But why?
Zwei Tage lang war ich jetzt zu Hause eingesperrt. Naja, eigentlich freiwillig, weil ich Jacks Bitte nachkommen wollte.
Seufzend setzte ich mich an meinen Laptop und schaltete ihn an. Ich checkte meine Mails, doch wusste schon im Voraus, dass da nichts sein würde. Seitdem ich meinem Dad erzählt hatte, dass ich kein Mensch war, hatte er unbewusst krasser reagiert als ich gedacht hatte.
Es machte mich traurig, dass er mich jetzt mit anderen Augen sah, auch wenn er es nicht wollte. Ich spürte es an seiner Art.
Ich fragte mich ob ich ihm schreiben sollte, aber wusste nicht was. Er müsste sich doch eigentlich als Erster bei mir melden. Immerhin war er mein Vater und ich hatte ihm mein Geheimnis anvertraut und er hatte mich ungewollt auf Abstand gehalten.
Ich könnte echt weinen, dass er mich so alleine lässt, dachte ich mir und scrollte meine E-Mails hoch und runter, ohne wirklich zu wissen was ich da tat.
>> Uff... <<, seufzte ich und klappte meinen Laptop wieder zu. Was sollte ich jetzt machen? Wieder zu Hause bleiben und mich langweilen? Ich wäre eigentlich rausgegangen, aber ich wollte nicht eine dieser hohlköpfigen Mädchen sein, die sich immer als mutig erweisen wollten und somit das Dümmste taten, wie in meinem Fall zum Beispiel, rauszugehen obwohl es anscheinend gefährlich für mich war und Jack mich gewarnt und gebeten hatte zu Hause zu bleiben. Und wenn ich dies nicht tat würde Jack durch mein dummes Handeln nur Probleme kriegen.
Wieso sollte ich dem armen Kerl also noch zusätzliche Last aufladen? Gelangweilt stand ich auf und entschied mich dafür in die Küche zu gehen um Nudeln zu kochen.
Gerade als ich das Wasser aufsetzte, klingelte die Tür. Skeptisch sah ich hin und ging langsam darauf zu.
Jack? , fragte ich ihn telepathisch. Seine Energiewellen hatten ihn verraten.
Ich bin' s, hörte ich seine Stimme in meinem Kopf widerhallen.
Erleichtert öffnete ich die Tür und lächelte ihn an. >> Diesmal nicht durch das Fenster? <<, fragte ich ihn belustigt.
>> Nein. <<, erwiderte er mit einem leichten Grinsen und betrat das Haus.
>> Du hast dich seit zwei Tagen gar nicht gemeldet. Wie geht es dir? <<
>> Tut mir leid, Kim. Wirklich. Ich war so beschäftigt und wollte dir noch nichts mitteilen, weil noch nichts feststand. <<, erklärte er.
>> Abgesehen davon geht' s mir aber gut, danke. Und dir? <<
>> Auch. <<, antwortete ich. >> Kann ich verstehen... <<, kommentierte ich noch seine Aussage.
Er nickte und sah sich dann in der Küche um. >> Kochst du etwa? <<, fragte er dann mit hochgezogenen Augenbrauen.
>> Wieso wundert dich das so? <<, entgegnete ich.
>> Ich habe dich noch nie kochen sehen. <<, antwortete Jack. >> Was kochst du denn? <<, fragte er interessiert und ging auf den Topf zu, indem das Wasser sich langsam erhitzte.
>> Nudeln. <<, antwortete ich. >> Ich warte nur darauf bis das Wasser endlich anfängt zu kochen. <<
Jack sah mich belustigt an. >> Du wartest darauf, dass das Wasser endlich kocht? <<, wiederholte er dann.
>> Ähm...ja...? <<, antwortete ich etwas irritiert. Wieso fand er das so lustig?
Er lachte kurz auf und grinste mich dann an. >> Du bist selbst das Element Feuer und wartest darauf bis etwas erhitzt wird? <<
>>Worauf willst du hinaus? <<, fragte ich skeptisch und versuchte dabei nicht zu grinsen.
>> Kim. <<, sagte er. >> Wieso nutzt du nicht einfach deine Kräfte? << Während er mich ansah, hob er seine Hand und hielt es über den Topf. Verwirrt sah ich zwischen seiner Hand und seinem Gesicht hin und her.
