ᴇɪɴᴜɴᴅᴢᴡᴀɴᴢɪɢ
"I want you, I'll colour me blue. Anything it takes to make you stay. Only seeing myself when I'm looking up at you" - Blue, Troye Sivan & Alex Hope
Zu meiner Verteidigung will ich vorbringen, dass ich Harry nicht absichtlich angelogen habe. Ich hatte wirklich vor zum Schwimmtraining zu gehen, doch das Schamgefühle frisst mich förmlich auf und dank Nick und Zayn habe ich eine tolle Ausrede, um nicht ins Schwimmbad zu müssen.
Ein bisschen Gejammer und schmerzerfülltes Gestöhne ist meiner Mutter genug gewesen, um mich erst einmal zuhause zu lassen, und so habe ich über eine Woche die Nachmittage nach der Schule mit Eleanor und Niall verbracht, die zu einem dieser Pärchen mutieren, die nicht offiziell zusammen sind, aber sich so verhalten.
Ich habe ihnen selbstverständlich von Harrys Abfuhr erzählt und sowohl der Ire als auch meine beste Freundin befinden Harry für einen Angsthasen, was ich so nicht unterschreiben kann.
"Nur weil du ein paar Jährchen jünger bist? Du bist achtzehn, er muss sich keine Sorgen machen", ist Nialls Beitrag gewesen.
"Ich kann ihn nicht zwingen", habe ich geantwortet.
Und das ist es dann mehr oder weniger gewesen. Eleanor hat noch ein bisschen mein Selbstwertgefühl aufpoliert und Niall hat über Harry geschimpft, während ich mich zurückgehalten habe.
An jedem Tag, an dem das Schwimmtraining für mich stattfinden würde, überlege ich, ob ich nicht doch hingehen soll, und entscheide mich dann schlussendlich dagegen.
Aber als dann nach meiner Woche Pause wieder Montag ist, heißt es 'ab ins Schwimmbad' und mir geht der Arsch schon bevor ich das Gebäude betrete auf Grundeis.
Kendall begrüßt mich wie immer freundlich und auch Niall freut sich über mein Erscheinen, als wir in der Garderobe aufeinandertreffen.
Wir nehmen uns nebeneinander einen Spind, ziehen uns um und gehen dann gemeinsam zu dem Becken, bei dem das Training immer stattfindet.
Da ich heute relativ knapp gekommen bin, bleibt kaum Zeit um noch mit dem Iren zu quatschen und auch Nick kann mir nur bitterböse Blicke zuwerfen, denn Liam Payne teilt die Anwesenden nach kurzem Aufwärmen in zwei Gruppen ein und lässt uns in nebeneinanderliegenden Bahnen Brustschwimmen.
Harry kommt mit einer ganzen halben Stunde Verspätung angelaufen, als ich gerade eine holprige Rollwende hinter mir habe und an ihm vorbeischwimme, während er auf Liam Payne zugeht.
Weil ich immer wieder mit dem Kopf ins Chlorwasser eintauche und mich auch in regelmäßigen Abständen von ihnen entferne, bekomme ich nicht genau mit, über was sie sprechen, aber Harry entschuldigt sich wohl einfach dafür, dass er zu spät gekommen ist, doch den Grund erfahre ich nicht.
Eigentlich dachte ich, dass es das Universum gut mit mir meint und der Braunhaarige heute aus wundersamen Gründen nicht beim Training erscheint, aber da habe ich mich gehörig geschnitten.
Und als die erste Schwimmstunde nach meiner Auszeit vorbei ist, merke ich zum ersten Mal, dass ich das Schwimmen wirklich vermisst habe und ich mich jetzt, nach dem Sport, viel besser fühle.
"Tomlinson, das ist ja eine Überraschung, wir dachten schon, du gibst auf", empfängt mich Nick, als ich gerade die Leiter aus dem Becken hinaufklettere und hält mir seine Hand hin, die ich zögerlich ergreife. Mit einem teuflischen Grinsen zieht er mich zu sich nach oben und sobald ich es auf festen Boden geschafft habe, lasse ich ihn eilig los.
"Ich brauchte eine Pause, der Sturz hat mir doch mehr zugesetzt, als erwartet", erwidere ich und gehe zu meinem Handtuch hinüber, in das ich mich einwickle.
"Na klar, das verstehe ich. Sah ja auch wirklich schlimm aus. Hoffentlich passiert es nicht wieder." Lauernd liegt sein Blick auf mir, während Zayn stumm neben seinem Freund steht und mich nicht ansieht.
"Ich werde aufpassen." Dass Nick mir droht ist unmissverständlich, doch glücklicherweise tritt Niall in dem Moment neben mich und legt mir den Arm um die Schultern.
"Niall, wie schön, dich auch einmal wieder zu Gesicht zu bekommen", sagt unser Gegenüber und verschränkt die Arme vor der Brust. "Wie ich sehe hast du die Fronten gewechselt."
"Ich habe nie an deiner gekämpft, Nick. Nicht wenn du so drauf bist", erwidert der Ire ruhig und schiebt mich von ihm und Zayn weg, was mich erleichtert aufseufzen lässt.
"Danke, Niall", bedanke ich mich bei ihm und der Blonde schenkt mir ein strahlendes Lächeln.
"Nick ist ein Vollpfosten und Zayn leider zu einsam, um sich seinem einzigen Freund zu entledigen, auch wenn der kein guter Umgang ist", erwidert er und zieht mich an sich. "Du bist mein Freund, Louis. Und selbst wenn nicht, fände ich es falsch, dich nicht zu verteidigen."
"Du bist wahrscheinlich einer der wenigen Menschen mit so einer Einstellung."
