Real Life ist böse #BergSelfie
Thema: Fitnesscenter
Shipping: #Bergselfie (Bergi x Selbstgespräch)
Real Life ist böse
„Boah...ist das euer Ernst? Können wir nicht irgendwas anderes machen? Ins Kino gehen oder so?", beschwerte ich mich, als mir meine Freunde den Plan für heute Abend unterbreiteten.
„Jetzt hab dich nicht so. Bisschen Training tut dir gut! Schau dich doch mal an, du Lauch!" Amüsiert klopfte mein Kumpel Daniel mir auch die Schulter. Genervt wich ich ihm aus.
„Komm schon, Michi, das wird witzig. Und du kannst nicht immer nur in deinem Zimmer hocken und nix machen. Diesmal kommst du mit!", versuchte Christian sein Glück. Ich brummte nur. Am liebsten würde ich mich ja drücken, aber das konnte ich nicht bringen. Nicht schon wieder.
„Einmal Fitness Studio wird dich schon nicht umbringen", grinste Daniel und legte mir seinen Arm um die Schultern.
„Ja, ja. Meinetwegen...", gab ich nach. Irgendwie hatten sie ja auch recht. Vielleicht wäre es wirklich gut, wenn ich mal rauskommen und meine Kontakte im sogenannten „Real Life" pflegen würde.
Aber nur vielleicht.
Also stand ich knapp zwei Stunden später in meinem Zimmer und suchte meine Sachen zusammen. Gestaltete sich als etwas schwer, da meine Mutter anscheinend in meinem Zimmer gewesen war. Nichts gegen meine Mutter, aber sie war einfach nur unendlich schusselig. Ständig verlegte sie Dinge, schmiss Sachen runter oder stolperte. Das war auch der Grund, warum der Rest des Hauses oft aussah, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Wenn mein Vater nicht wäre, würden wir vermutlich in einem kniehohen Gemisch aus den verschiedensten Dingen leben. Aber irgendwie fand ich mein Zeug dann doch...auch wenn es dauerte.
Wenig später klingelte es und das Abenteuer meines Lebens ging los.
Der Besuch im Fitness Studio.
So aufregend, so anders und genau das, was ich mir mein Leben lang gewünscht hatte.
Nicht.
Das Fitness Studio meiner Freunde war in einem kleinen roten Haus untergebracht, das aussah, als ob gerade mal zehn Leute darin Platz hätten. Wie man darin mehrere Laufbänder, Fahrraddinger und sonstigen Kram unterbringen sollte, war mir schleierhaft.
Aber ich sagte nichts. Ich war hier, um mit meinen Freunden was zu machen, nicht, um mich ständig zu beschweren. So schlecht konnte das ja nicht sein. Immer positiv denken!
Mein Blick fiel durch das Fenster und ich erhaschte einen Ausschnitt auf den Einlass. Oh, scheiße. Ich blieb stehen. Konnte ich da wirklich rein?
„Michi, kommst du?", fragte Daniel und drehte sich nach mir um.
Ich schloss kurz die Augen und brachte meinen inneren Verteidigungsmechanismus in Gang. Hatte ich schon lange nicht mehr gemacht, aber anders würde ich die kommende Situation nicht überstehen.
„Ja, gehen wir." Augen zu und durch!
Langsam folgte ich den anderen beiden und verfestigte mit jedem Atemzug meinen inneren Schild. Schicht für Schicht fügte ich hinzu, bis er schließlich fertig war, um mich in jeder Situation zu verteidigen. Ich war gewappnet, für was auch immer jetzt kommen würde. Hoffentlich.
Wir traten ein.
„Hey, Tim", begrüßte Christian den Typen am Einlass.
„Hey und willkommen, ich bin Tim und ich begrüße euch zu einem neuen Tag in Bergfit, dem Fitness Studio ihres Vertrauens", ratterte er herunter und musterte uns grinsend.
Bis sein Blick auf mich fiel.
Sein Lachen verrutschte und sein Gesicht wurde innerhalb einer Sekunde vollkommen ausdruckslos. Er sah mich einfach nur an.
Und ich sah ebenso ausdruckslos zurück.
