Der Wächter der Bibliothek Teil 1

Über eintausend Menschen sollten an dem Tag anwesend gewesen sein. Sie alle standen johlend vor der kleinen Bühne auf der ich kniete. Die Luft knisterte regelrecht vor Vorfreude, dass der stärkste Umbritor nun fallen würde. Ich weiß nicht ob es einschüchternd wirken sollte, aber das Quietschen und Scharren von dem Schwert, was der Henker schärfte ging mir nur tierisch auf die Nerven. Ging das nicht leiser?

Alle Jäger waren anwesend, doch sie waren nicht wirklich aufmerksam. Zu sehr waren sich diese ihren Triumph sicher. Die Agenten waren echt die Definition von Naivität. Seufzend schloss ich meine Augen und hoffte, dass mir eine lächerliche Siegesrede erspart blieb. Darauf konnte ich gut verzichten. Vor allem da ich wusste, dass sie nicht gewinnen würden. Nicht heute oder morgen oder übermorgen. Weder in einer Woche, noch in einem Jahr. Ich war unbesiegbar. Ungreifbar wie ein Schatten, der kam und ging wann und wohin er wollte, frei wie der Wind, böse wie der Teufel und mächtig wie kein anderer.

Meine Adern waren gefüllt mit Rachedurst, mein Kopf mit Plänen und mein Herz mit Kälte. Wen ich überhaupt noch eins besaß. Der Geruch von zukünftig fließendem Blut hing in meiner Nase, wie Blätter an einem Baum. Doch es würde nicht mein Blut sein. „Pricinemer!", erhob der damalige Leiter der UJG seine Stimme und die Menschenmenge verstummte. Na toll. Doch so 'ne verkackte Rede. „Nach einer intensiven Verfolgung haben wir nun auch Luzifer gefasst.", sprach Qenco weiter. Ich zählte stumm die Sekunden, bis diese blöde Rede vorbei war. Jubel brach los und ich sah zu Boden um mein Grinsen zu verbergen. Socium vibrierte vor Erwartung. Dadurch bebte mein ganzer Körper, was die belustigte Menge als Zeichen der Angst deuteten und lachten.

Ich wollte endlich los legen! Meine Sinne waren geschärft, meinen Drang los zu stürmen musste ich unterdrücken. Qenco war auch echt dumm, mich nur mit einem Seil zu fesseln. „Ich werde dafür sorgen, dass mich niemand mehr unterschätzt.", flüsterte ich und entspannte mich etwas, unterdrückte das Adrenalin. Ich horchte auf, als der Name meiner Schwester und ihrer besten Freundin fiel: „Diesen Erfolg haben wir vor allem Leyna und Lexa zu verdanken." Wie bitte? Ich drehte meinen Kopf zu den beiden. Sie waren an den Rand der Bühne getreten, damit man sie gut sah.

Leya winkte in die Menge, doch Lexa starrte mich an. Hoffte sie das ich durch ihren Blick zu Eis erstarrte oder so? Vielleicht auch zu Stein. Oder war sie kreativer? In Glas! Daran dachte sie ganz bestimmt. Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Sie schien dies als Provokation zu deuten, denn ihre Hand glitt drohend zu der Scheide in der ein Schwert verstaut war. Oho. Jetzt hatte ich aber Angst. Es regte mich auf, dass mich hier alle unterschätzten! Lexa bestand immer darauf das berüchtigt Verbrecher öffentlich hingerichtet wurden, damit die Bewohner dieser Stadt sicher sein konnten, dass diese tot waren.

Viele Umbritor starben hier. Belächelt von den Bürgern dieser Stadt. Einige davon hielten Schilder in die Luft auf denen Sachen wie-Wir wollen Luzifers Untergang- oder -Der Tod soll sterben- standen. Träumt weiter ihr Trottel. Qenco hatte seine Rede endlich beendet und die beiden Freundinnen traten zurück. Nun war ich alleine ganz vorne. „Noch irgendwelche letzten Worte?", fragte der Leiter laut genug, dass es selbst die Bürger ganz hinten hören konnten. Es wurde still. Nur der Wind fegte mir ins Gesicht, zerzauste mein schwarzes Haar. 

