17.04.1889

In eine halben Ohnmacht gefallen nehme ich wahr, wie mich jemand die Kellertreppe wieder hochträgt. Wahrscheinlich kann ich das, weil ich unabsichtlich die Blutung gestoppt habe. Aber trotzdem zwinge ich mich, nochmal die Augen zu schließen. Ich vertraue demjenigen.
Ich wache in Marcos Armen auf. 'Geht es dir gut?', fragt er besorgt. 'Ja.', keuche ich . Meine Stimme hört sich krächzend an, meine Kehle ist staubtrocken. Marco beschleunigt seinen Schritt.
'Alles ist gut', versucht er mich zu beruhigen. Doch mich beschleicht ein komisches Gefühl. Ein schlechtes.
Marco trägt mich durch Gänge und Türen. Irgendwann bleibt er stehen und legt mich vorsichtig auf ein Bett.
Lieber wäre mir ein Sarg, aber ich traue mich nicht, das zu sagen.
'Asula... Was im Keller passiert ist... Du bist ein Mensch, oder?' Marco wendet sich mir flehentlich zu. Er will, dass es nicht wahr ist. Er will, das ich normal bin. Doch das bin ich nicht.
'Nein.', antworte ich mit zitternder Stimme. Marco setzt sich neben mich, in die Position, die er war, als wir uns das erste Mal getroffen haben. Schweigend erinnere ich mich wieder an früher.
Mit Tränen in den Augen schluchzt er: 'Wirst du... Mich töten?' Ich erstarre. 'Niemals. Das könnte ich nicht.', beschwichtige ich.
Marco wischt mir meine schweiß nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und erblickt meine Augen. Ich kann fühlen, wie sich sein Herzschlag beschleunigt. Er alles in Frage stellt. Und verzweifelt mit seinen Gefühlen kämpft.
'Kann ich dir Vertrauen?' Ich schlucke, nachdem Marco sich von mir wegdreht und das gesagt hat. 'Ja. Immer.', bejahe ich es und er kommt näher zu mir.
'Ich würde dir immer glauben.', beruhigt Marco mich lächelnd. Und küsst mich auf die Wange.
Das wunderbare kribbeln taucht wieder auf und ich schließe die Augen, um es zu genießen. Marco nimmt mich so an wie ich bin. Und dadurch ist die Welt schon tausendmal besser als zuvor...
Als ich die Augen wieder öffne, wird Marco zu Boden gerissen. Er schreit hilflos, bevor ich keinen Laut mehr von ihm wahrnehme.
Ein Puma springt vor mich auf das Bett. Obwohl die Wunde noch nicht ganz geheilt ist, stehe ich wackelig auf und starre das Raubtier an.
An der Tür lehnt ein junger Mann. Ehergesagt George. Der, der mir geholfen hatte, zum Ball zu kommen.
'So schnell sehen wir uns wieder?', kichert er amüsiert. Hinter ihm sehe ich den einen aus dem Nosferas Clan, der dem Rat angehört.
'Du gehörst... Dazu?' Ich kann es nicht glauben. George, Sir Leag, gehört dem Rat an. Schon die ganze Zeit.
'Wir wissen zwar nicht, wo dein Vater ist, aber...', fängt George grinsend an, 'Wir haben Spione. Überall.', fährt der Nosferas fort.
'Die Krähe...', beginne ich langsam an zu verstehen, 'War ein Spion. Er hat dich seit deiner Einsperrung beobachtet. Und wusste dann auch, dass du versuchen würdest, nach Dublin zu kommen. Dank George, der zufälligerweise in Dublin war, konnten wir alles heraus finden.', beendet der Nosferas. Ich würde vielleicht verlieren...

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