*Rise*

Shipping: HandOfPaluten
Song: Rise - von (Glitch Mob, Mako and the World Alive)

*Rise*

Aufmerksam beobachtete ich meinen Gegenüber, versuchte seine nächsten Schritt vorauszuahnen, während wir uns wie Raubtiere umkreisten. Mein Blick schnellte zu den Pistolen, die an seiner Hüfte ruhten. Er machte keine Anstalten sie zücken zu wollen. Trotzdem griff ich nach dem Cuttermesser an meinem Gürtel.

Das ließ ihn lachen. Es klang dumpf hinter dem Halstuch, was er sich über Mund und Nase gezogen hatte.
"Du weißt, was man über die Leute sagt, die ein Messer zu einer Schießerei bringen. Erstaunlich, dass du es so weit außerhalb der Stadt überlebt hast." Die Selbstsicherheit in seiner Stimme kotzte mich an.  Er schien so überzeugt von sich selbst, überzeugt in mir keinen Gegner zu sehen. Ich wollte ihm das Grinsen aus dem Gesicht wischen.

Mit blitzschnellen Bewegungen, die von viel zu viel Übung viel zu gut saßen, hatte ich das versteckte Butterflymesser aus seiner Halterung geholt und nach ihm geworfen. Das Blut spritzte im hohen Bogen, als es die Halsschlagader traf.

Schock stand in den wässrigen blauen Augen, als er röchelnd zu Boden sank.
"Meine Messer haben mich leider noch nie enttäuscht.", murmelte ich zu dem erstarrten Körper, während ich das Balisong kurz an meinem Ärmel abstreifte und zurücksteckte. Gerade als ich mir seine Pistolen nehmen wollte, hörte ich hinter mir Schritte und langsames Klatschen.

Mit einem Sprung war ich umgedreht und hatte das Butterflymesser wieder in der Hand. Doch mein neuer Gegner ließ mich stocken. Ich kannte ihn.  Wie lange war es her, dass ich in diese mir so verhassten Augen geschaut hatte.

"Wow. Ich bin ehrlich beeindruckt. Als ich von dem Einzelgänger am Rande meines Gebietes gehört hab, hätte ich nie gedacht, dass du es sein könnte. Kaum zu glauben, dass so ein herzensguter Mensch zu solchen Taten fähig ist."

"Max."

Er deutete eine Verbeugung an.

"Höchstpersönlich. Willkommen in der Wildnis."

Zögernd ließ ich meine Waffe etwas sinken. Schwieg ihn unschlüssig an. Max hob die Hände. Die Handflächen seiner schwarzen Handschuhe waren blutrot. Hand of Blood. Wie passend.

"Du hast mir einen guten Dienst erwiesen, indem du den da umgebracht hast. Seine Arroganz war zum kotzen. Ich mach dieses Angebot nicht oft - noch weniger wiederhole ich es, aber willst du dich nicht endlich meinem Clan anschließen?"

Damit hätte ich rechnen sollen, es überraschte mich trotzdem. Selbst nach all der Zeit in der ich schon allein unterwegs war, gab er nicht nach. Das Angebot auf Gesellschaft und Schutz war verlockend. Doch das, was ich über seinen Clan gehört habe, war nichts gutes. Und dann war da noch die Last der Vergangenheit. Würde ich es schaffen an der Seite desjenigen zu kämpfen, der mir alles genommen hatte?

"Ich seh deine Moral mit deinen Bedürfnissen ringen. Das du nach der Aktion da-" Er zeigte auf die Leiche, " noch sowas wie Moral oder Prinzipien besitzt, ist fast lachhaft. Aber hier gibt es weder Helden noch Bösewichte. Nur den Krieg, der gerade erst beginnt." Wahnsinn blitzte in den braun-grünen Augen.

Der Griff um mein Messer wurde fester. Der Entschluss war gefasst.

"Ich kämpfe lieber alleine, als an der Seite eines Irren."

"Sehr wohl. Dann nimm deine erbeuteten Waffen und geh. Willkommen im Krieg, Paluten. Aber denk daran: die Krone werde ich mir holen." Er verbeugte sich wieder. Ich schnaubte nur verächtlich.

"Wer will schon eine blutbefleckte Krone." Ich wandte mich der Leiche zu. Das unmissverständliche Geräusch einer sich entsichernden Waffe ließ mich erstarren.

"Ich hab eine Bitte an dich." Max Stimme war eiskalt.