Um die Situation noch merkwürdiger zu machen standen meine Freunde direkt daneben und schauten verwirrt zwischen uns hin und her. Nicht gut. Wenn das noch länger so weiter ging, würde es nachher Fragen geben...aber die würde es vermutlich so oder so geben. Und was konnte ich machen? Mein Kopf war wie leergefegt!
Klar, was ich getan hatte, war vielleicht nicht optimal gewesen...okay, es war scheiße von mir gewesen...aber es war die einzige Möglichkeit, wie ich damit umgehen konnte.
„Ähm...", räusperte ich mich und versuchte, irgendwie aus dieser Situation raus zu kommen. Und dafür erstmal seltsame Laute von sich geben. Gut gemacht, Michael!
Verwirrt wandte Tim seinen Blick von mir ab und auf den Bildschirm vor ihm.
„Bist du das erste Mal hier?", fragte Tim nach einer kleinen Pause und bemühte sich sichtlich, wieder in seine Rolle als Fitness-Studio-Eingangs-Mensch zu kommen.
„Ja. Ich war noch nie in einem Fitness Studio. Muss ich irgendwas besonderes machen?"
„Nein, nicht wirklich. Daniel und Christian kennen sich aus, die werden dir das schon zeigen. Die ersten Male kannst du umsonst rein und dich ein bisschen umschauen. Falls du öfter kommst haben wir eine Zehnmalkarte..."
„Danke, ich bin nur dieses eine Mal dabei", unterbrach ich ihn, bevor er das ganze Angebot des Studios runterattern konnte.
„Na dann wünsche ich viel Spaß!" Er setzte sein bestes Fakelächeln auf – was nicht besonders gut war – und wir betraten das Studio.
„Was war das denn gerade?", hakte Daniel sofort nach.
„Was soll gewesen sein?" Innerlich flehte ich, dass er es bei der Frage belassen und mich nicht damit nerven würde. Denn diese Geschichte würde ich den beiden ganz bestimmt nicht erzählen!
„Was soll was gewesen sein?", mischte sich plötzlich eine weitere, etwas zu bekannte Stimme ein. Oh, scheiße. Jetzt konnte ich die Sache mit dem Nichts erzählen vergessen.
„Hey, Fiona", begrüßte Christian den Neuankömmling. Wenig später stand sie auch schon vor uns, Fiona, ein Mädchen aus unserer Klasse und das neugierigste Mädchen, dass mir je über den Weg gelaufen war. Jetzt konnte ich vergessen, die Geschichte für mich zu behalten. Verdammt.
„Hallo Fiona", begrüßte ich sie murrend. Ich konnte jetzt schon erahnen, was kommen würde.
„Also. Was ist los?", erkundigte Fiona sich und warf ihre Haare nach hinten.
„Tim und Michi hier hatten gerade einen Starrwettbewerb", berichtete Daniel grinsend.
Fiona pfiff anerkennend.
„Schwimmst du jetzt ans andere Ufer? Also für den würde ich das auch machen, wenn ich ein Junge wäre. Der ist richtig heiß!", kommentierte sie und klopfte mir auf die Schulter.
Ich sagte nichts und duckte mich unter ihrem Arm hindurch.
„Ich nehm das jetzt mal als ein ja"
„Fiona! Die beiden haben sich nur angeschaut!", versuchte Christian mich zu verteidigen.
„Das ist der erste Schritt", meinte die nur motiviert, „Ihr könnt euch sicher sein, aus den beiden wird was!"
Ich seufzte nur. Dieses Mädchen war wirklich nervig.
„Seht ihr? Er ist in Gedanken immernoch bei Tim."
„Ich bin in Gedanken dabei, dir die Fresse einzuschlagen", meinte ich freundlich.
„Oh, das ist aber nett. Wirst schon sehen, ich verkuppel euch beide!"
Ich schnaubte. Wenn die wüsste, was ich gemacht hätte, wäre sie...nicht glücklich. Aber sollte die mal ihre Wunschträume behalten.
Fiona musterte mich eingehend, als ich nichts erwiderte und wurde plötzlich vollkommen ernst. Diese Stimmungsschwankungen...gruselig.
„Okay. Was war zwischen euch? Da ist irgendwas vorgefallen."
Sag ich doch. Gruselig.
„Das geht dich nichts an."
