Kapitel 8

Ich erlebte den ganzen Tag ein wenig wie in Trance.

Der Schock saß mir noch immer in den Knochen. Am wohlsten fühlte ich mich mit Tenebris im Psionik Unterricht. Selbst wenn sie nur schweigend bei mir saß oder neben mir herging fühlte sie sich einfach am vertrautesten an, auch wenn ich sie noch nicht so lange kannte.

Lucian bekam ich kaum zu Gesicht und wenn doch, würdigte er mir keines Blickes. Wo er lang ging spaltete sich die Menge wie das Meer vor Moses. Keiner wollte ihm zu nahekommen. Außer mir.

Ich sehnte mich nach dem Gefühl von seiner Haut auf meiner.

Ich sehnte mich nach der Hitze, die mich durchströmte.

Immer wieder aufs Neue versuchte ich diese Gedanken zu verbannen, doch keine Chance.

Mit Erleichterung stellte ich fest, dass Marissa und Suzanne im selben Geschichtskurs waren wie ich. Suzanne bot mir gleich den Platz neben ihr an und lächelte mich warm und einladend an.

Sie hatte sich gestern Abend nach dem Vorfall ungewöhnlich still verhalten. Sie hatte kein Wort gesagt und hatte sich nach der Landung gleich auf die Couch fallen lassen und hatte auf ihre Hände gestarrt. Doch heute konnte man nichts mehr von den Verbrennungen sehen.

Ich war immer wieder froh, wenn die Lehrer die Tatsache, dass ich neu war einfach außer Acht ließen. Doch bei diesem Lehrer hatte ich mal wieder kein Glück. Es war ein junger Mann mit schwarzem Haar und einem etwas helleren Vollbart.

Er ließ einen schweren Rucksack einfach auf den Tisch fallen und nahm mich dann in Augenschein.

Er kam ein paar Schritte auf mich zu geschlendert.

Ich erkannte, dass seine Augen rot schimmerten und ich setzte mich unbehaglich aufrechter hin.

„Luna Moriel?", man konnte hören, dass er sich dessen bereits sicher war.

„Ja, genau." antwortete ich und versuchte zu lächeln.

Er erwiderte mein Lächeln nicht.

„Gut, ich bin Dr. Aurelius. Es gibt einige Regeln in meinem Unterricht die sie sich unbedingt merken sollten. Wer klärt sie auf?"

Er wies auf einen jungen Mann mit spitzen Ohren gleich vor ihm. Dieser schluckte. „R-Rede n-nur wenn du drangenommen wirst. Melde dich nur, wenn du dir deiner Antwort oder Frage wirklich sicher bist...U-und stelle Dr. Aurelius niemals in Frage.", stammelte der Junge. Der Lehrer sah den jungen geringschätzig an. „Und verschluckt euch nicht an eurer Zunge ihr feigen Ratten!", zischte er. Und ich blinzelte erschrocken. Ich hatte noch nie einen Lehrer so reden hören.

Damit wandte er sich von mir ab und begann ohne Umschweife mit seinem Unterricht. Suzanne grinste mich an und als ich mich umsah, sah ich, dass sie nicht die einzige war. Offenbar war ich nicht die Erste, die solch eine Ansage bekommen hatte. Ich lehnte mich wieder zurück und sehnte bereits das Ende herbei.

„Wer ist Lucifer?", fragte Aurelius laut und schallend. Ich überlegte ob ich mich melden sollte oder ob die Frage bloß ein Trick war. Suzannes Hand schoss in die Höhe.

„Der Teufel!", antwortete sie selbstsicher. Aurelius sah sie genervt an. Etwas sauste zischend durch die Luft und ein dünner Rohrstock knallte auf Suzannes Hand. Ich riss erschrocken die Hand vor meinen Mund. Doch Suzanne seufzte nur und der rote Striemen auf ihrer Hand verschwand. Waren die Lehrer hier denn völlig durchgeknallt?

„Mit genauso einer stumpfsinnigen Antwort hatte ich bereits gerechnet."

Nun war ich froh, dass ich mich gebremst hatte.

Noch ein Mädchen meldete sich.

Es war Mira, die mal wieder damit herausstach, dass sie menschlicher...und einfach normaler wirkte als die meisten hier.

Mit ihrem braunen, glatten Haar und der nicht ganz so perfekten Barbie Nase. Allein ihre nicht ganz so blasse und perfekt glatte Haut, verriet, dass sie nicht war wie die meisten hier.