"Nimm den Kampf als mein Rivale um die Krone an. Ich brauche jemanden, der es mit mir aufnehmen kann. Und du kannst großes schaffen. Ich will dich aufsteigen sehen. Will sehen wie du dich über deine Gegner erhebst und immer höher steigst. Ich weiß, dass dir das Talent zum Anführen in den Knochen steckt. Also nimm meine Aufforderung an. Sei mein Rivale. Das dein Moment, deine time to shine."

Die Zeit seines Monologes hatte ich genutzt, um die Waffen des toten Mannes an mich zu nehmen und eine Pistole zu entsichern. Ich stand auf und richtete den Lauf der Waffe auf seinen Kopf.

"Warum sollte ich?"

"Weil ich sehen will ob Manu recht hatte. Ob du es wirklich drauf hast. Beweise es mir, dir, oder von mir aus auch ihm. Lass das Bild des schüchternen Kindskopf hinter dir und steige empor. Ich will, dass man sich dich erinnert, damit dein Freund nicht umsonst gestorben ist. Der Rächer der Guten, der Antiheld mit den verdrehten Prinzipien. Der, der durch die Hölle gehen musste, weil er sah wie all seine Freunde starben - was auch immer. Erhebe dich über mich, um ihretwillen. Oder willst du wirklich, dass die Welt in der Hand eines Irren landet?!"

Wut tränkte meine Welt in ein sattes, tiefes rot. Selbst nach all der Zeit konnte ich es nicht ertragen, wenn ein anderer seinen Namen aussprach. Vor allem nicht, wenn Max diesen Namen aussprach. Zu schmerzhaft war die Erinnerung. Meine Hand begann zu zittern.

"Du hast nur eine Chance hier lebend rauszukommen. Geh!" Meine Stimme klang gebrochener als ich es wollte. Doch Max hob kapitulierend die Hände.

"Erhebe dich." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging in aller Ruhe davon. Ich war versucht ihm einfach in den Rücken zu schießen, doch seine Ansprache hatte etwas in mir bewirkt. Zum ersten Mal hatte ich wieder ein Ziel.  Eine Bestimmung, die mich vorantreiben könnte. Mag die Herausforderung vielleicht von der falschen Person gestellt worden sein, so war Max doch der Einzige, von dem ich sie annehmen würde.

Ich sah zu wie HandOfBlood in der Ferne verschwand.

"Ich werde mich erheben, um dir zum Untergang zu verhelfen." Eine Entschlossenheit, die ich schon lange nicht mehr gespürt hatte, überzeugte mich, dass es die richtige Entscheidung war.

-

"So trifft man sich wieder. Willkommen zurück, Paluten." Seine Augen waren wirr, sein Grinsen zeigte scharf gefeilte Zähne, die mich sofort nach meinen Pistolen greifen ließen.

"Du hast dein Gebiet ausgeweitet, wie ich sehe." Ein bisschen war ich schon stolz darauf, wie kalt und unbeteiligt meine Stimme klang. Nichts war mehr von dem naiven Optimist geblieben, der mit dem Zusammenbruch unterging. Jahre allein in einer post-apokalyptischen Welt ließen einen nicht unberührt.

"Und du bist aufgestiegen wie ich sehe, einen Namen hast du dir auf jeden Fall gemacht. Aber immer noch allein unterwegs..." Sein Blick wanderte einmal meinen Körper rauf und runter. Ich holte die Pistole aus dem Holster.

"Immer mit der Ruhe. Wir wollen doch keinen Fehler machen. Ein falscher Schritt und das wars leider mit dir." Max Grinsen konnte man am ehesten als.... animalisch beschreiben, als um uns herum eine Reihe seine Gefolgsleute mit gezückten Waffen auftauchten.

"Was willst du diesmal?!" So unauffällig wie möglich checkte ich die Neuankömmlinge aus, versuchte mir die beste Möglichkeit zur Flucht auszurechnen. Es sah nicht gut aus. Der Clan von HandOfBlood war brutal und erbarmungslos. Zumindest laut den Gerüchten, die ich über die Zeit aufgeschnappt hatte. Ich hatte keinen Grund diesen Gerüchten nicht zu glauben.

"Ich wollte dich nur an dein Versprechen erinnern. Und dir sagen, dass ich stolz auf dich bin. In deinen Adern fließt das Blut eines Anführers. So langsam scheinst du es zu entdecken."

"Das einzige was ich in mir entdecke, ist meine wachsende Abneigung dir gegenüber. Ich frage dich nochmal: warum das alles?!" Die Wut die seit unserem letzten Zusammentreffen tief in mir brodelte, kochte gefährlich hoch. Doch ich durfte dem Gefühl nicht die Oberhand gewinnen lassen. Es würde mich nur zu einer unüberlegten Spontanaktion führen, die ich mit meinem Leben bezahlen würde. Ich bin zu weit gekommen, um mir jetzt Fehler erlauben zu können.