„Wenn ich euch verkuppeln will, geht das mich natürlich was an. Außerdem wollen Christian und Daniel auch sicher wissen, was passiert ist. Stimmts, ihr beiden?"
„Lass mich aus dem Spiel! Wenn er das nicht erzählen will, ist es seine Sache, oder?", protestierte Christian und hob abwehrend die Hände. Fiona warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Also. Erzähl", forderte Fiona erneut und verschränkte abwartend die Arme.
„Kannst du vergessen."
„Gut...dann frage ich eben Tim. Der erzählt mir sicher, was los war", entschloss Fiona und drehte sich um.
Scheiße. Der würde ihr vermutlich sogar wirklich erzählen, was ich gemacht hatte.
„Okay, okay", lenkte ich ein, „Aber du kriegst die Kurzfassung."
„Ist nicht drin. Die ganze Geschichte. Nachher im Café", entschied Fiona und verschwand genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht war.
Ich fasste mir an den Kopf. Jetzt saß ich wirklich in der Scheiße.
Die Zeit im Fitness Studio ging für meinen Geschmack etwas zu schnell vorbei. Und damit rückte der Zeitpunkt, wo Fiona mich wieder mit Fragen löchern würde, immer näher.
Und dann war es soweit. Die Zeit flog und schon saßen wir zu viert in einem Café, jeder eine Tasse Kaffe vor sich.
„So, Bühne frei für Michi."
„Ähm...Also...ich war ja beim roten Kreuz in der Jugendgruppe. Und er halt auch", begann ich zögernd.
„Kommt schon, muss das wirklich sein?", versucht ich, mich zu drücken.
„Weiter", drängte Fiona, ohne auf meine Frage einzugehen
Ich schloss die Augen und begann zu erzählen. Widerstand war anscheinend zwecklos. Lieber schnell durch!
„Und...also...er war halt einer, der uns das Zeug beigebracht hat, das wir wissen mussten. Er war immer freundlich und nett und hat sich immer sehr um mich gekümmert. Die Leute vom roten Kreuz sind alle sehr nett, aber sie machen halt auch gerne Mal Witze und ziehen über einen her. Natürlich ist das nicht böse gemeint und eigentlich waren wir alle eine große Familie. Die Gruppendynamik ist gut und jeder kommt mit jedem klar. Und mit Tim kam ich halt noch besser klar. Er war anfangs wie ein großer Bruder für mich aber irgendwie...hab ich mich halt irgendwie in ihn verguckt. War das ein Satz?" Ich stoppte. Boah, war das unangenehm!
„Ja, ja. Also. Weiter! Die ganze Geschichte!", verlangte Fiona ungeduldig.
Ich stöhnte gequält.
„Reicht das nicht?"
„Nein, jetzt wirds doch gerade erst spannend! Nicht, Jungs?"
Zu meinem Leidwesen nickten die anderen beiden.
Ich seufzte.
„Er hat mich eines Tages angemacht. Also nicht irgendwie blöd, aber er hat angefangen, mit mir zu flirten. Und ich bin drauf eingegangen. Das ganze wurde immer merkwürdiger. Also wirklich merkwürdig. Zumindest für mich. Außerdem haben die anderen vom roten Kreuz angefangen, uns aufzuziehen. Tim war das anscheinend egal, aber mir nicht. Ich kann mit sowas nicht umgehen. Erstmal hab ich noch weitergemacht wie vorher, Tim und ich sind sogar einmal so halb ausgegangen...aber irgendwann wurde es mir dann zu viel. Tim meinte das alles anscheinend ernst und ich...na ja, ich halt nicht. Nicht so wirklich. Ich hatte mich nur verguckt und ich hab relativ schnell gemerkt, dass es nicht mehr ist. Außerdem hat mein Kopf das nach einer Weile nicht mehr alles sortieren können. Alles war einfach nur durcheinander und verwirrend. Und die Kommentare von den anderen gingen mir wirklich unter die Haut. Klar, ihr sagt jetzt, scheiß drauf...aber ich kann das nicht. Das ganze hat mich fertig gemacht, es war mir peinlich und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Also hab ich etwas gemacht, was jetzt vermutlich ziemlich egoistisch war, aber ich...ich konnte das nicht."
„Was hast du gemacht?", fragte Fiona neugierig.
