Gespaltene Seele #ZomGer

Shippings: ZomGer [Sidepairing: Kürbistumor/GLPalle, Angedeutet: Slowbrick]
Thema: Gespaltene Seelen

Genre: Tragödie

Gespaltene Seele #ZomGer

Der Raum war klein, aber nicht eng. Quadratisch, mit weißen, glatten Wänden und einem Holzboden, auf dem ein hellgrauer Teppich lag. An dem Fenster stand ein Schreibtisch, an der gegenüberliegenden Wand ein Kleiderschrank und daneben ein Bett.

Durch den Spalt der zugezogenen Vorhänge drangen dünne Lichtstrahlen, in denen der Staub tanzte wie winzige, glitzernde Feen. Die vollkommene Stille wurde nur durch gleichmäßiges, beinahe lautloses Atmen durchzogen. Die Decke um seinen Torso und Beine gewickelt, lag ein in Boxershorts bekleideter Mann auf dem Bett, schlafend. In das blasse Gesicht fielen lange Strähnen dunklen Haares, deren Schatten seltsame Muster auf die helle Haut malten. Mit jedem stillen Ausatmen wurden die Strähnen einige Zentimeter emporgehoben, um sich dann in ihre vorherige Position zurückzulegen. Vollkommen unbeweglich, abgesehen von den seichten Hebungen und Senkungen des Brustkorbs bei jedem Atemzug. Langgliedrige, schmale Finger lagen entspannt neben dem Kopf.

Ein leises Zucken in den Fingerspitzen verriet, dass ihr Besitzer langsam aus dem Schlaf zurückfand. Blinzelnd flatterten lange Wimpern auf und schlaftrunkene Augen fokussierten sich nach wenigen Sekunden auf die weiße Wand. Nichts bis auf den wachen Blick ließ darauf schließen, dass der Mann nicht noch schlief. Die Atmung war die selbe wie zuvor, regelmäßig und still. Ohne sich zu bewegen, sah der Mann auf seinen linken Arm, der immer noch einige Zentimeter neben seinem Gesicht auf dem hellen Laken lag. Um das schlanke Handgelenk zog sich ein blaues Band, etwa einen Zentimeter breit. Was wie eine Tätowierung aussah, schien Teil seiner Haut zu sein, zu natürlich als dass eine Nadel die Farbe in seine Haut gestochen hätte. Die grünen Augen verdunkelten sich und Brauen, ebenso dunkel wie die langen Haare, zogen sich zusammen. Wie durch ein plötzliches Geräusch, schien die Stille durchbrochen, der Frieden vergangen.

Ruckartig setzte Manuel sich auf. Den Blick auf sein Handgelenk meidend lief er zu dem gegenüberliegenden Schreibtisch und griff nach einem schlichten schwarzen Pullover, der auf dem Drehstuhl davor hing, um ihn rasch anzuziehen. Die Ärmel des Oberteils bedeckten das Band an seinem Arm vollkommen und die Schultern des Brünetten entspannten sich sichtlich.

Ein leises Klicken durchbrach die erneut eingetretene Stille und mit unglaublicher Schnelle hatte sich Manuel erneut auf das Bett gelegt und seine Atmung zu langsamen Zügen reguliert.

Die Zimmertür öffnete sich und ein Mann, etwa im selben Alter wie der scheinbar schlafende trat ein. Seine markanten Gesichtszüge verdunkelten sich und ein Seufzen entwich seinen Lippen, als seine braunen Augen auf Manuel fielen. Doch nach nur wenigen Sekunden riss der Mann sich zusammen, strich sich durch die buschigen, braunen Haare und setzte ein zaghaftes Lächeln auf.

„Manu?"

Als ihm nichts als leise Atemzüge antworteten, wurde das Lächeln wackliger. „Manu? Ich weiß, dass du wach bist." Vom Teppich gedämpfte Schritte näherten sich dem Bett. Erneut flüsterte der Mann Manuels Namen, ohne eine Reaktion von selbigem auszulösen. Eine Minute des Schweigens verging, bis sich die Matratze neben Manuel langsam senkte und dieser sich abrupt versteifte. Die Hand, die der Mann ausgestreckt hatte, um ihn an der Schulter zu berühren, hielt in der Luft an. Um das verharrende rechte Handgelenk schlang sich ein etwa ein Zentimeter breites, blaues Band, das zu der Haut gehören zu schien. Schließlich senkte sich die Hand zurück in den Schoß des Mannes, dessen Lächeln einer sorgenvollen Miene gewichen war.

„Manu, bitte. Können wir nicht wenigstens reden? Ich weiß, du bist sauer, aber wenn du mich ignorierst tust du damit weder dir noch mir einen Gefallen." Als Manuel sich nur noch etwas weiter zur Wand drehte, seufzte der andere erneut und starrte in seinen Schoß. Mit einer langsamen Bewegung strich er über die schulterlangen braunen Haare und wurde mit einem plötzlichen Stoß Manuels weggedrückt. Er war so heftig, dass der Mann vom Bett fiel und der Ärmel an Manuels Hoodie hochrutschte und seine Markierung entblößte. Mit fahrigen Fingern schob er den Stoff wieder darüber und warf dem Mann vor ihm einen so abschätzenden Blick zu, dass dieser zurückzuckte. Als Manuel sich erhob, wurde erkennbar, dass er seinen Gegenüber um einige Zentimeter überragte.