Genauso wie ich.

Als sie anfing zu sprechen klang ihre Stimme etwas rau, als wäre sie erkältet.

„Lucifer ist Gottes Sohn und der Bruder von Michael, Gabriel und Raphael. Wobei in gewisser Weise alle Engel Geschwister sind...". Aurelius machte eine ungeduldige Handbewegung und deutete ihr, schneller auf den Punkt zu kommen.

Sie räusperte sich und sprach weiter „Er war der schönste Engel im..."

„Engel! Mehr wollte ich nicht hören. Danke, Mira."

Sie wirkte etwas vor den Kopf gestoßen und sah schweigsam auf den Tisch.

„Lucifer war der meistgeliebte Sohn von Gott. Bis Gott die Menschen schuf. Gott verlangte, dass die Engel von nun an den Menschen dienen sollten. Sie waren unter anderem für deren Schutz zuständig. Das gefiel Lucifer nicht. Die Menschen sind jünger, schwächer, gebrechlicher und sterblich. Er weigerte sich, sich ihnen unter zu ordnen. Daraufhin begann ein himmlischer Krieg. Lucifer verlor und wurde mit Hilfe seines Bruders Michael von Gott in die Hölle verbannt. Die, die er am meisten liebte taten ihm das an, weil er sich weigerte, sich einer schwächlichen Spezies unterzuordnen, die nun mehr Liebe von seinem Vater erfahren durfte als er." Ich wunderte mich, dass solch ein Thema in Geschichte aufgegriffen wurde. Ist das nicht ein Thema für Religion? Und als hätte er meine Gedanken gelesen antwortete er „Und warum erzähle ich euch davon in Geschichte?" Er öffnete die Arme in einer fragenden Geste. Und trat dann wieder langsam auf mich zu.

„Weil der Beweis für ihre Existenz hier vor mir sitzt. Sie und Mr. Adriel sind vermutlich die Letzten." Alle starrten mich unverhohlen an. Ich sah mich verwirrt um.

„Was schauen Sie so erschrocken?", lachte der Lehrer.

„Wussten Sie selber nicht was Sie sind?" Jemand räusperte sich und ich sah das Marissa ihre Hand in die Höhe gestreckt hatte. Man sah Aurelius an, wie ungern er ihr das Wort gab.

Doch er nickte ihr zu und sie begann zu sprechen: „Nur, weil die Existenz von Engeln bewiesen ist, bedeutet das nicht, dass die ganze Bibel wahr ist. Die Geschichte kann ja trotzdem noch zusammen gesponnen sein. Daher denke ich, bleibt es nach wie vor nur ein Glaube." Aurelius Blick verdüsterte sich. Er richtete sich auf und ging langsam zu Marissa. Der Stock schnellte auf Marissas Hand. Sie zuckte mit keiner Wimper.

„Mir gefällt Ihre vorlaute Art nicht Ms. Ignis. Sie werden sich in Zukunft zügeln." Er wandte sich von ihr ab und ging nicht weiter auf ihre Aussage ein. Marissa zuckte die Schultern und unterdrückte ein verschmitztes Grinsen.

 Ich ertappte mich des Öfteren dabei, wie ich Ausschau nach Lucian hielt. Ich ging die Gänge langsam und bemüht unauffällig entlang und versäumte es nie einen kurzen Blick in jedes Gesicht zu werfen, das an mir vorbeikam. Mir fiel auf, dass es gar nicht so viele Schüler geben konnte. Vielleicht hundert meiner Schätzung nach. Ich war erleichtert als ich zum Unterrichtsschluss Tenebris aus einem Raum kommen sah.

„Und wie läuft der Start in den anderen Fächern bisher?", fragte sie mit dem Anflug eines Lächelns.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht. Ganz okay, denke ich mal. Der Geschichtslehrer erscheint mir etwas gestört, wenn du mich fragst." Tenebris lachte. „Zeig mir den normalen Lehrer an dieser Schule. Die meisten sind abgefuckte Bastarde die nur hier sind, weil sie nicht wissen was sie sonst mit ihrer Zeit anfangen sollen. Oder weil sie es lieben jüngere zu terrorisieren." Ich stöhnte.

Wo war ich hier bloß gelandet?

Sie versuchte mich zu trösten: „Dafür, kann man hier Sachen lernen und sich Fähigkeiten aneignen, wie nirgendwo sonst. Wenn man hier die Finale Prüfung besteht und mindestens 7 Kurse erfolgreich absolviert, kann man ein Wächter werden, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat!"

