1. Dezember 1980
Dicke Flocken tanzten im Wind und der Schnee knirschte unter den Solen der riesigen Gestallt, die auf die schneebedeckten Bäume des verbotenen Waldes zustapfte. Sein Haar war beinahe weiß, doch nicht weil er so alt war, sondern weil sich so viel Schnee in seinen zotteligen Locken verfangen hatte. Wäre er den Schülern unbekannt, hätten einige jüngere ihn sicher für den Weihnachtsmann gehalten, doch Hagrid war nicht der Weihnachtsmann, auch wenn es zu seiner liebevollen Persönlichkeit gepasst hätte. Er war der Wildhüter von Hogwarts und nun, da das Weihnachtsfest näher rückte, war er damit beauftragt worden, die Tannen für die Dekoration der Großen Halle zu besorgen.
Mit einer großen Säge bewaffnet stiefelte er in den Wald. Nicht selten musste er sich unter großen Ästen hindurch ducken, doch trotz seiner Mühen blieb er oft an ihnen hängen und sorgte somit dafür, dass hinter ihm kleine Lawinen niedergingen. Pfeifend zog er den Schlitten hinter sich her, auf dem er die Tannen bis zum Schlossportal transportieren wollte, auf dem sich jetzt aber der Schnee sammelte.
Endlich erreichte er die Stelle, an der er schon in den letzten Jahren immer fündig geworden war. Turmhohe Tannen ragten aus dem Schnee und zwischen ihnen bezeugten einige Baumstümpfe aus den Vorjahren, dass diese Tannen perfekte Weihnachtsbäume waren.
Noch immer pfeifend ließ Hagrid den Schlitten los, kramte einen kleinen Hocker aus seiner Manteltasche und begann im stetigen Takt zu sägen. Dass der Hocker nicht in zwei brach glich einem Wunder, doch wirklich komfortabel sah es trotzdem nicht aus.
Der Wind ließ die Spitzen der Tannen tanzen und hin und wieder klang sein Pfeifen beinahe musikalisch, ganz im Gegenteil zu den schiefen Tönen des Wildhüters. Plötzlich verstummte Hagrid. Ihm war, als hätte er etwas gehört. Hier im Wald lauerten unzählige Kreaturen und nicht alle waren ihm wohlgesonnen. Er war aufgestanden und angelte nach seiner Armbrust. Einen Moment stand er einfach so da, doch das Geräusch wiederholte sich nicht.
Eine Weile später, er hatte sich wieder seiner Arbeit zugewendet, fiel die Tanne krachend und er hiefte sie auf den Schlitten, um ihn dann schnaufend den Berg zum Eingangsportal hinauf zu ziehen. Kaum hatte er die Tanne abgeladen, wurde er von einer Gruppe Erstklässler umringt, die fragten, ob sie Schlittenfahren durften, während er den Baum nach drinnen brachte.
Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Natürlich durften sie. Nichtmal eine Sekunde nachdem es ihnen erlaubt worden war, sausten die ersten schon den Hügel hinab. Hagrids Grinsen verbreitete sich noch mehr. Diese Jungen erinnerten ihn sehr an die Rumtreiber, eine Gruppe Gryffindors, die vor kurzem ihren Abschluss gemacht hatten. Der eine von ihnen, James Potter, war vor einem halben Jahr Vater geworden und lebte seitdem versteckt. Hagrid war einer der wenigen Eingeweihten, der wusste wo sich das Haus befand. Vielleicht sollte er sie demnächst mal wieder besuchen, am besten zu Weihnachten! Doch mehr Zeit um über seine Freunde nachzudenken blieb ihm nicht, da die Tanne im Portal stecken geblieben war und schon jetzt einige Schüler, drinnen und draußen, darauf warteten vorbei zu können.
Ein paar Stunden später, er wollte gerade die Säge ansetzen um den letzten Baum zu fällen, erklang das misteriöse Geräusch wieder. Es schien direkt unter dem Baum her zu kommen. Erstaunt hob er die bis auf den Boden hängenden Äste und was darunter zum Vorschein kam erweckte in ihm wahres Entzücken. Drei kleine Fellknäule turnten auf ihrer Mutter herum und sahen dabei so putzig und flauschig aus, dass er am liebsten sein vor Kälte ganz taubes Gesicht in sie gedrückt hätte. Als die Mutter ihren Kopf hob, erkannte er sie. Das war Lucy, zweifellos!
Überall im Schloss waren Bilder von ihr aufgehängt, mit der Unterschrifft "Seit 8 Wochen verschwunden, falls ihr sie seht bitte bei Judy Miles, Hufflepuff 3. Jahr melden"
Judy war auch schon bei ihm gewesen und hatte unzählige Tränen vergossen.
"Ich weiß, dass Katzen fortlaufen um sich zu verstecken, wenn sie merken, dass sie bald sterben, aber es ging ihr gut! Sie war völlig normal! Sie hat gefressen, sie hat getrunken, hat mit mir gekuschelt und dann war sie plötzlich weg! Sie war etwas träger als sonst, aber ich dachte, das liegt daran, dass sie so zugenommen hat. Kannst du mir Bescheid sagen falls du sie im Wald findest?"
Sie hatte ihm mehr als nur Leid getan und jetzt hätte er vor Freude fast einen Luftsprung vollzogen, als er daran dachte Judy die frohe Botschaft zu überbringen. Sofort zog er seinen Mantel aus und formte eine Art Nest auf dem Schlitten, in das er Lucy und die Babys setzte. Sofort machte er sich strahlend wie ein Honigkuchenpferd auf den Weg zurück zum Schloss, Judy würde Augen machen!
- - - - - - - - - - - - - - -
Leider hab ich dieses Kapitel etwas vergessen, frohen 1. Advent euch nachträglich! Diese Geschichte wird nicht jeden Tag geupdatet, soll aber trotzdem eine Art Advendskalender werden. Wenn ich es schaffe kommt immer Sonntags und am 24. ein Kapitel, ich hoffe ihr freut euch :)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top