„Manu, ich bitte di-"

„Raus!" Seine Stimme war leise und zischend, weil er die Zähne so fest aufeinander drückte. Der Mann warf ihm einen scheinbar wütenden Blick zu. „Manu, so kann -"

„RAUS!", fiel ihm dieser brüllend ins Wort. Seine Stimme überschlug sich.

Der Mann stolperte beinahe zur Tür, warf nur einen kurzen Blick nach hinten und schob sich dann nach draußen. Die Stahltür fiel ins Schloss und Manuel stand alleine in seiner Zelle.

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„Wie geht es dir heute, Manuel?"

Der Mann war ihm in den letzten Wochen vertrauter geworden, als es ihm lieb war. Groß und schlaksig mit längeren, blonden Locken und noch grüneren Augen, als Manuels eigene. Seine Stimme passte nicht zu seinem Aussehen, war zu kindlich. Niemals hätte man sie mit einem Mann dieser Höhe verbunden. Er schien nur wenige Jahre jünger als Manuel. Sein Gesicht war weich und bartlos. Wie dieser Mann ein Arzt geworden war, konnte man sich schlecht vorstellen. Er wirkte ungeschickt, unsicher und irgendwie fehl am Platz in dem weißen Kittel und dem Namensschild, dass ihn als Doktor auswies.

Nachdem Manuel keine Anstalten machte, ihm zu antworten, kritzelte er etwas auf den Block, den er immer im Schoß liegen hatte. Bewusst oder unbewusst hielt er ihn stets in einem solchen Winkel, dass sein Gegenüber unmöglich erkennen konnte, was er aufschrieb.

„Hast du gut geschlafen?"

Eines musste man diesem Möchtegern-Doktor lassen. Er ließ sich nicht unterkriegen. Von Anfang an liefen ihre Gespräche so einseitig wie heute. Anfangs versuchte Manuel sich noch an zynischen Kommentaren, doch nachdem diese wirkungslos an dem Blonden abprallten, blieb er meistens still. Trotzdem fragte der Arzt munter weiter und konnte anscheinend auch ohne Manuels Beiträge Seiten über ihn füllen.

Manuel lehnte sich im Stuhl zurück und streckte die Beine aus. Er griff nach einem Kugelschreiber, der in einem Gefäß auf dem braunen Schreibtisch stand. Gedankenverloren klickte die Kappe nach unten. Ihm gegenüber kratzte der gleiche Kugelschreiber auf dem Papier und formte Worte, die er nicht sehen konnte. Sein Blick schweifte zum Fenster, dessen Scheibe leicht von Blättern des davor stehenden Baumes gestreichelt wurden.

„Wann kann ich wieder raus?"

Maurice, so hatte er sich ganz am Anfang vorgestellt, blickte von seinen Notizen auf und lächelte schief. „Meinst du aus diesem Raum oder aus der Anstalt?" Sein Blick war beinahe mitleidig und das machte Manuel wütend. Seine Hand um den Kugelschreiber verkrampfte sich so sehr, dass die Kappe abbrach und durch den Raum flog. Maurice legte den Block verdeckt auf seinen Stuhl und hob das zerbrochene Plastik auf. Auf seinem inneren linken Unterarm, auf der Höhe des Handgelenks befand sich eine blaue Markierung, die an eine Krawatte erinnerte. Als er seinen Blick bemerkte, lächelte der Arzt. „Willst du sie sehen?"

Ohne auf die Frage einzugehen, wandte Manuel sich ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenige Sekunden später, hörte er erneut den Stift auf dem Papier kratzen.

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Als seine Augen an diesem Morgen aufflatterten und sein Blick sich in der unregelmäßigen Oberfläche der weißen Tapete verhakte, spürte er beinahe augenblicklich eine Anwesenheit in dem Raum. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, atmete er ruhig weiter, bewegte sich keinen Millimeter. Er konnte beinahe fühlen, wie sich die Augen der Person in seinen nackten Rücken fraßen, doch sie machte keinerlei Anstalten zu sprechen. Schließlich, nach einem scheinbar unendlich anhaltenden Augenblick, drehte Manuel sich um, ganz langsam, den ganzen Körper angespannt.

Einige Meter von ihm entfernt, genau gegenüber von seinem Bett, lehnte ein Mann gegen den Schreibtisch. Er hatte braune Haare, die zu einem kurzen Zopf im Nacken gefasst waren. Einige Strähnen fielen wild in sein Gesicht und umrahmten blaue Augen und einen leichten Bartflaum. Auf dem Kopf saß ein Zylinder von einem dunklen Violett. Gekleidet war der Mann in einen Anzug der selben Farbe und trotz der formalen Klamotten wirkte er nicht fehlen am Platz, beinahe alltäglich. Sein Blick war direkt auf Manuel gerichtet und auf seinen Lippen spielte ein stilles Lächeln, als wüsste er etwas, was sein Gegenüber nicht wisse. Langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen, stand Manuel auf und zog sich den Pullover, der neben ihm lag, an. So, in schwarze Jogginghose und Pulli gekleidet, erhob er sich vom Bett und verschränkte die Arme von der Brust. Noch immer herrsche Stille zwischen den Männern, die Kommunikation beruhte auf Blickwechsel, misstrauische von Manuel und interessierte, fast freundliche von dem Mann.

