💙Chapter 19💙


Ciel

Bevor die Sonne auf den Wolkenberg steigen konnte, sind wir bereits weiter gefahren, den Weg weiter durch den dunklen Wald.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir das Waisenhaus erblicken werden, dies jedenfalls laut Sebastian.
Der Himmel bekommt eine leichte orange Färbung.

"Was werdet ihr tun, wenn wir da sind, junger Herr?"
Fragt Sebastian mich neugierig.
Mir ist klar, dass ihm es immer eine Freude bereitet, wenn ich einen Fall löse.
In seine Augen bin ich für ein Moment dann sicherlich Erwachsener.
Dies bin ich bereits, allerdings sieht er mich sicherlich nicht so an, er zieht mich noch heute damit herunter, wie kindlich ich sei.
Es ärgert mich, denn ich möchte das er mich endlich als erwachsener Ansieht.
Er solle es, um dieselben Gefühle zu entwickeln, die ich für ihm empfinde.
Denn dann kann-

"Ich habe keine andere Wahl. Ich werde mich als Kind ausgeben und mich hineinschleichen.
Was du machst, weiß ich nicht, bleib aber in meiner Nähe."

Ich sollte es nicht zu Ende denken, es würde nichts verändert.

"Ich verstehe.
Sie werden sich als Kind ausgeben, um herauszufinden, ob die Kinder wirklich als Nahrungsmittel verwendet werden."
Zufrieden nickt er und bringt die Fiaker zum Stillstand.

Sein Blick gleitet zu mir.
Wie sehr ich doch möchte, dass er weiß, wie sehr ich ihn begehre.
Wie sehr ich doch möchte, dass er mir gehört.
Ich sollte es nicht, es liegt nicht in meinen Stand ihn zu lieben.
Mein Herz, sowie mein Verstand verlangen es von ihm geliebt zu werden.
Stumm muss ich es Geheimhalten, wie ein Geheimnis..
Stimme rufe, meine Vernunft muss aber dagegen ankämpfen.
Bis zum bitteren Ende..

"Sich als Waisenkind auszugeben sollte ihr letztes Problem werden, allerdings solltet ihr die dementsprechende Kleidung euch umlegen."

"Du würdest nicht mein Butler sein, wärst du nicht vorbereitet, also kleide mich um."

Eine Aussage die schwer aus meine Lippen gilt, dennoch ich schaffte zusagen.

"Wie sie es befehlen. Allerdings müsste ich davor euch warnen."

Skeptisch sehe ich ihn an; "Und was ist es?"

"Die Kleidung ist nicht wetterbedingt, als Waisenkind, was auf der Straße lebt, halte ich es für eine nicht besonders kluge Idee etwas Sauberes, ohne Löcher zu wählen."

"Dann sei es so."

Ich bleibe sitzen, während er geschwind meine Bekleidung wechselt.
Kaum spüre ich es, nur ein leichter Windzug und schon war ich umgekleidet.
Sagen tue ich nichts, nur beobachten.
Gedanklich wünsche ich mir, dass er mich mehr ihn Augenschein nimmt.

•••

Ich sehe ein letztes Mal zu der Stelle wo Sebastian steht.
Aufmerksam beobachtet er jeden Schritt von mir.
Er ähnelt ein Wolf der aufmerksam ein Reh beobachtet, um ihn bei dem unachtsamen Moment, in Fetzen zu reißen.
Ich schüttel mein Kopf, diese Gedanken sollten mir jetzt nicht den Kopf plagen.
Ein großes altes Anwesen näher ich mich immer mehr.
Es ist ganz in Grau, scheint trostlos, die Wolken sind ebenfalls traurig, scheinen jedem Moment hier ihre Tränen vergießen zu wollen, da etwas Schreckliches passiert ist.