Als Jack seine Hand plötzlich in das warme Wasser tauchte, starrte ich ihn erschrocken an.
>> Was machst du denn da? Bist du verrückt geworden?! <<, schrie ich und sah in den Topf. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, dass er mich immer noch lächelnd anblickte, doch ich ignorierte dies und versuchte seine Hand aus dem heißen Wasser herauszuziehen.
Erst als ich genauer hinsah bemerkte ich, dass seine Hand zu einer glühend roten Faust geballt war. Gerade als ich etwas sagen wollte, verteilte sich plötzlich die Röte in seiner Faust im Wasser, woraufhin es anfing zu blubbern.
Fasziniert starrte ich Jack an.
>> Ich wusste gar nicht, dass das geht. <<
>> Tja, jetzt weißt du es. <<, erwiderte er grinsend.
>> Ich hoffe deine Hände waren sauber. <<, sagte ich dann mit einem gespielt ernsten Ton, musste aber dabei schmunzeln.
>> Selbstverständlich. <<, antwortete Jack grinsend und zog seine Hand endlich aus dem Wasser.
>> Das heißt also deiner Hand passiert überhaupt nichts, wenn du es in kochend heißes Wasser oder Feuer hältst? <<, fragte ich sicherheitshalber, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
>> Kim. Ich bringe das Wasser zum Kochen und ich entfache auch das Feuer selbst. <<, antwortete er. >> Wie kann ich mir da also selbst Schaden zufügen? <<
>> Stimmt...danke. <<
>> Immer wieder gern. <<, erwiderte er lächelnd, was mich sofort an Bryan erinnerte. Jack hatte noch kein Wort über das eigentliche Thema verloren.
>> Was ist jetzt eigentlich mit Bryan? <<, fragte ich schließlich. >> Hast du etwas herausfinden können? <<
Sofort spannte sich Jacks Gesicht an und sein Blick verhärtete sich.
>> Ja, habe ich. <<
>> Und was genau? <<
>> Er sagt die Wahrheit. <<, antwortete er ganz versteift und ich sah ihm an, dass er gerade an etwas dachte.
Als seine Worte wirklich zu mir durchdrangen stieg ein wenig Panik in mir auf.
>> Was meinst du damit? Stimmt das also was er gesagt hat? Wollen mich diese Frangwrrs wirklich angreifen? <<
>> Kim, ganz ruhig. <<, sagte Jack und legte seine Hände sanft auf meine Schultern. >> Ganz ruhig, okay? <<
>> Okay... <<, erwiderte ich und versuchte wirklich ruhig zu bleiben. Ich hatte selbst nicht erwartet, dass ich so heftig reagieren würde.
>> Ich habe selbst mit Bryan...geredet...mehr oder weniger. Und ohne, dass er bemerkt hat, dass ich in seine Gedanken eingedrungen bin, habe ich die Furcht und Sorge in ihnen gespürt. Außerdem habe ich noch gesehen was er dir gezeigt hat. <<, erzählte Jack und kniete sich vor mich hin. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich auf den Barhocker in der Küche gesetzt hatte.
Ich sah zu ihm herunter und konnte ihm seine Besorgnis aus den Augen ablesen.
>> Der alte Mann der auf dem Righ saß, ist der Anführer der Frangwrrs. <<
Ich starrte ihn aus großen Augen an. >> Aber wieso ist er hinter mir her? Und was bedeutet...Righ? <<, fragte ich nervös.
>> Righ ist so etwas wie ein Thron, der nur aus Blättern und weichen Holzstückchen besteht, wie du es in Bryans Gedanken gesehen hast. <<, erklärte er. >> Und der Grund warum er hinter dir her ist...ist, weil... <<
>> Jack mach die verdammte Tür auf!! <<, hörten wir plötzlich Bryan an der Haustür schreien und hart dagegen klopfen. Ich zuckte kurz zusammen und sah Jack verwundert an. Was machte Bryan hier?
Jacks Gesicht veränderte sich schlagartig. Würde ihn jemand so sehen der ihn nicht kannte, würde wahrscheinlich denken, dass er ein kaltblütiger Serienkiller war. Seine Augen nahmen einen ernsten und harten Ausdruck an und verliehen ihm somit eine hasserfüllte Aura. Seine Augen fingen sofort an rot zu glühen.