Schließlich brach letzterer das Schweigen.

"Guten Morgen, Manuel." Seine Stimme passte auf seltsame Weise nicht zu seinem Äußeren, hoch und gleichzeitig dumpf, aber sobald seine Lippen ein Wort geformt hatten, war es unmöglich, sich ihn mit einer anderen Stimme vorzustellen.

Ohne seine Position zu ändern, nickte sein Gegenüber kurz. „Zombey, schön dich zu sehen."

Der Zylinderträger, Zombey, begann zu lächeln und zog mit schwungvoller Geste seine Kopfbedeckung, wie zum Gruß. Die Spannung, die zwischen den Männern geherrscht hatte verflüchtigte sich so schnell wie ein aufgescheuchtes Insekt. Manuel ließ die Arme sinken und seine Schultern entspannten sich sichtlich. „Wo warst du so lange?!", obwohl er versuchte nebensächlich zu klingen, schwang ein vorwurfsvoller, beinahe verletzter Unterton in seiner Stimme.

Der brünette Mann vor ihm lächelte, als wisse er genau, was sein gegenüber zu verheimlichen suchte. „Mal hier, mal dort... Du weißt schon.", gab er nur als, nicht gerade informative, Antwort und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Ohne die Miene zu verziehen schienen seine Augen die Umgebung aufzusaugen. Den kahl scheinenden, sauberen Raum, das Bett, dem man ansah, dass sein Besitzer eben noch darin geschlafen hatte, das Fenster mit den zugezogenen Vorhängen und die Tür aus dunklem, dicken Holz, die so unscheinbar wirkte. Das einzig verräterische an ihr war ein dunkler Stoff, der in der oberen Hälfte an einer Vorhangstange angebracht war. Er verdeckte ein quadratisches Fenster, das in die Tür eingelassen war.

„Schön hast du's hier", sagte Zombey mit überraschender Ernsthaftigkeit. Manuel zuckte mit den Schultern, widersprach aber auch nicht. Stattdessen lief er rückwärts, bis er die Bettkante in den Knien spürte und setzte sich auf die Matratze.

Die Stille hielt einige Minuten an, in denen Manuel ohne sich zu bewegen seinen Gegenüber betrachtete. Dieser hatte den Zylinder auf dem Schreibtisch abgelegt und spähte durch die Vorhänge am Fenster hinaus auf den Garten, den Manuel nie ansah, weil er nicht daran erinnert werden wollte, dass es eine Welt da draußen gab, dass dort ein Haus stand, dass ihm gehört hatte und eigentlich auch immer noch gehörte.

„Wo warst du?" Diesmal trieb der Schmerz ganz offen an der Oberfläche. Manuel hatte die Arme erneut vor der Brust verschränkt, nicht mehr abweisend, sondern beinahe als würde er sich selbst umarmen. Seine Augen hatten sich im sauberen Haar des Teppichs verhangen. Der Anzugträger schien sich nicht um eine Antwort zu kümmern und das Schweigen hallte ohrenbetäubend in Manuels Kopf. Er spürte wie seine Atmung heftiger wurde, sein Herz flatterte wie ein winziger Vogel hinter dem Käfig seiner Rippen und tonlos schrie sein Kopf ihn an.

„Warum warst du nicht hier?! Warum hast du mich allein gelassen?!" Was zunächst ein leises Flüstern war schraubte sich in die Höhe, lauter und lauter und explodierte in dem Schrei eines verwundeten Tieres. „Er hat mich verraten! DU hast mich verraten! Du hast gesagt, du wärst immer da! Du hast es versprochen! VERSPROCHEN!" Worte verschwammen zu einem undifferenzierbaren Gebrüll. Der Vogel wuchs und wuchs, schwoll an und seine Brust wurde zu klein für ihn. Im verzweifelten Versuch ihr Bersten zu verhindern, schlang er seine Arme immer enger um sie.

Eine Hand auf seiner Schulter glitt langsam zu seinen verkrampften Armen und löste sie sanft aus der Umklammerung. Kühle Finger strichen über sein Gesicht, die heißen Tränen, die er nicht einmal bemerkt hatte mitnehmend. Zitternd lehnte er sich gegen die feste Brust von Zombey, der ihm den freien Arm um die Schulter gelegt hatte. „Ich bin hier." Er versuchte seine Atmung zu beruhigen, aber der Vogel schien damit nicht einverstanden. Verzweifelt nach einer Konstanten suchend, klebte sein Blick an Zombeys linkem Handgelenk, dessen Ärmel nach oben gerutscht war und eine blaue Feder entblößte. Kurz fragte Manuel sich, ob der Vogel in seiner Brust so angestrengt ausbrechen wollte, weil es seine Feder war, die dort in der blassen Haut war, dann wurde die Tür aufgestoßen.