Ich sah zu meinem Henker, der das lange Messer fest im Griff hatte und schüttelte den Kopf. „Nein. Weil es nicht meine Letzten sind.", sagte ich und tauschte meinen Körper mit der Schattenperson die hinter der Bühne kauerte. Ich spähte nach oben und sah zu meinem neuen Schatten- Ich, dass nun mit geschlossenen Augen da saß. Der Henker hob seine Waffe und ließ sie blitzschnellnieder sausen. Kaum berührte die tödliche Klinge das Wesen, schmolz es als Schattenmasse zu Boden. Die Agenten erstarrten verwirrt und blickten auf die Pfütze, die langsam verschwand. Sie setzten sicherst in Bewegung, als die ersten Bürger anfingen los zu schreien und panisch zu rennen. Angst? Ich grinste und zog ein Messer aus meinem Stiefel. Ich hatte es dort versteckt, da ich wusste, dass mir die Agenten meine Tasche wegnehmen würden. Das dumme war, dass ein Jäger sie mitgenommen hatte, da mein Zeug öffentlich verbrannt werden sollte. „Wo ist er?", fragte Lexa und drehte sich im Kreis. Kaum hatte ich mir ein Bild davon gemacht wie viele Jäger auf der Bühne waren und wie lange die anderen, die bei den Bürgern standen, brauchten um zu ihnen zu kommen, sprang ich elegant auf die Erhöhung und riss dem Agenten der meine Tasche hatte die Beine unterm Körperweg. Eher er kapiert hatte, was passiert war, schnappte ich mir meine Tasche und warf sie mir um. „Da!", rief jemand.

Alle drehten sich zu mir um. „Noch ein paar letzte Worte?", fragte ich großzügig und sah von Leyna zu Lexa und von dieser zu Qenco. „Schnappt ihn!", rief dieser und der Befehl wurde sofort umgesetzt. Zumindest versuchten die Agenten es. Es war nicht schwer deren Tritte und Hiebe auszuweichen und einige Jäger lagen schon nach wenigen Minuten auf dem Boden. Qenco stand nur an der Seite. Er ließ seine Gefolgsleute für ihn arbeiten. Sie riskierten ihr Leben und er sah zu. 

Ich stieß einen Agenten auf die anderen, so dass mein Weg zu Qenco frei war und rannte auf ihn zu. Als er sich duckte, sprang ich über ihn hinweg und rammte ihn das Messer von hinten ins Herz. Er schrie auf und fiel halb tot hin. Das war einfacher als gedacht. „Nein!", drang es mehrstimmig aus trockenen Kehlen. Ich rutschte meine Tasche zurecht und wollte das Messer zurück in den Stiefel stecken und zu verschwinden. Ich hatte meine Rache und durch den Tod des Chefs würde erst einmal Chaos in der UJG geben, bis jemand gefunden wurde, der Qencos Posten einnimmt. 

Doch Lexa rannte mit vor Wut verzerrtem Gesicht auf mich zu. Sie hatte dem Henker die Axt abgenommen und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ich atmete genervt aus. Nicht ihr Ernst! Die Wut ließ sie ungeplant handeln. Sie hielt ihre Waffe nicht wirklich fest, ihre Schritte waren unbedacht und sie stolperte eher als zu rennen. „Lexa, nicht!", schrie meine Schwester, doch ich war mir sicher, dass Lexa in einer Blase aus Hass steckte. Sie wollte ihre Rache und niemand konnte sie daran hindern. Ich kannte das Gefühl nur zu gut. Ihre Aktion triefte trotzdem vor Dummheit, was mich die Luft diesmal angekotzt einatmen ließ. Als sie mich er reicht hatte, wich ich ihren ungeschickten Angriff mit einem Schritt zur Seite aus und trat ihr die Axt aus der Hand. 

Diese flog von der Bühne und hätte fast einen heran eilenden Agentenerschlagen. Verdammt! Das nächste mal musste ich besser zielen! Ichpackte ihren Arm und verdrehte ihn auf ihren Rücken. Jäger kamen angerannt, während Socium über meine Hand auf ihre glitt und durchihre Haut drang. Kaum ließ ich sie los schrie sie auf und fiel auf das Holz, aus dem der Boden des Podium war und einige Agenten verharrten vor Schreck. Leyna aber rannte weiter. Tränen rollten über ihre Wange, als sie neben ihrer Freundin kauerte, die sich vor Schmerz hin und her drehte und versuchte sie in den Arm zu nehmen. „Was hast du getan?", schrie meine Schwester mich an. „Sie hat zuerst angegriffen." Achtlos zuckte ich mit der Schulter. „Bis demnächst." Ich sprang von der Bühne. 

