L - Ein Versprechen
Kaum war er aus der Tür geeilt, seufzte ich leise und lächelte. Daisy schlich um meine Beine und ich hockte mich zu ihr und kraulte sie sanft. "Er kommt wieder" murmelte ich leise und biss mir glücklich auf die Lippe.
Die Katze schnurrte und sah mich an. Ich lachte leise. "Wie habe ich denn so einen heißen Kerl verdient, hm? Kannst du mir das sagen?" Daisy miaute und rieb ihren Kopf an meinem Bein, schmunzelnd streichelte ich sie und stand auf, räumte die Küche schließlich auf, während ich leise summte.
Ich war so gut gelaunt von der letzten Nacht und allgemein wegen Harry, dass ich beschloss, die Wohnung zu putzen und aufzuräumen. Sicher würde er sich darüber freuen und es war sowieso nötig. Daisy verzog sich während dieses Vorhabens, was ich schmunzelnd zur Kenntnis nahm. Sie war ängstlich und besonders ein Staubsauger war ihr größter Horror. Und wohl auch das einzige, was sie wirklich auszustehen hatte bei mir.
Als ich fertig war, rief ich meine Mom an, um ihr zu sagen, dass ich gerne Harry mitbringen wollte morgen. "Du bringst einen Mann mit?" rief sie aus und ihre Stimme schoss ein paar Oktaven nach oben. "Wenn es okay ist?" hakte ich nach.
"Ob es mir recht ist? Natürlich, Louis! Ich freue mich! Besonders, ihn endlich gesund kennenzulernen!" sagte sie und ich lächelte sofort. "Danke, Mom. Ich freue mich auf morgen." antwortete ich ihr. Wir sprachen noch eine ganze Weile, bis ich auflegte und mich entkleidete, um unter die Dusche zu springen.
Ich wusch mich ausgiebig, dann stieg ich aus der Dusche und machte mich weiter fertig. An meinen Haaren werkelte ich eine gefühlte Ewigkeit, sie waren mir nicht gut genug. Ich zog leicht an einer Strähne, als mich plötzlich ein unangenehmes Gefühl beschlich.
Verwirrt hielt ich inne und versuchte herauszufinden, wo das auf einmal herkam. Mein Herz begann wild zu klopfen und ich keuchte leise auf, als mir schwindelig wurde. Schnell stützte ich mich am Waschtisch ab und schloss die Augen. Harry schoss in meine Gedanken und ich riss die Augen wieder auf, wollte mich sammeln, doch ich konnte nur an ihn denken. Es ging mir nicht aus dem Kopf, dass etwas nicht stimmte, weshalb ich nach meinem Handy griff und den Lockenkopf anrief. Es meldete sich leider lediglich die Mailbox. Mein ungutes Gefühl ging nicht weg, also kramte ich in meiner Jackentasche nach Gemma's Nummer, die sie mir gegeben hatte bei unserem ersten Treffen.
Ich tippte sie in mein Handy ein und dann rief ich sie an.
"Styles?"
"Hallo Gemma, hier ist Louis." sagte ich nervös. "Louis! Was verschafft mir denn diese Ehre?" fragte sie lachend. Ich atmete erleichtert aus, sie schien gut gelaunt. Vielleicht täuschte ich mich ja. "Ich wollte gern wissen, ob du weißt, ob mit Harry alles okay ist."
Kurz war es still, bis sie wieder sprach. "Was soll mit ihm sein? Alles okay?" fragte sie mich und ich seufzte leise. "Nein, ich...habe einfach kein gutes Gefühl. Ich wollte mich versichern, dass es ihm gut geht."
Nun realisierte ich mit einem Mal, wie irre ich mich anhören musste. "Moment...du...was meinst du damit?" Gemma wirkte interessiert und ich fing an, mich zu schämen.
"Tut mir leid. Es ist so albern..." murmelte ich. "Nein, nein! Sag! Was meinst du damit, Louis?" fragte sie drängender nun und ich runzelte leicht die Stirn, doch ich erzählte ihr dennoch von meinem unangenehmen Gefühl und dem Schwindel, dem Herzrasen. "Ich weiß, wie sich das anhört, Gemma." schloss ich meine Ausführungen.
"Ein wenig vielleicht, aber...ich nehme es dennoch ernst. Hast du versucht, ihn anzurufen?"
"Ja. Aber er hat sein Handy aus."
"Alles klar. Ich werde..." Sie stockte und ich hörte im Hintergrund eine Tür zuschlagen. "Harry!" rief sie aus, ein paar Momente war es still in der Leitung. "Louis...er ist gerade hier aufgetaucht...du weißt noch, wo ich wohne, oder?"
Sofort bejahte ich es und wurde aufgeregter. "Komm bitte her!" Sie legte auf und ich rannte aus dem Bad und zog mich eilig an. Ich hatte keine Ahnung, was los war, doch nun war ich mir absolut sicher, dass mein Gefühl mich nicht täuschte. Ich warf mir die Jeansjacke über und nahm meinen Schlüssel, dann verließ ich die Wohnung und machte mich auf den Weg zu Gemma's Haus.
Das ungute Gefühl verließ mich während des gesamtes Weges nicht und als ich endlich an dem Haus ankam und klingelte, atmete ich schwer, ich war bestimmt den halben Weg gerannt. Es dauerte nicht lange, bis Gemma mir die Tür aufmachte.
"Was ist passiert?" fragte ich besorgt, sie sah mich beinahe ungläubig an und trat einen Schritt zur Seite. "Wie konntest du das nur wissen?" fragte sie mich leise und ich sah sie an. "Hatte er einen Unfall?" fragte ich zittrig, dann hörte ich im Obergeschoss ein lautes Knallen, gefolgt von einem Klirren. Mein Kopf schoss zur Treppe.