„Langsam! Vergiss nicht, dass alles ist komplett neu für mich!"

Sie seufzte und begann von vorn.

„Es gibt an dieser Schule keine festen Schuljahre. Du machst so lange weiter, bis du es kannst. Viele schaffen die Abschlussprüfung eines Kurses nicht beim ersten, und auch nicht beim Zweiten Versuch. Dann fangen sie nochmal bei null an. Also nicht wundern, wenn die meisten in deinem Kurs bereits alles zu kennen scheinen, denn das tun sie. Man kann den Kurs auch wechseln. Es können auch mehr als 7 am Ende sein aber du musst mindestens 3 Kernkurse bestehen. Sonst könntest du deinen Abschluss, vorausgesetzt man schafft die aller letzte Prüfung, ja einfach mit Parkour, Nahkampf, Kendo, Teleportation und all dem anderen Quatsch bestehen. Nein du brauchst auch drei Abschlüsse entweder in Alchemie, Nekromantie, Kristallomantie, Psionik oder in mindestens einer Kampfkunst." Mein Kopf rauchte und immer mehr Fragen drängten sich mir in den Sinn. Ich würde vermutlich auf ewig an dieser Schule bleiben.

Sie blieb an einer großen Treppe stehen und setzte sich auf eine der Stufen, während die Gänge sich langsam leerten.

„Das ist etwas viel...", gestand ich und setzte mich neben sie auf die kalte Stufe.

Sie sah mich nachdenklich an. Sie musste die Verzweiflung in meinen Augen sehen, denn ihre Miene wurde wärmer.

„Ja...Aber ich bin für dich da, wenn du Fragen hast." Ich lächelte. Ich hatte solch ein Glück, das sie beschlossen hatte mich unter ihre Fittiche zu nehmen.

„Gut, was sind Wächter?"

Sie seufzte.

„Wächter... Wächter sind die die dafür sorgen, dass die Menschen weiter ihr ahnungsloses, unwissendes, unbeschwertes Leben führen können. Sie jagen die Biester die durch die Risse in unsere Welt gelangen. Sie sind sowas wie die Men in Black. Nur das sie selbst keine Menschen sind. Doch die meisten drücken sich so lange es geht vor der letzten Prüfung."

Ich sah sie mit großen Augen an. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, welche Monster sie damit meinen könnte. Sie stupste mich mit dem Knie an als wolle sie sagen „Hey, also bisher scheinen sie ja einen guten Job gemacht zu haben." Ich starrte nachdenklich aus dem Fenster gegenüber der Treppe. Von hier aus konnte man den Laufplatz gut sehen und ich verzog das Gesicht bei der Erinnerung.

„Ich denke nicht das ich das Zeug zu einem Wächter hätte.", gestand ich. Ich bin zu schwach, zu feige... Und überhaupt, was kann ich denn schon?

„Das denke ich von mir auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht schaffe ich es hiernach mir ein normales, menschliches Leben aufzubauen. Weit weg von den bekannten Rissen."

Ein normales Leben...wie sollte ich das führen mit diesen riesigen Dingern am Rücken? Sie zu verstecken hatte mir das Leben bisher nur erschwert.

„Was sind überhaupt diese Risse? Und wieso haben alle solche Angst vor der letzten Prüfung?", fragte ich um nicht länger über dieses heikle Thema Zukunft sprechen zu müssen. Das hatte noch Zeit...

„Heute willst du ja echt alles wissen.", beschwerte sie sich, doch sie schmunzelte.

„Grob gesagt sind es Wege um von einer Welt in die andere zu gelangen. Die inoffiziellen Wege, wenn man so will. Daher kommen die Monster. Aber genug jetzt. Ich werde dir die Details wann anders erzählen. Und das mit der Prüfung auch." Ich seufzte. „Na schön."

Wir standen auf und Tenebris schlug den Weg zum Aufzug ein.

Mittlerweile waren die meisten Schüler bereits verschwunden.

Ich wollte noch nicht so bald in den Turm...die Vorstellung Lucian dort zu begegnen machte mich unglaublich nervös.

Ich hatte Tenebris bereits beim Mittagessen von dem Vorfall mit Lucian erzählt. Sie war vollkommen aus dem Häuschen gewesen und ermahnte mich inständig es so wenigen wie möglich zu erzählen. Es würde nur ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich wäre selber nie auf die Idee gekommen es weiter zu erzählen, aber es war schön zu sehen, dass sie sich sorgte.

