9. Dezember 1980

Lautlos schwebte der große Vogel über dem Dorf. Er hatte einen Brief an sein Bein gebunden und war gerade auf dem Weg diesen auszuliefern. Noch war es nicht wirklich spät, doch die Dämmerung war schon angebrochen und die elektrischen Laternen strahlten einsam in die Dunkelheit. Erschöpft landete die Eule auf einer eben jener und sah sich um. Sie hatte schon einen weiten Weg hinter sich und musste sich kurz sammeln, bevor sie sich auf die Suche nach dem richtigen Haus machen konnte. Immerhin befand sie sich schon im richtigen Dorf, denn obwohl es den Muggeln nicht auffiel, leuchtete Godric's Hollow geradezu for Magie.

James Potter saß gerade mit seinem kleinem Sohn Harry auf dem Sofa, als es ans Fenster klopfte. Alamiert schrak er hoch, doch es war nur eine Eule, die nun erwartungsvoll hinein spähte. Obwohl sie schon seit einem halben Jahr unter dem Fidelius lebten, war die Angst, ein Todesser oder gar Voldemort könne sie überraschen, noch nicht ganz aus ihren Knochen gewichen.

Kurz war er beunruhigt, seine Frau könne von dem Klopfen erwacht sein, doch ihr gedämpftes Schnarchen drang noch aus dem Schlafzimmer. Harry dagegen war putzmunter. So sehr er seinen Sohn auch liebte, an Tagen wie heute machte er ihn wahnsinnig. Er bekam gerade seine ersten Zähne und hörte seit Tagen nicht auf zu schreien, was ihm und Lily wenig Schlaf beschehrte.
Jetzt war Harry jedoch alles andere als quengelig, stattdessen streckte er mit einem breiten, noch-zahnlosen Grinsen begeistert seine Fingerchen in Richtung der Eule, die immer noch darauf wartete eingelassen zu werden.

Seufzend erhob er sich. Hoffentlich brachte sie keine schlechten Nachrichten. Erst kürzlich waren wieder Ordensmitglieder verschwunden, noch einen Verlust in so kurzer Zeit konnte und wollte er nicht ertragen, erst recht nicht so kurz vor Weihnachten.
Mit klopfenem Herzen öffnete er das Fenster und die Eule, gefolgt von einer eisigen Böe, flatterte hinen. Bereitwillig streckte sie ihm das Bein hin, um dann so schnell es ging außerhalb der Reichweite von Harry zu landen, bevor dieser ihr sämmtliche Federn ausreißen konnte. Als er den Brief in den Händen hielt erkannte James auch die Handschrift. Es war Hagrids riesiges Gekrakel. Das war doch schon mal ein gutes Zeichen, denn Hagrid brachte normaler Weise keine schlechten Nachrichten.

An James und Lily Potter

Stand da in ungleichmäßig großen Buchstaben quer über den Umschlag geschrieben. Er drehte ihn um und riss ihn auf. Schnell reichte er Harry den Umschlag, damit er nicht auf die Idee kam, ihm den eigentlichen Inhalt des Briefes zu klauen. Dieser steckte ihn sich in den Mund und sah dann anklagend zu seinem Vater hoch, weil es offenbar nicht schmeckte. James musste kurz schmunzeln, dann faltete er das Papier auseinander.

Liebe Lily, Lieber James,

Balt is Weinachten und ich dachte villeicht möchtet ir das ich für Euch Geschänke besorge, mach Ich wirklich gern. Wen Ir Zeit unt Lust habt kom Ich auch gern dan vorbei. Ich kan auch den Weinachsman für Harry spilen, wen Ir wolt.
Ich hab noch ne Frage: Judy hat drei Käzchen, die ein Zuhause brauchen. Möchtet Ir ne Katze, Ich könt Sie mitbringen. Lily wolte doch immer ne Kaze und die von Ir sind ganz süs. Überlegs Euch.
Froen zweiten Adwent üprigens, wenn der noch rechzeitich ankomt.

Euer Rubeus

James atmete erleichtert aus, keine schlechten Nachrichten, Merlin sei Dank. Heute morgen hatte Sirius ihnen die Muggel Zeitung geschickt, die er abonniert hatte. In der Schlagzeile stand, dass John Lennon am Abend zuvor eschossen worden war, der Sänger von Lily's lieblings Band. Diese hatte es mit einem Schock wahrgenommen, meinte aber, sie würde schon genug Tränen für ihre Freunde vergießen, da konnte sie jetzt nicht mehr um einen eigentlich völlig Fremden trauern. Trotzdem hatten sie ihre Platten heute in Dauerschleife gehört und James hatte sich nicht beklagt.

Aber zurück zu dem Brief. James las ihn nochmal, um sicher zu gehen, dass er alles richtig verstanden hatte. Hagrid zu Besuch zu haben wäre sicher schön, er bekam hier schon einen Lagerkoller. Seit Wochen hatte sie niemand mehr besucht und er fühlte sich nutzlos. Alle ihre Freunde kämpften für ihre Freiheit und er? Er versteckte sich in seinem Haus! Er fühlte sich schuldig und doch wusste er, dass es wichtiger war Harry zu schützen, auch wenn die Tage manchmal unaufhaltsam waren.

Sirius hatte auch schon angeboten an Weihnachten vorbei zu kommen und auch Peter wollte dabei sein. Harrys erstes Weihnachten würde also nicht ganz so trist und einsam werden wie die Wochen zuvor. Und ein Haustier war vielleicht wirklich keine schlechte Idee, auch wenn seine Freunde wahrscheinlich nicht so glücklich darüber wären, dass es ausgerechnet eine Katze sein musste. Lily hingegen wäre sicher begeistert und das war das was zählte.

Schnell gab er der Eule etwas Futter und Wasser, bevor er eine Antwort an Hagrid auf einen Zettel kritzelte und den ersten Brief versteckte. Die Katze sollte eine Überraschung werden, Lily würde Augen machen!

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Das Datum soll so, das Kapitel bekommt ihr aber trotzdem schon jetzt. :) frohen zweiten Advent euch!
Weiter gehts am 15. :)

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