Kapitel 8

„Wer war denn der junge Mann, der dich gerade nach Hause gebracht hat?"

Mum erwartete mich bereits hinter der Tür. Ich hasste es, dass sie in regelmäßigen Abständen von zu Hause aus arbeiten durfte. Sie trug einen kurzen Rock, um jeden wissen zu lassen, dass sie trotz ihrer 40 Jahre noch immer keine Cellulite hatte. Sie liebte es unseren Nachbarn unter die Nase zu reiben, was für ein heißer Feger sie war.

„Niemand", antwortete ich knapp.

Sie lachte.

„Schatz, du brauchst mich nicht anzulügen. Ich habe gesehen, wie er dich angesehen hat. Glaube mir, ich kenne diese Blicke bei Männern. Er steht auf dich. Ist ja auch kein Wunder, so wie du aussiehst."

Ich ließ die Tür hinter mir zu fallen und griff nach der Wasserflasche, die auf der Kommode stand.

„Komm schon, Lina. Läuft da etwas zwischen euch?"

Ihre Neugierde würde mich irgendwann noch mal um meinen Verstand bringen.

„Nein. Da läuft nichts."

Sie legte ihren Kopf schief.

„Warum denn nicht? Er sah wirklich süß aus. Wäre ich in deinem Alter, hätte ihn mir schon längst geangelt."

„Zu blöd, dass er nicht auf ältere Frauen steht", entgegnete ich provokant. „Du hättest ihn dir sonst gerne krallen können!"

„Fräulein, nicht in diesem Ton!", kam es prompt zurück.

„Jaja."

Seit der Scheidung meiner Eltern war das Verhältnis zu meiner Mutter schlechter geworden. Ich wäre lieber bei meinem Dad geblieben, doch sie hatten sich gegen meinen Willen anders geeinigt.

„Vielleicht sollte ich dich am Freitag mal mit zum Frauenarzt nehmen. Eigentlich ist das eh schon überfällig", brabbelte sie vor sich hin. „Ich meine, lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis du deinen ersten Freund hast. Dann solltest du vorbereitet sein."

Für einen Moment hatte es mir die Sprache verschlagen.

„Nun guck nicht so!", sagte Mum und nutzte meine Stummheit aus. „Du bist 17. Das beste Alter, um deine Jungfräulichkeit zu verlieren. Oder hast du schon?"

„Nein! Mum, ich will mit dir darüber nicht reden!"

„Ach Kind, du bist manchmal genauso verklemmt wie dein Vater. Was ist denn so schlimm daran darüber zu sprechen?" Sie machte ein abwertendes Gesicht. „Aber du musst mit mir auch nicht darüber reden. Und von mir aus streite auch ab, dass da zwischen dir und diesem Jogger-Jungen etwas läuft. Ich bin aber auch nicht dumm und habe ganz genau gesehen, wie du ihn angeschmachtet hast. Ich will einfach nur, dass du vorbereitet bist, wenn du den nächsten Schritt machst. So etwas machen Mütter nun mal, also tu nicht so, als wollte ich dir etwas Böses. Ich meine es nur gut, auch wenn du mir das mal wieder nicht glauben wirst."

Was für eine tolle Mutter ich doch hatte, die mich zu einem Arzt schickte, der mir irgendetwas in die Vagina schob.

„Ich will nicht zum Frauenarzt!", protestierte ich.

Mum verschränkte die Arme.

„Interessant, dass du nicht abgestritten hast, dass du diesen Jungen angeschmachtet hast!"

Ich wurde rot. Verdammt!

Das war eine Falle gewesen.

Ich fand Jona attraktiv. Natürlich tat ich das. Keiner konnte ihm widerstehen, aber ich kannte seinen Charakter und ich würde nie im Leben mit ihm etwas anfangen.

„Weil es zu lächerlich ist!"

„Ich finde, er passt zu dir", sprach sie, als würde sie ihn kennen. „Aber das musst du selbst wissen. Du kommst aber auf alle Fälle mit zum Frauenarzt. Da diskutiere ich nicht."

