Kapitel II

Es regnete in strömen. Ein lauter Donner unterbrach das stetige Geräusch des auf die Straße prasselnden Regens und ein Blitz erhellte für kurze Zeit die Dunkelheit, die in der in Trümmer liegenden Stadt herrschte.

Er konnte sich nur langsam und mühsam an seine frühere Zeit hier erinnern. Es war schon viel zu lange her. Die Straßen lagen verlassen vor ihm. Die Menschen, die noch ein zu Hause besaßen, hatten sich schleunigst zurückgezogen. Es gab niemanden, der ihm helfen konnte Menschen hatten Angst vor dem Unbekannten, oder die anders waren als sie selbst. Dabei waren die Dämonen doch Teil der Sicherheitskontrollen. Ihnen allein war es zu verdanken, dass die Menschen in Frieden leben konnten. Wenn man das Frieden nennen kann.

Ihm lief der Regen den Nacken hinunter und er war durchgefroren bis auf die Knochen. Die Leute, für deren Sicherheit er sorgte, ließen ihn nicht ein. Türen und Fenster wurden verschlossen, wenn er zähneklappernd durch die Straßen der wenigen noch intakten Stadtteilen lief. Einerseits verstand er ihre Angst sogar. Aber andererseits hätte  er eine Unterkunft wirklich gut gebrauchen können. Er wollte eine Pause machen, aber  im Schlaf wäre  verletzlich und in einer Welt wie dieser musste man  vorsichtig sein, jedem erst misstrauisch ins Gesicht schauen, jederzeit damit, rechneten ein Messer in den Rücken gestoßen zu bekommen. Er durfte keine Pause machen.

So etwas wie Vertrauen oder Frieden gab es hier nicht. Die Feindseligkeit, die die Stadt ausstrahlte, war fast greifbar. Es war seine Mission die Stadt auf Wesen zu kontrollieren, die hier nicht hergehörten. Seine Leute vertrauten ihm. Nervös sah er sich um. Nichts und Niemand. Die lange, schmale Straße lag verlassen vor ihm.

Seine Unruhe wuchs. Irgendwo musste doch etwas sein! Jemand oder etwas, das eine solche Zerstörung anrichten konnte, hatte nie und nimmer die Fähigkeiten so schnell zu verschwinden und das ohne Spuren! Er wurde schneller. Aufmerksam sah er sich um,  ohne etwas zu sehen. Er hatte das ungute Gefühl, von kalten Augen aus den Schatten der Häuser beobachtet zu werden. Mit hochgezogenen Schultern lief er weiter. Er wollte die Patrouille so schnell wie nur Möglich hinter sich bringen. Zwar war gemeldet worden, dass ein Ungetüm nachts in seiner alten Heimatstadt herumirre, doch keiner der Überlebenden hatte mehr gehört als die verzweifelten Schreie derer, die verschleppt worden waren. Nicht einmal  Blutspuren waren gefunden worden, die darauf hindeuteten, wo sich das Monster aufhalten könnte.  

Doch nun konnte er es spüren, als wäre es sein Atem und nicht der Wind, der seinen Nacken streifte, als wäre es sein Blick, der seinen Rücken durchbohrte und nicht der der Dorfbewohner, die neugierig hinter den zugezogenen Vorhängen hervorschauten. Schnell drehte er sich um, in der Erwartung eine grässliche Kreatur zu erblicken, doch sein Verstand spielte ihm einen Streich. Die Gasse lag leer vor ihm und weder ein Licht, noch ein Geräusch durchdrang die Dunkelheit. Er war bis aufs Äußerste angespannt. Tausende Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf. Wo waren all die anderen nächtlichen Geräusche hin? War das nur die täuschende Ruhe vor dem Sturm? Wo könnte es sich verstecken? Wie sollte er es finden?

,,Cade!", durchbrach eine in Panik versetzte Stimme die Stille. Ein Licht drang immer weiter zu ihm vor und vertrieb die Finsternis, welche ihn zuvor umhüllt hatte. ,,Es war da!", brachte sie völlig außer Atem hervor. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen und ihre Haut blasser als sonst. 

,,Bell, was ist passiert?", frage er, als er in ihr von Tränen überströmtes Gesicht blickte. Was konnte sie so sehr erschüttert haben? Doch die folgenden Wörter brachten selbst ihn zum zittern.

Nein!
Nein!
Alle, aber nicht Finn.
Er stürmte die Straße entlang, ohne auch nur daran zu denken umzukehren. Er war wütend. Wütend auf das Biest, welches seinen Freund ermordet hatte, wütend auf Finn, dass er so dumm gewesen war, sich von einem einfachen Geisterhund fressen zu lassen, aber vor allem war er wütend auf sich, dass er nicht da gewesen war um ihn zu beschützen.
Finn wäre da gewesen, kam ihm der Gedanke.
Finn war immer da wenn man ihn gebraucht hat und ich habe ihn einfach im Stich gelassen.