Die beruhigende Präsenz von dem Anzugträger schien sich zu verflüchtigen und schwarze Punkte tanzten in Manuels Blickfeld. Neue Hände griffen nach ihm, hoben ihn hoch. Vertraute Finger verschränkten sich mit seinen, strichen fahrig über die Stelle, um die sich das blaue Band wand. Kurz schwebte Patricks Gesicht über seinem, er wirkte aufgelöst. Seine Lippen bewegten sich, rotgeränderte Augen schienen ihn anzuschreien. Wortfetzen drangen an seine Ohren, aber sie waren unverständlich, wie in einer fremden Sprache gesprochen. Für einen winzigen Augenblick schwebte eine Stimme über ihnen, dann wurde alles schwarz.

„Ich bin hier."

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„Was ist los, Manuel?" Der gleiche Mann in dem gleichen weißen Kittel, mit der gleichen, zu hohen Stimme und den gleichen blonden Locken. Wache Augen wanderten über sein Gesicht und Manuel war es so, als könnte er sie spüren, wie tastende Finger auf seiner Haut. Er wandte den Blick ab und sah zur Seite. Seine Hand strich wie von selbst über die weiche Haut an seinem Handgelenk und zupfte an dem Stoff des Ärmels darüber.

Sein Gegenüber stieß ein Seufzen aus, das Manuel wieder aufsehen ließ. Das erste Zeichen von Resignation, dass Maurice jemals gezeigt hatte, hätte Triumph in ihm auslösen sollen. Endlich hatte auch er aufgegeben, wie so viele vor ihm es noch früher getan hatten als er. Komischerweise blieb das Gefühl aus. Stattdessen war da eine seltsame Leere, nagend und kalt. Er sah wie der Arzt den Block auf den Tisch legte und sich durch die Haare strich. Er hatte das Papier nicht umgedreht. Das weiße Blatt war bedeckt von kindlichen Zeichnungen eines Wesens, das Manuel aus diesem Winkel unmöglich identifizieren konnte, aber irgendwie an eine Schnecke erinnerte.

„Wenn du nicht darüber reden möchtest, dann verschieben wir das Thema, in Ordnung?" Der Blonde schien sich gefasst zu haben und so etwas wie Erleichterung schwappte durch Manuels Körper, die Leere fortspülend. Er zuckte mit dem Kopf, was Maurice als Nicken zu deuten schien.

Er griff erneut nach seinem Block und der Kuli kratzte über das Papier, um weitere Schnecken darauf festzuhalten. Er blickte hoch und sah wieder auf den brünetten Mann in dem Stuhl vor ihm.

„Gibt es vielleicht etwas über das du sprechen willst?"

Manuels Blick glitt zum Fenster. Es war Spätnachmittag und die Sonne blinzelte durch die Blätter, die im Kontrast beinahe schwarz aussahen. Ein Vogel saß auf einem Ast. Wäre das Fenster geöffnet, hätte man ihn vielleicht singen hören können. Mit einer schwungvollen Bewegung breitete er die Flügel aus und hob ab, flog weg von dem Fenster und aus Manuels Sichtfeld.

„Ist es möglich, dass sie sich verändern?"

Maurice, der wohl nicht mit einer Antwort gerechnet hatte, sah auf. Verwirrung hing in seinem Blick. „Sie? Wovon -" Er verstummte und seine Augen schienen mitleidig zu glänzen. Er legte den Block zur Seite und Manuel war sich ganz sicher, dass es Schnecken sein sollten. Etwas verformt, aber mit Fühlern und großen Augen, beinahe alienartig. „Manuel", seine Stimme war ganz sanft und der Brünette wünschte, die Frage nicht gestellt zu haben. „Manuel, es ist verständlich, dass du sauer bist, dich verraten fühlst. Aber ich verspreche dir -"

„Können sie sich verändern?", fiel Manuel ihm ins Wort, wütend über Sympathie, die in den Worten mitklang. Maurice seufzte schon zum zweiten Mal. Seit er damit angefangen hatte, konnte er sich wohl kaum noch zurückhalten. Er blickte auf das Papier und verpasste einer der Schnecken eine winzige Krawatte, ein Spiegelbild der Markierung an seinem Handgelenk. Mitten in der Bewegung blieb der Kugelschreiber stehen, verharrte über blassen Linien, auf die geschrieben und nicht gezeichnet werden sollte. Ohne ihn anzusehen, holte er leise Luft und hielt sie kurz an, bevor er sie geräuschlos entweichen ließ.

„Nein, nicht das ich je von einem solchen Fall gehört hätte."

„Doch! Sie müssen es können, ich bin mir sicher!" Die Wörter fielen von seiner Zunge, als würden sie sich gegenseitig hinausdrängen. Wilde Verzweiflung schwang in ihnen mit, trieb sie zur Eile an.

„Manuel." Gequältes Mitleid tropfte von seinem Namen, als Maurice sein hastiges Gestammel unterbrach. „Ich habe den Schwerpunkt meines Studiums auf Animae Delecti gelegt. Die Markierungen irren sich nicht und sie können sich nicht ändern."