„Wieso eigentlich immer noch dieses Versteckspiel?", fragte sie und tippte auf meine Flügel, die von einem weißen Pullover verborgen waren.

Weil ich Angst hatte.

Weil ich mich schämte.

Weil ich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich ziehen wollte und weil ich es nicht anders kannte.

„Ich weiß nicht...", log ich.

„Gewohnheit schätze ich.",

Ich zuckte mit den Schultern und lächelte. Allein die Vorstellung meine Flügel für alle sichtbar zu tragen bereitete mir unglaubliches Unbehagen. Als würde ich nackt durch die Schule laufen.

„Lass dir Zeit." Sie stupste mich mit der Schulter an.

Je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte, desto weniger konnte ich nachvollziehen, wieso sie so gemieden wurde.

Ein Junge mit kam uns entgegen und rempelte mich unsanft an. Ich stolperte fast und konnte mich gerade noch fangen.

Allerdings entglitten mir meine Bücher und fielen mir polternd vor die Füße.

Oh, verzeih mir mein süßer Engel!", rief er mit theatralischer Reue. Seine Stimme war rau und erinnerte an die eines alten Rauchers. Ich kniete mich, mit roten Wangen, hin und sammelte wortlos meine Sachen wieder ein. Tenebris machte Anstalten mir zu helfen, doch er schob sie weg und hockte sich stattdessen selber vor mich, um zu helfen. Er hatte schwarzes, etwa Schulter langes Haar und seine Augen, die nun auf meiner Höhe waren, sahen direkt in meine. Sie waren genauso schwarz wie die von Tenebris und gaben einem das Gefühl in eine Bodenlose Tiefe zu blicken. Caine.

Ich erinnerte mich an ihn. Der Idiot der Daniel provozieren wollte und der sich mit Cassandra über Mira lustig gemacht hatte.

Na, das passte ja ins Bild.

Andere anzurempeln schien wohl voll sein Ding zu sein.

Sein Blick wanderte an meinem Körper entlang.

Ich fuhr zurück und nahm mein rotes Geschichtsbuch aus seiner Hand.

Seine Zunge schnellte hervor und leckte über seine schmalen Lippen, welche sich daraufhin zu einem herausfordernden Grinsen verzogen. Auch seine Zähne wirkten etwas spitzer...tödlicher mit diesem unheimlichen Grinsen.

Er zwinkerte mir zu, bevor er langsam wieder aufstand.

Plötzlich packte er Tenebris und zog sie an sich.

Er presste seinen Mund auf ihren, dann ließ er sie abrupt wieder los. „Bis Später, Süße."

Er zwinkerte auch ihr zu und ging, über unsere Gesichter lachend, an uns vorbei. Ich sah mich um und sah das er nochmal kurz in seiner Bewegung stockte und die Hände zu Fäusten ballte, dann ging er weiter.

Ich blinzelte verwirrt und starrte dann Tenebris fassungslos an.

Sie trat beschämt von einem Fuß auf den Anderen und seufzte.

„Was war das gerade?", zischte ich leise aus Sorge, er könnte noch in Hörweite sein.

Sie hob die Schultern, als wolle sie den Kopf einziehen.

„Er ist irgendwie mein Freund.", sagte sie mit einem undefinierbaren Unterton, der nichts Gutes verhieß.

„Sein Name ist Caine Azasel. Er ist der andere Halbdämon an der Schule. Und womöglich auch einer der Gründe, warum ich gemieden werde."

Sie deutete mir mit dem Kopf, dass ich ihr folgen sollte und ging weiter. Sie steuerte zielstrebig die Mädchentoilette an und wartete geduldig bis zwei schnatternde Mädchen verschwunden waren.

Die Wände waren zu meiner Verwunderung nicht mit Obszönen Krakeleien geziert, wie ich es von den meisten Schulen gewohnt war.

Stattdessen zierten, mir fremde Symbole hier und da die Wände.

Es wirkte weder unordentlich noch gekrakelt, irgendwie bildeten sie sogar ein Muster.

„Das mit Caine und mir ist ...kompliziert.", begann sie und lehnte sich mit geneigtem Kopf ans Waschbecken.

Ich wandte mich wieder ihr zu, lehnte mich an das Waschbecken gleich neben ihr und wartete, dass sie weitersprach.

