fehlende Farbe

PoV: Yuri Plisetsky

Ich ließ die Tür meines Apartments hinter mir ins Schloss fallen und befreite mich von meiner durchnässten Jacke mit dem Leoprint, ich zog mir meine Schuhe aus und warf die, genauso wie meine Jacke achtlos in die Ecke. Ich ging ins Badezimmer, nahm mir das Nächstliegende Handtuch und wuschelte mir mit diesem durch meine blonden, feinen Haare, obwohl meine Jacke eine Kapuze hat waren meine Haare klatschnass genauso wie der Rest meines Körpers. „Warum muss es im Winter auch immer so oft Gewittern??, murmelte ich leise vor mich hin. An sich mag ich den Winter, es ist kühl und ruhig es ist fast so als würde die Welt im Winter stehen bleiben. Kennt ihr das, wenn ihr auf einer Fensterbank sitzt und den Schneeflocken zuschaut, wie sie langsam zu Boden gleiten? Genau dieser Moment lässt einen denken, dass es nur die Schneeflocken und sich selber gibt, als wäre der Rest stehengeblieben, oder habe nur ich das Gefühl? Finde nur ich, dass es sich in solchen Momenten so anfühlt, als wäre man der einzige auf der Welt? Gewitter finde ich genauso faszinierend, die haben einfach etwas geheimnisvolles oder auch Mysteriöses an sich. Von einem auf den anderen Moment sind sie laut, und zwar wenn man den Donner hört, danach ist es still und einige Sekunden später sieht man ein grelles Licht, was wiederum in mitten von Sekunden verschwunden ist, so als hätte es nie existiert. Das hätte ich manchmal auch gerne. Inmitten von Sekunden einfach zu verschwinden und nicht zu existieren. Immerhin kann ich dieses Gefühl beim Eiskunstlaufen in mir hervorrufen. Ich weiß es klingt albern, weil genau in diesem Moment der Fokus auf einem liegt. Jeder im Publikum schaut einem gebannt zu, und staunt darüber wie man das gleiten auf dem Eis so einfach aussehen lässt. Doch in diesen Momenten kann ich einfach kurz verschwinden. Ich lausche dann einfach nur der Musik und lasse mich von meinen Beinen und meinem Körper leiten, ich fühle mich frei.

Ich zog mir das Handtuch vom Kopf und schaute in den Spiegel der an dem Badezimmerschrank hang. Mir stachen meine blaugrünen Augen entgegen, sie heben sich stark von meiner blassen Haut ab und sind quasi mein Markenzeichen. Ich wendete mein Blick ab und trocknete, nachdem ich meine Klamotten auszog, meinen Körper mit einem weiteren Handtuch und zog mir danach meinen Schlafanzug an, nichts Besonderes, eine Graue Jogginhose und ein weißes Shirt. Ich ging aus dem Badezimmer raus, legte mich auf mein Bett und schaute gegen die Decke, dabei lauschte ich dem Regen der gegen die Scheiben meiner Fenster prasselte. Nach einiger Zeit nahm ich mein Handy und machte Musik an, leise sang ich mit, ich seufzte. Warum fühle ich mich so leer? Alles fühlt sich gleich an. Jeder Tag wirkt wie eine endlose Schleife. Ich stehe auf, gehe trainieren und danach beredet man mit dem Trainer noch einige Fehler oder Änderungen an der neuen Choreographie, eventuell trifft man sich nach all dem noch mit Freunden. „Freunden?", flüsterte ich leise. Habe ich so etwas überhaupt...? diese Frage schwirrte mir schon des Öfteren durch meinen Kopf. „Nein, bestimmt nicht, so wie ich alle wegstoße... doch manchmal muss man eben anderen wegstoßen um die Träume zu erreichen die einen glücklich machen können", flüsterte ich leise vor mich hin. Was waren meine Träume? Wettkämpfe zu gewinnen? Vielleicht. Ich denke einer meiner größten Träume ist es allerdings, die Person zu finden, welche meine eintönige Welt mit Farbe füllen könnte und eine neue Routine in meinen immer wieder gleichen, langweiligen Tag bringen könnte. Ich bin diesen Rhythmus schon gewohnt. Doch es gab ein Tag, da änderte sich etwas. Da sah ich ihn. Ich sah ihn und wusste er könnte mein eintöniges Leben ändern. Er war das was ich in meinem Leben suchte. Er war das was ich unbedingt in meinem Leben haben wollte, aber nicht einmal für Geld bekommen hätte.