"Louis?", ertönt plötzlich hinter uns Harrys Stimme, als wir schon an den Toiletten vorbei und fast bei der Treppe hinunter zur Garderobe sind.
Erschrocken fahre ich herum und Niall lässt mich los.
"Hi." Mit einem unsicheren Lächeln steht mein Schwimmtrainer vor mir und kratzt sich verlegen an der Schulter. "Können wir kurz reden?"
Niall sieht mich fragend an, doch ich bedeute ihm, dass es in Ordnung ist und so geht er schon einmal vor, während ich mit einem nervösen Harry neben den WCs stehen bleibe.
Erstaunlicherweise bin ich relativ ruhig, zumindest bis er erneut den Mund aufmacht, denn mein Herz klopft aufgeregt bei seinen Worten.
"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Deine Mutter hat angerufen und gemeint, dass es dir nicht gut geht."
"Ich wollte mich lieber auskurieren, bevor ich wieder zum Training komme", erwidere möglichst gefasst und er nickt.
"Ja, natürlich. Das ist sicherlich das Beste für dich gewesen."
Ich schaffe es nur zu nicken und trete unruhig von einem Fuß auf den anderen. Es ist eine seltsame Stimmung zwischen uns, doch trotzdem will ich mich der Situation nicht entziehen, denn auch wenn mir die Worte von vor ein paar Tagen noch deutlich im Kopf sind, hat das doch nichts daran geändert, dass ich ihn sehr mag und seine Gesellschaft genieße.
"Kommst du denn ab jetzt wieder regelmäßig zum Training?"
"Ich denke schon."
"Freut mich... Dann will ich dich nicht länger aufhalten", meint Harry mit einem vorsichtigen Lächeln, das ich unsicher erwidere, bevor ich mich umdrehe und er etwas sagt, das mich mitten ins Herz trifft. "Ich habe dich vermisst, weißt du?"
"Vermisst?", wiederhole ich mit trockenem Mund und wende mich ihm mit großen Augen wieder zu.
"Ja, ich...", beginnt er und holt tief Luft, während ein paar Jungs aus dem Schwimmtraining an uns vorbeikommen, die ihn dazu veranlassen eine Pause einzulegen und abzuwarten, bis sie außer Hörweite sind. "Ich möchte mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen, was du fühlst. Aber ich habe die Befürchtung, dass ich der Grund bin, weshalb du nicht zum Training gekommen bist und ich will nicht, dass du dich hier nicht wohl fühlst."
"Du bist nicht der Grund weshalb ich nicht da war", widerspreche ich sofort, obwohl er es gewesen ist. Ich möchte nicht, dass er sich deswegen Vorwürfe macht.
"Das ist erleichternd zu wissen. Vorausgesetzt du meinst das ernst." Harry lacht befreit auf und sieht mich aus seinen hübschen grünen Augen an.
"Ich meine es ernst."
"Ich habe viel darüber nachgedacht, was passiert ist", sagt er dann mit einem erneuten Seufzen. "Und mir ist wichtig, dass du weißt, dass es nicht an dir liegt. Ich fühle mich momentan einfach nicht in der Position mit jemandem etwas einzugehen. Vor allem nicht, weil du so jung bist. Ich habe keine Lust als der übergriffige Schwimmtrainer dazustehen, dann bin ich meinen Job los."
"Ich glaube nicht, dass man dir kündigen könnte. Ich bin volljährig", entgegne ich zögerlich und er lässt seinen Blick unwohl herumschweifen, um zu sehen, ob uns jemand belauscht oder beobachtet.
"Mag sein, aber ich denke auch nicht, dass eine Beziehung in meiner Lebenssituation gerade das Richtige für mich ist, verstehst du? Ich mag dich, Louis, gar keine Frage. Aber ich muss einfach gerade erstmal mit ein paar Dingen zurechtkommen."
"Was soll das denn heißen?", frage ich argwöhnisch und gleichzeitig auch besorgt.
"Das geht dich nichts an, tut mir leid. Ich könnte mich im Moment einfach nicht voll auf jemanden konzentrieren."
"Es muss ja nichts Festes sein", spiele ich die letzte Karte aus, die mir noch bleibt und muss fast selbst auflachen.
Doch wenn man verliebt ist, tut man manchmal Dinge, die man zuvor niemals getan hätte, einfach um die Person nicht gehen lassen zu müssen, auch wenn da nicht jeder gleich reagiert und man nicht alle über einen Kamm scheren kann.
Ich für meinen Teil kann auf alle Fälle sagen, dass ich niemals jemand anderem angeboten hätte, etwas Unverfängliches zu starten. Meine Gedanken hätten es vermutlich nicht einmal in diese Richtung geschafft, doch jetzt stehe ich Schisser tatsächlich vor Harry und frage ihn trotz meinen Vorbehalten und Ängsten genau danach.
Für ihn klingt das vermutlich nach einer dieser Affären, die man immer im Fernsehen sieht, wo zwei Leute miteinander schlafen und sonst nicht viel miteinander am Hut haben. Und so habe ich es ja auch mehr oder weniger formuliert, auch wenn ich das überhaupt nicht bin.
"Ich halte das für keine gute Idee", bringt er schwer schluckend und mit einem überraschten Blick hervor. "Du bist achtzehn Louis, triff dich lieber mit Leuten in deinem Alter."
"Okay", sage ich resignierend und merke, wie ich rot werde. "Du hast recht, das war doof. Bis Mittwoch."
Und ehe er mir antworten kann, drehe ich mich auf der Stelle um und rausche hinunter in die Garderobe.
-
Ob Harry seine Meinung wohl noch ändert? ;)
Bis bald
Maybe x
[1563 Wörter]
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