Ich hätte am liebsten einen Wutschrei losgelassen.

„Ich gehe duschen und dann zur Schule", ließ ich sie stattdessen wissen und verschwand ins Bad.

Ich pellte mich aus meinen Sportklamotten. Erst jetzt fielen mir meine blutigen Knie wieder ein. Mum hatte sie nicht einmal bemerkt. Ich stellte mich nackt vor den Spiegel und hätte weinen können. Meine Brüste waren ein Desaster. Ich hob eine mit der Hand an, um sie so zu formen, wie sie eigentlich aussehen sollte. Dann ließ ich sie fallen und sah mir den schlaffen Hautlappen an. Es war hässlich. Ich fühlte mich nackt so unglaublich hässlich. Ich war dünn, doch ich hasste meinen Körper nach wie vor. Nur mit Kleidung ertrug ich den Anblick. Meine Brüste entstellten meinen gesamten Körper. Ich würde sie am liebsten abschneiden. So wie ich jetzt aussah, würde ich mich nie nackt einem Jungen zeigen, was wohl bedeutete, dass ich auch nie Sex haben würde. Ich würde als alter Jungfer sterben.

Schnell wandte ich mich vom Spiegel ab, um den Anblick nicht ertragen zu müssen. Ich duschte in Rekordzeit, denn ich merkte, dass ich spät dran war. Die Zeit lief mal wieder gegen mich.

Ich klebte Pflaster auf meine Knie, stopfte meine Beine in eine Jeans, pushte meine Brüste mit einem BH nach oben und zog schnell ein Shirt drüber. Ich schnappte mir meine Tasche und hastete aus dem Haus.

Jona erwartete mich schon vor dem Hauptgebäude.

„Geht es deinen Knien besser?"

„Ja, war ja nicht so schlimm."

Heute war Mittwoch und er würde Sportunterricht haben. Ich hatte das pulverisierte Viagra in meiner Tasche, doch noch war es zu früh, es ihm unterzujubeln. Wir waren nicht sicher, wie wir es dosieren sollten und hatten vorsichtshalber ein paar mehr Tabletten zermalmt. Wir wollten auf Nummer sicher gehen.

„Wollen wir schon hoch zu Bio gehen?", fragte er und hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was ihm heute Nachmittag noch passieren würde.

Ich verspürte richtige Vorfreude und hoffte, dass alle es mitbekommen würden und jeder in der Schule wusste, dass er in den Männerduschen einen Ständer gehabt hatte. Sie sollten ihn damit aufziehen und ihn sich so fühlen lassen, wie ich es in den letzten Jahren getan hatte.

„Ich muss noch zu Herrn Wenzel. Er hat noch ein Test von mir, den ich mir abholen sollte. Geh ruhig schon ohne mich", sagte ich wahrheitsgemäß.

„Okay, dann sehen wir uns oben im Bioraum. Ich bin so froh, dass ich nicht mehr neben dem fetten Schwein von früher sitzen muss, sondern dich neben mir habe."

Fettes Schwein? Na vielen Dank auch! Vielleicht war ich ein fettes Schwein gewesen, aber er war dumm wie ein Toastbrot. Er hatte nicht mal meine Schrift wiedererkannt, obwohl er bei jedem Test regelmäßig zu mir herübergeschielt hatte.

„Ist es nicht ganz schön gemein jemanden als fettes Schwein zu bezeichnen?", fragte ich vorsichtig.

Ich hatte diesen Kommentar einfach nicht unterdrücken können.

„Vielleicht, aber wenn du sie gesehen hättest, wüsstest du, was ich meine. Fettes Schwein ist wirklich noch nett ausgedrückt. Mutierte Sau würde es wohl besser treffen."

Meine Mundwinkel hoben sich nicht und das fiel auch ihm auf.

„Du magst es nicht, wenn man Leute beleidigt, oder?"

So viel Reflexionsvermögen hätte ich ihm gar nicht zugetraut.

„Nein, tue ich nicht", gab ich ein klares Statement ab.