Doch genau er brach mir mein Herz. Der Junge der meine eintönige graue Welt mit Farbe hätte erstrahlen können. „Dieser verdammter Kasachstane.", fluchte ich und setzte mich im Schneidersitz auf. Ich schloss meine Augen und merkte wie mir vereinzelt Tränen meine Wange runterfließen. Warum kann ich es nicht einfach akzeptieren? Warum hoffe ich, dass Licht scheinen wird, wo keins hingelangen kann? Warum versuche ich einen Ausweg aus diesem endlosen Tunnel zu suchen? Ich erinnere mich an den Tag an dem ich realisiert habe, dass mein Leben wohl dafür bestimmt ist grau zu bleiben. Es war eine kleine Abschiedsfeier. Ein weiteres Turnier war zu Ende gegangen und wir wollten diesen Tag mit einem ruhigen Abend ausklingen lassen, zudem nutze man noch die Chance sich von Freunden zu verabschieden da sich einige Wege, fürs erste, wieder einmal trennen würden, bevor man sich dann wieder bei einem nächsten Wettkampf sehen würde. Der Schwarzhaarige und ich standen etwas abseits von den anderen und sprachen nicht wirklich miteinander. Er war leicht angetrunken, was ich an dem Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen konnte, jedoch ging er auch nicht über seine Grenzen. Ich dagegen war komplett nüchtern, da er aufpasste das ich nichts trank, obwohl ich bereits 17 bin und das ein oder andere alkoholische Getränk mich schon nicht umbringen würde. Doch so ist Otabek Altin nun mal, fürsorglich und nett. Er wirkt zwar kalt aber wenn man ihn erstmal kennenlernt ist er ganz anders. Viel sanfter. Jedenfalls bestand Otabek stark darauf das ich vor meinem 18ten Lebensjahr kein Alkohol probieren dürfte. Ich merke wie ich ein leichtes Grinsen in meinem Gesicht bildet, wenn ich an diesen Moment zurückdenke. „Du bist ein großartiger Eiskunstläufer", sprach er plötzlich und ich merkte wie das Blut stärker durch meinen Körper pumpte, „Du kannst noch viel mehr Turniere gewinnen, wenn du an dich glaubst", an mich glauben, einer meiner größten Schwächen. Wie soll ich nur an mich glauben, wenn ich nicht einmal, daran glaube jemanden zu finden der mein Leben erleuchten kann. „Du bist mir wirklich sehr wichtig", fuhr er fort, „Ich bemerke deine Zeichen, doch es tut mir Leid". Ich weiß noch wie ich in dem Moment nichts mehr vom Rest wahr nahm. Alles um mich herum war wie stehengeblieben und ich hatte nur Augen für den Schwarzhaarigen. „Ich kann mich nicht in dich verlieben.". Eine weitere Träne fiel auf mein Kissen, an welches ich mich inzwischen klammerte, jedes Mal, wenn ich an diesen Abend zurückdenke, bricht ein weiterer Teil meines Herzes. Danach weiß ich sogut wie nichts mehr vom Abend, ich habe den Rest einfach ausgeblendet und am nächsten Tag ging es in meinem gewohnten Rhythmus weiter nur mit dem Unterschied, gewusst zu haben, dass ich meine potenzielle Lichtquelle verloren habe.

Mittlerweile waren es nicht mehr einzelne Tränen die an meinen Wangen runterfließen und ich merkte wie ich schluchzte, mit jedem laut den ich von mir gab, drückte ich mich näher an mein Kissen. Ich weiß, dass man die Gefühle einer Person nicht ändern kann aber ich hoffe jedes Mal, wenn wir uns wieder begegnen, dass seine Gefühle sich geändert haben. Ich warte in einem dunklen und scheinbaren endlosen langen Tunnel auf ein Licht was mir den Weg nach draußen zeigen kann. Doch ich warte vergeblich. Das Licht wird niemals kommen, jedes Mal wenn ich an diesen Abend zurückdenke, versaue ich mir mein bereits trostloses Leben ein Stückchen mehr. Es interessiert mich langsam schon nicht mehr, dass ich mich mit dieser Erinnerung tiefer in ein Loch aus Schmerz ziehe. Ich würde alles dafür tun, dass er meine Gefühle erwidert und mich mit liebevollen Komplimenten überschüttet, selbst wenn diese Erlogen wären. So hätte ich wenigstens einen scheinbaren Sonnenstrahl in meiner grauen Welt.

Ein lauter Donner unterbrach die Stille, die zwischen meinen einzelnen schluchtzern lag, ich schaut von meinem Kissen auf und sah wie es stärker angefangen hat zu regnen. Noch ein lauter Donner und kurz darauf ein Blitz der mein Zimmer kurzzeitig erleuchtete. Danach war es wieder still und man hörte nur den Regen und den pfeifenden Wind. Ich ging mit meinem Handrücken über meine Wangen und wischte mir die teilweise getrockneten Tränen weg.

Ich wendete meinen Blick vom Fenster ab und schaute auf die Anzeigefläche meines Weckers. "Verdammt.", seufzte ich leise, es war 5 Uhr morgens und um 6 müsste ich wieder aufstehen um zum Training zu fahren. Schon wieder hatte ich eine schlaflose Nacht hinter mir. „Schlafen gehen brauch ich jetzt auch nicht mehr.", sagte ich leise zu mir selber und stand auf, ich ging ins Badezimmer nur um zu sehen, dass ich blasser als sonst aussehe und meine Augen angeschwollen sind. „Ich sag einfach ich hätte mich leicht erkältet.", murmelte ich bevor ich mich auszog und unter die kalte Dusche stieg, die mich vielleicht etwas aufwecken könnte. Ich trocknete mich, schaute ob in meiner Trainingstasche auch alles drinnen wäre und zog mich an, Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke zu und meine blonden Haare ließ ich unter der Kapuze verschwinden. Ich warf den Träger meiner Trainingstasche locker über meine Schulter und öffnete die Tür meines Apartments daraufhin kam mir direkt die kalte, morgendliche Winterluft entgegen. Draußen ist es noch dunkel und die Straßen sind auch noch leer. Ich hole einmal tief Luft und blies diese einige Sekunden auch später wieder stark aus. „Na dann auf Yuri. Ein weiterer Tag in deiner öden und grauen Welt hat begonnen.", flüsterte ich leise zu mir selber und zog dabei die Tür hinter mir zu. Ich nahm meine Kopfhörer, zog sie mir an und wählte wahllos ein Lied aus. Mein Handy packte ich genau wie meine Hände in meine Jackentasche, somit fing ich an Richtung Trainingshalle loszulaufen, dabei beobachte ich stumm die vereinzelten Schneeflocken die sich langsam ihren Weg zum Boden bahnten. 



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Hey :3 wieder mal ein kleiner OneShot.

Ich hoffe euch gehts gut :D

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