Kapitel 16
Leere... Tiefe dunkle Leere...
Sie durchströmte mich förmlich.
Aus der Ferne höhrte ich wie irgendjemand angeschriehen wurde. Konnten die anderen nicht einfach mal still sein? Ruhe war das einzige was ich jetzt wollte. Dunkelheit und Ruhe... so wie ich mich fühlte.
Ich öffnete kurz die Augen, konnte aber vor lauter Tränen nicht wirklich viel erkennen. Irgend etwas plätscherte neben mir und beruhigte mich etwas. Es roch feucht-erdig, was mich an Moor erinnerte. Wie gerne würde ich jetzt in so ein Sumpftümpel springen und einfach darin versinken...
"Julia verfluchte scheisse hört auf damit!" Vermutlich Flame, es war mir um ehrlich zu sein egal. Mir war alles scheiss egal.
Ein weiterer panische Schrei aus dem Nebenzimmer "Meine Kleider!" Ich drehte meinen Körper mühsam zur Seite. Ein See hatte sich bis knapp vor meiner Bettkante gebildet. Flame stand bis zu den Knien im Wasser und starrte mich an. "Es ist zu viel, ich kann es nicht aufhalten!" Mit blau leuchtenden Augen watete Skiper mühsam ins Zimmer. Ich drehte mich wieder um und starrte resigniert die nahegelegene Wand an, aus der ebenfalls Wasser hinunterlief.
Plötzlich nahm jemand meine Hand. Meine innere Taubheit und Leere ließ langsam nach und ich schaute auf. Auf meinem Bett saß ein triefend nasses Mädchen mit dunklen Haaren, die sie zu zwei Knoten zusammengebunden hatte. Mit vor Anstrengung verzerrten Gesicht starrte sie mich mit violett pulsierenden Augen an. "Ihr Vater" brach sie mühsam mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Plötzlich brach sie zusammen.
"Musa!" schrie diese Terra panisch und hob das zusammengesunkene Mädchen aus dem Wasser. "Alles Gut. Ich... Ich schaff das!" versicherte sie schwer atmemd und stützte sich an der Bettkante ab. Sie drehte sich wieder zu mir und ihre Augen änderten wieder die Farbe.
"Ich weiss wie du dich fühlst" flüsterte sie mir zu. Ja, natürlich... Pfff.
Sie senkte den Blick "Ich... Ich hab auch meine Mutter verloren" Ich sah eine Träne in ihrem Auge blitzen. "Ich war dabei... als sie gestorben ist... und konnte nichts dagegen machen" ihre Stimme zitterte. Es schien ihr sichtlich schwer zu fallen darüber zu reden. Terra nahm sie tröstend in den Arm.
Wie schlimm... der eigenen Mutter beim Sterben zuschauen. Zum Glück war ich in meinem Fall nicht dabei. Die Bilder würde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Den Artikel zu lesen hatte mir schon gereicht.
Vier Journalisten, die in Gana von Terroristen entführt wurden. Nach drei Tagen hatte man in einem Fluss die enthaupteten Leichen gefunden. Mein Vater...
Terra hob mich hoch und schleppte mich aus dem Zimmer. Meine Mitbewohner hatten sich auf Komoden und Tische geflüchtet, um dem Wasser zu entkommen. Draussen wurde mir das ganze Ausmaß bewust. Das Wasser stand bis zu den Schienbeinen und tropfte von den Wänden. Scheisse, war ICH das etwa? Fuck!
Wir wateten durch die Gängen, begegneten hin und wieder Wasser- sowie Feuerfeen die versuchten die Wassermassen zu beseitigen. Wir kämpften uns die Treppe hoch, was mit dem Wasserfall, der hinunterlief gar nicht so einfach war. Kaum hatten wir es geschafft, kam uns eine Frau mit kurzen braunen Haaren und Brille entgegen. In Begleitung hatte sie ein Mädchen mit langen weissen Haaren, die mich genau musterte. War dieses Mädchen nicht beim Kampf gegen die Verbrannten neben mir gestanden?
Musa und Terra zogen mich weiter ins Zimmer der Direktorin. "Was ist passiert" Sie kam uns im Vorzimmer entgegen. "Sie hat erfahren, dass ihr Vater umgebracht wurde" antwortete Musa leise. Traurig schaute mich die Direktorin an.
"Das ist noch lange kein Grund die ganze Schule Unterwasser zu setzen!" rief eine Stimme hinter uns, die ich zu gut kannte und mir die Haare aufstellten. Saladin stand im Türrahmen und wrang verärgert einen Stapel Papier aus.