Ruckartig blieb er stehen, als er eine schwarze Gestalt vor sich sah. Es war, als würde sie aus dunklem Rauch bestehen, als konnte man einfach durch sie hindurch greifen. Er musste den Kopf in den Nacken legen, um in die leuchtend roten Augen blicken zu können, welche vor Mordlust glänzten. Er hatte noch nie einen Geisterhund von dieser Größe gesehen.

All sein Mut war wie weggeblasen und am liebsten wäre er schreiend davon gerannt, oder hätte sich in die nächstbeste Ecke verkrochen, doch er war wie gelähmt. Ein tiefes Knurren drang aus der Kehle des Geisterhundes und er fletschte seine Zähne, an denen immer noch das frische Blut seines letzten Opfers klebte. Das gab Cade den Rest. Er taumelte rückwärts und fiel auf den harten Boden, auf welchem sich das Regenwasser sammelte. Das Biest ging in die Knie und machte sich bereit zum Sprung. Nur noch wenige Sekunden und ihm würde es gleich ergehen wie Finn. Nur noch wenige Sekunden und er würde von den scharfen Zähnen eines Geisterhundes durchbohrt werden. Und dann sprang er. Seine Hinterbeine drückten sich vom Boden ab und es flog direkt auf ihn zu. Als die beiden Gesichter nur noch wenig von einander entfernt waren schloss er die Augen und machte sich darauf gefasst, gleich sein Leben auf die selbe Weise zu verlieren wie Finn, doch es passierte nichts. War er etwa schon tot? Fühlte sich so der Tod an? Er presste seine Augen noch fester zusammen, aus Angst davor, was er sehen würde, wenn er sie öffnete.
,,Cade!"
Bell?
Er riss die Augen auf und blickte auf den vor ihm zusammengekauerten Geisterhund, als wäre er mitten im Sprung gegen eine Glasscheibe geknallt. Eine Barriere!
Cade drehte sich um und blickte auf das Mädchen, welches nun atemlos vor ihm stand. Bell war eine hervorragende Magierin, doch gegen eine Kreatur dieser Größe hatte sie keine Chance. Wahrscheinlich würde ihre Barriere nach dem zweiten Zusammenstoß zerbrechen. Er konnte sie nicht im Stich lassen, so wie er es bei Finn getan hatte. Bei dem Gedanken auch noch Bell zu verlieren, riss er sich zusammen. Er griff nach seinem Schwert und rappelte sich auf, um sich dem Monster zu stellen. Seine Hände begannen unwillkürlich zu zittern, als sich die Barriere langsam aufzulösen begann. Für einen kurzen Augenblick verspürte er den Drang wegzulaufen, dennoch blieb er standhaft und ertrug das nervöse Kribbeln und sein Herz, das immer schneller schlug. Cade spürte, wie der Tod immer näher rückte.
Nicht vielen war es gelungen, einem Geisterhund der Klasse Alpha zu entkommen, geschweige denn ihn zu besiegen.