Ohne seinen Satz zu beenden stand er auf und ging zur Tür.
Jack, was machst du da? Willst du ihm wirklich die Tür öffnen?, fragte ich ihn telepathisch.
Er drehte sich kurz zu mir um und nickte.
Skeptisch stand ich auf und lief ihm hinterher. Natürlich fragte mich niemand ob ich damit einverstanden war. Nicht dass das hier mein Haus wäre oder so.
>> Öffne die verdammte Tür endlich! <<, schrie Bryan erneut, aber verstummte abrupt als Jack vor ihm stand.
Sie warfen sich erst einmal vernichtende Blicke zu, als wäre es ein Wettstreit wer den Blick länger aushält, bevor Bryan das Haus betrat. Ich fragte mich ob sie sich wohl in Gedanken ausgetauscht hatten. Bestimmt.
Als Bryan mich hinter Jack stehen sah, hellte sich seine Miene ein wenig auf und er kam sofort auf mich zu.
>> Kim. <<, sagte Bryan und versuchte zu lächeln. Doch irgendetwas stimmte an seinem Gesicht nicht. Sein linker Mundwinkel hob sich irgendwie nicht und es kam mir so vor als hätte er eine Delle auf der linken Gesichtshälfte.
>> Was ist mit dir passiert? <<, fragte ich ihn und hörte dabei die Besorgnis in meiner Stimme. Ich bemerkte wie sich Jacks Schultern daraufhin anspannten. Bryan drehte sich ganz leicht nach hinten und lächelte Jack schelmisch zu.
>> Nichts...ist nichts Wichtiges. <<, antwortete er. Und ich konnte mir nicht erklären warum er dabei so dümmlich grinste, besser gesagt versuchte zu grinsen.
>> Was heißt hier nichts? Dein Gesicht ist ja ganz verbeult...irgendwie. Hat dir jemand etwa den Knochen gebrochen? <<, fragte ich schockiert.
>> Ja, so ein Bastard kam einfach auf mich zu und hat mich zusammengeschlagen. <<, erklärte Bryan.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie Jacks Gesicht sich immer weiter verdüsterte. Hier ging definitiv etwas vor sich.
>> Was für ein Idiot macht sowas. Ist doch unmenschlich. <<, meinte ich wütend und berührte Bryan reflexartig an seiner linken Wange. Tatsächlich! Da war so etwas wie eine Delle!
>> Ich weiß nicht. Das Arschloch hat mich einfach angegriffen, ohne irgendeinen Grund. <<
Jack schnaubte verächtlich und ich sah ihn fragend an. Konnte mich mal bitte jemand aufklären? Aber so wie ich die beiden kannte, würden sie sowieso nicht wirklich darauf eingehen wenn ich sie danach fragte.
Also musste ich es mir irgendwie selber zusammenreimen. Eine Theorie hatte ich bereits.
>> Keiner greift grundlos an. <<, wandte ich schließlich ein und sah Bryan dabei in die Augen. >> Und da du stärker als Menschen bist, hast du es bestimmt darauf ankommen lassen und denjenigen provoziert stimmt's? <<
Bryan schnaubte. >> Gar nicht wahr. Der Bastard hat mich provoziert. <<
>> Dann hast du ihn zuerst angegriffen? <<, hakte ich nach.
>> Ja. <<, gab er zu.
>> Tja, du darfst dich eben nicht so leicht provozieren lassen. <<, sagte ich und sah dann wie Jack schadenfroh lächelte.
Daraufhin verdrehte ich meine Augen und schüttelte leicht den Kopf.
>> So eine Bitch. <<, sagte Bryan, womit er seinen "Angreifer" meinte.
>> Dann war das also eine sie? <<, fragte ich gespielt verwundert. Immerhin konnte ich mir schon denken was zwischen den beiden vorgefallen war. Dass Jack ausgerechnet heute hier aufkreuzte um mir zu sagen, dass Bryan die Wahrheit sagte und dieser kurz daraufhin vor meiner Haustür auftauchte, war ja wohl kein Zufall.
>> Ja... <<, antwortete Bryan und drehte sich kurz zu Jack um und grinste ihn provozierend an. >> Ja, es war eine sie. Kann man wohl sagen. <<
Jacks Miene schien undurchdringlich zu sein. Er bohrte seine stählernen Blicke in Bryans Rücken und hoffte wahrscheinlich ihm damit wehzutun. Seine Augenfarbe bewegte sich wie flüssige Lava. Jack sah im Moment sehr gefährlich aus.
