6. Dezember 1980
Nichtmal ganz eine Woche, nachdem Hagrid sie mit den Kätzchen überrascht hatte, stand Judy wieder vor seiner Tür. Weinend.
"Mum und Dad sagen, ich darf die Babys nicht behalten", schniefte sie als Begrüßung. Hagrid, der immer nicht so richtig wusste wie er mit Tränen umgehen sollte, klopfte ihr unbeholfen auf die Schulter, was sie beinahe zusammen brechen ließ.
"Oh, entschuldige." Er öffnete die Tür etwas weiter um sie herein zu bitten. "Hab grad frische Kekse gebacken. Is Schokolade drin, hilft gegen Traurigkeit"
Vor lauter Tränen vergessed, dass sie sich geschworen hatte niemals Kekse von Hagrid anzunehmen, ihrer Freundin war dadurch ein bleibender Zahn ausgefallen, nahm sie sich dankbar einen und biss hinein. Es knirschte furchtbar, aber immerhin schmeckte er tatsächlich nach Schokolade.
Immer noch schniefend lutschte sie wie eine zahnlose Oma an dem Keks herum. Bei dem Gedanken musste sie ein bisschen Grinsen.
Tatsächlich konnte man Judy als sehr Oma ähnlich beschreiben: Sie trug außerhalb des Unterrichts immer altmodische Muggelkleidung, ihr blondes Haar wirkte beinahe weiß und wenn es nach ihr ginge hätte sie mehr Katzen als Freunde. Genau genommen, hatte sie sich sogar fest vorgenommen eines Tages eine "crazy Cat Lady" zu werden, denn wer brauchte schon einen Mann, wenn man eine Katze haben konnte.
Leider wurde ihr ihre Katzenliebe bei ihren Eltern zum Verhängnis, diese hassten Tiere und ertrugen Lucy nur, weil sie sie so selten sahen. Dass Judy jetzt jedoch noch drei weitere, nicht stubenreine, Kätzchen über Weihnachten mitbringen wollte, kam für sie gar nicht in Frage. Es hieß also: bevor Judy nach Hause fuhr mussten die Kätzchen an andere vermittelt werden, nur an wen blos?
"Wieso darfst du die Babys nicht behalten?", fragte Hagrid nun da sich Judy wieder beruhigt hatte.
"Meine Eltern wollen nicht, dass ich sie über Weihnachten mitbringe, weil sie noch nicht erzogen sind und meine Mutter Angst hat, sie könnten das neue Sofa zerkratzen. Und ich kann sie nicht hier lassen, weil ich niemanden kenne, der über Weihnachten hier bleibt"
Hagrid nickte verständnisvoll und sein alter Hund Bär, der scheinbar spürte, das Judy niedergeschlagen war legte seinen Kopf in ihren Schoß und sah mit traurigen Augen zu ihr hoch. "Ich könnte sie doch nehmen, Bär mag Katzen", schlug er vor.
Bei dem Wort "Katze" hob Bär den Kopf und sah sich hektisch um. Judy, die sonst Hagrid ihr Leben anvertraut hätte verzog den Mund. Bär mochte Katzen, doch Katzen mochten Bär nicht, außerdem war Hagrids Hund ähnlich grobmotorisch wie er. Judy mochte beide sehr, glaubte aber nicht, dass die drei Kätzchen außgerechnet bei den beiden besonders gut aufgehoben waren. Zumindest würde sie nicht dafür garantieren, dass am Ende noch alle ihre Knochen heil waren.
"Danke Hagrid, aber ich glaube meine Eltern haben recht, ich muss richtige für-immer-Zuhause für sie finden. An Weihnachten müssten sie ungefähr alt genug sein um von Lucy getrennt zu werden. Kennst du jemanden, der gerne eine Katze hätte? Vielleicht jemand, der sich einsam fühlt?"
"Oh ich glaube ich kenne da die perfekten Leute.", freute er sich. "Ich schreibe ihnen sofort Briefe und dann melde ich mich bei dir, wenn die geantwortet haben, in Ordnung?"
"Das klingt großartig! Danke Hagrid", rief Judy und sprang auf um ihre Arme um ihn zu schlingen.
"Na, Na, nicht so stürmisch", wehrte er sich halbherzig. Er freute sich immer sehr wenn er weiter helfen konnte und wer wusste es schon, vielleicht schafften er und Judy es ja, dieses Weihnachtsfest für ein paar seiner Freunde magisch werden zu lassen.
"Oh und ich hab's fast vergessen, alles Gute zum Geburtstag Hagrid! Ich habe hier noch was für dich.", sie zog ein großes Paket aus ihrer Schultasche. "Deshalb bin ich eigentlich gekommen, aber dann habe ich unterwegs den Brief von Mum bekommen. Hier."
"Oh danke, das wäre doch nicht nötig gewesen", murmelte er noch, als er schon begann das Papier zu zerreißen. Dann wurden seine Augen riesig als das Geschenk zum Vorschein kam. Judy hatte ihm eine Decke gehäkelt und jedes Granny-Square zeigte ein anderes Tierwesen. Sie musste Stunden an dieser gesessen haben.
"Wow", hauchte er nur noch, bevor er sie in eine Knochen-zerbrechende Umarmung zog.
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Frohen Nikolaus Tag euch <3
am 8. geht es weiter :)
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