***

Laira blinzelte und blickte sich verwirrt um. Ihre Umgebung machte einen schönen, ruhigen Eindruck, trotz der grellen Farben, die sie im ersten Moment blendeten. Die Sonne strahlte auf die leuchtend grüne Wiese, in der sie gelandet war. Um die Wiese herum wuchsen wenige, prachtvolle Bäume. Einzelne etwas dunklere Grasflecken waren von Blumen übersäht, die Laira noch nie gesehen hatte. In allen Formen kringelten sie sich über den Boden, mild grünfarbene Blätter bildeten einen Kranz um jede von ihnen. Sie leuchteten in den verschiedensten Farben und verströmten einen betörenden Duft, der ihr die Sinne benebelte und es ihr unmöglich machte klar zu denken. Riesige Schlingpflanzen wanden sich um die dunklen Stämme der großen Bäume. An den grün-goldenen Schlingen blühten rosenartige Gewächse, die ihre Köpfe der Sonne entgegen reckten. Sie schienen zu glitzern und zu schimmern und voller Energie zu sein. Es war ein Ort voll von Magie. Von dem wundervollen Anblick in Bann geschlagen bemerkte Laira erst nach kurzer Zeit den Schmerz, welchen der Aufprall mit sich gebracht hatte. Ihr Blick richtete sich auf das schwarzhaarige Mädchen, das zusammengekauert neben ihr lag. Langsam erinnerte sie sich wieder an das Geschehene. Verschwommen tauchten Bilder der Flucht und von Claras Tod vor ihrem inneren Auge auf. ,,Wo sind wir?", wisperte sie zu sich selbst. Plötzlich sprang das Mädchen auf und sah sich panisch um. Fragend sah Laira das Mädchen an. ,,Wenn du und ich hier sind, dann müssen die anderen doch auch irgendwo hier sein!'', meinte das Mädchen, als es den Blick von Laira bemerkte.,,Das muss nicht zwingend so sein", murmelte diese als Antwort, ,, ...hoffe ich zumindest." Taumelnd erhob sie sich auf die Beine. Der ungewohnte Duft der Blumen umwölkte noch immer ihre Sinne, sodass sie eine Weile brauchte, bis sie ihr Gleichgewicht wiedererlangte. Das Mädchen beobachtete Laira nachdenklich. ,,Dieses ''hoffe ich'' am Ende klang nicht wirklich überzeugend'', sagte sie schließlich mit einem angedeuteten Lächeln. Laira erwiderte das durch leichtes anheben der Mundwinkel, unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie hatte eine ziemlich anstrengende Nacht hinter sich, den Tod ihrer Freundin, das verlieren ihres Heims und ihrer Familie zu verkraften. Das ganze Geschehene erschien ihr unwirklich. So unwirklich, dass sie sich nicht traute sich darüber zu äußern oder sich näher mit dem Gedanken zu beschäftigen, auch aus Angst den Verlust hinzunehmen. Aus Angst davor, was sie mit dem Akzeptieren dieses Geschehens auf sich nehmen würde. Die ihr Gegenüberstehende bemerkte ihr Unbehagen und tastete sich nur vorsichtig an sie heran. ,,Ich denke.....wir sollten einfach das Beste daraus machen...?" Sie ließ diese Feststellung wie eine Frage klingen, deren Antwort Lairas leben verändern konnte. Wenn sie den Schritt in ein neues Leben wagen würde... Aber hatte sie das nicht schon mit ihrer Flucht getan? Außerdem hätte sie dies so oder so irgendwann tun müssen, auch wenn die anderen es gar nicht erst herausgefunden hätten.Ein weiterer Schritt in diese Richtung konnte doch nicht schaden, oder? Viel zu verlieren hatte sie ja nicht. Gezwungen setzte Laira ein Lächeln auf. Das Verziehen ihrer Mundwinkel fühlte sich falsch in ihrem Gesicht an. Ihr Grinsen ähnelte mehr einer Grimasse als einem freundlichen Lächeln, was Laira nur zu bewusst war. Dem schwarzhaarigen Mädchen viel eine Gesichtsregung dieser Art ähnlich schwer. Bemüht das letzte bisschen ihrer Haltung zu bewahren, streckte Laira dem Mädchen entschlossen die Hand entgegen, von den einfachen Worten:,, Ich bin Laira, und du?'', begleitet. Als das Mädchen dann trotz Lairas blutverschmierten Fingern seine Hand in ihre legte fühlte sich das fast an wie ein Versprechen. ,,Mabel.'', antwortete sie. Laira viel erst jetzt auf wie gut sie gebaut war. Ihre Beine waren lang und dünn und im Gegensatz zu Laira war sie Hochgewachsen. Ihre Augen leuchteten in einem hellen Blauton und sie hatte langes schwarzes Haar, welches sich auf ihrem Kopf engelsgleich kringelte. Jedoch war ihre Haut so blass, das sie fast Schnee ähnelte. ,,Warum, haben die uns verfolgt?" Riss Mabel sie aus ihren Gedanken. Laira schnappte  einmal kurz und ruckartig nach Luft und begann ihr alles zu erzählen. Von Anfang an.

