Kapitel 4

Ich schwieg erst einmal. Ich vermutete, dass er noch alles erklären würde.

„Hör mir zu", bat Odi eindringlich, als hätte ich es nicht so oder so vorgehabt.
„Die Zwillingssteine der Einsamkeit, wie die Artefakte genannt werden, liefen aus Fangas Sicht nach hinten los, denn es teilt nicht die darin verborgene Magie mit den Menschen, denn nur Umbritor, wie du und meine Schwester, können diese benutzen. Wenn man dies tut, löscht man das ganze Universum aus und ist in der Lage, ein neues zu kreieren.

Die Zerstörung der Welt überleben nur Schattenbändiger. Demzufolge ist es mit den Steinen möglich, eine Welt ohne Menschen zu erschaffen!"

Er holte Luft.
„Wenn du die Steine also findest, könntest du dich einfach rächen. Ich weiß zwar nicht genau, was bei dir vorgefallen ist, aber ich habe selbst miterlebt, wie grausam Nicht-Magier gegenüber euch sind.

Meine Schwester hatte mit erzählt, dass sie einer war, es vor unseren Eltern aber verheimlicht. Als es doch herauskam, warfen sie meine Schwester einfach raus. Sie war sieben.

Alleine hätte sie nicht lange überlebt, also schmiss ich die Schule und somit meinen Traum, wie mein Vater Arzt zu werden, hin und begleitete sie.
Schneller als gedacht waren wir beide auf unzähligen Fahndungsplakaten und.."
„Warte", unterbrach ich ihn.

„Diese Steine... wenn ich sie nutze, kann ich eine neue Welt erschaffen und dabei sterben alle Menschen, richtig?" Als er nickte, fuhr ich fort.
„Aber... du weißt schon, dass du es dann nicht überleben wirst."

Odi nickte erneut und sah mich eindringend und entschlossen an.

Seine blauen Augen fixierten mich ernst und Gänsehaut breitete sich auf meinen Amen aus.
„Ja, das weiß ich. Aber für meine Schwester ist es das wert. Ihr Magier könnt nur so die Gerechtigkeit bekommen, die ihr verdient. Ihr sollt nicht mehr leiden, nur weil die Menschen machtsüchtig sind und alles und jeden vernichten wollen, der es auch nur wagt, leicht stärker zu sein.

Wenn dieser Art Krieg nicht enden wird, bis einer der Seiten ausgelöscht ist, helfe ich lieber euch und sterbe als Verräter mit gutem Gewissen. Also bitte. Finde die Zwillingssteine und erschaffe eine neue Welt, eine in der ihr friedlich leben könnt", flehte er fast schon und ich musste grinsen.

„Das ist genial! Ich muss sie also nur finden und schon ist das vorbei? Kein Problem, Odi!" Er wirkte erleichtert und senkte seine angespannten Schultern.

Er fuhr sich durch sein weißes Haar und lächelte leicht. „Die Steine wechseln etwa wöchentlich den Besitzer, da sie wissen, was sie in den falschen Händen anrichten können.
In einer geheimen Bibliothek unter dem Hauptquartier der UJG befindet sich ein Buch, indem dokumentiert wird, wer sie wann hat oder hatte.

Wenn du das irgendwie in die Finger kriegst, bevor sie weitergegeben werden, hast du sie schon so gut wie", sagte er und obwohl er ruhig wirkte, sah ich das begeisterte Leuchten in seinen Augen.

"Wann werden die Steine übergeben?"
„Montag", antwortete er. „Heute ist Donnerstag. Du hast also noch genug Zeit."

„Wie kann es sein, dass ich noch nie von Fanga und Bonya gehört habe?"
„Die Menschen verschleiern es. Sie verschleiern all eure Geschichten. Hör mir zu Karan.

Versuche niemals den Helden zu spielen. Selbst wenn deine Schwester sehen würde, wie du alle rettest, würde sie kein Wort darüber erwähnen. So gehen die Geschichten jeder Schattenmagier unter, was euch keine Chance gibt, aus dem Teufelskreis zu entfliehen.
Das habt ihr lange genug ertragen. Jetzt kommt eure Ära!"

Ich schmunzelte leicht und schloss meine Augen. „Du hast Recht. Für uns ist Töten die einzige Möglichkeit selbst am Leben zu bleiben, also tun wir es auch."
Ich hob meine Hand und blickte auf die Narbe.

Odi war nun schon der zweite Mensch, der mein Leben rettete und trotzdem konnte ich nicht behaupte in der Schuld der Bevölkerung zu stehen.
Socium schlängelte sich meinem Oberarm empor über meine Hand, als wollte er sie beschützen.

Vermutlich wollte mein kleiner Freund mir auch genau das zeigen.

„Wieso bist du eigentlich hier in dieser verlassenen Stadt?", erkundigte ich mich und überprüfte mit einem Blick zu dem Weißhaarigen, ob er Angst vor meiner Magie zu haben schien.

Hatte er nicht.
„Meine Schwester Nola und ich wurden von Agenten der UJG angegriffen. Sie wurde stark verletzt, als entschied ich mich dazu, hier zu rasten und sie gesund zu pflegen. Dass ich hier war, um dich zu retten, war echt ein glücklicher Zufall."
„Oder Schicksal", murmelte ich.

„Ich möchte mit deiner Schwester reden!", entschied ich dann entschlossen und blickte ihn fest an.
Mir fiel dann auch auf, wie unhöflich das war und das ich zu Odi wirklich netter sein sollte, also fügte ich ein „Wenn das okay ist" hinzu.

„Schlaf erst mal, dann solltest du kräftig genug sein, um zu ihr zu gehen."

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