Chapter 01

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Evelyns P.O.V

Okay! Heute war es soweit. Heute begann meine Abschlussfahrt. Es war eine siebentägige Kreuzfahrt ins Warme, genauer gesagt Richtung Karibik. Alle wichtigen Prüfungen waren geschrieben und nun hieß es Koffer packen und entspannen.

Klang doch super!

Das strahlend blaue Meer, wolkenloser blauer Himmel, frische Meeresluft und die Wärme der Sonne, welche dir gegebenenfalls eine knackige Bräune verpasste, außer man war wie ich -- weißer als jeder Tote und bekam eher einen hübschen Sonnenbrand anstatt einer sexy Bräune.

Nicht schlecht, oder?

Wenn man das ganze jedoch genauer unter die Lupe nahm, würde man sich am liebsten begraben gehen und nie wieder hervorkommen.

Ein Beispiel waren die Seemöwen, welche allein am Hafen schon über dein Kopf kreisten und genüsslich mit ihrer flüssigen Scheiße auf den Kopf zielten. Der extreme Wind, der deine Frisur lieblich zerstörte. Dann ein eher persönlicheres Problem, nämlich die Übelkeit.
Allein die Tatsache, dass das Schiff andauernd am Schaukeln war und zur Übelkeit der alles geliebte Brechreiz kam, machte das Ganze nicht angenehmer.

,,Hast du auch wirklich genügend Unterwäsche?", fragte meine Mutter sicherheitshalber, auch wenn es wenig Sinn ergab, da wir leider schon längst am Hafen angekommen waren.

,,Ja-ha...", erwiderte ich zum dritten Mal, bevor ich mich abschnallte und widerwillig aus dem SUV stieg.

,,Und Socken?", musterten mich die grünen Augen, während sie mühsam beide Koffer nacheinander hinaushob.

,,Die Koffer sind gefühlte fünf Tonnen schwer, du hast mir genügend eingepackt", seufzte ich und deutete leicht auf das ganze Gepäck.

Das war nicht einmal gelogen, die Sachen würden für mindestens einen Monat reichen. Zudem hatte ich noch zwei weitere Taschen, welche prall gefühlt mit Schuhen, Jacken, Essen und sämtlichen anderen Schnickschnack waren.
Alles mit der guten, alten Begründung: ,,Du weißt nie, wann du es Mal gebrauchen könntest, Evelyn.", währenddessen sie mit einem munteren Lächeln die Koffer vollstopfte.

,,Kannst du mich nicht einfach für diese Woche als verschwunden erklären oder so?" Ich sah meine Mutter mit einem bettelnden Blick an. ,,Ich mach auch alles was du willst..."

Wenn man von der Tatsache ausging, dass ich mit den widerlichsten Idioten und Schwachköpfen auf dem Schiff ausharren musste, die sich wie eine wild gewordene Horde Affen benahm, hätte ich alles dafür gegeben nicht mitzumüssen.
Traurigerweise hatte ich aber keine mitreißende oder dramatische Ausrede, daher war das Thema nach schon zehn Sekunden beendet.

,,Nein, du wirst sicherlich dein Spaß haben", kam ihr ein Lächeln über die Lippen, welches meinen allerletzten Funken an Hoffnung nun komplett zerstörte. ,,Jetzt guck nicht so!", sprach sie und kniff mir leicht in die Wangen.

Ich verdrehte meine Augen und schlug die Hände meiner Mutter weg. Sie konnte meine verdorbene Laune auch nicht mehr aufbessern. Sie war schließlich mit daran Schuld, dass ich hier war. Vielleicht lag es auch einfach an der Uhrzeit, ich mein, es war gerade einmal 8:49 Uhr am Morgen und um 9:00 Uhr kommen wir erst am Bord.

Der Hafen stinkt. Es riecht als ob Kilian sich für zwei Wochen nicht gewaschen hätte. Er war übrigens mein kleiner Bruder...
Dann fliegen hier die ganze Zeit diese dicken Seemöwen über unseren Köpfen, wo man nur hoffen kann, dass die eine nicht genau auf deinem Kopf schei-, wurde ich unterbrochen, jedoch bekam ich trotzdem einen bösen Blick von meiner Mum zu spüren. Ich brauchte nicht mal hinschauen, der Blick brannte förmlich auf meiner Haut. Der übliche Mutter-Blick halt. Erst jetzt wurde mir auch klar, dass ich das Gedachte laut ausgesprochen hatte... Daher versuchte ich so gut es ging ihren Blick zu meiden.

