Pt.4

~Rezos Sicht~

Gelangweilt saß ich auf dem Sofa neben Toni. Dieser erzählte grade von seiner und Nias Zeit in Italien. Ich hörte ihm bloß mit halbem Ohr zu, denn eigentlich war ich komplett in Gedanken versunken.

Was jetzt? Das war die große Frage, seit anderthalb Jahren.

Ich war mir ein großer Freund von Plänen und war auch nicht gut darin welche zu machen, doch mir war schon früh klar, dass ich mein Abi machen wollte, studieren wollte und irgendwann später heiraten und Kinder haben wollte. Doch alles dazwischen war ungewiss. Und jetzt war ich mittendrin, ohne auch nur die minimalste Ahnung zu haben, was ich jetzt tun sollte.

Es gab kein Buch darüber, was man tun sollte, wenn man seine erste Liebe verloren hatte, daraufhin tiefer gefallen war als vermutet und der Junge dann auf eibmal wieder vor der Tür steht? Sind wir wieder zusammen? Sollte ich ihm anbieten bei mir zu wohnen oder wäre das komisch? Wäre die Frage nach einem Date vielleicht angemessener oder wäre das komisch, da wir ja schon ein halbes Jahr zusammen waren und uns eigentlich nie getrennt hatten?

Normalerweise würde ich jetzt die Situation überdenken und dann anfangen mir einen kurzen Plan zu machen, was ich jetzt tun würde, doch hatte ich schon erwähnt, dass ich nicht gut darin war?

Außerdem began mein Kopf grade vor lauter Fragen zu schmerzen. Vermutlich machten mein Schlaf- und Nahrungsmangel das ganze nicht wirklich besser.

"Rezo? Lebst du noch?", Vik schnipste vor meinem Gesicht. "Ähhh... ja. Ich hab nachgedacht, sorry." Sie schauten mich misstrauisch an. "Mir geht es gut Leute! Ich brauche bloß ein bisschen Ruhe und vielleicht frische Luft.", mit diesen Worten stand ich auf und ging zur Tür. Im Handumdrehen hatte ich meine bequemen Schuhe und meine Jacke an. "Sag Bescheid, sobald du zuhause bist!", rief Toni leicht besorgt. "Ja Mama.", ich lachte und verließ die Wohnung.

Kaum fiel die Tür hinter mir zu fanden meine Kopfhörer den Weg in meine Ohren. Meine Hände vergrub ich in meinen Jackentaschen.

Die sanften Töne der kratzig klingenden Kopfhörer drangen in meine Ohren und halfen mir, ein wenig runter zu kommen, während ich ziellos durch Köln rannte.

Drei Stunden später, es war bereits dunkel, fand ich mich auf dem Dach eines Parkhauses wieder. Ich lag hier und schaute in den Himmel. Mein Handy war schon seit einer Weile leer.

Mittlerweile war ich zu dem Schluss gekommen, dass es vermutlich schlauer war, erstmal  ein wenig Abstand zu nehmen und es langsam an gehen lassen. Zunächst musst ich sowieso mein eigenes Leben, das in letzter Zeit ordentlich aus den Fugen geraten war, wieder in den Griff bekommen. Ich musste mehr schlafen und essen, aufhören mir selbst Schmerzen zu zufügen und mich ein wenig um die Uni kümmern. Ganz nebenbei sollte ich dann meine Wohnung ordentlich aufräumen und mir einen Nebenjob suchen, um meiner Mum nicht mehr auf der Tasche liegen zu müssen.

Ich hätte wohl die Zeit vergessen und war irgendwann eingeschlafen, denn als ich aufwachte schaute ich in Tonis besorgte Augen, während der Himmel über uns wieder hellblau war.
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509 Wöter

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