Chapter 07
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Evelyns P.O.V
Die Gewitterfront war zum Glück nur vorübergehend. Außer den ziemlich krassen Turbulenzen und angsteinflößenden Blitzen, Hektor seine Panikattacken und Jasons dämlichen Anmachsprüche den Stewardessen gegenüber, war nichts weiter passiert. Zum Glück. Denn, auch wenn ich es mir nichts anmerken ließ, wurde auch mir wegen des Gewitters recht flau in der Magengegend.
Kaum waren wir aber alle nach dem anstrengenden zehn Stunden Flug mit zerrenden Jetlags aus unserem Flugzeug gestiegen, umschlang uns ein extremer Schwall an Hitze und auch die Sonne ließ uns nicht mehr aus den Augen. Von unseren verregneten London, nach dem an Wärme überfluteten Miami war schon ein sehr großer Unterschied. Ich fand das aber nicht schlimm, denn ich genoss die leichte Sommerbrise, die meine Haare aufwehen ließ oder das zwitschern der Vögel. Wie ich den Sommer doch liebte.
Hier waren wir also. Tausende Kilometer vom eigentlichen Heim entfernt, auf einen überdimensional-großen Parkplatz, mitten in Miami. Überall parkten lauter fünf-Sterne-Nobel-Busse, aber trotzdem war unser Bus noch nicht mit bei.
Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und stützte mich an meinen Koffer ab, um das schöne Wetter zu genießen, da nuschelte Hektor etwas und ruckelte mit seiner verschwitzten Hand an meiner nackten Schulter.
,,Danke nochmal, dass du mich unterstützt hast, nh'. Ich weiß ja, was für eine Nervensäge ich während des Fluges war", zückte er seine Zigarettenschachtel aus seiner Jackentasche hervor und bot mir, nachdem er sich selbst eine Zigarette angezündet hatte, auch eine an.
Ich räusperte mich und schüttelte mit einem ,,Nein, Danke" mein Kopf.
,,Ach, ja. Nichtraucher", ließ er kurz seine Zähne aufblitzen. ,,Oh mein Gott", pustete er den Qualm aus. ,,Tut das gut. Ah, Evelyn, was läuft eigentlich da mit diesen ... Lewis?", hakte er aufeinmal interessiert nach und hob leicht eine Augenbraue an.
,,Naja, nichts. Er ist echt-"
,,Toll?", beendete er meinen Satz fragend und leckte sich dabei über seiner Unterlippe.
,,Och ne, Frau Bröhme!", stöhnte Jason genervt aus und unterbrach somit, noch bevor ich ansetzte etwas zu sagen, unsere komische Unterhaltung. ,,Das kann nicht unser Bus sein! Der ist ja schon fast ein komplettes Stück Rost!"
,,Na, komm Mal, Jason. Der ist doch ganz ... in Ordnung", presste Frau Bröhme ihre Lippen aufeinander und lief langsam zu den genervt aussehenden Busfahrer, welcher gerade ausstieg.
Tatsächlich hatte unsere Klasse -- mal wieder -- die Arschkarte gezogen und anstatt eines super-duper-bequemen-Nobel-Busses bekamen wir einen etwa vierzigjahre alten, gelben Schulbus, der schon total verrostet aussah.
,,Schön, dass Sie uns hier in der prallen Sonne verbrennen lassen haben!", beschwerte sich Jason und deutete auf den leichten Sonnenbrand, der sich auf seinen Schultern und seiner Nasenspitze abzeichnete.
,,Was willst du denn jetzt?", verzog der schon so gestresste Busfahrer seine Mimik und scannte Jason sichtbar ab. ,,Hast du deinen Spiegel vergessen, oder wieso machst du einen solchen Aufstand, du Großmaul?"
Keine Sekunde verging, da brach die gesamte Klasse in ein riesiges Gelächter aus und selbst der sonst so steife Herr Borovskwi hatte kurz geschmunzelt.
,,Du brauchst darauf keinen dämlichen Spruch ablassen", rollte der grauhaarige mit seinen Augen und räusperte sich, als Jason etwas sagen wollte.
,,So, alle stellen sich jetzt in einer Reihe an, danach werdet ihr gesittet und vernünftig einsteigen! Das passiert jetzt leise und zackig! Mir ist auch heiß und ich hab nicht viel Zeit. Ich habe Hunger", befahl er grimmig und setzte sich wieder zurück hinter das Lenkrad. ,,Wenn ihr Blagen nicht gewesen wärt, dann wäre ich schon längst zu Hause", zischte er noch.