Das Schweigen unterstrich die Endgültigkeit, mit der der Arzt gesprochen hatte. Einige endlose Sekunden lang, starrte Manuel ihn an, ohne ihn zu sehen. Weißes Rauschen füllte seinen Kopf bis zum Rand und er fragte sich abwesend, ob nur er es hörte oder ob es aus seinen Ohren drang und den ganzen Raum einnahm. Schließlich erhob er sich und nickte Maurice zu, wie benebelt. Dieser stand auf und öffnete ihm die Tür. Als Manuel an ihm vorbei nach draußen ging und von einem Pfleger empfangen wurde, der ihn zu seinem Zimmer bringen würde, verharrte die Hand des Blonden für einen winzigen Augenblick auf seiner Schulter, leicht wie der Vogel, den Manuel noch vor zehn Minuten am Fenster beobachtet hatte.

Er fragte sich, ob Maurice sein Handgelenk gesehen hatte, auf dem das Band langsam zu einer Feder verblasste.

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„Hallo, Manu."

Mit einem Ruck, streckte sich sein Rücken durch und er saß stocksteif auf dem Schreibtischstuhl. Es konnte nicht sein, es war zu lang her und was sollte er hier überhaupt wollen? Es war unmöglich. Seine Hände zitterten und er konnte spüren, wie er begann zu schwitzen. Niemals.

„Manu?"

Langsam drehte er sich um. Kurze Irritation. Das vertraute Gesicht war fremd geworden, nicht nur, weil sie sich einige Jahre nicht gesehen hatten. Die blonden Haare waren verblichen grün, noch mehr Tattoos im Gesicht als das letzte Mal. Ein zu großes Shirt, das aussah als wäre es selbst bemalt. Doch unverkennbar, nicht zuletzt an der breiten, wellenförmigen Linie am Handgelenk, der zu der Haut gehörte, seine Markierung war, die ihm preisgab wer der andere Teil seiner Seele war.

„Taddl." Brüchig, wie von einem alten Mann klang seine Stimme und er schluckte den Hustenreiz hinunter, wünschte sich ein Glas Wasser für seine wunde Kehle.

Taddl lächelte und die Ähnlichkeit zu seinem alten Äußeren war so offensichtlich, dass es schmerzte. Wie lange hatte Manuel naive Hoffnung gehabt, dass er es war, der zu ihm gehörte, bis sich Taddls Markierung ausgebildet hatte? Wie groß war die Enttäuschung gewesen, als er ihm stolz die Welle zeigte, die ganz eindeutig nicht zu Manuels Band passte? Alter Schmerz, vergessen durch Patrick und jetzt so frisch, wie eine aufgekratzte Wunde.

„Hi", riss der Tätowierte ihn aus den Gedanken. Taddl schien genauso unsicher wie er selbst, als er sich die Haare aus dem Gesicht stricht. Manuels Schultern strafften sich und langsam ebbte alter Liebeskummer ab. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Als wäre ein Bann gebrochen, lagen sie sich in den Armen.

„Hast du sie gefunden?"

Taddls Gesicht erhellte sich merklich, seine Augen begannen zu strahlen, als er gedankenverloren seine Markierung nachfuhr, eine Bewegung, die Manuel nur all zugut von sich selbst kannte, bevor er lernen musste, dass auch die Person, die man am meisten liebt, zu Verrat fähig ist, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber er schob die Gedanken an Patrick fort, weit fort und stieß Taddl spielerisch in die Seite.

„Du hast sie gefunden!" Ein Hochgefühl, als sie lachten. Wie lange war es her, dass Manuel sich so leicht gefühlt hatte? Sein Gegenüber errötete und starrte gebannt auf die Markierung an seinen Arm, angestrengt Manuel nicht anzuschauen.

„Ja, ich habe jemanden gefunden. Aber es ist keine sie."

Manuels Brauen schossen in die Höhe. „Nicht? Aber ich dachte, du magst Frauen?"

„Dachte ich auch. Es ist seltsam, aber ich denke so funktioniert das ganze. Bis ich Simon getroffen habe, habe ich Männer nie so angeschaut und auch jetzt tue ich es bei keinem anderen außer ihm."

„Simon also?" Die Eifersucht war dumpf und fühlte sich nicht mehr echt an, als wäre sie bloß da, weil sie sich dazu verpflichtet fühle. Taddl lächelte und Manuel merkte, dass er sich für ihn freute, ehrlich und ohne diesen Simon, der Taddl so zum strahlen brachte, dafür zu beneiden.

„Ja." Sein leicht glasig gewordener Blick verschärfte sich wieder und der Tätowierte räusperte sich, als wolle er sich aus einer Trance reißen.

„Hör mal, Manu, es gibt einen Grund, warum ich hier bin, also davon abgesehen, dass wir uns zu lang nicht mehr unterhalten haben." Die angenehme, leichte Atmosphäre verflog so schnell wie sie gekommen war. Misstrauen fräste sich in Manuels Blick und seine Augen kniffen sich zusammen, kalkulierend. Taddl konnte ihn nicht anschauen, als er weiter sprach.

