13. Dezember 1980
Es war der 2. Advent und zur großen Freude vieler älterer Schüler war für diesen Tag ein letztes Hogsmeade-Wochenende angesetzt worden, das viele für ihre Weihnachtsbesorgungen nutzen wollten. Auch Judy befand sich in dem Strom schnatternder Hogwartsschüler, doch anders als ihre Mitschüler, war sie nicht auf dem Weg zu Zonko's, dem Honigtopf oder den drei Besen, sie wollte zum Eberkopf. Ähnlich wie viele Schüler war sie noch nie dort gewesen und als sie den schmuddeligen Pub betrat, hätte sie am liebsten wieder auf dem Absatz kehrt gemacht. Er war so völlig anders als die Läden, die sie kannte und die vermummten Gestalten, die einzelnd oder in kleinen Grüppchen an den Tischen saßen, wirkten auch nicht gerade vertrauenserweckend. Einzig eine Frau mittleren Alters war unverschleiert und wirkte freundlich.
Als Judy den Pub betreten hatte, hatte die Frau aufgeblickt und sah sie nun erwartungsvoll an. War das vielleicht die Bekannte von Hagrid? Dieser hatte an viele seiner Bekannten und Freunde Briefe geschrieben und diese Frau (Mrs Flick?) hatte sich bei ihm gemeldet und ein Treffen vorgeschlagen. Da es jedoch in den drei Besen zu laut und voll für drei kleine Kätzchen war, hatte Hagrid einen abgeschiedeneren Pub vorgeschlagen. Leider hatte sie nicht gewusst, das dieser so gruselig sein würde und nun stand sie unsicher im Raum und klammerte sich an den Transportkorb der Kätzchen. Wenn doch nur Hagrid endlich käme!
Kaum hatte sie an Hagrid gedacht, betrat dieser auch schon hinter ihr den Raum. "Judy da bist du ja, komm wir setzen uns. Aberforth, drei Butterbier bitte!" Der Wirt, den Judy erst jetzt bemerkte, war hinter die Bar getreten und holte drei staubige Flaschen vor, die nicht so aussahen, als sei der Inhalt sonderlich frisch. Alles in diesem Raum wirkte so. Es war dunkel und in den wenigen Lichtstrahlen, die durch die Erkerfenster drangen, tanzte der Staub. Auch der Boden war mit einer Dreckschicht überzogen, die nicht darauf deutete, dass hier sonderlich oft geputzt wurde und aus irgendeinem Grund roch es nach Ziege.
Während Judy immer noch ängstlich die Gestallten beäugte, schob Hagrid sie schon auf den Tisch mit der unverschleierten Frau zu und deutete auf einen Stuhl. Unsicher setzte sie sich ihr gegenüber und stellte den Korb mit den Kätzchen zwischen sie auf den Tisch. Sofort lugte die Frau in den Korb und wurde promt von sechs kleinen Äuglein gemustert.
"Judy, das ist Arabella Figg, Mrs Figg, das ist Judy.", ergriff Hagrid das Wort.
"Freut mich Sie kennen zu lernen", murmelte Judy.
Die Frau sah auf und lächelte. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, immerhin darf ich mich bald über ein neues Familien Mitglied freuen, wenn ich mich nicht irre. Und dann auch noch ein so zuckersüßes!" Entzückt streckte sie einen Finger durch das Gitter und streichelte den braun-weißen Kater, den größen im Wurf. Dieser ließ sich bereitwillig zwischen den Ohren kraueln und wirkte ebenso begeistert von ihr, wie sie von ihm.
"Haben Sie schon andere Katzen Mrs Figg?", fragte Judy neugierig. Auch wenn die Frau ihr sympatisch war, einer völlig fremden Person wollte sie ihre Babys nicht überlassen, erst recht nicht, falls sie ein Laie war.
"Nein, bis vor kurzem hatte ich aber eine. Meine liebe Tibble ist vor einem Monat im stolzen Alter von 18 Jahren gestorben und das Haus ist nun so schrecklich leer. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über den Brief gefreut habe! Der kleine sieht ihr übrigens sehr ähnlich und er ist so wohl genährt! Ihre Katze und Sie haben einen wirklich guten Job gemacht. Er ist ein wirklich schöner kleiner Mister."
"Dankeschön", lächelte Judy. Dass Mrs Figg schon zuvor Katzen hatte war gut und obwohl sie es gerne gewesen wäre, durfte sie nicht zu wählerisch sein. Die Frage war ihr einziges Kriterium, welches Mrs Figg erfolgreich bestanden hatte.
"Ich würde ihn wirklich gerne nehmen", sagte sie kaum hatte Judy dies gedacht. "Hat er denn schon einen Namen?"
"Nein noch nicht. Ich wollte, dass die neuen Besitzer sich einen Namen aussuchen dürfen, aber was halten Sie von Mr Tibbles?"
Kurz sah es aus, als würde Mrs Figg beginnen zu weinen, doch dann lächelte sie. "Das ist eine wunderbare Idee."
Kurz kehte Schweigen ein, doch dann fragte Mrs Figg "Wie viel schulde ich Ihnen für ihn?"
"Hm?"
"Wie viel Geld möchten Sie für ihn haben?"
Judys Augen wurden groß, an eine Bezahlung hatte sie gar nicht gedacht und eigentlich wollte sie auch gar kein Geld für ihn, sie wollte nur, dass es dem Kätzchen gut ging. Als sie dies jedoch Mrs Figg mitgeteilte, bestand diese darauf. "Wenn sie das Geld nicht wollen, dann kaufen sie ihrer Katze etwas schönes davon", meinte sie und drückte ihr ein paar Münzen in die Hand.
Dann hieß es Abschied nehmen.
Mrs Figg nam Mr Tibbles vorsichtig aus dem Korb und setzte ihn in ihre eigene Tasche, während Judy darauf achtete, dass die beiden anderen Kätzchen nicht heraus sprangen.
"Wenn irgendwas sein sollte, melden Sie sich bei mir, ich kann ihn jederzeit zurück nehmen."
"Das werde ich", versprach Mrs Figg und lächelte warm, während sie sich sich von Aberforth eine Hand voll Flohpulver geben ließ. Sie warf es in die Flammen, rief "Glyzinienweg" und dann verschwanden die Frau und der Kater im grünen Licht.
Judy sah noch eine Weile in die Flammen, während Hagrid ihr unbeholfen die Schulter tätschelte. Sie würde Mr Tibbles vermissen.
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Weiter geht es am 22. :)
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