.19.
Es war kalt und dunkel. Ich spürte nichts, bis auf ein leichtes ziehen im Oberarm und Kopfschmerzen, die sich über den ganzen Hinterkopf zogen. Zittrig atmete ich aus.
Wasser.
Ich vernahm einen Tropfen Wasser auf meiner Haut. Einer, zwei. Sie rollten über meine Stirn, meine Nase hinunter und perlten an meinem Kinn wieder ab. Sachte öffnete ich endlich die Augen, kurz war alles verschwommen. Doch die klare Sicht folgte, nachdem ich einige Male geblinzelt- und somit meine Augen befeuchtet hatte. Es war anstrengend zu schauen, sowas fühlte ich noch nie.
Mein Blick schweifte durch den kahlen Raum. Graue, spröde Wände und ein kalter Fußboden aus Holz, geziert mit vielen quietschenden Dielen. Ich erinnerte mich zurück. Da war sein Gesicht. Und da war ihr Gesicht.
Leise seufzte ich, als mir der Gedanke an Lucy in den Sinn kam. Ob sie jetzt endlich glücklich war? Zufrieden und nicht ständig so eine Zicke?
Eigentlich war sie ja ganz süß. Nein. Hyunjin, du bist so gut wie tot. Meine letzten Gedanken sollte ich nicht an eine vergewaltigte, gequälte Frau verschwenden. Sie hasste mich vermutlich mehr als ich mich selbst. Nein, so sehr hasste ich mich ja gar nicht. Ich war immer stolz auf mich, weil ich mich nie getäuscht-
Minho. Lee Minho, er war immer ein guter Freund gewesen, immer jemand auf den ich zählen konnte. Lee Minho, mein einziger Freund seit vielen vielen Jahren. Ich fühlte mich alt. Von Tag zu Tag mehr. Doch dabei war ich so voller Leben. Die Lust daran war nur weg. Ging es so auch älteren Menschen? Wurde deswegen oftmals von einer grauen, traurigen Welt gesprochen? Oder weil es Menschen gab wie mich. Menschen, die sich daran ergötzten zu sehen wie andere litten. Woher das kam verstand ich nie. Als Kind war mein Leben perfekt. Es gab keinen einzigen Grund für mich damals das eine Mädchen mit den langen blonden Haaren und blauen Augen zu erstechen. Ich war noch so jung, dumm und naiv. Gerade einmal 11 als mich diese Wut packte. Natürlich konnte man nichts tun um mich zu bestrafen. Ich sollte zur Therapie. Doch sollte die Frau mit der kleinen Stupsnase und den vollen runden Lippen mein zweites Opfer werden. Ich war 13 und sie...sie konnte mit all dem Druck nicht länger umgehen und sprang von dem Dach ihrer Praxis. Vielleicht gab ich ihr ja einen kleinen Stoß, doch so kannten die wenigsten die Geschichte.
So viele Frauen und Männer, Kinder und Ältere folgten. Dann kam die junge Frau mit den langen blonden Haaren, blauen Augen, der Stupsnase und vollen runden Lippen. Natürlich war der bekannte Grund ihrer Entführung die Rache an Christopher, doch nun war ich mir nicht mehr so sicher.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top