,,Huhu, Evelyn!", flötete jemand von weiten und mein Kopf schnellte in Sekunden nach links.
Es war meine beste Freundin, Dena. Ich kannte sie schon von klein auf und seit dem waren wir zufälligerweise auch immer in einer Klasse.

Meine Mutter bemerkte dies und verabschiedete sich schnell mit einem kurzen Kuss auf den Kopf und heftigen Drücker, wobei ich dachte, dass mir meine gesamten Eingeweide platzen würden und ich eventuell doch nicht mit müsste. Falsch gedacht. Sie ermahnte mich stattdessen noch, dass ich auch schön höflich sein solle, bevor sie seufzend in den Wagen stieg und losfuhr.

Ich schaute danach wieder zu Dena, welche mit ihren Koffer ziehend auf mich zu lief. Sie trug ihre langen, blond gefärbten Haare zu einen seitlichgeflochtenden Zopf und schmückte ihre Nase mit einer schlichten, schwarzen Sonnenbrille. Ihre Kurven wurden von einem lockeren Sommerkleid betont, welches weiß-blau gestreift war.

Ich lief ebenfalls auf sie zu und umarmte sie herzlich, wobei mir ihr Geruch in die Nase flog -- eine Mischung aus femininen Parfum und guten Bodyspray.

,,Weißt du, wo der Rest der Klasse steckt?", fragte ich sie leicht verwundert, da ich bis jetzt nur eine Hälfte der durchgeknallten Klasse gesehen hatte. Sie wusste es jedoch auch nicht.

,,Dena, einen geilen Vorbau hast du in dem Kleid", wackelte Jason mit den Augenbrauen.
,,Keine Sorge, Evelyn. In dem letzten Jahrhundert wärst du garantiert auch hübsch gewesen", fügte er noch hinzu und lachte dreckig.

Genervt warf ich meinen Kopf in den Nacken.

Ha ha.

Ha.

War er nicht lustig?

Ich hasste Jason. Ich hatte seinen schlechten Humor so satt.

,,Bestimmt. Aber, Jason. Sag mir doch lieber, woher du deinen Pullover hast, denn demnächst hat meine Oma Geburtstag", entgegnete ich und schaute ihn gespielt interessiert an.

,,Süß", antwortete er einsilbig, grinste und ließ dabei kurz seine strahlend weißen Zähne Vorblitzen, bevor er sich umdrehte und zurück zu seinen ebenfalls drei gehirnamputierten Freunden begab, welche übrigens die Namen Elijah, Jonah und Kai trugen. Merken musste man sich die aber nicht.

,,So, alle nun kurz hergehört!", versuchte Frau Bröhme die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Versuch scheiterte jedoch. ,,Jason! Hör sofort auf Kai mit dem Löffel zu hauen!", seufzte die ältere Frau, während ein dreiviertel der Klasse plötzlich anfing lauthals über die Beiden zu lachen. ,,Ruhe!", sprach sie nun einen Ton ernster und bekam somit die Aufmerksamkeit der Schüler. ,,Wir werden jetzt gemeinsam auf das Schiff gehen. Dies geschieht in Zweierreihen und ganz ohne Gedrängel! Haltet auch schon eure Bordkarten bereit, denn die werdet ihr brauchen. Danach begebt ihr euch als Erstes umgehend in euren zugewiesenen Kabinen! Um achtzehn Uhr treffen wir uns alle zum Abendessen, im Schiffsrestaurant. Bis dahin, dürft ihr euch eure Freizeit selbst einteilen. Ach, und Kinder, benehmt euch, denn außer euch sind auch noch andere Gäste hier!"

Gerade als Frau Bröhme uns wie Hühner losscheuchen wollte, kam mir ein sehr bekannter Junge mit Reisetasche auf uns zugerannt. Noch bevor er ankam, zischte die halbe Klasse: ,,Zu Spät!"

,,Ich komm mit der Schlummertaste nicht klar, sorry", entschuldigte sich Hektor kurz. Er war völlig aus der puste und stellte sich mit an, während er seine Kopfhörer in die Reisetasche packte und seine Bordkarten hervorkramte. Unsere Lehrerin sagte dazu nichts, sie verdrehte nur ihre Augen und sah unwahrscheinlich gestresst aus.

Und so begann das ganze Abenteuer.

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