Nervös versuchte er seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen, was ihm für einen kurzen Moment auch gelang, doch dann richtete sich das Tier auf und zeigte sich in seiner vollen Größe. Glücklicher Weise musste es sich, solange es in dieser Welt war, materialisieren und somit war es nicht vollkommen unmöglich den Geisterhund dahin zu verbannen, wo er herkam. Cade versuchte sich an den Kampf unterricht zu erinnern, den er damals mit Finn zusammen gehabt hatte. Angespannt wartete er darauf bis es zum Sprung ansetzte, die wohl  einzige Gelegenheit  es direkt anzugreifen, da der Bauch ungeschützt war. Doch anstatt sich vom Boden abzudrücken holte das Tier mit seiner Pfote aus und schleuderte Cade an die gegenüberliegende Hauswand. Hart prallte er von der Wand ab und knallte mit voller Wucht auf den kalten Boden. Keuchend blieb er liegen, während Blut ihm die Sicht versperrte. Was war nur mit ihm los? Einen so starken Gegner hätte er doch sonst nie unterschätzt! Hoffnungslos ließ er sein Schwert neben sich auf den Untergrund fallen. Leise klirrend kam die Waffe auf. Er kam sich blöd vor tatsächlich gedacht zu haben auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Warum hatte er keine Verstärkung gerufen? Wie man sehen konnte schaffte er es nicht einmal einem Einfachen Angriff auszuweichen. ,, Cade!" Bell kam mit bestürzter Miene auf ihn zugerannt und kniete sich neben ihm auf den Boden. Trotz seiner verschwommenen Sicht konnte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehmen. ,,Achtung!", wollte er rufen, doch seine Stimme versagte und er brachte nur ein heiseres Wimmern heraus. Der riesige Hund baute sich direkt hinter Bell auf. Das Monster öffnete seine, mit messerscharfen Zähnen besetzte, Schnauze und stieß ein tiefes, lautes knurren aus. Es riss sein Maul weit auf und stieß vor. Cade konnte sich im letzten Moment vor Bell werfen und sie zur Seite schubsen. Das alles war mehr ein Reflex, als eine gut durchdachte Rettungsaktion, denn im nächsten Augenblick schnappte das Monster zu und erwischte Cade am Unterarm. Die langen Reißzähne gruben sich tief in sein Fleisch, zerfetzten das betroffene Körperteil komplett. Brennender Schmerz zuckte durch ihn hindurch. Er stöhnte vor Schmerz und sank zu Boden. Wegen des zertrümmerten Arms schaffte er es nicht sich wegzurollen, sodass er der nächsten Attacke hilflos ausgeliefert war. Bell konnte sich gerade noch unter dem heran pflügenden Schwanz des Tieres hindurch ducken und Cade aus der Gefahrenzone zerren, stattdessen zerschmetterte es die Mauer hinter ihnen. Ziegelsteine zerbrachen unter der Wucht des Schlages und Holzsplitter regneten auf die Beiden herab, die Staubwolke die sich mit dem Aufprall der in Einzelteile zerlegten Wand löste und sie nun vollkommen einhüllte, ließ Cade gequält husten. Verzweifelt schnappte er nach Luft, atmete dadurch nur noch mehr Staub ein. Bell schien es dabei nicht besser zu gehen. Er stützte sich mit seiner noch gesunden Hand auf, um sich wieder in Kampfstellung zu begeben. Sie mussten hier so schnell wie möglich weg, doch als er versuchte auf die Beine zu kommen durchfuhr ein heftiger Schmerz seine Brust. Anscheinend hatte er sich bei dem Sturz eine oder sogar mehrere Rippen gebrochen. Auf einmal sah er durch die Staubwolke eine schemenhafte Bewegung. Doch anstatt den nächsten und letzten Angriff zu starten, blieb es stehen. Seine roten Augen weiteten sich und ein Heulen durchbrach die Stille, bevor sich die Bestie in Staub auflöste, der vom Wind verweht wurde. Dies geschah so schnell, dass Cade einen Augenblick brauchte um zu realisieren was gerade geschehen war. Ein leuchten erhellte die Dunkelheit und Jack trat aus der Staubwolke hervor. In seiner Hand glühte Schattentöter, ein Schwert, welches nach Legenden in dem Feuer eines Drachen geschmiedet wurde. Auf seiner Klinge glühten Runen, deren Bedeutung Cade nicht kannte. ,,Alles in Ordnung?", fragte Rico und erst jetzt bemerkte Cade das Jack nicht alleine war. Bell kam sofort hergestürmt und ließ sich neben ihm auf den Boden fallen. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf seinen Unterarm und sofort durchzuckte ihn ein unangenehmes Brennen als ihre Finger über das offene Fleisch streiften. Jedoch verging der Schmerz kurz darauf und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als seine Wunden begannen sich zu verschließen. Bell war zwar eine gute Kämpferin, jedoch kannte sie sich definitiv besser mit Heilmagie aus. ,,Wir sollten aufbrechen", drängte Jack. 

 Cade konnte mit den anderen kaum mithalten. Seine angeknackste Rippe und der Biss am Unterarm machten ihm zu schaffen, obwohl Bell mit ihrer Heilmagie schon den Großteil des Schmerzes gelindert hatte. Eigentlich war er noch recht gut davongekommen. Wenn Rico und Jack nicht in letzter Sekunde gekommen wären und den Geisterhund verjagt hätten.... Ja, es hätte schlimmer kommen können. ,, Beeil dich ein bisschen!'', rief Rico ungeduldig, ,,wir sind ja nicht umsonst gekommen..!'' Cade verzichtete auf eine Antwort und schloss lieber schnell zu den Beiden auf. ,, Weswegen seit ihr denn nun gekommen?'', fragte Cade neugierig, ,, denn, nichts für Ungut, aber ihr seit nicht so die Typen, die hierherkommen, weil sie sich Sorgen um einen machen, oder irre ich mich da?'' Jack lachte leise. ,, Nein, da irrst du dich nicht'', erwiderte er, ,,wir sind wegen etwas anderem hier.'' Sein Lächeln verschwand und er wurde wieder ernst.