Mit einer Handbewegung zeigte er seinen Anhängern, dass sie sich zurück ziehen sollten.

"Bleibt in der Nähe... wenn ihr einen Schuss hört... naja müsst ihr entscheiden ob ihr in euren Tod rennen wollt, oder ob ihr besser flieht." Max entschiedene Worte ließen keine Zweifel zu und doch zögerten seine Anhänger ihn allein zu lassen. Sie schienen ihm doch aus freien Stücken zu folgen, schienen wirklich ernsthaft besorgt um sein Wohlergehen. Vielleicht waren es doch nur Gerüchte, die man sich über den Mann mit den blutigen Händen erzählte. Doch so ein Name entstand nicht einfach so. Manu hätte es gewusst.

Manu. Sein Verlust lag mir selbst nach all den Jahren noch bitter auf der Zunge. Zu schmerzhaft war die Erinnerung, ihn in meinen Armen sterben zu sehen. Zu sehen wie diesen grünen Smaragden erst das Funkeln und dann das Licht genommen wurde, hatte etwas in mir zerstört. Etwas, dass ich bis heute nicht wiedergefunden hatte. Und wahrscheinlich nie wiederfinden würde.

"Ich weiß, wir hatten es nie einfach. Wir beide waren nie dazu geschaffen Freunde zu werden. Dann kam die Sache mit deinem Squad... Es hat mich nie wirklich losgelassen. Auch wenn ich nicht direkt für ihren Tod verantwortlich war, hab ich mich doch irgendwie schuldig gefühlt. Das was dir passiert ist... es war nicht fair. Das hier... ist meine Art es wieder gut zu machen." Ungläubig schaute ich ihn an. Das konnte nicht sein Ernst sein.

"Nichts von dem was geschehen ist, könnte je wieder gut gemacht werden. Vor allem nicht von dir.", zischte ich. Max seufzte nur.

"Wahrscheinlich. Aber das Wissen, dass ich für dich gesorgt habe, bis du deine Kampfgeist wiederentdecken konntest, das reicht mir schon. Nun steige weiter empor, mein kleiner Held. Das ist dein Moment, nutzt ihn um zum Himmel aufzusteigen."

Ich verstand den Typen einfach nicht. Was hatte er davon, mich aufsteigen zu sehen? Wollte er nur sein Gewissen beruhigen? Hatte er überhaupt noch so etwas wie ein Gewissen? Es war so verdammt abgedreht!

Die Pistole war entsichert auf seinen Kopf gerichtet, bevor ich es mir genauer überlegen konnte.

"Nur zu. Erschieß mich. Du hättest allen Grund dazu.  Aber... ich weiß, dass du es nicht tun wirst. Ich bin der letzte, der über deine Vergangenheit bescheid weiß. Ich bin deine letzte Verbindung zur Vergangenheit. Du bist noch nicht bereit, alle Fäden zu kappen." Mein Finger am Abzug zitterte.

"Sagt wer?"

Er seufzte einmal, bevor er sich die Kapuze vom Kopf nahm und die Handschuhe auszog. Völlig aus dem Konzept gebracht starrte ich ihn an. Mein Blick wanderte zu seinen entblößten Händen und erstaunt stellte ich fest, dass seine linke Hand nur eine Prothese war.

"An jenem schicksalhaften Tag...  hab ich nur einen guten Freund und einen Arm verloren. Du... hast deinen Seelenverwandten, deine Familie und deinen Clan verloren. Es... war nicht fair. Manu stand zwischen den Fronten und du musstest dafür bezahlen. Das mindeste was ich nun tun kann, ist das Potential in dir zu wecken, welches in dir steckt. Dir eine Aufgabe zu geben, ein Ziel für dass es sich zu kämpfen lohnt." Seine sanfte, fast schon wehmütige Stimme sprach gegen alles was ich über ihn zu wissen schien. Überall hörte man, dass er der erbarmungslose, wahnsinnige Anführer war, der über Leichenberge ging, um seine Ziele zu erreichen. Er morderte zum reinen Vergnügen, machte sich gerne die Hände schmutzig, wo schon so viel Blut klebte.

Doch dieser verwundete, junge Mann vor mir war das Gegenteil davon. War dieser mordlustige Wahnsinnige nur Fassade?

Max seufzte wieder. Sein Blick fiel auf seine künstliche Hand, auf die Zeichen, die darauf eingeritzt waren.