„Ich... Patrick hat mit mir gesprochen und -"

Manuel wurde kalt und er spürte wie sein Magen sich verknotete. „Sag das nicht, Taddl. Mach es nicht kaputt." Seine Stimme war so hart, dass er sie kaum selbst erkannte. Wie geschliffenes Eis, kurz davor zu schneiden.

Für einen Moment zögerte sein gegenüber und es sah so aus, als würde er Manuels Rat befolgen, dann hob er beschwichtigend die tätowierten Hände. „Wir machen uns doch nur Sorgen, Manu. Diese Panikattacke neulich, von der mir Patrick erzählt. Das klingt nicht gut. Wir wollen dir doch helfen!" Seine Augen bettelten ihn beinahe an, ihm zuzustimmen, aber es löste Abscheu in ihm aus, so heftig, dass ihm fast übel wurde.

„Ich denke, du solltest jetzt gehen." Er spürte wie das Eis unter der Oberfläche zu schmelzen begann, angetrieben von einem heißen Feuer in seinem Bauch. Brodelnd stiegen Flammen nach oben, an seiner Brust vorbei immer höher bis vorne an seine Lippen, die er fest zusammenpresste um nicht Feuer zu speien.

„Manu, bitte! Siehst du nicht wie ungesund das für dich ist?! Man sollte nicht so lange von seiner Kindred Soul getrennt sein! Deine Situation ist auch ohne diesen dummen Streit schlimm genug!"

Selbst in seiner Rage bemerkte er Taddls alte Vorliebe für Anglizismen, aber die vertraute Marotte schaffte es nicht, ihn zu beruhigen, als die Flammen brennend heiß aus seinen Lippen barsten.

„Halt dein verdammtes Maul! Ich schwöre, wenn du nicht sofort verschwindest und niemals wieder kommst, dann werde ich dafür sorgen, dass du nie mehr irgendwo hinkommst! Ich hasse dich und ich hasse Patrick! Das kannst du ihm sagen, verstanden?!" Er war aufgesprungen und fauchte Taddl an. Speicheltropfen sprühten in seiner Rage und benommen wischte der Sitzende mit dem Ärmel über sein Gesicht. Sichtbar erschrocken stand er auf und lief rückwärts zur Tür, bis er mit dem Rücken dagegen stieß. Nur wenige Sekunden später wurde sie geöffnet und Taddl von Pflegern in Empfang genommen. „Ich glaube, ihr solltet ihn jetzt alleine lassen", raunte der Blauhaarige einer Frau zu, die verständnisvoll nickte, bevor die Tür ins Schloss fiel.

Immer noch bebend vor Zorn fuhr Manuel herum, froh sich jetzt wenigstens nicht mit Maurice' ewigem Verständnis herumschlagen zu müssen, und hielt mitten in der Bewegung inne.

Als stünde er schon die ganze Zeit dort, sah er Zombey am Fenster lehnen, dessen Vorhänge, wie die an der Tür, zugezogen waren. Sein violetter Anzug hatte noch nie so fehl am Platz gewirkt und sein Zylinder wirkte beinahe lächerlich. Aber ein Blick in seine Augen reichte, um die Wut verfliegen zu lassen. Zurück blieb schwere, bodenlose Verzweiflung, die das Feuer fraß, bis es verschwand. Plötzlich wie ausgelaugt, als hätte sein Wutausbruch all seine Energie benötigt, spürte er seine Knie zittern und wankte einige Schritte auf Zombey zu. Dieser kam ihm entgegen und fing ihn auf, als er in seinen Armen zusammenbrach. Er kniff die Augen zusammen und presste sein Gesicht in den Stoff, spürte kaum, wie er hochgehoben und auf dem Bett abgelegt wurde. Ein warmer Körper drückte sich gegen seinen und blinzelnd öffnete er die Augen einen Spalt, um in Zombeys Gesicht zu schauen, dass nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. Ihr Atem vermengte sich zu heißem Dampf, den Manuel in seine Lunge sog. Der Kuss war heiß, fühlte sich fiebrig an. Weiche Lippen, benetzt von ihrem Atem und ihren Zungen. Als würden sie miteinander verschmelzen wollen, schlangen sich Arme und Beine um Hüfte und Oberkörper, so eng, dass Manuel die Luft weg blieb.

Mit vorsichtigen Fingern, strich er Zombey eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte und der Mann fing seine Hand ein und presste einen Kuss auf die Stelle, wo das Band durch die Feder ersetzt war.

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„Bitte hör mir zu bevor du etwas sagst, in Ordnung, Manuel?" Seine Gedanken waren blaue Augen und violette Zylinder. Manuel lag noch immer auf seinem Bett, unfähig seine Beine und Arme von Zombeys zu unterscheiden, zu eng waren sie ineinander verwoben. Maurice und das Zimmer, in dem sie saßen war im Hintergrund, kaum vorhanden. „Ich werde erst weiterreden, wenn du mir eine Antwort gibst."

Der Brünette sah auf, aus seiner Traumwelt gerissen und blickte in Maurice' wartendes Gesicht. „Ich... ja, in Ordnung, ich höre dir zu", gab er schließlich die gewünschte Antwort. Maurice nickte erleichtert.