>> Du lässt dich also von Mädchen derart verprügeln? Ich dachte du wärst stärker als Menschen, dabei bist du ja nicht mal stärker als ein menschliches Mädchen. <<, sagte ich grinsend.
Jack lachte diesmal auf und grinste mich dann an. Jegliche Düsternis war aus seinem Gesicht verschwunden. Bryan warf ihm einen bösen Blick zu, weil Jack einfach nicht mehr aufhörte zu lachen.
>> Mieser Penner. <<, murmelte Bryan, doch es schien Jack nicht zu stören. Stattdessen lachte er nur noch lauter und hielt sich dann an der Wand fest.
>> Ich sage ja nicht, dass Mädchen schwächer sind als Männer. Aber ein untrainiertes Mädchen ist sicherlich schwächer als du. Naja, dachte ich zumindest. <<, redete ich weiter, um Bryan zu ärgern.
Ich konnte nicht anders als breit zu grinsen und hielt mich schwer um nicht mit zu lachen.
Nach einigen Minuten verstummte Jacks Gelächter schließlich, sodass er mich nur noch angrinste und mir einen belustigten Blick zuwarf. Ich entgegnete sein wunderschönes Grinsen.
>> Also Leute, zurück zum Thema. <<, verkündete ich dann mit einem ernsten Ton. >> Warum bist du wütend hier her gekommen, Bryan? Du hättest fast meine Haustür niedergetrampelt. << Zwar konnte ich es mir schon denken, aber ich wollte es von ihm hören.
>> Weil...ich mit Jack etwas bereden musste. <<
>> Du und Jack? <<, wiederholte ich ungläubig. >> Und dann auch noch bereden statt euch zu prügeln? <<, meinte ich gespielt ahnungslos.
>> Ja, weil es um deine Sicherheit geht Kim. <<, erklärte er.
>> Warum ist dir meine Sicherheit überhaupt so wichtig? <<, fragte ich Bryan schließlich. >> Ich meine wir sind ja noch nicht einmal so richtig miteinander befreundet. <<
>> Ich weiß, aber das alles kann ich dir erst später erklären. <<, erwiderte er. >> Erst einmal musst du hier weg. Die Frangwrrs werden dich töten, wenn du noch länger hier bleibst. <<
>> Aber warum? <<, fragte ich. Ich spürte wie die lockere Stimmung verflog und sich Nervosität in mir ausbreitete. >>Warum wollen sie mich umbringen? <<, erst als ich das Wort umbringen aussprach, wurde mir klar wie ernst die Sache wirklich war. Bis jetzt hatte ich es unterbewusst wohl für unrealistisch gehalten.
>> Den Grund können wir dir noch nicht sagen. <<, beantwortete Jack meine Frage und ich starrte ihn überrascht an. Seit wann hielten die beiden denn zusammen?
>> Das geht nicht. <<, erwiderte ich. >> Ich meine, es geht doch um mein Leben. Ich darf dann doch wohl wissen, warum mich irgend so ein alter Knacker umbringen will! <<, protestierte ich.
>> Ich kann dich verstehen, Kim. Aber es geht leider nicht...das alles ist schon kompliziert genug. <<, erwiderte Bryan.
>> Wir müssen hier dringend weg, Kim. Sonst... <<, sagte Jack und stockte dann.
>> Sonst was? <<, fragte ich ungläubig. >> Sterbe ich dann? <<
Beide schwiegen uns sahen mich an. >> Dieser Mann, den du als alten Knacker bezeichnest, ist einer der wenig übrig gebliebenen Gelehrten der Frangwrrs. Er ist schon sehr alt und kann sehr gut mit seinen Kräften umgehen. Er ist stark. Zu stark für dich. Wenn er nur schon ein einziges Mal deine Gedanken spüren würde, würde er dich unter seine Kontrolle bringen und dich...dich schließlich töten, weil er so machtgierig ist, dass er deine Fähigkeiten zuerst aufsaugen und dich dann wie eine leere Hülle wegschmeißen würde. <<, erklärte Jack und kniete sich wieder vor mich hin. Ungläubig starrte ich die beiden an. Das alles konnte doch wohl nicht wahr sein, oder?