***

Laira gähnte und rollte sich auf den Rücken. Zu Hause war sie so immer am besten eingeschlafen. Dort hatte sie aber auch ein Bett gehabt. Das provisorische Lager, welches nur aus einer einfachen, dünnen Decke bestand, auf dem sie jetzt lag und das sie nebenbei auch noch mit Mabel teilen musste, war mehr als unbequem. Doch sie war froh darüber überhaupt etwas brauchbares dabei zuhaben. Sie hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht alles aus ihrem Rucksack zuräumen, die Decke war das Erste was ihr in die Hände fiel. Sie atmete tief durch. Seit Stunden schon lag sie wach, ohne Aussicht auf erholsamen Schlaf. Dafür war sie fiel zu aufgewühlt. Bilder ihres früheren zu Hauses geisterten ihr durch den Kopf. Würde sie jemals wieder dorthin zurückkehren? Nein. Für ihren Geschmack gewöhnte sie sich viel zu schnell an diesen Gedanken. Fast wünschte sie sich den Schockzustand zurück in dem sie sich befunden hatte. Fast. Dann müsste sie sich in diesem Moment nicht mit ihrer näheren Zukunft beschäftigen. Laira hatte sich vor diesem Moment gefürchtet. Darüber nachdenken wie es weitergehen sollte..... zu keinem Schluss kommen..... Sie fühlte sich wie zerschlagen. Ein rascheln riss sie aus ihren Gedanken. Sie spürte wie ihr Puls in die Höhe schoss.Mucksmäuschenstill blieb sie liegen. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, in ihr schrillten alle Alarmglocken. ,,Lauf! LAUF!!'',forderte eine schrille Stimme in ihrem Kopf. Wieder raschelte es. ,,Das ist doch nur der Wind", flüsterte sie mit zitternder Stimme. Langsam richtete sie sich auf. In der sitzenden Position würde sie einen besseren Überblick haben. Aber was auch immer sich ihr näherte auch. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie holte tief Luft. ,,Mabel?'', murmelte sie, um die neu gewonnene Freundin aufzuwecken. Ihre Stimme hörte sich dünn und ängstlich an. Sie war viel zu leise! Ein erneutes Geräusch aus undefinierbarer Richtung ließ Laira erschrocken zusammenzucken. ,,Mabel!", zischte sie, diesmal lauter. ,,Wa..!", setzte Mabel mit lauter Stimme an. Laira drückte ihr gerade noch rechtzeitig den Mund zu. ,, Sch! Hörst du das denn nicht?!", fauchte sie gereizt, am liebsten hätte sie geschrien. Der Kloß in ihrem Hals und ihre Furcht zwangen sie jedoch still zu sein. Zum Glück blieb Mabel ohne weiteren Proteste liegen. Sie hatte zwar geschlafen, schien aber dennoch hellwach. Unruhig warteten die Mädchen auf das Geräusch. Es ließ nicht lange auf sich warten. Laira brach der Schweiß aus. Es kam immer näher. Ihre Hände zitterten, als sich ihre Finger in die Decke krallten. Das Geräusch stockte. Es war direkt vor dem Lager stehengeblieben. Mabel tastete nach Lairas Hand und drückte sie. Ihre Anspannung war deutlich spürbar. Vor Angst bekam Laira kaum noch Luft. Waren das ihre Verfolger? Hatten sie sie etwa entdeckt? Wenn sie könnte hätte sie angefangen laut zu kreischen. Es klickte leise und plötzlich erhellte ein Lichtschein das ungemütliche Decken lager. Lairas Herz setzte einen Schlag aus, als der Lichtschein ihr Gesicht streifte und sie geblendet die Augen zusammenkneifen musste. ,,Sie werden euch beide töten!",rief die schrille Stimme in ihrem Kopf. Sie waren dem Fremden schutzlos ausgeliefert. Im selben Moment spürte sie etwas pelziges auf ihren Knien. Das pelzige Etwas, das Laira durch das grelle Licht nur als weißen Wollball wahrnehmen konnte, krabbelte immer weiter an ihr hoch, bis es auf ihrer Schulter saß. Sie konnte sich nicht bewegen, wie fest gefroren saß sie da. Flauschiges Fell strich über ihre Wange. Sie war irritiert. Viel zu flauschig für ein Monster. Vorsichtig hob Laira ihre rechte Hand, um das Tier zu streicheln. So konnte sie auch sichergehen, dass das Tier ihr nichts Böses wollte. Sanft hob sie das kleine Etwas von ihrer Schulter und ihr entwich unbeabsichtigt ein gehauchtes ,, Oh, ist das süß!'' Ihre Furcht war wie weggeblasen. Ihre Augen hatten sich an das grelle Licht gewöhnt und was sie sah verschlug ihr den Atem. Das Hamster große Wesen in ihrer Hand war an Niedlichkeit kaum noch zu übertreffen. ,, Mabel, schau mal!'', flüsterte sie verzückt. Das Tierchen sah aus wie ein Eichhörnchen. Mit riesigen grünen Augen guckte es die beiden Mädchen an. Weißes Fell bedeckte seinen ganzen Körper und ein bauschiger Schwanz mit schwarzer Spitze fuhr ihr über die Hand, flaumig weich und leicht wie eine Feder. Laira war ganz fasziniert von dem kleinen Wesen. Mabel genauso. Keiner der Beiden konnte den Blick von dem bezaubernden Etwas lösen, bis der Fremde mit der grell leuchtenden Fackel sich räusperte. Die Mädchen zuckten zusammen und hoben den Kopf. Laira war durch das gleißende Licht