Prolog


,,Niemals steige ich in eure Firma ein, vergesst es!", schrie ich aufgebracht und versuchte den Fakt zu ignorieren, dass ich eben eine der teuren Vasen meiner Mutter in einem Affekt zerstört hatte. Ich stand wutentbrannt mitten im Wohnzimmer meiner Eltern und lieferte mir mit beiden einen heftigen Streit.

Sie hatten erneut versucht mich dazu zu überzeugen, meinen Plan der eigenen Wohnung zu durchkreuzen und stattdessen bei ihnen in der riesigen Villa zu wohnen, in das Familienunternehmen einzusteigen und durch die beiden groß rauszukommen.

Aber ich wollte mir meinen Traum nicht zerstören lassen. Ich wollte meine eigene Wohnung, mein eigenes Geld, mein eigenes Studium, mein eigenes Leben.
Ich hatte mir in London bereits einen Studiumsplatz sichern können und viel hinein investiert. Noch dazu kam die gesichterte Arbeitsstelle, ein Nebenjob in dem Café der Eltern meiner besten Freundin Nia. Wir beide würden gemeinsame Arbeitszeiten haben, immer  an zwei, drei Nachmittagen der Woche, recht flexibel.

Und das sollte ich jetzt platzen lassen, allein durch das Verlangen meiner Eltern, mich in ihre bescheuerte Immobilienfirma einzuschleußen?! Keines Falls, das würde ich nicht zulassen, selbst wenn ich somit einen Familienkrieg anzetteln musste!

,,DU BIST IMMER NOCH UNSERE TOCHTER UND DU WIRST TUN WAS WIR DIR SAGEN! HAST DU GEHÖRT?" Mein Vater tobte und da ich keine Antwort gab, fragte meine Mutter nach:,,Hast du gehört? Dein Vater spricht mit dir, hörst du?" Als ob ich nicht verstehen könnte, was er meinte, als ob er nicht gerade so laut geschrien hätte, dass Veronika, eine der Bediensteten, vor Schreck so zusammen gezuckt wäre,dass ihr das Teetablet, welches sie brachte, aus der Hand gefallen war!

Die Teetassen zerbrachen klirrend, der Tee ergoss sich auf den cremefarbenen Teppich und Veronika versuchte krampfhaft den entstandenen Fleck verschwinden zu lassen. ,,Ja, ich hab's gehört" meinte ich tonlos zu meiner Mutter und kniete mich zu Veronika herunter. Mit einem leichten Lächeln forderte ich sie in einem netten Ton auf, Kehrzeug zu holen, um die Scherben aufzukehren, während ich weiterschrubben würde. Sie bedankte sich leise und lief los.

,,Du hast dich ganz schön gehen lassen, weißt du?", begann meine Mutter und fuhr fort:,,Falscher Umgang, Flausen im Kopf, hilfst Angestellten... Herrgott nochmal, wo soll das denn hinführen? Meine Güte, hat diese komische Mia, oder wie sie heißt, dir dieses Unizeugs eingeredet oder was? Ich nehme stark an, durch sie bist du erst auf die Idee einer eigenen Wohnung gekommen, habe ich Recht? Sie ist wirklich unmöglich, du brauchst bessere, anständigere Freunde, wir können dich gerne einigen Interessenten vorstellen." 

Das ging zu weit! Mich konnten sie gern beleidigen, aber Nia mussten sie da raus halten! ,,Lasst sie da raus! Nia hat gar nichts damit zu tun! Dauernd wollt ihr mich in eure beschissene Firma einschleusen, aber ich will nicht! Ich möchte mein eigenes Leben! Aber ihr kapiert das ja einfach nicht!"

Ich konnte mich nicht mehr halten. Eine Woge der Wut überrollte mich, nahm alles ein. Kurzerhand beschloss ich, abzuhauen, damit ich meinen Eltern nicht an die Gurgel gehen würde. Mit forschen Schritten rauschte ich davon. Meine Mutter erwischte meinen Arm und umfasste ihn wie ein Schraubstock. ,,Du tust mir weh", sagte ich. Sie ging nicht darauf ein. ,,Eleanor, liebe Tochter-" ,,Ich bin nicht Eleanor! Sie ist weg!", unterbrach ich sie. Dauernd hielt sie mich für Eleanor. Eleanor, meine ältere Schwester, die vor einem halben Jahr gestorben war. ,,Ja, sie ist tot, und du bist daran schuld!"

Meine Gesichtszüge entgleisten und ihre Worte halten in meinem Kopf wieder. ...und du bist daran schuld!
,,Nein, ...nein, es war... Es war ein Unfall!" wiederholte Ich immer wieder, wie von Sinnen. Meine Mutter schien zu glauben, ich würde locker lassen und so ließ sie meinen Arm los. Die Haut unter ihrem Griff war gerötet und brannte. Ich musste meine Chance nutzen: Mit einem Satz nach hinten brachte ich Abstand zwischen mich und meine Mutter, um dann kehrt zu machen und loszurennen. Doch wider meines Willens hatte Vater die Tür blockiert. ,,Aleandra Clarisse Gaunt! Du bist daran schuld, deine Schwester ist tot! Ist dir das klar? Du bist eine Mörderin! Uns jetzt schon wieder so in den Rücken zu fallen, was fällt dir eigentlich ein?", fauchte er. Ich erwiderte bitter:,,Lass mich vorbei!", doch nichts der gleichen. Da kam Veronika zurück. Ihr war die Sache sichtlich unangenehm, das konnte man sofort erkennen. Doch was dann passierte konnte ich kaum glauben.

Mit einem schnellem Satz nach vorne befreite sie mich von meinem Vater, hielt auch meine Mutter davon ab, mir zu nahe zu kommen und schnappte sich meinen Arm. Diesmal wird mein Arm nicht fest umklammert sondern gehalten und ich wurde von Veronika zur Tür gezogen, während sie ein ,,Komm, schnell" murmelte. Als wir vor der Haustür ankommen, sieht sie meine Tränen, die Mutter mit ihrem Worten veranlasst hatte. Sie umarmte mich und flüstert beruhigende Worte. Als ich mich einigermaßen gefasst hatte, hörten wir Schritte. Gemeinsam liefen wir davon. ,,D-Danke", stammelte ich, völlig aus der Puste. Als wir an einer Haltestelle ankamen, stand dort uns zu Gunsten ein Bus der in Richtung der Wohnung meiner besten Freundin Nia fahren würde. Ich erkläre Veronika meinen Plan und gemeinsam betreten wir den Bus.

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856 Wörter

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