„Das ist vorbildlich, aber manchen muss man die Wahrheit ins Gesicht sagen. Nur so merken sie doch, dass sie etwas ändern müssen. So viel, wie die in sich hineingestopft hat, platzt sie, bevor sie 20 ist. Davor wollte ich sie nur bewahren."

Ich hätte kotzen können wegen seiner Arroganz. Sollten seine Mobbingopfer ihm jetzt auch noch dankbar sein und die Füße küssen? Also ob ich nicht selber gewusst hatte, dass ich zu dick war! Dazu reichte ein Spiegel.

„Wie du meinst", sagte ich unterkühlt. „Ich muss jetzt los."

Ich lief ins Nebengebäude, in dem Herr Wenzel sein Büro hatte. Er war noch ein Referendar und bei den Mädels mehr als beliebt. Herr Wenzel war sportlich und hatte ein charmantes Lächeln. Sein Unterricht war nicht streng und er hatte Humor.

Als ich vor seinem Büro ankam, hörte ich Stimmen aus dem Raum. Ich entschied mich zu warten, bis die Person auskam und dann erst zu klopfen.

„Scheiße Mann. Das brennt wie Hölle", hörte ich ihn sagen.

Ich wurde hellhörig.

„Wem sagst du das!", hörte ich eine sehr bekannte Stimme.

Kurz sah ich geschockt ins Leere. Ich musste erst einmal begreifen, was ich gerade erfahren hatte.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Jenny und Herr Wenzel hatten etwas miteinander.

Im nächsten Moment musste ich jedoch so unglaublich lachen, denn sie hatten offensichtlich die präparierten Kondome benutzt.

„Fuck, es wird immer schlimmer!", hörte ich Jenny mit einem Anflug von Panik sagen. „Es fühlt sich an, als hätte ich einen feuerspeienden Drachen in meiner Pussy."

„Jenny, nicht so laut!", wurde sie von Herrn Wenzel ermahnt. Es war absurd, dass er sie in seinem Lehrerton ansprach.

„Sorry, aber dein Schwanz hat sich gerade wie ein Laserschwert in mich hineingebohrt."

Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut loszulachen.

„Und ich hatte das Gefühl mein bestes Stück in einen Vulkan gesteckt zu haben!"

Meine Augen wurden groß. Das war doch einfach nicht zu glauben.

„Ich muss aufs Klo", sagte Jenny und schien sauer zu sein.

Schnell setzte ich ein Pokerface auf und nahm ein bisschen Abstand zur Tür.

Dann kam sie auch schon herausgeschnellt.

„Lina, was machst du denn hier?", fragte sie mich mit schmerzverzerrtem Gesicht.

„Ich muss mir noch einen Test abholen", berichtete ich, ohne zu lügen.

Sie zwang sich ein Lächeln auf.

„Okay, wir sehen uns nachher in der Pause."

Und dann ging sie. Sie sah dabei aus, als hätte sie die größten Hoden der Welt. Sie lief breitbeinig und sah dabei so unglaublich lächerlich aus.

Eins zu null für mich.

Ich lugte zur Tür hinein, wo Herr Wenzel stand und ebenfalls sein Gesicht verzog. Ich klopfte gegen die offene Tür.

Er schreckte hoch.

„Lina?"

„Hallo, ich wollte nur kurz meinen Test abholen", erklärte ich mein Anliegen.

Er saß am Schreibtisch. Wahrscheinlich dachte er nicht, dass ich es sehen konnte, aber mir entging nicht, dass seine Hand auf seinem Schritt lag.

„Ja, klar."

Er gab mir ein Blatt.

Ich sah, wie er darum kämpfte, sich nichts anmerken zu lassen. Eigentlich hatte er mit meinen Racheplänen nichts zu tun, aber ich war trotzdem froh, dass es ihn getroffen hatte. Mit Schülerinnen zu schlafen, auch wenn man noch ein Referendar war, war einfach das Letzte. Die Chilisoße hatte er verdient. 

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