15.04.1889
Ich wache auf. Ich sitze in einem nassen Gang. Lebte ich noch?
Irgendwo tropft Wasser. Ich höre das gleichmäßige auftreffen der Tropfen. Ich muss leben. Sonst würde ich nichts mehr spüren, sehen und hören.
Vorsichtig stehe ich auf und gehe ein paar Schritte. Da hinten ist Licht. Aber woher? Hatte man mich schwer verletzt in diesem Gang liegen gelassen und es war schon wieder Tag geworden und ich bin nur unverletzt, weil ich mich, ohne dass ich es wusste, geheilt habe? Nach den Schritten stütze ich mich an der Wand ab.
Ich habe Muskelkater in den Beinen. Wenn man nach denkt, war das auch logisch. Ich bin durch ein Waldstück gehetzt worden. Mühsam setze ich meinen Weg fort. Bald würde ich sehen, was mich am Licht erwartet...
Ich sehe endlich das Ende des Ganges. Ich erwarte Menschen, die Sonne, wen auch immer-aber nicht DAS.
Vor mir thront ein viereckiger Sockel.
Ich komme näher. Es ist, als wäre ich hypnotisiert.
Und dann sehe ich es ganz genau: Alle Rubine in einem Kreis, ein leuchtender roter Kreis erscheint und bahnt sich den Weg nach oben. Wie ich es im Fläschchen gesehen habe.
Ich will hinein fassen, die Rubin berühren. Doch meine Mutter erscheint vor mir und stellt sich mir in den Weg. 'Nein, mein Kind. Du wirst sonst sterben.', warnt sie mich. 'Wie soll ich sterben? Durch nur einen Rubin?', spotte ich. 'Ja. Es würde das Gleichgewicht unterbrechen. Und es würde keine Wurzel Erbin mehr geben.', erklärt sie mir, doch ich höre nicht mehr zu.
'Komm. Du gehörst hierher. Nimm mich.', hypnotisiert mich eine fremde Stimme. 'Nein! Lass sie los!', widerspricht meine Mutter. Sie packt meine Schultern und schaut mir tief in die Augen.
Wie ein Zauber bricht sie die Verbindung ab und die fremde Stimme verstummt. Erst jetzt merke ich, dass ich sie noch nicht richtig betrachtet habe.
Meine Mutter hat Smaragd-grüne Augen, die sich knapp an der Pupille zu einem gelblichen Ton umfärben.
Ihre Wurzeln haben die gleiche Farbe wie ich und ihre dunkelbraunen, lockigen Haare reichen ihr ungefähr bis zur Brust. Die rundliche Form erinnert mich irgendwie ein Ben. Aber wie kann das sein? Könnte er...
Nein. Es gibt tausende Menschen, die die ähnliche Kopfform haben. Ich schüttele nochmal den Kopf, bevor meine Mutter meinen Arm schnappt und mich zurück in den Gang zieht.
'Bleib da.', befiehlt meine Mutter und tiefe Furchen bilden sich in ihrem Gesicht. Es lässt sie altern.
'Was ist los?', frage ich verwirrt nach. 'Du darfst hier nicht sein. Du darfst dich hier niemals blicken lassen. Es ist zu gefährlich. Dir darf nicht auch dasselbe passieren, was mir passiert ist. Wach auf mein Kind. Bleib für mich am Leben.'
Keuchend setze ich mich auf. 'Endlich bist du wach!', freut sich jemand...
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