Ich träume nur, ich träume nur, ich träume nur, zwang ich mich zu denken.
>> Es wird dir also nichts bringen gegen ihn zu kämpfen. <<, fasste Bryan mit einem besorgten Blick zusammen.
>> Du musst hier schnellstmöglich verschwinden und am besten nie wieder zurückkehren. <<
>> Was...ich...- <<, stotterte ich und stand plötzlich auf. Ich spürte wie sich meine Angst in Wut verwandelte.
>> Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass irgend so ein machtgieriger Frangwrr-Heini einfach in mein Leben eindringt und einfach so beschließt mich umzubringen, um meine gesamten Zukunftspläne zu zerstören? <<
>> So kann man das auch ausdrücken. <<, meinte Bryan und sah mich an.
>> Abgesehen davon ist er nicht irgendein Heini. <<, wandte Jack ein. >> Er ist der Anführer der Frangwrr-Heinis. <<
Trotz der ernsten Lage musste ich ein bisschen grinsen. Frangwrr-Heinis, wiederholte ich in Gedanken. Bryan warf Jack einen genervten Blick zu.
>> Im Ernst, Kim. Du musst hier weg. <<, wiederholte Bryan und sah mich ein wenig verzweifelt an.
>> Tut mir leid Jungs, aber ich kann das nicht. <<, erwiderte ich. Beide starrten mich ungläubig an und tauschten dann sogar einen Blick aus.
>> Ich kann meine Pläne nicht einfach über Bord schmeißen. Ich glaube diesem Typen nicht, dass er mich umbringen will. <<, erklärte ich und stand auf. Diese Lüge fühlte sich auf meiner Zunge ganz bitter an. Tief in mir drin wusste ich, dass ich mich hiermit selbst anlog, aber ich konnte diese Lage gerade nicht verarbeiten. Nicht jetzt.
>> Wie dumm das auch klingen mag. Ich werde nicht vor ihm weglaufen. Denn somit zeige ich diesem Typen bloß, dass ich Angst vor ihm habe. <<
>> Um Gottes willen, Kim! <<, fing Jack an. >> Du wirst überhaupt keine Zukunft mehr haben die du planen kannst, wenn du noch länger hier bleibst, weil du dann tot sein wirst! <<
>> Außerdem weiß er doch gar nicht, dass du das alles weißt. Wenn du also abhaust, wird er nur denken, dass sein Plan schief gelaufen ist. <<, stimmte Bryan Jack zu.
>> Wie heißt der Mann überhaupt? <<, fragte ich die beiden.
>> Kirz. <<, antwortete mir Bryan und wich dabei meinem Blick aus.
>> Du kannst Kirz sagen, dass er mich mal kann. Niemand zerstört mein Leben, alles klar? <<, sagte ich laut und lief dann die Treppen hoch in mein Zimmer.
Oben angekommen schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich gegen sie. Ich spürte wie mein Körper anfing zu zittern. Mein Leben stand auf dem Spiel und ich konnte es einfach nicht glauben. Das konnte nicht echt sein. Ich träume gerade, ging es mir durch den Kopf. Es kann nur ein Albtraum sein.
Was war bloß los mit mir? Wieso reagierte ich so panisch auf das Ganze?
Vielleicht weil es um mein Leben geht? , dachte ich mir sarkastisch. Seufzend setzte ich mich auf den Boden vor die Tür und starrte mein Bett an. Was sollte ich denn jetzt machen? Sollte ich wirklich abhauen oder mich gegen diesen komischen Mann stellen? Aber wenn er wirklich so mächtig war wie Bryan und Jack es behaupteten, war ich wirklich aufgeschmissen. Panik stieg langsam in mir auf. Ich hätte nie gedacht, dass ich in so einer Situation keinen kühlen Kopf bewahren konnte. Ich versuchte es, aber vergeblich. Wie sollte ich das alles denn in so kurzer Zeit verdauen? Verdammte Scheiße! Ich konnte ja nicht einmal richtig denken vor Panik!
Jemand will mich ermorden, dachte ich mir. Ungewollt musste ich auflachen. Ermorden, wiederholte ich in Gedanken. War's das also? War mein Leben dazu verdammt so zu enden?