Die Agenten die mich aufhalten wollten, wurden von Leyna gestoppt: „Wartet!" Ich sah über meiner Schulter zu ihr. „Wir lassen dich gehen, wenn du sie heilst." Sie war genauso dumm wie ihre Freundin. Ich drehte mich nun doch um und sah in verzweifelte braune Augen. Dieser Schwermute ergötzte meine schwarze Seele. Im rückwärtsgehen rief ich noch kalt: „Ihr bleibt höchstens eine Minute.". Mein gehen verwandelte sich in ein Rennen und als ich mich umdrehte hörte ich meine Schwester meinen Namen kreischen.

 „Willst du, dass es so endet wie damals?", fragte ich trocken. Sie verkrampfte ihre Hände, als würde sie jemanden erwürgen. „Nein. Ich werde bessere Sicherheitsvorkehrungen treffen, die Agenten bis dahin besserausbilden und es in einem Raum machen, damit du nicht ausbrechen kannst." Leyna sah mich arrogant an. „Ich werde für deinen Todgarantieren." „Das meinten deine Agenten heute auch. Wie hießen sie gleich nochmal? Ahja. Mena und Abanos.", erwiderte ich und sah sie an. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie sah mich zornig an. „Du wirst so leiden!" 

„Ja klar." Ich setzte mich auf das Bett. Ich hätte mich genauso gut auf den Boden setzten können, denn es es war steinhart und übelst unbequem. Sie stolzierte davon und sofort eilten bewaffnete Agenten herein und stellten sich vor meine Zelle. Hatten die nichts besseres zu tun? Ich gähnte. Gegen eine Pause hätte ich nichts, doch ich sollte so schnell wie möglich hier raus. Also stand ich auf und ließ eine Kopie von mir den Kerkerbetreten. „Wartet ihr auf jemanden?", fragte diese und verwirrtsahen meine Wache von mir zu meiner Fälschung. Die Gruppe spaltete sich und drei Wächter griffen mein Schatten- Ich an. Also ließ ich noch so eine Kopie hinter einen der Wächter entstehen, die ich einnahm, hielt die Luft an und warf eine Bombe auf den Boden. 

Rauch stieg auf, der die Jäger bewusstlos machte. Einer knallte volle Kanne gegen die Eisengitter meines Gefängnis. Schmunzelnd ging ich im Slalom an den Deppen vorbei, auf den alten Mann zu. „Ich wusste es!" Der Kerl von vorhin, der wollte das ich ihm raus half, drängte sich an das Gitter. „Du hilfst uns hier raus!", jubelte er fast schon. „Äh nein." Ich verzog angewidert das Gesicht. Ich helfe doch nicht! Ich doch nicht!" „A...a..a..aber", stotterte der Mann und sah mich fassungslos an, als hätte ich ihm gerade den Weltuntergang prophezeit. 

„Ich riskiere doch nicht, dass du laut bist oder anderweitig auffällst. Dann wird mein Ausbruchvermutlich auch bemerkt werden und darauf habe ich kein Bock.", gähnte ich und schlenderte weiter. „Dann schreie ich eben laut. "Der Typ wollte mich allen ernstes erpressen. „Das lässt du schön.", warnte ich und machte eine halbherzige Handbewegung zu ihm. Ein Schatten schlängelte sich an einer Gitterstange empor. Der Depp drängte sich an die Wand seines Gefängnis und ein Wimmern entwich seinem Mund. Der Schatten stieß sich ab und landete auf seiner großen Klappe, die er zu seinem Glück geschlossen hatte. Seine Armepresste er eingeschüchtert an seinen Körper. „Das Reden würde ich jetzt besser unterlassen." Ich nickte zu ihm. 

