ᴅʀᴇɪßɪɢ

"It doesn't even matter how hard you try, keep that in mind" - In the End, Linkin Park

Von Minute zu Minute, die ich kraulend im Wasser verbringe, werde ich wütender und verletzter. Harry hat mich nicht einmal richtig begrüßt, weil das Schwimmtraining fast sofort, nachdem Niall und ich da gewesen sind, gestartet hat. Einzig ein Handheben und halbherziges Lächeln habe ich bekommen, was fast schlimmer war, als keine Begrüßung, denn dann hätte ich mir zumindest einreden können, dass er mich übersehen hat, obwohl das eigentlich auch nicht wirklich besser gewesen wäre. Jemanden, den man wirklich mag, übersieht man doch nicht einfach, oder?

Zudem kann ich nur noch auf den Rothaarigen achten, der den Namen Ed trägt und schon ein bisschen älter zu sein scheint, als die anderen im Team. Nicht einmal Nick und seine Stichelein und Beleidigungen lenken mich heute ab, weil der Braunhaarige nicht da ist und Zayn mir alleine nicht an die Gurgel springt.

Und so habe ich genug Zeit um mir den Kopf darüber zu zerbrechen, dass dieser Ed mindestens zwanzig und somit keine Gefahr mehr für Harry und auch deutlich schlanker als ich ist. Außerdem hat er hübsche, helle Augen und weitaus reinere Haut als ich, soweit ich das während meiner unaufhörlichen Starrerei zwischen den Schwimmübungen beurteilen kann.

Irgendwo in mir weiß ich, dass es idiotisch ist, doch ich steigere mich so sehr in die ganze Sache hinein, dass meine Laune am Ende des Trainings nicht nur im Keller ist sondern am Erdkern schleift.

Ich bin wütend auf alles und jeden, doch vor allem auf Harry, Ed und Niall, der mir diese Gedanken überhaupt erst in den Kopf gesetzt hat.

Schweigend, um niemandem in meinem Zorn Unrecht zu tun oder ihn zu beleidigen, schnappe ich mein Handtuch und gehe zügig Richtung Treppen, ohne auf den Iren zu warten, doch ich bin noch nicht einmal zehn Schritte weit gekommen, als ich, aufgehalten durch das Rufen meines Namens, stehen bleibe und mich umdrehe.

Zu meiner Überraschung ist es Zayn, der auf mich zugelaufen kommt, doch ich achte fast mehr auf Harry, der alarmiert den Kopf hebt und zu uns herübersieht.

"Hey", sagt der Pakistani sobald er vor mir zum Stehen kommt und atmet einmal tief durch. "Ich wollte, dass du weißt, dass es mir leid tut, wie ich dich behandelt habe."

Völlig perplex starre ich ihn an und weiß im ersten Moment absolut keine Antwort auf seine unerwartete Entschuldigung.

"Mir ist bewusst, wie sehr Nick und ich dich verletzt haben müssen und ich fühle mich deswegen schlecht", setzt er hinterher und sieht dabei so aufrichtig aus, dass mir kaum etwas anderes übrig bleibt, als ihm zu glauben.

"Ich... also, ich nehme deine Entschuldigung an", erwidere ich nach einer Weile und schlucke. "Aber ich verzeihe dir nicht, das was ihr gemacht habt, war wirklich nicht in Ordnung."

"Das verstehe ich, Louis. Ich möchte einfach, dass du weißt, wie leid es mir tut und dass ich mich in Zukunft nicht mehr so verhalten werde."

"Und das sagst du mir ausgerechnet heute, wo Nick dich nicht gleich wieder zurückpfeifen kann?"

"Nick ist kein echter Freund, das habe ich mittlerweile auch verstanden. Er hat viel zu viel Spaß daran, andere klein zu machen und sie schlecht zu reden. Niall dagegen ist ehrlich und loyal und ich hätte ihn gerne als Freund zurück, aber dafür muss ich auch meine Fehler ausbügeln und einer davon ist mein Verhalten dir gegenüber gewesen."

"Gut, dann hast du es mir ja gesagt." Auch wenn ich es jetzt vielleicht noch nicht zeigen kann, so weiß ich doch, dass fast jeder sich ändern kann und eine zweite Chance verdient hat und dass ich auch bereit bin, Zayn eine zu geben. Momentan bin ich einfach nur zu überfahren von dem plötzlichen Geständnis und Sinneswechsel meines Teamkollegen.

"Ist bei euch alles klar?", fragt Harry, der sich uns nun langsam nähert und der Pakistani fährt zu ihm herum.

"Ja, Coach. Louis und ich mussten nur etwas besprechen", antwortet er und steht so stramm, als wollte er gleich salutieren.

Der Blick des Braunhaarigen huscht prüfend zu mir, um sicher zu gehen, dass Zayn die Wahrheit sagt, doch auch wenn ich mich geschmeichelt fühle, dass er sich um mein Wohlbefinden sorgt, bin ich noch immer sauer, dass ich dank Nialls Vermutung und Harrys Verhalten jetzt glaube, dass ich nur einer von vielen bin.