„Ich habe Patrick gebeten, heute bei unserem Gespräch teilzunehmen." Bevor Manuel seinem Protest Luft machen konnte, hob der Blonde die Hand. „Du hast versprochen mich ausreden zu lassen. Er wird heute dabei sein. Ich weiß, dass du das nicht möchtest, aber es ist ein wichtiger Schritt, um den du nicht herumkommen wirst. Ich werde dich nicht zwingen, ihm zu vergeben, nicht jetzt und auch nicht später. Das ist eine Entscheidung, die du ganz allein fällen müssen wirst. Aber ich möchte, dass du mit ihm sprichst. Damit meine ich, dass du ihn anhören wirst und ihm dann antwortest und zwar ohne ausfallend zu werden. Ich werde die ganze Zeit im Raum bleiben, damit ich eingreifen kann falls es ihm oder dir zu viel wird."

Manuel sah ihn stumm an. Die Vorstellung mit Patrick zu sprechen, löste eine wilde Panik in ihm aus, die jedoch so stark von dem Gedanken an Zombeys warme Haut gedämpft wurde, dass er sie kaum spüren konnte. Also nickte er bloß, wie in Trance. Überrascht von so wenig Widerwillen stockte Maurice kurz, bevor er sich wieder sammelte. „Danke für deine Kooperation." Er griff nach einem weißen, altmodischen Telefon auf dem Schreibtisch und hielt sich den Hörer ans Ohr. „Er kann jetzt rein kommen."

Manuel musterte den Mann vor ihm. Er war einige Zentimeter kleiner als er, schlank, aber muskulöser als Manuel. Er trug einen dunklen Pullover und helle Jeans. Der Blick in sein Gesicht schockierte ihn, doch er ließ es sich nicht anmerken, blieb ganz still.

Patricks Haar wirkte platter als sonst. Seine hohen Wangenknochen wirkten nicht wie sonst kräftig und markant, sondern ließen seine Wangen fast eingefallen aussehen. Seine Augen waren von Schatten umgeben und schienen rötlich gerändert. Minuten verstrichen, in denen sich die Männer nur stumm betrachteten. Patrick sah schmal aus, als würde er sich kleiner machen und Manuel bemerkte, dass seine Augen über all hin blickten, nur nicht in seine eigenen.

„Manu. Ich..." Vorsichtig zitternde Worte verklangen in der Luft, als wäre ihr Sprecher mitten im Satz stumm geworden. Patrick räusperte sich und das Geräusch war zu laut, zerriss schmerzhaft das Schweigen. Es war seltsam ihn zu sehen. Das vertraute Gesicht rührte Erinnerung, die nicht so lange her waren, wie sie sich anfühlten. Seine vom Schlaf verquollene Augen, wenn er aufwachte und rot wurde, weil Manuel, der immer früher wach war, ihn beim Schlafen betrachtet hatte. Die Art, wie er Rot wurde, wenn Manuel ihm Komplimente machte oder ihn auf die Stirn küsste. Wie er den Mund aufriss, wenn er lachte, weil Manuel ihn gekitzelt oder einen dummen Witz gemacht hatte. Sein nackter Rücken, wenn er, nur in Boxershorts bekleidet, in der Küche Rührei anbrennen ließ, weil er absolut nicht kochen konnte. Maurice' Worte, dass sich die Markierungen nie irrten, hallten ihm durch den Kopf und er ballte die rechte Hand zur Faust, bis sich seine Fingernägel in den Handballen frästen und der Schmerz die Erinnerungen verscheuchte.

„Und?" Er war stolz, wie fest seine Stimme klang. Nicht kalt, nur etwas abweisend, als hätte er nicht bis vor kurzem gedacht, dass dieser Mann sein Seelenverwandter sei. Patrick sah verwirrt aus. Vor Überraschung traf sein Blick sogar ganz kurz den Manuels und er erschrak, wie müde der Kleinere aussah.

„Ich verstehe nicht ganz..." Er sprach leise, unsicher und Manuel ignorierte das Verlangen ihn zu trösten, weil er so niedergeschlagen aussah.

„Warum hast du es gemacht? Warum hast du mich verraten?", fragte er stattdessen erneut.

„Verraten? Manu, ich würde dich niemals verraten!" Patrick schien ehrlich verwirrt, fast verzweifelt. Die Fingernägel hatten inzwischen seine Haut durchdrungen und Manuel spürte wie winzige Tropfen Blut unter seine Nägel floss.

„Wie würdest du es denn sonst bezeichnen? Ich habe dir vertraut und du bringst mich an diesen Ort!" Er warf einen Seitenblick auf den Arzt, der das Gespräch verfolgte und ausnahmsweise nicht auf seinem Block kritzelte. „Nichts für Ungut, Maurice."

