopf und legte seine Stirn in Falten.

>> Lass uns zurückgehen. <<, schlug er dann vor. >> Wir werden es schon irgendwie herausfinden. <<

PS: Danke für's Lesen ihr Lieben! :* Voten und kommentieren nicht vergessen, bitte! :D  

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