Kapitel VII
Kapitel VII
Phil hatte sie und die Patrouille in eine Art Höhle gebracht. Mia und Sam wussten nicht, was es war, es stand einfach so herum, riesig und hatte gläserne eckige... Dinger, durch die man sehen konnte. Die Höhle in der sie standen war eckig und ungefähr doppelt so groß wie das Krankenzimmer in dem sie noch vor einiger Zeit gelegen hatte. Darin befanden sich ein glänzender Tisch, ein hoher Schrank in der gleichen Farbe wie der Tisch und ein in die Länge gezogener Stuhl. Er sah sehr weich aus.
Hinter dem Tisch saß ein dunkelhäutiger Mann in grauen Klamotten. Sofort hatte Mia seine Augenfarbe überprüft. Sie war genauso eigenartig wie die von Phil, Kara, Luca und Nero.
Der Mann hatte die Hände auf den Tisch gestützt und gefaltet. Er sah freundlich aus, musterte sie aber mit scharfem Blick über seine Brille hinweg.
„Ihr seid also Mia und Sam, ja? Wir haben euch erwartet. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihr beiden hier auftaucht."
Ständig sagte jemand, dass sie erwartet wurden. „Wie wollt ihr wissen, dass wir hierher kommen würden?", brach es aus Mia heraus.
„Ach, ein Vöglein hat es uns geflüstert." Die Miene des Mannes formte sich zu einem Lächeln.
„Ein... Vöglein?", sofort dachte Sam an den Vogel, den sie getötet hatten.
„Wisst ihr, ihr habt Spuren hinterlassen. Zuerst natürlich, dass ihr überhaupt weg wart, von eurem Zuhause. Dann habt ihr jede Menge Gepäck mitgenommen und drei Pferde. Das fällt auf. Außerdem die Triskelen. So wie es schon jemand vor euch gemacht hat." Sein rechter Mundwinkel zog sich nach oben. Noch immer blickte er über seine Brille hinweg. Doch nun nicht mehr zu Mia und Sam, sondern hinter die beiden. Sie wandten sich um. Mia stockte der Atem. Sie riss die Augen auf. Sam war völlig perplex.
Er räusperte sich. „Cillo?"
Das hatten sie nicht erwartet. Dies alles war so skurril und nun tauchte Cillo auf. Der Cillo. Der einfach so verschwunden war. Dessen Rolle nun Reno übernahm.
„Cillo", hauchte Mia. Sie war zu geschockt um etwas zu sagen. „Cillo, Cillo, Cillo", immer nur wieder Cillo.
Irgendwann meldete er sich selbst zu Wort. „Ja. Ja, ich bin es. Wie geht es euch? Kommt hierher, ihr beiden." Cillo strahlte. Ihm lief eine Träne aus dem Augenwinkel. Doch Mia wusste, dass Cillo ein exzellenter Schauspieler war. Natürlich konnte seine Freude echt sein, aber das bezweifelte sie. Er war verschwunden und jetzt stand er einfach so vor ihnen? Das konnte sie nicht glauben. Sie setzte sich in Bewegung, ging auf seine offenen Arme zu, auf sein von Falten zerfurchtes Gesicht. Und schlug ihm mitten auf die Wange. Sein Kopf flog nach links, doch Mia bereute es nicht. Sie hörte, wie Sam hinter ihr scharf die Luft einsog.
„Schwach", spottete Cillo, „aber eine gute Überleitung zu dem, was Silas euch noch sagen wollte." Sein Blick huschte zu dem Mann, Silas, der immer noch mit gefalteten Händen an dem Tisch saß. Dieser quittierte das nur mit einem berechnenden Lächeln.
„Elliot wird euch zu den Kampfübungen führen und euch unsere Welt zeigen. Das, was ihr in eurer Welt gelernt habt ist lächerlich. Ihr werdet euch hier wohl fühlen."
„Wer zur Hölle ist Elliot?", fragte Sam mit gerunzelter Stirn.
„Ich bin Elliot." Ein Junge, nicht viel älter als Sam, hatte unbemerkt den Raum betreten.
Misstrauisch betrachtete Mia die Leute um sie herum. Sam, ihre Konstante in einem Leben, von dem sie sich nicht sicher war, wer es lebte. Cillo, von dem sie dachte, ihn zu kennen. Silas, der immer nur schmal lächelte, aber irgendwie Einfluss zu haben schien. Und Elliot, der unverschämt gut aussah. Selbstverständlich war Mia nicht entgangen, wie Sam sich im Laufe ihrer langen Freundschaft entwickelt hatte. Er war hübsch geworden, aber Elliot war anders. Er strahlte etwas aus, das sie vom ersten Moment an faszinierte.
„Warum sollten wir mit ihm gehen?", Mia blickte Silas an.
