ɴᴇᴜɴᴜɴᴅᴅʀᴇɪßɪɢ
"Hey boy where do you get it from? Hey boy where did you go? I learned my passion in the good old fashioned school of loverboys" - Good Old‐Fashioned Lover Boy, Queen
Nur ein paar Stunden nach meinem Outing und dem peinlichen Gespräch stehen wir alle geschniegelt und gestriegelt vor der Tür im Flur, weil es soeben geklingelt hat.
Das Haus ist bis aufs letzte Staubkorn gewischt und geputzt worden und meine Mutter hat aufgekocht, als würde die Queen zu Besuch kommen. Ich habe die leise Vermutung, dass sie viel mehr darauf bedacht ist, einen guten Eindruck bei Harry zu hinterlassen, als es von ihm zu erwarten.
Das denke ich allerdings nur, bis ich ihm aufmache und er in weißem Hemd und Anzughose vor mir steht.
In der linken Hand hält er einen Blumenstrauß und in der rechten ein Geschenksäckchen, aus dem mir die Süßigkeiten förmlich entgegenspringen. Fast hätte ich gelacht, weil die gesamte Situation so absurd wirkt, doch dann besinne ich mich eines Besseren und lasse ihn hereinkommen.
"Hey", flüstert er mir zu und gibt mir trotz den vielen Personen, die uns ganz genau unter die Lupe nehmen, einen Kuss auf den Mund.
"Hi, schön, dass du gekommen bist", erwidere ich leise und drehe mich mit Herzklopfen zu meiner Familie um, die wie aufgefädelt vor uns steht.
"Frau Tomlinson, es ist mir eine Freude Sie kennen zu lernen", begrüßt er mit einem charmanten Lächeln zuallererst meine Mutter und überreicht ihr die hübschen Blumen.
"Herr Styles", sagt sie nur, doch sie erwidert das Lächeln vorsichtig und sein Grinsen wird breiter.
"Nennen Sie mich ruhig Harry", bittet er sie und geht dann weiter zu ihrem Lebensgefährten, der ihm mit einem höflichen Nicken die Hand reicht.
"Daniel", nennt mein Stiefvater Harry seinen Namen, der ein wenig distanzierter wirkt als meine Mutter.
"Charlotte."
"Félicité."
"Daisy."
"Phoebe."
Nacheinander stellen sich meine Schwestern so artig vor, wie man es sich von Mädchen von vor hundert Jahren wahrscheinlich erwartet hätte.
"Freut mich euch kennenzulernen", erwidert mein Freund und drückt Charlotte das Säckchen mit den Nascherein in die Hand. "Ich habe euch etwas mitgebracht, aber esst nicht alles auf einmal, sonst mache ich mich jetzt schon bei eurer Mutter unbeliebt."
Das Gesagte bringt die vier zum Kichern und Harry macht nach der Begrüßung wieder einen Schritt zu mir, fast als würde er in meiner Nähe Schutz suchen. Er ist nervös, das merke ich ihm an, doch er überspielt es sobald wir allesamt am Tisch sitzen gekonnt mit lockeren Sprüchen, Smalltalk und strahlendem Lächeln.
Meine Mutter bekommt ein Kompliment für ihr Essen, mit Daniel unterhält er sich über dessen große Leidenschaft das Golfspielen und auch Daisys Geschichte über die Hochzeit ihrer Stofftiere hört er zu und geht sogar darauf ein.
Ich fühle mich irgendwie wie eine stolze Mutter, deren Kind die ersten Worte niedergeschrieben hat, und grinse die ganze Zeit über verliebt vor mich hin, worauf mich Charlotte erst aufmerksam machen muss, damit ich es bemerke. Doch selbst nachdem ich mir darüber im Klaren bin, kann ich es nicht abstellen.
Und nach der Hälfte der gemeinsamen Mahlzeit bekomme ich einen Kuss auf die Wange, weil ich wohl irgendetwas Niedliches gesagt oder getan habe. Ich muss gestehen, dass ich mich an den Großteil der abendlichen Unterhaltung nicht mehr erinnern kann. Ich bin viel zu aufgeregt und sehr damit beschäftigt, Harry anzuschmachten, der sich extra für mich und meine Familie so hübsch herausgeputzt hat.
Nach dem Essen werden die Gespräche ins Wohnzimmer verlegt und bald schon sind Harry und ich mit meiner Mutter alleine, weil Daniel meine Schwestern ins Bett bringt.
Der Braunhaarige sitzt neben mir auf dem Sofa und ich habe mich leicht gegen ihn gedrückt, doch mehr habe ich mich noch nicht getraut.
Es ist Harry, der schlussendlich die Initiative ergreift, den Arm um mich legt und mich sanft näher an sich zieht, wodurch ich halb auf seinem Schoß sitze und mich mit dem Rücken gegen seine Brust lehne.
"Du lebst in dem Haus ganz alleine?", fragt meine Mutter gerade und überschlägt die Beine im Lesesessel links neben uns.
"Ja, momentan schon. Ich habe aber vor, bald in eine kleinere Wohnung umzuziehen", erwidert Harry und streicht mir vorsichtig durch die Haare, was unser Gegenüber mit Argusaugen verfolgt.
"Und was sind deine Absichten mit meinem Sohn", wechselt sie recht plump das Thema, doch diese Frage brennt ihr wohl schon länger auf der Seele.
"Mit ihm glücklich werden", antwortet er schlicht und ich hebe den Blick zu meinem Stiefvater, der soeben den Raum wieder betritt und kaum merklich die Augenbrauen hebt, als er mich und Harry so eng beieinander erblickt.