Mit fahrigen Händen strich Patrick seinen Pullover glatt und wie von selbst umklammerte seine Hand das linke Handgelenk. „Ich – Manu, ich – Ich will dir doch nur helfen! Aber alleine kann ich das nicht! Deshalb sind wir hier. Ich – Hier wird man dir helfen können!" Die Worte kamen hastig und Patrick spie sie aus, als wollte er sie nicht länger im Mund behalten. Nachdem er sie losgeworden war, legte sich kurz Stille wie eine Decke auf den Raum. Manuel starrte ihn direkt an, beinahe als würde er ihn herausfordern. Seine Stimme war nun doch frostiger als beabsichtigt, als er wieder zum Sprechen anhob. „Mir helfen? Ich brauche keine Hilfe, Patrick!"

Patrick zuckte zurück, als hätte Manuel ihn ins Gesicht geschlagen. Auch für ihn selbst schmeckte der Name ungewohnt auf der Zunge. Er konnte sich nicht erinnern, wann er ihn das letzte Mal bei seinem Namen genannt hatte. Immer war es Paddy gewesen oder Palle, selbst im Streit.

„Bitte, Manu." Der Ältere schien sich nun aus der Defensive zu wagen, als hätte die Nutzung seines Namens einen schlafenden Drachen geweckt. „Wir wissen beide, dass du Hilfe brauchst. Ach, was sag ich! Jeder der dich trifft weiß es. Sogar Taddl, den du seit drei Jahren nicht mehr gesehen hast! Du bist krank, verdammt!"

Nun war es Manuel der zuckte. Krank. Etwas verschob sich in seiner Brust mit einem hässlichen, lauten Knacken, dass stumm verhallte. Auch bei Patrick schienen seine eigenen Worte angekommen zu sein. „Oh Gott. Ich hab das nicht so gemeint, Manu! Ich schwöre es. Es ist mir rausgerutscht, bitte!"

„Ich würde jetzt gerne gehen." Manuel unterbrach ihn. Seine Faust hatte sich gelöst. Er war ganz ruhig, als das Knacken in seiner Brust auch die letzte Verbindung zu Patrick getrennt. Die Worte bedeuteten ihm nichts und auch der verzweifelte Blick des Mannes vor ihm war bedeutungslos. „Ich würde jetzt gerne gehen.", wiederholte Manuel und sah Maurice auffordernd an. Dieser seufzte tief und nickte schließlich. „Ich denke, dass wäre jetzt angemessen." Er klang anders. Enttäuscht war nicht das richtige Wort. Es war etwas tieferes als Enttäuschung. Manuel bemerkte, dass es ihm Leid tat, Maurice enttäuscht zu haben. Der Blonde war irgendwann sein Freund geworden, ohne dass er es bemerkt hatte. Die Tür öffnete sich und eine Pflegerin trat ins Zimmer. Sie nickte Maurice zu.

„Nein." Patrick klang wie ein getretener Hund, winselnd und klagend. „Bitte, geh nicht. Ich mache alles, was du willst, bitte, Manu!" Maurice trat zu ihm und der Brünette sackte gegen seine Brust, als hätten alle Knochen seinen Körper verlassen. Der Arzt legte die Arme um ihn und Manuel verwechselte die Eifersucht und den Kummer mit dem Zorn, den er so gern Patrick gegenüber verspüren würde. Noch auf dem Flur zu seinem Zimmer hörte er das gebrochene Schluchzen.

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Manuel saß auf dem hellgrauen Teppich in seinem Zimmer. Zombey hatte den Zylinder und das Jackett abgelegt. Sein Kopf lag in dem Schoß des Sitzenden und die Haare lagen aus dem Zopf gelöst auf Manuels Schenkeln. Seine Lippen waren von dem üblichen, mysteriösen Lächeln geziert und er summte leise vor sich hin. Zärtlich sah Manuel ihn an und fuhr auf seinem Handgelenk die Konturen der blauen Feder nach, die der Zwilling der Markierung an Zombeys Handgelenk war.

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Patrick stand an der Tür und blickte durch das winzige Fenster ins Zimmer. Während ihm stumme Tränen übers Gesicht liefen, saß Manuel auf dem hellgrauen Teppich, redete mit der Luft und zeichnete nicht vorhandene Linien auf seinem Handgelenk nach, um das sich das blaues Band schlang.

Cheers!

Ich bin Skotophobia und ich hoffe irgendjemand hat diesen OS, der leider etwas in der Länger eskaliert ist, verstanden. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er wirrer geworden ist, als geplant. Also bei Fragen und Spekulationen habe ich zwei offene Ohren.

Auf meinem Profil findet ihr nur Werke, die mindestens ein Jahr alt und mir ehrlich gesagt peinlich sind. Irgendwie komme ich nicht mehr häufig zum Schreiben und wenn doch, dann probiere ich mich gerne an Formulierungen. Falls in nächster Zeit also irgendwelche Projekte folgen, dann wahrscheinlich OS, in denen ich meinen Stil ein bisschen ausprobiere. Vielleicht wird aus diesem Geschreibsel hier auch eine Kurzgeschichte. Ideen dafür hätte ich, aber ob ich die Motivation finde? Wer weiß.

Neben YouTube mag ich Harry Potter (natürlich), Game of Thrones, Skam, AnnenMayKantereit und vieles mehr.

Written by Skotophobia

Tiz: "Ich bin... baff... und jetzt so unendlich traurig..."

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