Die Eichenholztür näher ich mich, nehme den goldenen Türklopfer und klopfe dreimal.
Der Türklopfer ist ein Löwenkopf, der gefährlich sein Maul aufgerissen hat.
Einen Moment warte ich, ich bemerke wie die Aura, die diesen Ort hütet bedrückend ist.
Als wäre es eine unausgesprochene Warnung, des Waldes.
Eine Warnung, die ich zu ignorieren weiß, ich als Earl Ciel Phantomhive muss es tun, für die Königin.
Viel gefährliche Warnungen habe ich bereits ignoriert, einmal hätte ich mein Leben fast geben müssen, deswegen.

Die Tür wird mit ein lauten knarren geöffnet.
Eine Frau, nicht älter als ich, vielleicht zwei Jahre, steht vor mir.
Ihre Kleidung ist so grau wie der bewölkter Himmel im Moment, eine weiße unschuldige Schürze ist das einzige, was ein wenig freundlich an ihr wirkt, wie die Strumpfhose.
Ihr Schuhwerk ist schwarz, sowie ihre gelockte Haare, die ihr bis zum Kinn gehen.
Auf der Nase ist eine silberne Brille.

"Was macht so ein schöner Junge hier?"
Die Stimme so süß wie Zucker, zu süß, was eine gefährliche Note an bitterlichkeit besitzt.

Ihre grauen, leeren Augen versuchen in meinen Seelenspiegel zusehen.
Ich lasse ihnen aber nicht zu meinen Gefühlen Einlass.
Nur die leere sehe ich sie Blicken.
"Ich... Ich-"
Ich fühle mich erbärmlich; "Ich habe kein Unterschlupf und bin deshalb.. Den ganzen Weg bis hier hingelaufen von London."
Eine Hoffnung habe ich, dass Sie mir keine weiteren Fragen stellen wird, es wäre lästig sie beantworten zu müssen.
Von oben bis unten betrachtet sie mich.
Ein Lächeln, ein gefälschtes Lächeln schmückt Ihre Lippen.

Das wahre Alter kann ich ihr nicht sagen, so muss ich ein neues mir ausdenken, was sie mir, so hoffe ich, glaubte;

"15.."

"Hm.."
Sie sagt einen Moment nichts, was mir das Gefühl gibt bereits verloren zuhaben, bevor ich anfangen konnte.
Kurz schaut sie skeptisch hinter mich, meine Hand nimmt, und mich hineinzieht in das Anwesen.
Die Hand fühlt sich eisig an, keine Wärme sowie bei einer Mutter kann sie somit schenken.
"Es ist kalt draußen."
Sind ihre Wörter, bevor sie die Tür zu der Außenwelt verschließt.
Es riecht nach alten Holz und noch etwas anderes was ich nicht identifizieren kann.
Kein Mucks hört man in das Waisenhaus, nur der Wind von draußen hört man, der die Bäume leicht knacken lässt.

Die Frau ist, bedauerlicherweise muss ich feststellen, größer als ich, dies ist auch der Grund weshalb ich mir nicht ein gutes Bild von dem Ort verschaffen kann.
Was zu ein Nachteil werden kann, wenn ich gleich flüchten müsste, wenn es zu gefährlich werden würde.

"Wie ist dein Name?"

Verschafft sie sich meine Aufmerksamkeit zurück.
Die Worte von Sebastian gelangen mir ins Gedächtnis.
Waisenkinder besitzen nur selten ein Name, da sie nicht soviel Glück hatten, wie ich es habe.
Was für ein Geschwafel, Glück sollte ich haben?
Das Glück ist mir entgangen und hat zum Abschied mir das Pech entgegengereicht.
Ohne, dass ich dies wollte, wurde es mir aufgezwungen.

"Mein Name.. Ich habe keins.."

Traurig blickt sie zu mir herunter, ihre Hand fasst mein Haar an.
Sanft streichelt sie meinen Kopf, eine Gestik, die mir Beileid schenken sollte, die mir allerdings nur ein Unwohlsein verschafft.
Ein Mutterersatz wird sie nicht werden können, dazu fehlt ihr etwas.