gezwungen, ihre noch freie Hand über die Augen zu heben. Der Fremde dachte jedoch gar nicht daran die Fackel zu senken. ,, Wer seit ihr?'' Woher kommt ihr? Und was zu Teufel wollt ihr hier?'', fragte der Unbekannte fordernd. Diese Stimme war eindeutig weiblich. Sie war hell und klar, unmöglich konnte hinter diesem Licht ein Mann stecken. ,, Wenn du die Fackel senken könntest...'', sagte Mabel mit einem genervten Unterton. Als das Mädchen die Fackel senkte und so ihr Gesicht freigab, wurde Laira erneut überrascht. Das Mädchen sah aus wie 13, sie konnte höchstens 14 Jahre alt sein. Ihr schmales, sommersprossiges Gesicht wurde von schwarzen Locken umrahmt, unter denen einige Türkise, Blaue, Violette und Pinke Strähnen zu finden waren. Dass sie die Fackel beiseite nehmen musste, ging ihr eindeutig gegen den Strich. Wütend funkelnde dunkelblaue Augen blitzten ihnen aus dem blassen Gesicht entgegen. ,, Los jetzt, beantwortet mir meine Fragen!", befahl sie erbost, ,, Wer seit ihr?". Auch das Hamster-Eichhörnchen schien verschreckt zu sein. ,, Shakira, komm sofort hierher!", giftete die 14-jährige weiter. ,, Wie eine Furie", schoss es Laira durch den Kopf. Langsam wurde sie auch wütend. Was fiel diesem Kind ein sie so anzuschreien? Das Tierchen in ihrer Hand schien der selben Meinung zu sein. Es fauchte und sprang dann mit eingezogenem Schwanz von Lairas Hand auf den dicht bewachsenen Boden und von da aus kletterte es geschickt auf die Schulter des jungen Mädchen, wo es ruhig sitzen blieb. Bemüht nicht hinzufallen erhob sich Laira von der Decke. Mabel blieb indessen lieber sitzen und bevor Laira den Mund aufmachen konnte hatte sie schon angefangen zu sprechen: ,, Wir sind Laira und Mabel, wissen nicht wie wir dir erklären sollen wo wir herkommen oder was wir hier wollen", leierte sie gelangweilt herunter, ,, weil wir das selbst nicht so genau wissen" Nach diesem Satz musste Laira Mabel einfach für ihre Ruhe bewundern. Selbst das Mädchen, das gerade einen sehr selbstsicheren Auftritt hingelegt hatte, rang kurz um ihre Fassung. Verwirrt blickte sie auf Mabel hinab. ,, Du sagst die Wahrheit", flüsterte sie kaum hörbar, ,, aber wie ist das Möglich? Das kann nicht sein....." Jetzt war es an den beiden Freundinnen sich irritierte Blicke zu zuwerfen. Die Fremde hatte ihre Fassung zurückerlangt und sprach weiter, diesmal mit einem leicht genervten Unterton. ,, Na das Portal!", erklärte sie, ,, es hat sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet." Diese Erklärung trug nicht wirklich zu Lairas Verständnis bei, sie warf nur noch mehr Fragen auf. Was redete dieses Mädchen da nur? Ein Portal? Wie konnte das sein? Es gab doch schon seit Hunderten von Jahren keine Portale mehr, wenn sie nicht gerade strengstens bewacht wurden. Es war praktisch unmöglich an den Wachleuten vorbeizukommen, also erschien es Laira mehr als nur unwahrscheinlich, dass sich ein Portal genau unter ihren Füßen öffnete. ,, Wo sind wir hier?", forderte Mabel zu wissen, die das ganze eher interessant fand als beängstigend. Etwas das Laira eindeutig missbilligte. ,, Wenn ihr ohne Erlaubnis eingebrochen seit...", fing die Unbekannte an, ohne auf Mabel's Frage einzugehen, ,, dann werden sie euch suchen und einsperren. " ,, Aber wir haben doch nichts getan", platzte es aus Laira heraus. ,, Es wird euch nichts passieren. Falls sie herausfinden, dass ihr Unschuldig seit werden sie euch nach Hause schicken", versuchte das Mädchen Laira zu beruhigen, welche nun panisch hin und her lief. Der Gedanke an zu Hause beruhigte sie überhaupt nicht. Die Gewissheit, dass man sie jagte und versuchte sie zu töten war eher beängstigend. Mabel schien ihre Sorgen zu bemerken und begann beruhigend auf sie einzureden. ,, Die werden uns nicht ausliefern, wenn wir ihnen die Lage erklären." ,, Oder wir fliehen einfach." Erschrocken bemerkte Laira, dass sie ihren Gedanken gerade laut ausgesprochen hatte. ,,Was? Laira willst du wirklich dein ganzes Leben nur weglaufen? Ich habe jedenfalls keine Lust darauf." Mabel klang nun ganz und gar nicht mehr ruhig und einfühlsam, sondern eher aufgebracht und wütend. ,,Dann geh doch nach Hause. Ich jedenfalls will nicht an den Ort zurück an dem man mich umbringen wollte. Du weißt genau was passiert ist! ", fauchte Laira. Eigentlich wollte sie nicht so wütend klingen, doch die Tatsache, dass Mabel so leichtfertig über sie urteilte obwohl sie genau wusste, dass Laira nichts dafür konnte enttäuschte sie. Woher hätte sie denn wissen sollen das alles so kommen würde? Sie war genauso wenig auf das Desaster hier vorbereitet gewesen wie Mabel. Ihre Enttäuschung wuchs noch, als sie Mabel's ungläubigen Blick bemerkte. Wie konnte Mabel sie