"Ich weiß nicht, was passiert ist. Er ist völlig außer sich. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn du her kommst, er wirkt so ausgeglichen bei dir." erklärte sie, wobei es nicht wirklich eine Erklärung war. Dennoch nickte ich. "Ich gehe mal hoch." sagte ich und stieg die Treppen nach oben, immer den Geräuschen folgend.
An dem Zimmer angekommen, klopfte ich, doch ich erhielt keine Antwort. Noch einmal atmete ich tief durch, dann öffnete ich vorsichtig die Tür. Ich sah ihn im Zimmer auf und ab wandern, dann griff er nach einem Bild und schmetterte es gegen die Wand, es ließ mich automatisch zusammenzucken.
"Harry?" fragte ich, woraufhin sein Kopf zu mir schoss. In seinem Gesicht sah ich Tränen und Wut, eine furchtbare Mischung.
"Was tust du hier?" fragte er und ich trat vorsichtig ein. "Gemma hat...nein, ich habe Gemma angerufen. Ich habe mir Sorgen gemacht." antwortete ich ihm.
Er zog die Augenbrauen zusammen. "Warum?" fragte er mich.
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich habe gespürt, dass irgendwas nicht stimmt. Frag mich nicht, warum. Ich verstehe es nicht. Aber..." Nun sah ich ihn an. "Ich hatte recht. Es ist etwas. Willst du mir sagen, was los ist?"
Sein Blick war für einen Moment eine Mischung aus Verwirrtheit und Fassungslosigkeit, dann verzog sein Gesicht sich gequält und er raufte sich die Haare, drehte sich weg von mir und stieß den Atem zittrig aus. Er gab mir keine Antwort, also handelte ich und folgte meinem Instinkt. Ich trat auf ihn zu und legte meine Arme um ihn, platzierte die Hände auf seiner Brust und lehnte mich an ihn, küsste seinen Rücken.
"Rede mit mir." bat ich ihn leise. "Du würdest das nicht verstehen." antwortete er zittrig.
Ich löste mich wieder von ihm, lief um ihn herum und legte meine Hände an seine Wangen, sah in seine Augen und er fing meinen Blick sofort auf und hielt ihn fest. Sanft strich ich mit den Daumen über seine Wangen. "Harry? Was ist passiert?" fragte ich leise.
Tränen lösten sich aus seinen Augen und ich wischte sie sofort weg. Er sah mich weiter an, sein Ausdruck wurde weicher, doch auch trauriger. "Ich darf nicht zurück..." hauchte er leise. Verwirrt sah ich ihn an. "Zurück? Was meinst..." Ich sah ihn überrascht an. "Meinst du zurück in den Irak?"
Er nickte. "Sie lassen mich nicht zurück. Sie...der General sprach von psychischer Gesundheit, dass ich erst heilen muss. Er hat keine Ahnung..." Harry lachte humorlos auf. Ich ließ die Hände sinken und sah ihn verwirrt an. "Du willst unbedingt zurück da hin?" hakte ich nach, woraufhin er nickte. "Ich muss."
Ich schüttelte den Kopf leicht. "Du...musst? Wieso denn? Ich verstehe das nicht, Harry." Er drehte sich von mir weg und seufzte. "Sie lassen mich erst gehen, wenn ich gesund bin. Wenn ich nicht mehr..." Er brach seinen Satz ab.
"Wenn du nicht mehr was, Harry?" fragte ich vorsichtig nach.
Er spannte sich an. "Du verstehst das nicht!" sagte er nun lauter, woraufhin ich einen Schritt von ihm zurückwich. "Dann erkläre es mir doch!" forderte ich ihn auf.
Harry fuhr herum und er war aufgebracht, funkelte mich wütend an. Ich schluckte leicht, er war respekteinflößend, wenn er so aufgebaut vor einem stand.
"Bitte..." fügte ich leise hinzu.
Er seufzte leise. "Ich habe ein Versprechen abgegeben. Ich darf es nicht brechen, das geht nicht. Ich habe es ihr versprochen!"
"Wem denn? Was hast du versprochen, Harry?" fragte ich ihn wieder und ging nun doch wieder auf ihn zu, ich wusste, dass er mir nichts tun würde. Ich ergriff seine Hände und er starrte darauf, ich konnte sehen wie er mit sich rang.
"Meine Mutter." flüsterte er. "Was ist mit ihr?" hakte ich ebenso leise nach, versuchte möglich sanft dabei zu klingen. Es fühlte sich beinahe so an, als konnte ich seinen Schmerz mitempfinden, mein Herz schmerzte für ihn, weil er so verzweifelt wirkte. Es hatte unheimlichen Einfluss auf mich.
"Erinnerst du dich zufällig an den Anschlag in London, im Januar vor sieben Jahren?" fragte er mich leise und kurz überlegte ich, ehe ich schließlich nickte. Damals gab es in London in einer Shoppingmal einen Terroranschlag, jemand hatte daran zunächst unzählige Menschen erschossen, danach sich selbst. Aufgrund dieses Anschlages begannen kurz darauf die Einsätze im Irak. Mit einem Mal wurde ich ganz blass und riss die Augen auf, Harry sah mich todtraurig an und seine Hände zitterten, weshalb ich sie sanft drückte.
"Mom war damals dort einkaufen, sie ist extra dort hin gefahren. Sie wollte mir etwas zum Geburtstag kaufen..."
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