,,Tzz... Kündigen Sie doch, wenn sie auf niemand bock haben", provozierte Ruth und strich sich arrogant durch ihren roten Locken.
,,Ich sagte, leise! Und wenn es dir nicht passt, junge Dame, dann kannst du deine fünf Koffer nehmen und selbst zum Hafen laufen. Und jetzt mach, dass du auf deinen Platz kommst. Ich werde nur bezahlt, wenn alle vollständig im Bus sitzen! Also, Klappe zu und setzen", grummelte er aggressiv und schaute dabei direkt in Ruths zusammengezogenen Schlitzaugen.
Ruth sah so geschockt aus, dass sich ihr Make-Up fasst selbstständig überlegte weg zu laufen.
,,Und du, du möchtegern-David-Hasselhoff mit deiner albernen Schwimmweste. Rauchen ist hier untersagt", zündete er sich triumphierend eine Kippe an. ,,Hier ist alles untersagt... hier gelten meine Gesetze... Ich bin das Gesetz, okay? Habt ihr es alle verstanden!?"
Plötzlich begannen alle unterwürfig zu nicken.
,,Dann ist ja gut. Dann sind wir uns einig. Einsteigen, bitte."
,,Ich will ganz hinten sitzen.", verlangte Jason.
,,Junger Mann, hat deine Mutter dir nicht beigebracht bitte zu sagen? Wegen meiner, setz dich doch hin, wo du willst."
Ich wusste nicht, was mich mehr ankotzte. Dass sich Ruth neben mich gesetzt hatte und ihren Kaugummi wie ein Pferd kaute oder der Busfahrer, der seinen Job und anscheinend alle andere Lebewesen der Welt hasste? Sein Pappschild, auf dem mit einem schwarzen Edding unsere Schule und unsere Klasse stand, lank auch nur wenig von seiner ziemlich unseriösen Kleidung ab. Aber hey, wir waren nicht von einem Elite-Internat, wie Lewis. Der hatte mir nämlich freudestrahlend zugewunken, als wir dabei waren loszufahren, der Bus sich aber nur wenig regte und nur Staubwolken abließ. Lewis hatte mich fast mit seinen schnurgraden Zähnen, die ihn ein so schönes Lächeln verliehen, benebelt.
Jason und der Busfahrer hatten nicht so ein inniges Verhältnis.
Denn als Jason seine zwei-Liter-Cola öffnete, schaute der grauhaarige schelmisch durch den Rückspiegel und trat einmal voll Karacho auf das Bremspedal.
Die Cola des Machos schoß unmittelbar auf ihn und übergoss ihn mit dem klebrigen Zeug.
,,Trinken ist hier auch nicht erlaubt."
,,Ist das ihr scheiß Ernst?!", murrte Jason und schnappte scharf nach Luft, bevor er ansetzte aufzustehen.
,,Jason setz dich bitte wieder hin", beruhigte Herr Borovskwi ihn mit seiner sanften Stimme.
Unser Lehrer stand auf und marschierte schnurstracks zu den Busfahrer.
,,Sie können doch nicht mit den Kindern so umgehen. Es ist extrem warm und die Psyche der-"
,,Hey, Lehrer! Hast du etwa ein Problem?", erhob er sich von seinem Platz und bauschte sich auf.
,,I-Ich möchte ja jetzt nicht unhöflich werden, aber, aber man siezt schon aus reiner Höflichkeit fremde Menschen. Nun gut. I-Ich gehe dann zurück auf meinen Platz", stotterte Herr Borovskwi.
,,Mensch, Richard", klatschte sich Frau Bröhme auf die Stirn. ,,Ich hatte dich schon glatt im Krankenhaus gesehen! Man legt sich doch nicht mit solch ungehobelten Tieren an. Wir haben es ja gleich geschafft", murmelte sie, als er wieder am Platz saß.
Trotz kurzen Auseinandersetzungen kam mir die Fahrt zum Hotel wie ein Katzensprung vor, auch wenn wir alle danach komplett durchgeschüttelt und durchgeschwitzt waren. So etwas luxuriöses wie eine Klimaanlage war nicht vorhanden und auch die Fenster dürften wir nicht öffnen, denn sonst würden sie nicht mehr zugehen. Hätten wir sie allerdings doch geöffnet, dann hätten wir wohl unseren restlichen Sommer mit den Reperaturen verbracht. Darauf hatte nun niemand Lust. Daher hieß es also, dass wir alle der Hitze unmittelbar ausgesetzt waren. Augen zu und durch.
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