Griffin seufzte "Du hattest recht. Das kann so nicht weitergehen" Sie faltete die Hände. "Im normalen Unterricht können wir Julia nicht so fördern, wie sie es brauchen würden...." - "hier sind sie Miss Griffin" der Homöopath drängte sich zusammen mit vier weiteren Mädchen in den Raum. Langsam wurde es echt eng.
"Danke Ben" die Direktorin nickte ihm zu und wannte sich zu der Gruppe "Gut, dass ihr so schnell kommen konntet Mädchen. Eure WG wurde für Tecna's Wiedereinstieg in der dritten Schulstufe vergrößert. Ich möchte, dass ihr Julia auchnoch bei euch aufnehmt" sprach sie. Die Blondine mit offensichtlich teueren Designerklamotten stieß ein genervtes schnauben aus "Wir sollen etwa Babysitter?!" sie verschränkt die Arme. Beschwichtigend hob die Direktorin die Hand "Nicht doch Stella. Ihr sollt sie im Umgang mit euren Elementen lehren, damit sie vorbereitet ist wenn ein weiteres ausbricht" So wie sie das sagte klang das für mich so als ob die Avatarsache eine Krankheit sei.
Bevor sich die blonde Modetussi weiter beschweren konnte, trat das rothaarige Mädchen mit den blauen Augen vor... Ich glaube sie hieß Bloom. Warte, jetzt erst viel mir auf, dass das die Mädchen sind, die beim Kampf Flügel hatten. Also müssen das die mächtigen Winx sein!
"Ich glaube das sollten wir schon irgendwie hinbekommen... oder Mädels" sie sah fragend zu den anderen Mädchen, welche nickten. Die Direktorin wirkte zufrieden "Gut... dann wünsche ich euch viel Erfolg" Saladin wirkte hingegen von der Idee gar nicht begeistert, doch schwieg er diesmal. Wir gingen hinaus und der Arzt wünschte Terra viel Glück.
Ich und ein anders Mädchen mit Brille und kurzen Haaren gingen etwas langsamer hinter der Gruppe her, die sich lautstark über etwas unterhielt. Ich starrte auf den Fußboden, der immernoch etwas nass war. "Ehm, tut mir leid... das mit deinem Vater" sie wirkte unsicher "Ich bin übrigens Tecna. Du... Du kannst in meinem Zimmer schlafen... Ich hab noch ein Bett frei" sie schaute mich von der Seite an. Ich nickte nur stumm. Die Leere war immernoch da, aber nichtmehr so stark, als dass ich das Gefühl hatte ich versinke in ihr.
Die neue WG sah eigentlich fast gleich aus wie meine alte, abgesehen davon, dass es zwei Zimmer mehr hatte. Das Zimmer von Tecna sah aus wie ein IT Büro. Auf dem Schreibtisch war ein grosser Computer mit 6 Bildschirmen, je drei übereinander und überall lagen Kabel und sonstigen technischen Krimskrams herum. Sie räumte die Sachen etwas zur Seite, damit mein Bett und Schreibtisch frei war. Eigentlich hatte ich keine Kraft meine Sachen zu packen und umzuziehen.
Ich tat es trotzdem... musste ich ja.
Als ich am Abend die Kantine betrat, hielten wirklich alle Schüler mit Essen und ihren Gesprächen inne und starrten mich an. Wie Messer löcherten mich ihre Blicke und hielten mich Schritt für Schritt im Auge.
Hastig holte ich mir eine Schale Salat und eilte hinaus, weg von all den unangenehm Blicken. Ich setzte mich im Gang irgendwo hinter eine Säule und stocherte apetitlos in der Schale herum.
Jetzt kannte mich wirklich jeder... Eigentlich wollte ich das gar nicht. Ich wollte doch einfach nur ganz normal zur Schule gehen und meine Magie kontrollieren lernen und Freunde finden.
Der Hunger war mir vergangen. Ich stellt die Schale zur Seite und Umschlag meine Knie. Als ich Schritte näher kommen hörte, sah ich auf. Das weisshaarige Mädchen stand vor mir. "Julia?" fragte sie vorsichtig. Ein genervtes stöhnen drang aus meiner Kehle. Na super, jetzt weiss sogar jeder meinen Namen: Julia, der gefährliche Avatar, welche die Schule unterwasser gesetzt hat und sich von einem Vogelwesen hat entführen lassen. Toll!