nur so missverstehen? Sie hatte ihr den Grund für das überstürzte Verlassen ihres zu Hauses doch genau erklärt! Oder zumindest oberflächlich, die Hintergründe hatte sie Mabel verschwiegen. Wie hätte sie denn anfangen sollen? Wo? Also hatte sie einfach bei ihrer Flucht begonnen. Bis ins kleinste Detail hatte sie ihr die fürchterliche Jagd beschrieben. Naja. Fast. Claras Tod hatte sie nur flüchtig und kurz erwähnt. Aber dort hatte Mabel verstanden warum Laira nicht darüber sprechen wollte. Also was war an dieser Geschichte denn bitte falsch zu verstehen? ,, Äh......Laira?", meldete sich Mabel zaghaft zu Wort. ,, Was?!", fuhr Laira sie an. Mabel machte mittlerweile einen ziemlich eingeschüchterten Eindruck. Sie war ganz bleich geworden. Vielleicht hatte Laira ja doch überreagiert.....Nein, das konnte nicht sein. In so einem Fall hätte jeder sich so benommen. Was hatte Mabel denn erwartet? Dass Laira ihr ohne Widerworte zustimmen würde? Bestimmt nicht! Fragend hob sie eine Augenbraue. Am liebsten hätte sie Mabel jedoch einfach angeschrien. Warum machte sie nicht den Mund auf? Sie war schließlich und endlich ja die Erwachsene von beiden, also müsste sie sich auch in dieser Situation so verhalten! Doch sie zuckte nur Zusammen. Was war bloß los mit ihr? Als Laira die Hand nach ihr ausstreckte, blitzte Angst in ihren Augen auf und sie duckte sich weg. Laira blinzelte zu dem Mädchen mit dem Hamster-Eichhörnchen auf der Schulter hinüber. Vielleicht war sie ja bereit ihr eine anständige Antwort zu geben. Sie sah jedenfalls hilfsbereiter aus als Mabel. Mehr interessiert, nicht ängstlich. Laira warf ihr einen hoffnungsvollen Blick zu, doch auch bei ihr musste sie registrieren, dass das Mädchen nicht gewillt war mit ihr zu sprechen. Die Kleine deutete nur wage mit dem Zeigefinger über Laira hinweg. Irritiert warf sie einen Blick hinter sich. Nichts. Keine Bewegung, kein auffälliges Geräusch. Niemand. Langsam bekam Laira es mit der Angst zu tun. Was meinte das Mädchen nur? Hatte Mabel etwa Verfolger ausgemacht? Beunruhigt drehte sie sich wieder zu ihren Freundinnen um. Voller Verwirrung und aufgewirbelter Fragen betrachtete sie die Anderen. Sie war so verwirrt, dass sie keinen ganzen Satz herausbrachte, sondern nur ein allumfassendes ,,Hä?''. Hier konnte wirklich nirgendwo etwas sein! Sie waren hier doch sicher, oder etwa nicht? Möglich wäre ja, dass Mabel Laira nur vorgaukelte Angst zu haben um von sich selbst abzulenken. Laira verwarf diesen Gedanken gleich wieder, sie kannte Mabel zwar noch nicht lange, aber zu sowas würde sie sich niemals hinreißen lassen. ,,Laira..?, begann Mabel, die mittlerweile ihre Sprache wiedergefunden hatte, beschwichtigend, ,, da ist etwas das du dir ansehen solltest. Es ist, ....denke ich ..., nicht ganz so schlimm wie es aussieht''. Sie klang fast wie eine Psychologin oder eine Mutter, die ihrem Kind erklärt, dass sein Lieblingsspielzeug kaputt ist. ,, Nicht ganz so schlimm?'', dachte Laira irritiert. Erwartungsvoll erwiderte sie Mabel's Blick. ,, Ähm... Du hast da was, sagte Mabel, wie die Kleine mit einer wagen Handbewegung über oder hinter Laira zeigend. ,,Könntet ihr bitte mal Klartext mit mir reden, anstatt dauernd eure ungenauen Andeutungen zu machen?!", schrie Laira aufgebracht. Ihr reichte es jetzt endgültig. Während sie sich auf dem Absatz umdrehte, streifte ihr Blick über ihre Beine und da bemerkte sie erst die vor Hitze flimmernde Luft um den Boden herum. Weiter oben, in direkter Nähe ihres Kopfes kühlte die Luft schlagartig ab. Feiner Nebel wirbelte um sie herum und ihr Atem bildete weiße Wölkchen. Erschrocken taumelte sie ein paar Schritte zurück. Doch der seltsame Nebel folgte ihr einfach und die extremen Temperaturunterschiede blieben auch. Was passierte da mit ihr? Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie das verrückte Szenario um sich herum. Je nervöser und panischer sie wurde, desto höher wurde der Temperaturunterschied. Der Nebel verdichtete sich immer weiter, bis er Laira komplett verschlang. Sie hörte Mabel entsetzt aufschreien, dann war es still. Vor ihren Augen verschwamm alles, der undurchdringliche Nebel verschluckte alle Geräusche rundherum. Sie hatte das ungute Gefühl ersticken zu müssen. Die furchtbare Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie wollte noch nicht sterben! Erst recht nicht ersticken. Panisch schnappt sie nach Luft. Ein schrecklicher Schmerz durchfuhr ihre linke Hand. Sie wandte den Kopf und richtete ihren Blick nach unten. Beide Hände waren von einem glühenden Schein umgeben. Auf ihren Handflächen bildeten sich rote Punkte. Ein schwarzer Schleier legte sich über ihre Augen und sie verlor das Bewusstsein.