Ich hörte wie jemand die Haustür laut zuschmiss und nach draußen ging. Ich zuckte kurz zusammen. Danach folgten Schritte, die die Treppen zu meinem Zimmer hochliefen. Ich hörte wie jemand tief einatmete und dann an meine Tür klopfte.
>> Kim. Darf ich reinkommen? <<, hörte ich Jack fragen.
Ich schwieg kurz bevor ich ihm antwortete. >> Ja, komm rein. <<
Kurz bevor er die Türklinke herunter drückte, stand ich auf und stellte mich ein paar Schritte weiter weg von der Tür hin.
Er trat mit einem besorgten Blick in mein Zimmer und schloss dann die Tür hinter sich.
>> Geht es dir gut? <<, fragte er.
>> Ja. <<
>> Und warum siehst du dann so verzweifelt aus? <<
>> Ach tu ich das? <<, fragte ich und fuhr mir mit der Hand durch die Haare.
>> Kim, ich will dich damit nicht nerven, aber du musst hier weg. Anders geht' s nicht. <<, sagte er mit einer besorgten, aber dennoch ernsten Stimme und sah mir dabei direkt in die Augen.
>> Doch geht es. <<, erwiderte ich.
>> Und zwar, dass ich hier bleibe und meinen Zukunftsplänen folge, indem ich meine Abiturprüfungen in April bestehe und dann studiere. <<
>> Verstehst du denn nicht? Das wirst du nicht können! <<, widersprach er verzweifelt. >> Wenn du länger hier bleibst wird dich Kirz umbringen, dann kannst du nichts von alldem verwirklichen! <<
Ich wusste nicht warum ich mich so stur stellte, aber diese Reaktion schien mir am meisten Kraft zu geben. Es gab mir das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde. Ich klammerte mich an der Normalität fest, weil ich Angst hatte sonst den Halt zu verlieren.
>> Jack, mach was du willst, aber zwingen kannst du mich nicht. Ich werde hier nicht weggehen wie ein feiges Huhn. <<
Er schlug sich mit der Hand auf die Stirn und seufzte dann. >> Kim, wieso verstehst du das denn nicht... <<
>> Ich verstehe es doch! <<, unterbrach ich ihn wütend. >> Ich werde sterben, wenn ich länger hier bleibe. Schon kapiert. Aber ich glaube einfach nicht daran, dass das passieren wird! Und was soll hier aus meiner Schule werden oder aus meinen Eltern und...aus euch?! <<, rief ich wütend und merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich blinzelte sie weg, damit sie Jack nicht auffielen.
Er sah mich aus verständnisvollen, aber auch besorgten Augen an.
>> Kim, uns wird schon nichts passieren und deine Eltern reden doch sowieso nicht miteinander, sag deiner Mutter doch einfach, dass du wieder nach San Francisco ziehst. <<
>> Denkst du echt, dass glaubt sie mir? Sie ist doch nicht dumm! Und abgesehen davon habe ich mich schon entschieden, Jack. Ich haue nicht ab. <<, erwiderte ich wütend.
>> Wenn' s sein muss kannst du mir alles Mögliche beibringen damit ich gegen ihn kämpfen kann. <<
Jack sah mich ungläubig an. >> Das kann doch nicht dein Ernst sein. <<
>> Ist es aber. <<
>> Auch wenn ich dir was beibringen würde, wirst du in so kurzer Zeit niemals so gut sein wie er. <<
>> Dann ist es wohl mein Begräbnis. <<, entgegnete ich kühl und ging zum Fenster. Ich wusste nicht warum ich mich so fest an die Vorstellung klammerte, dass das alles ein schlechter Traum war und ich jeden Moment aufwachen würde.
Genau aus dieser Hoffnung heraus benahm ich mich so zickig und stur, was eigentlich gar nicht meine Art war.
Bitte, wach endlich auf! , ging es mir durch den Kopf, aber es änderte sich nichts.
Ohne dass Jack noch ein weiteres Wort verlor, verließ er das Zimmer und ich hörte wie er die Haustür wütend zuschlug. Ich zuckte ein wenig zusammen, aber bewegte mich nicht von der Stelle.
Dieser Albtraum würde gleich enden. Ganz sicher.
PS: Danke für's Lesen ihr Lieben! :* Voten und kommentieren nicht vergessen, bitte! :D
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