"Ich bin Friya. Wir waren zusammen auf der selben Schule" versuchte es das Mädchen erneut. Ich verdrehte die Augen. Oh mann, muss sie mich daran erinnern. Dort war es nicht besser gewesen, aber immerhin haben mich dort nur ein Teil der Schüler gehasst, nicht die komplette Schule. "Jetzt bist du sicher hier um mich fertig zu machen?!" kam ich zum Schluss, doch das Mädchen starrte mich bei den Worten an als ob ich gesagt hätte ich sei ein Alien. "Was nein!" rief sie schockiert "Ich möchte dir helfen."- "Ich glaube mir kann niemand helfen" flüsterte ich. Die Weisshaarige schaute mich traurig an.
"FRIYA" die Lehrerin, die mich schon vorhin stark an Fräulein Rottenmeier aus Heidi erinnert hat, kam herbeigestapft. "Ich hab dich überall gesucht. Wir müssen los!" mit diesen Worten packte sie das Mädchen am Arm und zog es mit sich.
Ich blieb noch eine Weile sitzen, dann ging ich auch nach oben. Vorher schlich ich zurück in die Kantine und stellte die unberührte Schale auf den ersten leeren Tisch.
Ohne ein Wort zu sagen ging ich direkt in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Tecna hatte ich am Schreibtisch gar nicht bemerkt. "Ich habs in deinem alten Zimmer am Boden gefunden. Ich dachte ich reparier den Wasserschaden und das Display" sie erhob sich und gab mir mein Handy zurück. "Ich hab auch die Speicherkapazität etwas vergrössert" fügte sie hinzu. "Danke" flüsterte ich und betrachtete das Gerät. Es sah aus wie neu. Ihr Blick viel auf das kaputte GPS Gerät auf meinem Nachttisch. "Ist das ein Garmin eTrex 10?" fragte sie. Verblüfft schaute ich sie an. Normalerweise kannten die genaue Gerätebezeichnung nur Urban Explorer und Geocacher. "Woher..." - "Ich interessiere mich für allerlei technische Geräte" erklärte sie grinsend. "Meine Eltern sagten, ich hätte schon einen Computer zusammengebaut, bevor ich überhaupt laufen konnte" sie lachte. Die dunkelhäutige kam herein. "Wiso hast du nochmal die Schule unterbrochen?" wollte sie wissen. "Die Firma meines Vaters hatte mit Hackingangriffen zu kämpfen. Ich musste mithelfen die Server zu schützen und eine sichere Software entwickeln für die Firewall" Als sie so über ihren Vater sprach, versetzte es mir einen Stich. Ich behielt aber die Nerven und höhrte interessiert zu. Die blonde Tussi kam mit Lippenstift in der Hand zu uns "Und das durfte dein Vater einfach so?" fragte sie mit hochgezogen Augenbrauen. Tecna wirkte etwas verlegen "Naja, mein Vater gehört zu den reichsten Menschen der ersten Welt" - "Ach echt? Wer?" schaltete sich Bloom ein und drängte sich an den anderen beiden vorbei.
Die neugierigen Blicke schienen Tecna nervös zu machen.
Sie trommelt mit dem Finger auf die Bettkante, ehe sie antwortete "Mark Zuckerberg" - "Krass!" entfuhr es Bloom und Stella gleichzeitig. "Ernsthaft jetzt?" hakte letztere nach und Tecna nickte. Die beiden Mädchen, besonders Stella flippten fast vollkommen aus. Auch mich erstaunte diese Neuigkeiten sehr. "Und deine Mutter?" fragte ich neugierig, auch in der stillen Hoffnung das Thema wechseln zu können.
Tecna winkte ab "Die arbeitet mit einem der jüngsten University of Colbridge Absolventen nahmens Elija Kamski zusammen, der ein Unternehmen zur Entwicklung für Androiden aufbaut" - "Androiden?" Terra kam dazu und runzelte verwirrt die Stirn "Roboter, die wie Menschen aussehen" übernahm die dunkelhäutige nahmens Aisha für Tecna "sie sind gerade dabei den ersten Prototypen zu entwickeln, der Hoffentlich den Turing-Test besteht" Tecnas Augen leuchteten vor Begeisterung. "Okay, das wird mir zu technisch" rief Stella überfordert und verließ den Raum. Auch Terra widmete sich wieder ihrem halben Gewächshaus im Zimmer und Aisha wollte im nahegelegene Fluss schwimmen gehen.
Als ich mich erschöpft aufs Sofa des Gemeinschaftsraums sinken ließ, kam Bloom auf mich zu "Ich weiss du hattest es in letzter Zeit nicht leicht und hast viel durchgemacht. Aber wir werden versuchen so gut es geht dich zu unterstützen... was auch immer noch kommen mag"
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