"Alles bestens", sage ich also scharf und der Grünäugige hebt überrascht die Augenbrauen.

"Also, ich gehe dann. Wir sehen uns am Mittwoch, Louis", meint Zayn, der seinen Blick zwischen Harry und mir hin und her gleiten lässt, ehe er sich aus dem Staub macht.

"Was wollte er? Hat er dir gedroht?", fragt Harry sofort besorgt, als der Schwarzhaarige außer Hörweite ist.

"Er hat sich entschuldigt", erwidere ich noch immer selbst etwas verblüfft und auch mein Gegenüber sieht erstaunt aus.

"Das... freut mich."

"Hast du etwas mit diesem Ed?", lenke ich das Gespräch ungeplant und für mich selbst unerwartet auf das Thema, das mich schon die ganze Zeit beschäftigt und hebe zur Verabschiedung die Hand, als ein paar Schwimmer samt Niall an uns vorbeigehen.

"Ich muss heim, wir sehen uns, Louis!", ruft dieser mir grinsend zu und dann ist er auch schon an uns vorbei und ich sehe wieder zu Harry, der mir ziemlich unglücklich entgegenblickt.

"Während ich mit dir etwas habe?", fragt er mit verschränkten Armen und ich recke bloß trotzig das Kinn.

"Woher soll ich das denn wissen?"

Habe ich nicht erst Samstagmorgen über dieses Thema nachgedacht? Leider befinde ich mich schneller als erwartet in einer solchen Situation und weiß noch immer nicht, was ich genau von ihm verlangen kann, ohne ihn gleich wieder zu vergraulen.

"Lass uns das nicht hier besprechen", seufzt er nur und auch ich muss einsehen, dass es nicht so optimal ist, nur wenige Meter entfernt von Liam Payne, Zayn und ein paar anderen Jungs, die noch miteinander reden, über solche Dinge zu debattieren. "Ich gehe jetzt zu den Toiletten und du kommst dann nach, okay?"

Ich rolle die Augen, nicke aber und warte eine Weile, bis ich genau das tue, wozu ich angewiesen wurde. Was für ein Schwachsinn. Das Klo ist vermutlich der schlechteste Ort, um diese Diskussion zu führen, aber wenn er meint, dann füge ich mich eben.

Sobald ich im völlig leeren WC angekommen bin, werde ich von ihm gepackt und in eine der Kabinen gezogen, ehe er hinter uns abschließt und sich zu mir dreht.

Es ist eng, doch als wir uns schweigend so arrangieren, dass er sich auf den geschlossenen Toilettendeckel setzt und ich vor ihm stehe, geht es einigermaßen.

"Also, Louis", beginnt Harry und lächelt, doch es wirkt alles andere als freundlich. "Falls du es nicht verstanden hast, wir sind nicht zusammen. Du bist nicht mein Partner und ich bin dir gegenüber zu nichts verpflichtet."

Verletzt sehe ich auf ihn hinunter, auch wenn ich das längst gewusst habe, und möchte etwas erwidern, doch er tippt mir mit dem Zeigefinger gegen die nackte Brust und spricht weiter, ohne mir Gelegenheit zu einer Antwort zu geben.

"Aber trotzdem würde ich nie mit jemand anderem in die Kiste springen, solange wir das zwischen uns nicht wieder beendet haben. Ich bin niemand, der fremdgeht, egal wie die Umstände sind. Wenn ich mich, mit welchen Voraussetzungen auch immer, auf jemanden für mehr als eine Nacht einlasse, dann fange ich nicht gleichzeitig mit anderen etwas an. Vor allem nicht mit Ed, der der jüngere Bruder eines Freundes von mir ist."

"Oh", mache ich und räuspere mich unwohl, weil mir die ganze Situation irgendwie unangenehm ist, auch wenn ich wirklich erleichtert bin, dass er seiner Aussage nach treu ist.

"Ja, oh." Er hebt die Augenbrauen und sieht noch immer nicht sonderlich begeistert von meiner Anschuldigung aus. "Ich kann mich dunkel entsinnen, dir schon einmal gesagt zu haben, dass ich mich nicht wild durch die Welt vögle, aber das scheint nicht ganz angekommen zu sein."

"Es tut mir leid, ich dachte nur... weil du keine richtige Beziehung willst und weil Niall gemeint hat, vielleicht liegt es daran, dass du dir immer mal wieder jemand neuen aus dem Schwimmtraining ins Bett holst."

"Wie wäre es, wenn du einmal nicht so viel auf Nialls Meinung gibst, hm? Ich mag ihn, aber bis jetzt hat er dir nur Flausen in den Kopf gesetzt."

"Wahrscheinlich wäre das besser, ja", gestehe ich und mein Herz beginnt zu rasen, als er sich erhebt und mich somit um mindestens eineinhalb Köpfe überragt.

"Zermarter dir nicht das Hirn wegen Dingen, die nichtig sind. Ich verspreche dir, dass du die einzige Person bist, mit der ich etwas habe."

-

Einen schönen Start ins Wochenende wünsche ich euch allen.

Bis bald
Maybe

[1435 Wörter]

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