"Für jeden, der an diesem Tag gestorben ist, habe ich eine Kerbe eingeritzt. Damit ich nie vergesse, wie viele Opfer es gab, was du verloren hast. Was ich... wieder gut machen muss."

Der Blick des Anführers ging mir durch und durch, denn ich kannte ihn nur zu gut. Dieser dumpfe Schmerz, der den Blick leer wirken ließ, der Wunsch nach Rache, der loderte wie ein stummes Versprechen.

Ich sicherte meine Waffe wieder und steckte sie weg.

"Warum erzählst du nicht, was an diesem Tag wirklich passiert ist?" Es war ein Friedensangebot. Max fing wieder an zu lächeln, aber es war sanfter, wärmer. Es wirkte echt.

"Bonding-Time schön und gut, aber dafür ist es noch nicht an der Zeit. Du bist noch nicht am Ziel. Also los. Wir werden uns wiedersehen. Und wenn der neue Anführer die Krone in den hält, werde ich dir die Geschichte erzählen."

"Und wenn du bis dahin nicht überlebst?" Max lacht laut, während er sie wieder die Handschuhe anzog und sich die Kapuze wieder überzog.

"Dann schreib ich sie eben auf, oder erzähl sie jemanden, der sie dann dir erzählt. Du wirst die Wahrheit schon noch erfahren. Wenn du am Ziel bist." Mit den Worten salutierte er mit zwei Fingern und verschwand zwischen den Bäumen.

Etwas verdutzt schaut ich ihm hinterher. Ich wurde einfach nicht schlau aus dem Typen. Doch diesmal hatte ich nicht das Bedürfnis ihm in den Rücken zu schießen. War das... ein Fortschritt? Oder ein Schritt in die falsche Richtung?

Egal. Mit einem letzten Blick in die Richtung, in die HandOfBlood verschwunden war, verließ auch ich die Lichtung.

Ich würde weitermachen, würde mich an die Spitze kämpfen, würde gegen Tote unter der Erde kämpfen, würde gegen Söldner kämpfen, die meinen Wert unterschätzten, würde alles tun, um die Wahrheit zu erfahren. Um nach all der Zeit endlich abschließen zu können.

Während ich durch den Wald ging, den Spuren eines Reh folgend, fiel mir zum ersten Mal seit langer, langer Zeit das Atmen wieder leichter.

Zuversicht und Hoffnung überkamen mich. Ich hatte mein Ziel noch lange nicht erreicht, doch so langsam kühlte das schwelenden Verlangen nach Rache, was so lange an mir gefressen hatte, ab. Max Versprechen alles aufzuklären war aufrichtig gewesen. Er wollte genauso mit diesem Tag abschließen, wie ich.

Ich wusste nun wofür ich kämpfte. Stolperte nicht mehr orientierungslos umher, hatte ein Ziel, einen Auftrag. Der Wunsch nach Rache war nicht mehr der treibende Dämon in mir. Vielleicht war der optimistische, gutgläubige Paluten von damals noch nicht komplett tot.

Mein Blick richtete sich auf die Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch das dichte Blätterdach fanden, es fühlte sich an als würden sie direkt in mein Herz scheinen.

"Manu... falls du mich siehst... Ich werde die Wahrheit herausfinden. Für dich. Für Maudado und Zombey. Für uns. Um euch endlich ruhen lassen zu können. Für euch, werde ich mich erheben. Ich werde das erreichen, was wir uns immer gewünscht haben. Ich werde der Retter dieser verdammten Welt!"

Für einen kurzen Moment meinte ich Manus Lachen zu hören und mit freudiger Entschlossenheit tat ich den nächsten Schritt.

Prove yourself and
Rise,
Make 'em remember you

Push through hell and
Rise,
They will remember you

Prove yourself and
Rise!

Written by Federsturm

Autorenbeschreibung:

Hey ho - Federsturm hier :3

Dieses Projekt hat mich aus meinem Schreibblockaden-Loch geholt, danke dafür Tiz~ :3

Wer das Projekt schon ne Weile verfolgt, weiß, dass ich schon seit dem Anfang dabei bin :3
Für alle die mich nicht kennen: ich schreibe YouTube OS und hab schon ein paar Storys mit unserer lieben Tiz kreiert. Momenten schreiben wir eine Zomdado FF also schaut vorbei wer Lust hat~

Ich suche immer gerne neue Freunde, die die gleichen Fandoms wie ich haben :D

Also man sieht sich :3

Tiz: "Was anderes hätte ich auch von dir nicht erwartet. xD Man fühlt sich gefangen in der Welt und den Gefühlen von Paluten. Wundervoll umgesetzt. :3"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top