„Ach... Lasst euch einfach darauf ein. Mir ging es vor einem Jahr genauso wie euch. Und seht, ich lebe", entgegnete Cillo. Warum sprachen hier alle durcheinander? Zuhause hatten nur die der oberen Riege und die Gelehrten etwas zu sagen. Doch hier schien jeder zu machen was er wollte.
„Mia...", raunte Sam in ihr Ohr, „was soll schon schief gehen? Wir sind bis hier her gekommen. Jetzt ein Risiko einzugehen ändert nichts", er klang verbittert und Mia ging davon aus, dass er an Firu dachte.
„Na gut", seufzte sie, „aber ich trage nicht die Verantwortung."
„Nein, die Verantwortung trage ich", schaltete sich Elliot ein. Schon wieder! Ständig mischte sich jemand in Anderer Gespräche ein!
Elliot führte sie aus der seltsamen Höhle heraus, auf einem Weg, der „Aufzug" genannt wurde. Und die Höhle hieß „Haus". Sehr gewöhnungsbedürftig, dachte Mia und stieß einen
Schreckensschrei aus, als etwas an ihr vorbeirauschte. „Was war das?"
„Ach, nur ein Auto. Du solltest etwas vorsichtiger sein, wenn du über die Straße gehst", lachte Elliot. Sam sah ihn missbilligend an. „Woher sollen wir bitte wissen, was ein „Auto" ist?", er warf die Hände nach oben, „Woher sollen wir überhaupt irgendetwas wissen? Diese Welt ist mehr als suspekt!"
„Ach, das hat Cillo anfangs auch gesagt und jetzt ist er Botschafter."
„Botschafter? Wofür?", mal wieder siegte Mias Neugier über ihr Misstrauen.
„Das wisst ihr nicht? Er vermittelt zwischen eurer und unserer Welt. Was denkt ihr, woher eure Duschen kommen, eure Betten, eure Medizin? Von uns. Ihr sollt auch zum Botschafter ausgebildet werden. Cillos Ausbildung ist noch lange nicht abgeschlossen, aber er lernt schneller als einige seiner Vorgänger. Jedes Jahr kommt einer oder zwei, einmal waren es auch drei aus eurer Welt hierher. Keine Ahnung warum. Aber irgendwie kommen sie immer hierher. Und sollen dann versuchen, sich hier zurechtzufinden. Das ist total bescheuert. Aber es ist nun mal meine Aufgabe euch einzuweisen und euch zu trainieren. Weiß' auch nicht genau wie ich dazu eigentlich gekommen bin", Elliot zuckte mit den Schultern.
„Du lügst", unterstellte ihm Sam, „wie kannst du nicht wissen, wie du dazu gekommen bist, dich um dumme Schwachköpfe wie uns zu kümmern?"
„Sam!", zischte Mia empört.
„Nein, nein, er hat schon recht. Man sollte immer auf der Hut sein. Und ihr müsst immer noch lernen, wie man richtig an einer Straße läuft", genervt sah Elliot Sam an, „fast hätte er dir den Arsch weg gefahren."
Sam beugte sich zu Mia hinab. „Diese... Redensweise scheint mir äußerst unangebracht. Wir sollten so schnell wie möglich wieder zurück!", flüsterte er, gerade laut genug, dass Elliot jedes Wort verstehen konnte. Dieser zuckte nur mit den Augenbrauen.
„Ach, schau einer an! Zu viel gequatscht und schon sind wir da. Das da nennt man Trainingshalle, nur falls ihr es nicht wisst. Dort wird unser körperliches Können trainiert. Ziemlich streng übrigens. Wenn ihr jetzt zum ersten Mal dort rein geht... Ihr solltet auf den Schweißgeruch vorbereitet sein. Nicht so prickelnd jedenfalls. Es sei denn... Also keine Ahnung, was bei euch so abgeht, was ihr so mögt."
„Das ist ekelhaft", kicherte Mia. Sie schien ganz angetan von Elliots unflätiger Sprechweise. Das versetzte Sam einen Stich in die Magengrube.
„Achso. Na dann, lasst uns gehen, oder?"
Sie folgten Elliot in das Gebäude. Es war riesig und ging über mehrere Stockwerke.
„Alle zwei Tage durchläuft man jedes Stockwerk. Man fängt dort an, wo man eingeteilt wurde", er deutete auf eine Wand voll mit Namen, an der sie vorbeikamen, „jedes Stockwerk ungefähr eine Stunde. Im fünften Stock gibt's dann was zu essen und wer Aufräumdienst hatte, darf sich massieren lassen. Total geil."
„Das ist... faszinierend", äußerte sich Mia, „aber was ist ein Aufräumdienst und ein massieren?"