***

,,Es gab einen Zwischenfall am westlichen Grünwassertal. Ein bewegliches Portal wurde geöffnet.", teilte Jack ihm mit, ,, wir müssen sofort los und das, was auch immer den Weg in unsere Welt gefunden hat, aufhalten. " Cade starrte Jack ungläubig an. Es war unmöglich in diese Welt einzudringen. ,, Wie konnte so etwas nur passieren? Die Portale sind doch alle bestens bewacht!", platzte es aus ihm heraus. Die Gefahr erwischt zu werden war viel zu groß. Kein klar denkendes Wesen würde den Versuch wagen. Es waren sehr viele Tests im Bezug auf die Sicherheit ausgeführt worden. Profis hatten versucht ungesehen einzudringen, doch keiner von ihnen war sonderlich weit gekommen. ,, Normalerweise schon, aber die betroffene Einheit ist spurlos verschwunden." ,, Einfach so?", fragte Cade fassungslos. Rico nickte stumm. ,, Wir sollten uns beeilen", meinte er schließlich. ,,Durch den Geisterhund haben wir ganz schön viel Zeit verloren", stimmte Jack ihm zu. ,,Aber... woher sollen wir wissen wer die Eindringlinge sind oder wer er ist? Ich meine, wir können höchstens das Gebiet in dem das Portal geöffnet worden ist aufsuchen, aber ist der Eindringling dann überhaupt noch dort? Und was wenn wir ihm über den Weg laufen und ihn nicht erkennen?'', warf Bell ein.

Es war immer noch Nacht, doch der schein von Bells Licht erhellte die dunklen Gassen. Es waren noch mehrere Stunden bis sie das Grünwassertal erreichen würden. Stumm trotteten sie hintereinander her, Bell ganz vorne. Keiner wagte sie Stille zu durchbrechen. Am Ende der Gasse erstreckte sich scheinbar endlose Wüste aus Steinen. Kein Anzeichen auf Leben war zu sehen. ,, Hier geht es nicht weiter.", brach Bell das Schweigen nach einer gefühlten Ewigkeit. ,, Was?", fragte Rico ungläubig und rannte zu ihr. Bells Blick war nach unten gerichtet, in die endlosen tiefen der Schlucht, welche ihnen den Weg versperrte. ,, Ich könnte schwören die war vorhin noch nicht da." Fassungslos starrte jetzt auch Jack hinunter. Die Schlucht schien sich wie in der Tiefe, so auch in der Länge ins Unendliche zu ziehen. Außerdem fielen Cade bei näherem Hinsehen auch noch etliche andere größere und kleinere risse auf, die den Boden um die Schlucht herum durchzogen. Entsetzt warf Jack Cade einen Blick zu. Sprachlos starrten sie einander an. ,,Was ist das?", fragte Rico mit dünner Stimme. Er klang ziemlich nervös, etwas das gar nicht zu ihm passte. Jack und Rico waren immer diejenigen, die die Fassung bewahrten und einen Ausweg fanden. Diesmal standen sie einfach regungslos da, mit weit aufgerissenen Augen und bleichen Gesichtern. ,, Wie..?", stotterte Jack zusammenhangslos. Dadurch, dass alle wie versteinert dastanden vollkommen auf den Anblick der riesigen Schlucht fixiert waren, sah keiner, wie sich die ersten Steine lösten. Bell war die erste die da geschehen bemerkte. Ein erstickender Klang drang aus ihrer Kehle als ein weiterer Stein von der tiefe verschluckt wurde. Jack fasste als erster wieder klaren Verstand und packte Bell am Arm um sie von der Klippe wegzuziehen. Gerade noch rechtzeitig, denn genau in diesem Augenblick brach das nächste große Stück ab. ,, Rennt!", schrie Rico und als wären seine Worte der Auslöser gewesen verbreiteten sich die Risse und der Boden brach zusammen.

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