„Man könnte sagen er ist mein Freund...aber da sind noch andere." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und knirschte mit den Zähnen. Ich ließ mir meine Neugier und Ungeduld nicht anmerken.

„Andere?", hakte ich nach. Sie drehte sich um und betrachtete mit starrer Miene ihr Spiegelbild.

„Er trifft sich nicht nur mit mir. Er hat auch mit einigen Schattenwesen was. Meistens irgendwelche Vampirschlampen. Ich bin nur die Einzige die beständig ist... und ich lasse ihn das mit mir machen, denn bisher gab es sonst niemanden für mich. Niemand an den ich mich wenden konnte, niemand, der für mich da war." Sie zuckte die Schultern.

„Da war nur er. Aber ich reiche ihm nicht. Also treibt er es mit jeder die er bekommen kann."

Wir schwiegen.

Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.

Keiner verdiente es so behandelt zu werden.

Aber es lag in ihrer Hand, sie hätte es schon längst beenden können.

„Tenebris...Wir kennen uns noch nicht lange, das weiß ich. Aber du brauchst ihn nicht mehr und du musst dich nicht länger so von ihm behandeln lassen. Du hast jetzt mich."

Ich lächelte sie aufmunternd an.

„Wenn du traurig oder einsam bist, dann brauchst du nicht zu diesem Idioten zu rennen. Dann kommst du einfach zu mir und ich bin für dich da, versprochen." Ich hob zögerlich die Arme und nahm sie einfach in den Arm. Ich war mir zwar nicht sicher ob sie das auch wirklich wollte, aber als ihre Augen anfingen zu schimmern und eine Träne sich ihren Weg zu bahnen drohte, konnte ich nicht anders. Sie versteifte sich und ich wollte mich schon von ihr lösen, doch dann legte sie langsam ihre Arme auch um mich und legte ihr Kinn auf meine Schulter. Sie war einige Zentimeter größer als ich.

„Ich hatte noch nie eine Freundin.", flüsterte sie mit belegter Stimme.

„Ich habe es immer wieder versucht, doch sobald ich ihnen sagte was ich bin..." Sie löste sich von mir und sah mich an. Sie bemühte sich sichtlich die Tränen zurückzuhalten.

„Du solltest mit ihm reden.", riet ich ihr vorsichtig.

„So kann er mit dir nicht umgehen. Entweder er nimmt nur dich oder bekommt dich gar nicht. An so einer Beziehung geht man nur kaputt." Sie nickte. Ich hatte keine Ahnung von Beziehungen.

Alles was ich wusste, wusste ich als Filmen und Büchern.

Auch Alissa, meine beste Freundin, hatte nie sonderlich viel mit Jungs zutun.

„Ich weiß das. Natürlich weiß ich das" Sie lachte.

„Ich bin nicht bescheuert. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mich mal in so einer bescheuerten Situation wiederfinden würde. Ich konnte es einfach nicht beenden. So blöd es ist, ich konnte es nicht beenden in dem Wissen, dass ich dann niemanden mehr habe."

Ich hob die Hände in einer selbst präsentierenden Geste.

„Du hast jetzt mich."

Ich grinste sie an.

„Schieß den Mistkerl in den Wind." Sie grinste zurück.

„Das werde ich. Ich werde es am Freitag beenden. Da wollte er mich am Nachmittag treffen."

Nachdem Tenebris sich mir anvertraut hatte, trennten sich unsere Wege wieder.

Ich dachte jeder Unterricht wäre für heute vorbei, doch Tenebris musste noch zu einem Nachmittagskurs namens Humanismus, zum Auffrischen der Menschenkenntnisse. Ich musste zunächst lachen als ich von dem Kurs hörte. Doch ich bereute es sofort, als Tenebirs es mir erklärte.

Einige Wesen dieser Schule waren so lange von den Menschen abgeschottet gewesen oder so alt, dass sie nicht mehr wussten, wie sich Menschen verhielten oder was für Menschen zu dieser Zeit normal war.

Der Kurs sollte ihr helfen das normale Leben zu ermöglichen, nach dem sie sich sehnte.

Da sie ein Halbdämon war, war sie ohnehin gezwungen an diesem Kurs teilzunehmen.

Sie verriet mir, dass auch Lucian diesen Kurs besuchte. Verständlich, wenn man bedachte, dass er gezwungen war sich sein Leben lang abzuschotten.

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