„Nicht euer Ernst. Ihr wisst nicht, was massieren ist?" Elliot schloss die Augen und schüttelte den Kopf, „Also gut. Fangen wir unten an und nachher zeige ich euch „ein massieren". Pferde kennt ihr, ja?"
„Natürlich wissen wir, was Pferde sind! Aber Caldo und Azel habt ihr ja weg gebracht!" Elliot rollte auf Sams Aussage hin nur mit den Augen. „Ihr bekommt sie schon wieder, mach' dir mal keine Sorgen, Blondchen."
Sie durchliefen jede Abteilung einmal, jedoch nicht zum trainieren, sondern als eine Art Führung. Elliot erklärte: „Ihr müsst langsam anfangen. Eure Muskeln sind noch nicht ausgebildet genug und wenn ihr euch überanstrengt und euch irgendetwas zerrt seid ihr nutzlos für uns. Passt also auf."
Oben angekommen setzten sie sich in die „Fressmeile", die, wie sich herausstellte, nichts weiter war als ein Bereich, in dem man essen konnte.
„Tja", sagte Elliot, „hier werdet ihr ein paar Stunden am Tag verbringen. Sam, du solltest dich daran gewöhnen, öfter als einmal am Tag duschen zu müssen...", gespielt traurig sah er ihn an. „Und was euren Wochenverlauf betrifft... Das hier war noch nicht-", von hinten kamen aufgeregt kichernde Mädchenstimmen. „Hi Elliot! Sind das deine neuen Schützlinge? Zum Anbeißen!", trällerte eines der drei. Sie beugte sich nach vorn und präsentierte direkt ihren Ausschnitt. Elliot verzog keine Miene, sah aber auch nicht besonders angetan von ihrem Besuch aus.
„Das sind Sarah, Eva und Maxim. Nette... Zeitvertreibung", stellte er die drei vor, „Und ja, das hier sind Mia und Sam, meine beiden Schützlinge."
„Kennen sie sich aus?", prüfend betrachtete Sarah die beiden Freunde.
„Es ist unterirdisch", erwiderte Elliot, „sie wissen nicht mal, dass man Pferde mit einer Zaumzeug reitet. Sind mit Halfter und Strick hier angekommen."
„Sag mal...", schaltete sich Sam ein, „natürlich wissen wir, wie Pferde geritten werden! Und sprich doch bitte mit uns, anstatt über uns." Er zwinkerte selbstironisch. Was dieser Elliot konnte, das konnte er auch. Nicht, dass er es nötig hätte.
„Sieh mal, was wir gefunden haben!", kicherte nun Maxim.
„Eine Sofortbildkamera! Woher habt ihr sie?"
„Ach, nirgendwo her. Lass uns sie mal ausprobieren!"
„Was ist das bitte? Kann man damit etwas Besonderes machen?", Mia war bisher erstaunlich ruhig geblieben.
„Man kann Bilder damit machen. Probier' es aus", bot Eva an. Sie schien die annehmbarste der drei zu sein. „Es geht ganz einfach. Sieh einfach in dieses Viereck und drück' oben auf den Knopf", erklärte sie.
Mia hielt sich die Kamera direkt vor ihr Gesicht und schielte in das kleine Viereck.
„Nein, doch nicht so! Du musst ein bisschen Abstand halten. So", Eva drückte den Auslöser und lichtete Mia und Sam, der etwas erstaunt drein blickte, ab.
Das Bild kam vorn aus dem schmalen Schlitz heraus und Eva wedelte wild damit in der Luft, sodass es trocknete.
Mia lachte ungehalten. „Sam, du schaust wirklich wie ein verschrecktes Eichhörnchen!" Doch Sam runzelte nur die Stirn und sah weg. Es war zum Verzweifeln! Mia entglitt ihm und das innerhalb weniger Stunden! Sie kannten diesen Elliot seit heute Vormittag und sie hatte sich ihm geradezu entgegengeworfen. Das zerstörte ihn innerlich. Noch während er sich wieder zurückdrehte wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Doch Mia kicherte nur weiter mit ihren neuen Freunden. Wie war er nur auf die Idee gekommen, mit ihr diese Reise anzutreten? Gezwungen lächelte er in die Runde.
„Hat jemand Hunger?", fragte Sarah. Sie schien eine Art Anführerin der drei Mädchen zu sein.
„Was esst ihr eigentlich so?", erkundigte sich Mia mit Blick auf einen langen Tisch mit einem Dach darüber und Schalen darin, in denen das Essen zu sein schien.
„Komm einfach mit und koste", Eva schob sie in Richtung des Tisches. „Also das hier ist ein Büfett. Du kannst dir nehmen, was du möchtest, aber ein gesitteter Mensch nimmt sich nur so viel wie er auch isst, damit den anderen auch etwas übrig bleibt und damit auf seinem Teller nichts übrig bleibt. Wie läuft das mit dem Essen denn bei euch?"