"Dir ist bewusst, dass Louis vor wenigen Monaten erst volljährig geworden ist und noch nicht einmal die Schule abgeschlossen hat, oder?"
"Mum", mische ich mich empört ein, doch Harry streichelt mir beruhigend über den Kopf.
"Das ist mir bewusst, Frau Tomlinson. Es war auch der Grund, wieso ich Louis zuerst abgewiesen habe, doch mittlerweile bin ich mir sicher, dass es zwischen uns trotz des Altersunterschieds funktionieren kann und wird." Nachdem er geantwortet hat greift er nach dem Glas Wasser, das er anstelle von Wein wollte, und nimmt einen Schluck, ehe er es unruhig hin und her dreht und mich noch fester an sich zieht, ohne es allzu deutlich zu machen.
Er hat mir vorhin in einem unbeobachteten Moment gesagt, dass er Angst hat, von meinen Eltern nicht akzeptiert zu werden, jetzt wo er seine Befürchtungen beiseite geschoben hat und endlich mit mir zusammen ist, was ich natürlich verstehen kann, doch ich habe eigentlich den Eindruck, dass die beiden ihn mögen, auch wenn sie es vielleicht nicht allzu offensichtlich zeigen, um ihn nicht direkt in Sicherheit zu wiegen.
Das Gespräch mit meiner Mutter und meinem Stiefvater zieht sich bis in die Nacht. Harry wird ziemlich auseinandergenommen und sein Privatleben schlimmer zerpflückt als es bei jedem Star-Interview oder Promi-Magazin der Fall wäre, doch er schlägt sich gut und als dann gegen dreiundzwanzig Uhr die Freiheit endlich greifbar ist, atmen wir beide erleichtert durch.
"Vielen Dank für die Einladung", verabschiedet sich Harry und nach Handschütteln und höflichem Lächeln, öffnet er die Eingangstür zu unserem Haus.
"Ich begleite ihn noch bis zum Auto", teile ich meiner Mutter mit und husche ihm schnell in die Nacht hinterher, bevor sie mich aufhalten kann.
"Heilige Scheiße", empfängt mich Harrys Stimme in der Dunkelheit und sein Auto blinkt einmal, als er es aufsperrt und die Fahrertür öffnet.
"Du hast dich wacker geschlagen", grinse ich und mein Körper beginnt zu kribbeln, als er die Arme um mich schlingt und mich hungrig küsst.
Seine Lippen bewegen sich fordernd gegen meine und seine Hände legen sich fest auf meine Hüften, doch so plötzlich der Kuss begonnen hat, so plötzlich endet er auch wieder.
"Das wollte ich schon die ganze Zeit machen", murmelt er gegen meine Haut und versetzt mein Herz in heftiges Klopfen.
"Ich bin so froh, dass wir zusammen sind", wispere ich mit Glücksgefühlen überschwemmt und schließe die Augen, als er mich erneut küsst und gegen den Honda drückt.
"Denkst du deine Eltern beobachten uns?", brummt er und ich sehe blinzelnd zu ihm auf, obwohl ich ihn kaum erkennen kann, weil wir nicht in einem der Lichtkegel der Straßenlaternen stehen.
"Ja, das glaube ich. Aber ich bezweifle, dass sie uns sehen können."
"Das ist wahrscheinlich sogar schlimmer, als uns hierbei zusehen zu können", lacht er leise und wieder finden seine Lippen die meinen, ehe er mich sanft von sich schiebt und mir über die Wange streicht. "Geh lieber wieder hinein, wir sehen uns spätestens Montag."
"Nein, ich komme doch nicht mehr zum Training", erinnere ich ihn und er seufzt laut auf.
"Stimmt, das habe ich ganz vergessen. Ohne dich wird es nur mehr halb so lustig sein."
"Du hast es doch vor mir auch durchgehalten", kichere ich und er seufzt erneut theatralisch, was mich nur noch mehr zum Lachen bringt.
"Dann gehen wir morgen endlich das Eis essen, das wir schon lange essen wollten?", fragt er und ich grinse breit.
"Sehr gerne."
"Sehr schön, dann mache ich mich jetzt auf den Heimweg, damit ich morgen ausgeschlafen bin."
"Das hört sich vernünftig an", erwidere ich gut gelaunt und sehe ihm dabei zu, wie er sich ins Auto fallen lässt.
"So bin ich eben. Schlaf gut, Louis."
"Du auch, Harry. Ich freue mich auf morgen."
"Ich mich auch", sagt er und lächelt zu mir hoch. "Ich bin übrigens auch froh, dass wir zusammen sind."
Nach diesem Satz schließt er die Autotür, hebt zum Abschied grinsend die Hand und fährt dann in die Nacht davon, während ich glücklich an Ort und Stelle stehen bleibe und den Lichtern seines Wagens hinterhersehe, bis sie in der Finsternis verschwinden.
-
Ende.
Wow, auch bei dieser Geschichte hätte ich noch lange weiterschreiben können und irgendwie hätte ich ja auch gerne noch ein paar romantische Kapitel mit den beiden, aber man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist.
Ich hoffe, es hat euch gefallen :)
Lasst sehr gerne abschließendes Feedback und eure Meinung da, das würde mich sehr freuen.
Demnächst erscheint ein neues Buch auf meinem Account und ich bin schon sehr gespannt, wie ihr es finden werdet. Ich würde mich freuen, wenn wir uns dort wiedersehen. Bis dahin wünsche ich euch alles Liebe und vielleicht ein bisschen Ablenkung zur Überbrückung der Wartezeit durch eines meiner bereits veröffentlichten Bücher.
Bis bald
Maybe
[1548 Wörter]
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