„Wenn dusprichst dringt der Schatten in deine Hackfresse und du stirbst inweniger als einer Minute." Er schielte auf das tödliche Etwas aufsseinem Gesicht. „Unterschätzt mich nicht!", sagte ich ernst.„Wenn ich meinen Plan erst umgesetzt habe, werdet ihr alle nichtmehr existieren. Genießt also die Zeit, die ihr noch habt." Ichdrehte mich zu dem alten Mann mit der Luxuszelle um und ging auf ihnzu. Dem Schatten der von meinem Bein hoch zu meiner Hand gekrochen war, zeigte ich das Schloss.

In wenigen Sekundenformte er sich zu dem passenden Schlüssel. „Was willst du von mir, Luzifer?", wollte der Mann wissen und legte sein Buch zur Seite. Nun erkannte ich Cover und Titel. -Legenden von Böse und Grausam-las ich. Das Cover war schwarz, nur zwei rote Augen funkelten einen an. Ich öffnete die Tür und verstaute den Schlüssel, dann ging ich in die Hocke. „Sie sind Ferry, wenn ich mich nicht irre." Das Erstaunen in seinem Gesicht blieb aus. „Ich habe gehört, wie eine Gruppe Agenten beeindruckt von ihrer Arbeit waren. Sie bewachen die Bibliothek der Agentur, richtig?", fragte ich, obwohl ich eine Verneinung erwartete. Wer war hier schon ehrlich? „Lügen hilft bei dir nicht, also versuche ich es gar nicht erst. Du bist echt gut.", sagte er und sah mich aus seinen gräulichen Augen an. 

„Das heißt aber nicht, dass ich dich einfach so durch lasse." Na gut. Damit hatte ich zwar nicht gerechnet, aber das Klappergestell würde kein Hindernis sein. „Wie alt sind sie?", lachte ich und stand auf. „Machen sie es nicht unnötig kompliziert. Am Ende bekomme ich immer was ich will." Ich strich mir mein Haar aus meinem Blickfeld. „Dann muss ich dem verwöhntem Kind eben die bittere Realität zeigen.", erwidert Ferry und holte unter seinem Kissen ein Messerhervor. 

„Da hatte jemand echt bequeme Nächte." Ich zog auch meine Waffe. Die Jäger hatten vergessen mir meine Tasche abzunehmen. „Ich kann mich nur wiederholen. Lassen sie's einfach.", versuchte ich den Wächter zur Vernunft zu bringen. „Tut mir leid. Ich bin auf einem Ohr taub.", behauptete Ferry und ging auf mich los. Ich duckte mich, machte einen Rückwärtssalto gegen die Wand und stieß mich von dieser ab. Ich riss den Greis von den Beinen und drückte seine Hände zu Boden. Er versuchte sich zu währen, war aber zu schwach. Der Schatten um uns herum glitt auf ihn zu, würde ihn in nur wenigen Sekunden vollkommen bedecken. Plötzlich bäumte er sich auf und ich purzelte von ihm herunter. Der Boden war nicht nur hart, sondern auch verdammt kalt. Der Aufprall ließ mich ein paar Sekunden am Boden liegen, dann stand ich auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Nur noch Ferrys Gesicht lugte unter der dichten Schwärze hervor. „Es war mir ein Vergnügen oder so.", sagte ich und drehte mich achtlos weg. 

Ich begann die Wand vor mir abzutasten, suchte den versteckten Eingang. Gleich würde ich meinem Ziel noch einen Schritt näher sein. Ein Schritt näher an der Vernichtung der Menschheit. Bald würde ich eine neue Welt kreieren können. Eine Welt nur für Umbritor. Sie wird schöner und besser sein als die Jetzige. Niemand kann mich daran hindern! Ich werde mich an allen Menschen rächen! Ihre Vernichtung wird mein Triumph sein!

Scheinbar grundlos breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Arm aus. Mein sechster Sinn schlug an! Dadurch wurden auch meine fünfnormalen Instinkte geweckt und ich drehte mich um. Ferry, der einen Holzstuhl auf mich draufhauen wollte, nahm ich nur verschwommen war. Trotzdem bewegten sich meine Beine wie von alleine und stießen sich vom Boden ab. Ich landete auf der Seite, nur wenige Zentimeter neben den Gitterstäben. Zum Glück war diese Zelle die größte, sonst wäre ich geradewegs mit dem Kopf dagegen gekracht. Holzsplitterregneten auf mich hinab. 

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