„Bei uns ist es so, dass jeder genau die gleiche Menge bekommt, außer man weißt besondere Umstände vor. Wie zum Bespiel meine Mutter, sie ist schwanger." In Mia kamen Erinnerungen hoch, an welche sie eigentlich nicht mehr denken wollte. Die alte Zeit wird zurückgelassen!, ermahnte sie sich. Doch sie sah genau vor sich, wie ihre Mutter bei ihrer ersten Reitstunde auf Caldo lachend am Rand stand und sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
„Verdammt", fluchte sie. „Was hast du gesagt?", Eva neigte ihren Kopf in Mias Richtung. „Ach, nichts, ich hab nur... Ach egal", antwortete sie.
„So... Such dir was aus. Es gibt jeden Tag etwas anderes. Hier nimmst du dir einen Teller und ein Tablett."
Mia betrachtete skeptisch die großen und kleinen Behältnisse, welche mit Essen gefüllt zu sein schienen. „Na los, wenn du willst suche ich etwas für dich aus. Ich bin sicher, es wird dir schmecken. Die Köche kochen wirklich gut."
„Ja, ich glaube, das wäre besser... So gut finde ich mich ja noch nicht zurecht", Mia trat einen Schritt zurück und ließ Eva den Vortritt. Diese griff zielsicher nach dem Deckel einer der Behälter aus dem sogleich Dampf aufstieg. „Das hier sind Frikadellen. Die hier sind aus Schweinefleisch", sie deutete auf ein kleines Schildchen auf dem genau dies stand, „du bist doch keine Muslima oder so?"
„Was bitte ist eine Muslima?" „Also nicht..." Eva stach mit einer Gabel zwei Frikadellen auf und ließ je eine auf die Teller gleiten. „Was ist mit Salat? Habt ihr da irgendwelche Vorgaben, was ihr essen dürft?"
„Willst du mich irgendwie beleidigen? Ich esse, was mir schmeckt! Selbstverständlich gibt es keine Vorgaben, was man zu Essen hat! Nur das, was es gibt!", Mia fuhr regelrecht aus der Haut und Eva schreckte zurück. „Ist ja gut... Ich wollte nur nett sein", dem blonden Mädchen mit den Sommersprossen standen die Tränen in den Augen.
„Ach unser Sensibelchen", Elliot hatte sich von hinten angeschlichen, stach Eva spielerisch in die Seiten und biss dann von einer Karotte ab. „Eva ist immer etwas weinerlich, Mia du solltest wirklich etwas respektvoller sein", sein ironischer Unterton irritierte Mia. Elliot hatte erklärt, dass Ironie ist, wenn jemand deutlich heraushören ließ, wenn man etwas genau gegenteilig meinte, wie man es sagte. Aber sie verstand den Sinn hinter dieser Art des Sprechens nicht ganz. Warum sagte man nicht direkt, was man meinte? Verunsichert blickte sie zu dem Tisch, an dem sie gesessen hatte in der Hoffnung, Sam könnte ihr aus dieser Lage helfen. Der jedoch schien ein angeregtes Gespräch mit Maxim zu führen, wobei sie beide leicht verschüchtert wirkten.
Mia musste lächeln, aber irgendwie betrachtete sie das Geschehen auch mit gemischten Gefühlen. Sie wandte sich wieder Eva und Elliot zu, wobei sie feststellen musste, dass diese beiden zwischenzeitlich dazu übergegangen waren, sich gegenseitig die Zunge in den Hals zu stecken. Mia lief feuerrot an und räusperte sich. Aus einer Ecke des riesigen Raumes ertönte der Ruf: „Hey, nehmt euch ein Zimmer!" War das jetzt ironisch?
Plötzlich packte sie jemand von hinten am Arm und Mia quiekte auf. Doch es war nur Sarah, welche wieder aufgetaucht war, wo auch immer sie gewesen war. „Komm schon, hier, nimm dir zu essen, was du möchtest."
„Ist das bei euch so üblich? In aller Öffentlichkeit?", Mia warf einen Blick zu Eva und Elliot, die immer noch mit sich selbst beschäftigt waren.
„Klar, manchmal ist es etwas nervig, wenn man gerade am Essen ist, aber hier haben wir keine Hemmungen", Sarah grinste, „draußen auf der Straße ist es etwas anderes, Eltern und so weiter, Stichwort Gerüchteküche, aber hier ist gesicherte Zone." Vor Mias innerem Auge tauchte ein Topf auf, aus dem Gerüchte überliefen während Sarah weiterging. „So, nimm dir noch etwas Nachtisch und Besteck", wies sie Mia an. Diese tat wie ihr geheißen und gemeinsam liefen sie hinüber zu dem Tisch, an dem noch immer Sam und Maxim saßen.
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