"Du armer, armer Junge. Wenn du kein Name hast, dann gebe ich dir den Namen Nathanael¹."

Nathanael, dies soll nun mein Name sein?
Er passt nicht zu mir, da ich mich vom Guten fern halte, es schadet mir nur.
Jedoch.. Werde ich diesen Namen annehmen, nur für diesen Fall, nur für die Königin, dass sie beruhigt ihr fünf Uhr Tee trinken kann. Mein bestes falsches Lächeln lege ich auf meine Lippen.
"Haben sie vielen Dank."

"Oh nein."
Sie beugt sich zu mein Ohr herunter: "Ich habe zu danken. Umso mehr Kinder kommen, umso mehr wächst unsere Familie."

Das Wort Familie hört sich aus ihre Lippen falsch an, nicht richtig.

"Was ist mit dein Auge passiert, mein Junge?"
Diese Frage haben mir so viele Menschen bereits gestellt, schon oft, musste Ich mir dazu eine Geschichte ausdenken, so auch heute.
"Ich habe es verloren, als ich flüchten musste von mein einziges Zuhause.."
Weiter erzählte ich nicht, stumm blicke ich nur nach unten.

"Ich verstehe, weiter musst du nicht erzählen.
Dir soll es ab jetzt gut gehen, denke nicht mehr an die Vergangenheit, die jetzige Zeit zählt.
Komm Nathanael, lass mich dir deine neue Familie zeigen, für den Anfang."
Sie zieht mich mit sich, mein Handgelenk Schmerz da sie es mit solch eine Kraft macht.
Ein kurzer Blick schaffe ich mir durch die Umgebung.
Die Wänder sind weiß, lieblos, nichts Kindliches nur ein kläglicher Versuch ein Bild aufzuhängen, der jedoch schief ist.
Eine Frau, dürr, ist auf dem Bild zu erkennen.
Ein Lächeln ist auf ihre Lippen zu erkennen.
Die Haare rot, die Augen grün.
Ein blaues Kleid trägt sie und ein weißer großer Hut, mit Pfauenfedern.
Das Fräulein Sitz auf ein weißes Ross, was anmutig sein Kopf gehoben hat.
Das Bild ist in ein goldenen Rahmen, mit Blumenverzierungen.
Weiter kann ich es nicht betrachten, da Ich grob weiter gezogen werde.
An einen großen Saal bleibt sie stehen, ich der damit nicht gerechnet hat, laufe gegen ihren Rücken.
Ein paar Schritte laufe ich zurück, um ein Überblick durch den Saal zu bekommen.
Lauter Kinder und fünf Frauen sind zusehen.
Die Kinder scheinen gerade zu Speisen, die Frauen beobachten sie dabei genau.
Als würden sie nur warten, dass sie einen Fehler begehen.

"Lass mich euer neuer Bruder vorstellen!", ruft die Frau, die mich hier hergeführt hat, die komplette Aufmerksamkeit legt sich auf ihr.

"Nathanael, trete bitte vor, damit dich jeder sehen kann."
Ihr indirekter Befehl gehe ich nach.
Nun sehen alle zu mir, was ich erblicke ließ mir ein unangenehmer Schauer den Rücken durchlaufen.
Fast alle Kinder, sowie erwachsende, tragen ein Lächeln auf die Lippen.
Kein echtes.
Dies ist jedem sofort klar.
Dieses Lächeln ist zu breit und den Augen fehlt es an Glanz der Freude..

~

¹Der Name Nathanael (Ναθαναήλ) stammt aus dem Hebräischen. Netanʾel (נתנאל) bedeutet so viel wie „Gott hat gegeben". In der Hebräischen Bibel kommen Träger dieses Namens mehrfach vor (z. B. Num 1,8; 1 Chr 2,14). Auch Flavius Josephus kennt den Namen und transkribiert ihn als Ναθανάηλος.
Häufig wird versucht, Nathanael mit einem der Zwölferjünger der synoptischen Evangelien zu identifizieren. [Quelle: Wikipedia]

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