„Ich...ich hab den Kontakt abgebrochen. Also wirklich ganz. Ich bin aus dem roten Kreuz raus, hab nicht mehr auf seine Nachrichten geantwortet und ihn einfach vollkommen ignoriert. Er hatte keine Ahnung, was abging, aber es wurde mir einfach zu ernst und die ganzen Kommentare waren mir unangenehm. Ich hatte mich verguckt, nichts weiter. Und dieser ganze Umstand war es mir nicht wert. Also...ja...also hab ich halt gemacht, was ich gemacht hab", schloss ich und musterte meine Hände. Die Tatsache, dass er elf Jahre älter als ich war, hatte ich jetzt mal außen vor gelassen...auch wenn das unter anderem auch zu meinem Entschluss geführt hatte.
Ich sah auf, als niemand von den anderen was sagte. Der vorwurfsvolle Blick von Fiona schlug mir entgegen und durchbohrte mich förmlich. Die von Christian und Daniel waren nicht recht viel besser.
„Ich weiß, dass es nicht richtig war! Aber ich werde jetzt nichts mehr ändern. Das alles ist vier Monate her, so langsam wird er ja wohl drüber hinweg sein, oder?", fuhr ich schnell fort, als niemand ansetzte, etwas zu sagen.
„Das war wirklich eine miese Nummer", meinte Fiona trocken, „Einfach so? Ohne ein Wort? Von einem Tag auf den anderen?"
Ich nickte nur und schrumpfte etwas unter ihren vernichtenden Blicken.
„Die unterste Schublade. Das kannst du doch nicht bringen. Willst du dich nicht wenigstens entschuldigen?", fuhr sie fort.
Ich zuckte bei ihren Worten zusammen. Es war, als ob sie ein Messer in mich rammen und es langsam drehen würde. Klar, ich hatte einen Fehler gemacht, aber niemals würde ich hingehen und wieder alleine mit ihm sprechen. Das konnte ich einfach nicht! Nicht nach dem, was ich da abgezogen hatte. Natürlich wäre es der richtige Weg, das war mir bewusst, aber...nein. Einfach nur nein. Das war weit über meinen Fähigkeiten als Mensch. Nicht einmal Fiona würde mich dazu bringen. Außerdem, was ging es sie an? Sie hatte kein Recht, auf mir rumzuhacken, weil ich einen Fehler gemacht hatte. Ich machte mich ja schon genug selbst fertig, die sollte sich mal um ihre eigenen Probleme kümmern!
„Kannst du vergessen. Das wird jetzt auch nichts mehr ändern. Du weißt jetzt die verfluchte Geschichte also lass mich in Ruhe", fauchte ich wütend und stand auf.
„Passt so", zischte ich und knallte ein paar Münzen auf den Tisch.
Dann verließ ich das Café und schob mir im Hinausgehen meine Ohrstöpsel in die Ohren und drehte voll auf. Die Hände in den Hosentaschen vergraben ging ich die Straße hinunter.
Und in den Klängen von Black Sabbath verschwanden die düsteren Erinnerungen.
Die konnten mich alle mal!
Written by Deuterium
Hallo Menschen!
Ich bin Deuterium und seit knapp drei Jahren hier auf Wattpad. Allerdings werdet ihr hier auf meinem Profil nicht sonderlich viel finden, mein Zeug lade ich eher woanders hoch. Also falls ihr was von mir lesen wollt, mein FanFiktionaccount ist in meiner Profilbeschreibung verlinkt. Da findet ihr Sachen von YouTube, über Naruto, über Warrior Cats bis hin zu irgendwelchen anderen Zeug.
Ansonsten über mich...ich bin eine Person, die nie mit ihren Formulierungen zufrieden ist, weil die Situation in ihrem Kopf irgendwie viel cooler war. Außerdem habe ich anscheinend eine Vorliebe für schlechte Enden und Langatmigkeit.
Ach, mein Deutsch wird so langsam schlecht, also übernimmt meine Versicherung Kirschpfote Kosten für jegliche Rechtschreib- und Formulierungsfehler, die jetzt noch vorhanden sind.
Tiz: "Wirklich genial geschrieben, man fühlt sich als würde man mitten Drin sitzen! :o"
Hochachtungsvoll
-Notizbuch-
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